Sein vierter Weg zu den Olympischen Spielen
Sein vierter Weg zu den Olympischen Spielen
- Datum:
- Ort:
- Düsseldorf
- Lesedauer:
- 4 MIN
Mit seinen 1,91 Meter ist Hauptfeldwebel Christopher Linke der größte Geher im Spitzensport. Ohne die Bundeswehr hätte er sich seinen Traum von Olympia nicht erfüllen können. 2024 fährt er mit dem größten deutschen Förderer des Hochleistungssports bereits zu seinen vierten Olympischen Spielen. Aber wie kommt ein ehemaliger Handballer zum Gehen?
Gehen klingt nach langsamem Spazieren durch die Natur. Das hat allerdings nichts mit dem Sport von Sportsoldat Christopher Linke zu tun. Er ist Leichtathlet im Team Deutschland und erreicht als Geher eine Geschwindigkeit von über 15 Stundenkilometern. So schnell fahren manche Menschen mit dem Fahrrad. Seine Bestzeit liegt bei 1:18:12 Stunden über die Distanz von 20 Kilometern. Damit ist er deutscher Rekordhalter.
Bereits seit 16 Jahren gehört er einer der Sportfördergruppen der Bundeswehr an, erst in Frankfurt/Oder und jetzt in Berlin. In Paris startet er zum vierten Mal mit seinem Arbeitgeber und Hauptsponsor: „Mittlerweile bin ich fast mein halbes Leben bei der Bundeswehr“, berichtet der geborene Potsdamer mit Jahrgang 1988. Ursprünglich hatte er gar nicht die Absicht, so lange Sportsoldat zu bleiben. Doch wie so oft im Leben kam es anders – denn ursprünglich war der Hauptfeldwebel Handballer.
Hobby zum Beruf gemacht
Sportlich war Christopher Linke schon immer. Seit seinem fünften Lebensjahr spielte er Handball in Werder und besuchte die Sportschule in Potsdam. Doch sein Ehrgeiz ließ ihn 2002 den Ballsport an den Nagel hängen: „Beim Handball hängt der Erfolg von der Mannschaft ab. Als Spätentwickler war ich mit 14 erst 1,60 Meter groß und orientierte mich deshalb zur Leichtathletik, weil ich bei Volksläufen im Ort immer wieder gewonnen habe. Eine Lehrerin erkannte mein Talent und schlug mir vor, mal die Leichtathletik auszuprobieren. Wenige Jahre später wechselte ich vom Laufen zum Gehen. Schon nach sechs Monaten war ich Deutscher Meister in meiner Altersklasse und danach Feuer und Flamme für diese Disziplin.“
„Bundeswehr ist ein treuer Partner“
Schon damals war es sein größter Traum, einmal zu Olympia zu können. Aber das ist für Leistungssportlerinnen und -sportler nicht einfach, da sie sich ausschließlich über Preisgelder und Sponsoren finanzieren müssen. Doch verletzt können sie keine Wettkämpfe gewinnen und sind nicht mehr so interessant für ihre Unterstützer. Deshalb ging Christopher Linke 2008 mit 19 Jahren zur Bundeswehr. Gemeinsam mit dem größten Förderer des Hochleistungssports in Deutschland wollte er sich seinen Traum von Olympia erfüllen. In diesem Jahr wird er zum vierten Mal wahr. Bereits 2012, 2016 und 2021 nahm er mit seinem Arbeitgeber an den Olympischen Spielen teil.
„Dank der Bundeswehr kann ich mich vollständig auf meinen Sport konzentrieren“, weiß der Geher seinen Sponsor zu schätzen. „Natürlich werden auch Sportsoldatinnen und -soldaten jedes Jahr überprüft, ob sie ihr Leistungsziel erreichen können. Trotzdem werden verletzte oder erkrankte Kameradinnen und Kameraden nicht sofort aussortiert. Wir nennen es liebevoll ‚Gnadenjahr‘. Bundeswehrsportlerinnen und -sportler haben die Möglichkeit, nachhaltig zu genesen und dann ohne Druck ihr Training wieder aufzunehmen. Das ist wirklich ein großes Privileg.“
Licht- und Schattenseiten des Leistungssports
Gehen ist eine Sportart, die nicht wetterabhängig und überall durchführbar ist. Dementsprechend viel Konkurrenz gibt es weltweit. Aber der Hauptfeldwebel ist optimal vorbereitet: „Als Athlet brauche ich ein klares Ziel, auf das ich hintrainieren kann. Während Corona gab es nur wenige Wettkämpfe. Doch ich konnte an meine Leistung vor COVID anknüpfen und hatte 2023 meine beste Saison mit zwei deutschen Rekorden.“
Nach 16 Profijahren möchte er in Paris noch einmal ganz vorne ankommen. Das erfordert viel Disziplin, alles wird dem Sport untergeordnet. „Für den Traum erfolgreich zu sein, opfern Spitzensportlerinnen und -sportler sehr viel, ohne eine Garantie auf Erfolg“, weiß der Sportsoldat zu berichten. Das bedeutet überspitzt gerade in den Anfangsjahren: Während die Peer Group feiert, Fast Food isst und ausschläft, müssen Spitzensportlerinnen und -sportler pünktlich und fit auf dem Sportplatz stehen. Einen Lebensabschnitt später ist die Gründung einer Familie oftmals schwierig oder markiert das Karriereende.
So erlebte es Christopher Linke bei vielen Mitstreitenden. Denn die viele Abwesenheit durch Trainingslager und Wettkampvorbereitungen erschweren das Leben mit Kindern erheblich. Die unmittelbare Olympia-Vorbereitung startete bereits im November 2023. Bis zu seinen Start in Paris im August ist der Hauptfeldwebel also 39 Wochen – das sind 260 Tage – nicht zu Hause gewesen. Zum Glück lebt er seit acht Jahren in einer Partnerschaft, die seinen Sport mitträgt. Auch wenn seine Freundin ihn rund die Hälfte der Zeit nur digital begleiten konnte, hält sie ihm den Rücken frei. Für diesen sicheren Halt ist Christopher Linke dankbar, denn Familie und Freunde sind die unerlässliche mentale Motivation. Darauf gründen sich seine Erfolge.