Die Innere Führung – das Wertegerüst der Bundeswehr
Die Innere Führung ist die „Unternehmensphilosophie“ der Bundeswehr. Der Begriff Innere Führung ist zugleich sehr facettenreich.
Was bedeutet Innere Führung
Die Grundsätze der Inneren Führung bilden die Basis für den militärischen Dienst in der Bundeswehr. Die Innere Führung gibt den Soldatinnen und Soldaten den moralischen Halt, um den besonderen Anforderungen, die ihr Beruf an sie stellt, gerecht zu werden. Sie ist das Wertegerüst der Bundeswehr.
Die Innere Führung verortet die Soldatinnen und Soldaten in der Mitte unserer Gesellschaft. Auch für sie gelten die im Grundgesetz verbürgten Rechte. Doch als Staatsbürger in Uniform sind sie den Werten und Normen des Grundgesetzes besonders verpflichtet.
Blinder Gehorsam widerspricht der Inneren Führung
Gemäß den Grundsätzen der Inneren Führung sind die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr gefordert, selbst zu denken und nicht blind zu gehorchen. Die Ausführung verbrecherischer Befehle müssen Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr verweigern. Umgekehrt sind Vorgesetzte verpflichtet, nur rechtmäßige Befehle zu erteilen.
Unveränderbar und dynamisch zugleich
Der Kern der Inneren Führung mit ihrem Leitbild des mündigen Staatsbürgers in Uniform ist unveränderbar. Sie wird aber angesichts einer sich rasant verändernden Welt stets weiterentwickelt. So etwa mit dem aktuellen Traditionserlass „Die Tradition der Bundeswehr. Richtlinien zum Traditionsverständnis und zur Traditionspflege“ aus dem Jahre 2018.
Das Parlament kontrolliert die Streitkräfte
In der Bundeswehr gilt gemäß der Inneren Führung das sogenannte „Primat der Politik“. Die Bundeswehr ist fest in unserer Demokratie verankert. Und sie ist eine Parlamentsarmee: Der Deutsche Bundestag übt eine wichtige Kontrollfunktion über unsere Streitkräfte aus. So werden beispielsweise bewaffnete Einsätze im Deutschen Bundestag beschlossen und von ihm mandatiert.
Die Wehrbeauftragten haben eine wichtige Funktion
Im Kontext der Inneren Führung ist das Amt der oder des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages besonders hervorzuheben. Sie oder er hat eine bedeutende Funktion bei der Wahrung der Prinzipien der Inneren Führung in der Bundeswehr. Alle in der Truppe können sich direkt mit Eingaben an die Wehrbeauftragten wenden. Sie wachen darüber, dass im Truppenalltag, aber auch im Einsatz die Menschenwürde und die Grundrechte der Soldatinnen und Soldaten geachtet werden.
Ein Beirat berät den MInister
Weiter ist der Beirat für Fragen der Inneren Führung ein wichtiges Element im Kontext der Inneren Führung. Der Beirat ist ein unabhängiges, persönliches Beratungsorgan, das den Verteidigungsminister in Fragen der Inneren Führung berät. Das geschieht durch gutachterliche Stellungnahmen und Empfehlungen.
Die Wehrmacht bildet keine Tradition
Die Grundidee der Inneren Führung ist nur zu verstehen, wenn ihre Entstehungsgeschichte reflektiert wird. Nur zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gegründet, musste die Bundeswehr eine ganz andere Armee sein als alle ihre Vorläufer. Die Reichswehr der Weimarer Republik beispielsweise postulierte das Ideal des unpolitischen Soldaten. Und die Wehrmacht war im Zweiten Weltkrieg in die Verbrechen des NSNationalsozialismus-Regimes verstrickt. Sie kann daher keine Tradition für die Bundeswehr begründen. Traditionsstiftend ist dagegen der deutsche Widerstand gegen die NSNationalsozialismus-Herrschaft – dem sich auch Soldaten der Wehrmacht wie Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg anschlossen.