Celina und Moritz suchen die Herausforderung
Celina und Moritz suchen die Herausforderung
- Ort:
- Delmenhorst
Celina Müller und Moritz Böcker haben sich für den Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz entschieden. Sie beide sind im Logistikbataillon 161 in Delmenhorst und berichten aus ihrer Grundausbildung.
Celina Müller ist 19 Jahre alt und in Köln geboren. Nach der Schule hat sie eine Möglichkeit gesucht, wie sie etwas Sinnvolles für ihr Heimatland tun kann. „Mir ist meine Familie unheimlich wichtig, ich helfe meinem Großvater beim Renovieren seines alten Hauses, unterstütze meine Oma bei der Arbeit auf ihrem Bauernhof. Wenn ich an der frischen Luft arbeiten und ich mich körperlich richtig auspowern kann, fühle ich mich rundum wohl. Für mich ist der Heimatschutz also perfekt.” erklärt die 19-Jährige.
Der 18-Jährige Moritz Böcker ist genau wie Celina Möller Freiwillig Wehrdienstleistender im Heimatschutz. Nach dem Abi wollte er ursprünglich mit einem Freund durch die USA reisen, was wegen Corona jedoch nicht klappte. Bevor er sein Jura-Studium beginnt, wollte Böcker sich eine Abwechslung zum Lernen am Schreibtisch schaffen. „Eine militärische Ausbildung finde ich reizvoll – Pünktlichkeit, Ordnung und Disziplin sind Tugenden, die im Heimatschutz wichtig sind.“, beschreibt Böcker.
Lernen im Homeoffice
„Für uns war es ein kleiner Schock, als wir erfahren haben, dass wir wegen zwei Coronafällen in unserem Zug zwei Wochen nicht in die Kaserne dürfen und von zuhause aus lernen sollen. Wir hatten Angst, dass wir dadurch irgendwie in Verzug geraten, doch unsere Ausbilder haben superschnell reagiert. Für die ersten Tage haben wir Lernunterlagen und Videos bekommen, mit den Ausbildern konnten wir jederzeit telefonieren. Thematisch ging es um die theoretischen Grundlagen von San-Ausbildung, Schießen, Formaldienst. Unsere Fortschritte wurden in Tests abgeprüft. In der zweiten Woche ging es dann ins Homeschooling, mit Videos zum Gefechtsdienst, dem Lernen von Sicht- und Verbindungszeichen – und natürlich immer neuen Tests. Toll, dass die Bundeswehr sich so schnell auf die veränderte Lage eingestellt hat. Aber jetzt sind wir froh, dass wir zurück in die Kaserne dürfen und die Kameraden und Kameradinnen wiedersehen.“
Einsatzrealität wird greifbar
„Die Ausbildung zum Einsatzersthelfer ist total spannend und macht richtig Spaß. Mit der Erste-Hilfe-Ausbildung in der Fahrschule ist das überhaupt nicht zu vergleichen. Wir lernen hier wirklich was fürs Leben, und wir werden in der Praxis sehr effektiv angeleitet. Aber ein bisschen erschreckend ist dieser Ausbildungsabschnitt schon. Plötzlich werden wir damit konfrontiert, dass das hier alles kein Spiel ist und wir tatsächlich darauf vorbereitet sein müssen, im Ernstfall Kameradinnen und Kameraden zu retten. Das stimmt nachdenklich.“
Zum ersten Mal im Schießsimulator
„Diese Woche waren wir zum ersten Mal im Ausbildungsgerät Schießsimulator Handwaffen/Panzerabwehrwaffen, kurz: AGSHPAusbildungsgerät Schießsimulator Handwaffen/Panzerabwehrhandwaffen. Wir waren beide ziemlich aufgeregt vorher, haben dann aber recht unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Bei einem von uns hat sich die Nervosität anfangs im Trefferfeld gezeigt, bei dem anderen hat die Freude überwogen, etwas Neues ausprobieren zu können, was einem so im zivilen Leben kaum möglich ist. Am Ende haben wir beide großen Respekt vor dem Umgang mit der Waffe. Sie gehört zum Handwerkszeug eines jeden Soldaten und jeder Soldatin. Aber wenn man sie in der Hand hält, wird einem die besondere Bedeutung dieses Berufes sehr bewusst.“
Grundausbildung: Wir haben es geschafft
Über 30 Grad, sengende Hitze und niemand von uns ist umgekippt! Unser Gelöbnis war für uns ein unvergessliches Erlebnis, dass zugleich einen wichtigen Abschnitt in unserer Ausbildung markiert. Jetzt sind wir in die Gemeinschaft der Soldatinnen und Soldaten aufgenommen. In den vergangenen Wochen haben wir viel gelernt, nach unserer Grundausbildung geht es für uns weiter mit der Spezialgrundausbildung in Delmenhorst. Was wir erlebt haben, wie unsere Ausbilder der Heimatschutz bewerten und wie es für uns weitergeht, seht Ihr in diesem Video.
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Auf in die Spezialgrundausbildung
„Vor zwei Wochen habe ich zusammen mit neuen Kameradinnen und Kameraden, die ihre Grundausbildung an anderen Standorten absolviert haben, mit der Spezialgrundausbildung begonnen. Ich fühle mich weiterhin jeden Tag bei den Geländeübungen körperlich gefordert und das ist mir persönlich auch wichtig. Sich dem Gelände anpassen, in der Gruppe ein Gebiet erkunden und sichern, mit Handzeichen kommunizieren will geübt sein. Das funktioniert natürlich nur, wenn wir alle den gleichen Zeichenvorrat haben.“
Die Panzerfaust flößt Respekt ein
Diese Woche steht für uns ganz im Zeichen der Schießausbildung. Die Intensität der Ausbildung hat im Vergleich zur Grundausbildung zugenommen. Ich gebe zu: Auf der Schießbahn bin ich etwas nervös. Das MG-Schießen klappt nicht gleich auf Anhieb und die Panzerfaust flößt mir Respekt ein. Aber die Ausbilder geben uns hilfreiche Anweisungen und wir haben ausreichend Zeit, alles zu üben und Routine zu bekommen. Das gefällt mir. Dadurch gewinnen wir Sicherheit und die Ergebnisse stimmen am Ende auch.
Checkpoint-Ausbildung: Die Abläufe müssen stimmen
Seit sechs Wochen läuft unsere Spezialgrundausbildung in Delmenhorst und ich gebe zu, momentan wäre ich lieber zusammen mit meiner Familie im Urlaub. Aber da muss ich jetzt durch. Zähne ein bisschen zusammenbeißen und auf das konzentrieren, was wir in dieser Woche lernen müssen. Wir müssen Personen und Fahrzeuge am Checkpoint kontrollieren. An sich nicht schwierig, aber hier kommt es auf die richtige Reihenfolge der einzelnen Arbeitsschritte an. Die muss man einfach mehrmals hintereinander einüben, damit sie richtig sitzen.
Ausbildung im Gelände: Theorie und Praxis gut verzahnt
„Wir haben auf dem Gelände eines früheren Munitionslagers übernachtet und sind hier auch gleich morgens in die Ausbildung zum Thema Kampfmittelbedrohung gestartet. Ich war überrascht, wie detailreich, spannend und abwechslungsreich der Theorieteil gestaltet war. Das hätte ich so niemals erwartet. Anschließend konnten wir unser Wissen sofort in der Praxis überprüfen: Wir sollten im Gelände versteckte Minen finden und bei der Meldung möglichst exakt beschreiben. Das war ein bisschen so wie bei einer Schnitzeljagd – jeder freut sich, wenn er als erster etwas findet und melden kann. Im Hinterkopf ist dabei natürlich immer der Gedanke an die realen Gefährdungen solcher Kampfmittel präsent.
Ende der Ausbildung: Auf den Punkt genau abliefern
„Am Ende unserer Spezialgrundausbildung in Delmenhorst stand ein militärischer Wettkampf auf dem Ausbildungsplan, der es in sich hatte. Über eine Zeit von 24 Stunden mussten wir ganz unterschiedliche Aufgaben lösen. Es ging um das Orientieren im Gelände, wir mussten bei eingeschränkter Sicht Handfeuerwaffen zerlegen und zusammensetzen, dann auf die Hindernisbahn – mehrfach. Anschließend mussten wir noch einen Nachtsicht-Parcours bewältigen. Zum Einsatz kam auch das Ausbildungsgerät „Duell Simulator AGDUS“. Es dient beim Schießen mit Manövermunition zur Simulation des Schusses und gegebenenfalls eines Treffers. Insgesamt unglaublich anstrengend, weil wir nicht zum Schlafen gekommen sind.“
„Aber es war toll, zum Abschluss der Ausbildung nochmal richtig gefordert zu werden, schließlich ist das für lange Zeit die letzte militärische Herausforderung. Im Rückblick muss ich sagen, dass die AGA (Grundausbildung) für mich die größere Herausforderung war. Körperlich anstrengend, geistig fordernd und ein starker Kontrast zum zivilen Leben. In der SGA (Spezialgrundausbildung) hatten wir dann schon mehr Freiheiten, den ersten Dienstgrad und sehr breite, in die Tiefe gehende Ausbildungsinhalte. Das war spannend und schön. Aber, das muss ich auch sagen, es gab Momente des Kasernenlebens, die ich mir nicht unbedingt zurückwünsche. Trotzdem: Das Militärische wird künftig fester Bestandteil meines Lebens sein.“
Endlich: Willkommen in der Heimatschutzkompanie
„Geschafft. Sieben Monate AGA (Grundausbildung) und SGA (Spezialgrundausbildung) in Delmenhorst liegen hinter mir. Jetzt beginnt die letzte Phase, die Einschleusung in die Heimatschutzkompanie Rheinland – in sehr angenehmem Rahmen. Wir sind während des Lehrgangs in Winterberg untergebracht, die Unterkünfte erinnern fast schon an ein Hotel. Aber die Tage sind lang, wir sitzen viele Stunden im Unterrichtsraum und lernen alles, was für unsere künftigen Aufgaben als Reservisten wichtig ist. Dabei vermisse ich die grünen Elemente sehr. Auf meine Zeit in der Heimatschutzkompanie freue ich mich und bin sicher, dass das Militärische künftig immer eine Rolle in meinem Leben spielen wird. Aber jetzt werde ich erst einmal einige Monate in einer großen Anwaltskanzlei arbeiten und im April mit dem Jura-Studium beginnen. Wieder ein neuer Lebensabschnitt.“