Territoriale Reserve

Heimatschutzregiment 5

Das Heimatschutzregiment 5 in Hessen ist eines von sechs Regimentern in Deutschland. Diese bestehen aus Reservistinnen und Reservisten der territorialen Reserve und unterstützen die aktive Truppe.

Zwei Soldaten bei einer Lagebesprechung

Heimatschutz in Hessen

Mit der Rückbesinnung auf die Landes- und Bündnisverteidigung ist auch der Heimatschutz wieder in den Fokus gerückt. Eine einsatzbereite Reserve ist dabei ein wichtiger Faktor in der Stärkung der Landes- und Bündnisverteidigung ebenso wie der gesamtgesellschaftlichen Resilienz. Denn mögliche hybride Angriffe gegen kritische Infrastruktur, aber auch Ereignisse wie die Flutkatastrophe im Ahrtal oder die Covid-19-Pandemie verdeutlichen, dass sich Deutschland auf Krisenlagen auch mit Hilfe von Reservistinnen und Reservisten angemessen vorbereiten muss.

Neue Führungsstruktur

Am 11. Oktober 2024 wurde das Heimatschutzregiment 5 in Wiesbaden in Dienst gestellt. Damit wird eine Führungsstruktur geschaffen, um in Deutschland Kräfte für militärische Aufgaben zum Schutz und zur Hilfeleistung besser führen zu können. Es soll circa 1.200 Dienstposten umfassen, aufgeteilt auf bis zu zehn Kompanien. Im Schwerpunkt besteht das neue Regiment aus Reservistendienst Leistenden und ist Teil der so genannten Territorialen Reserve.

Die Stabs-, Versorgungs- und Unterstützungskompanien werden im thüringischen Ohrdruf beheimatet sein. Dazu kommen die drei bereits bestehenden Heimatschutzkompanien Nordhessen, Mittelhessen und Südhessen. Die Ausbildungen der Reservistinnen und Reservisten erfolgen ganzjährig durch mobile Ausbildungsteams.

Eine Gruppe von getarnten Soldaten versammelt sich im Wald zu einer Besprechung

Regelmäßige Übungen, die überwiegend an Wochenenden stattfinden, stärken den Zusammenhalt

Bundeswehr / Jannik Zimmermann

Unterstützung der aktiven Truppe 

Dem Heimatschutz kommt in der Territorialen Reserve eine besondere Rolle zu. Zu den Aufgaben im Heimatschutz gehört der Schutz von Transporten- und Versorgungswegen, die für die Bundeswehr und die Streitkräfte verbündeter Nationen bei Verlegungen durch Europa, zum Beispiel an die NATONorth Atlantic Treaty Organization-Ostflanke, wichtig sind. So bewachen die Heimatschützerinnen und Heimatschützer beispielsweise die Rasträume der marschierenden Truppe. Auch der Schutz verteidigungswichtiger ziviler Infrastruktur zählt dazu, zum Beispiel Verladebahnhöfe, See- oder Flughäfen, Marschstraßen und Verkehrsknotenpunkte.

Brigadegeneral Bernd Stöckmann, Kommandeur Landeskommando Hessen
Amtshilfe im Inland, aber auch Sicherungsaufgaben in Krisen oder Spannungsfällen sind Aufgaben, die in und für Hessen zukünftig von den Reservistinnen und Reservisten im neuen Heimatschutzregiment geleistet werden.“

Zugleich können die Reservistendienstleistenden im Heimatschutz bei zivilen Katastrophenfällen als Unterstützungskräfte vor Ort eingesetzt werden. Ihre Einsätze bleiben dabei nicht auf ihre Heimatregion beschränkt, sondern können bundesweit sein.

Zur Ausbildung der Heimatschutzkräfte zählt der Gefechtsdienst aller Truppen, politische Bildung, die Sanitätsausbildung, eine Wach- und Sicherungsausbildung, die Waffen- und Schießausbildung, Sport und Military Fitness sowie die Ausbildung in der Katastrophenhilfe und in der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr.

Partnerschaft für die Reserve

Die Neuaufstellung in der Reserve hängt in entscheidendem Maße von der Akzeptanz und Bereitschaft bei Wirtschaft, Arbeitgebern und dem zivilen Umfeld von Reservistinnen und Reservisten ab. Denn damit interessierte Frauen und Männer überhaupt Reservistendienst in der Bundeswehr leisten können, muss die Arbeitgeberseite bereit sein, ihre Angestellten dafür freizustellen.

4 Soldaten sitzen auf einer Wiese

Auch Frauen und Männer ohne militärische Vorerfahrung können sich als Reservistendienstleistende im Heimatschutz engagieren. Sie werden über einen Zeitraum von zwei Jahren in Blöcken ausgebildet (Symbolfoto).

Bundeswehr / Sarah Schulze

Selbst aktiv werden im Heimatschutz

Für interessierte Reservistinnen und Reservisten der Bundeswehr, die derzeit nicht beordert sind, aber auch für Frauen und Männer ohne militärische Vorausbildung, die sich im Heimatschutz engagieren möchten, steht ab sofort das Callcenter unter der Telefonnummer 0611- 799 8111 für alle Fragen rund um das neue Heimatschutzregiment 5 zur Verfügung.

Fragen und Antworten

In Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen gibt es sie schon, in weiteren Bundesländern werden sie aufgestellt: die Heimatschutzregimenter der Bundeswehr. Bereits seit Frühjahr 2021 gibt es in den Streitkräften zudem den Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz „Dein Jahr für Deutschland“. Doch welche Aufgaben haben Heimatschützer überhaupt? Gehören alle Soldatinnen und Soldaten im Heimatschutz der Reserve an? Und wie wird man überhaupt Heimatschützer? Antworten auf diese und andere Fragen finden Sie hier:

Im Frieden unterstützen Heimatschutzkräfte die aktive Truppe zum Beispiel bei Wach- und Sicherungsaufgaben. Auch in der Amts- und Katastrophenhilfe beispielsweise bei Naturkatastrophen und schweren Unglücksfällen kommen sie zum Einsatz und helfen zivilen Behörden und Blaulichtorganisationen. Zudem übernehmen sie Aufgaben im so genannten Host Nation Support, bewachen beispielsweise Rastpunkte von Militärtransporten befreundeter Nationen durch Deutschland.

Im Spannungs- und Verteidigungsfall sichern und schützen die Heimatschutzkräfte neben militärischen Anlagen auch verteidigungswichtige kritische Infrastruktur. Dazu zählen beispielsweise Häfen, Güterumschlagplätze, Bahnanlagen und Brücken, aber auch digitale Netze und Energienetze können verteidigungsrelevant sein.

Heimatschutzkräfte kommen dabei nur innerhalb Deutschlands zum Einsatz. Sie nehmen nicht an Übungen, Einsätzen oder internationalen Bündnisverpflichtungen der Bundeswehr im Ausland teil.

Bis Ende 2026 stellt das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr insgesamt sechs Heimatschutzregimenter in Deutschland auf. Diese werden den Landeskommandos Bayern, Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen sowie Nordrhein-Westfalen unterstellt. Die Heimatschutzregimenter in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen sowie Mecklenburg-Vorpommern sind bereits aufgestellt oder befinden sich in der Aufstellungsphase.

Im nächsten Schritt folgt noch das Heimatschutzregiment Hessen und schließlich folgt voraussichtlich 2025 das sechste Regiment für Berlin. Abhängig vom Landeskommando, dem sie unterstellt sind, verfügt jedes Regiment verfügt dabei über vier bis zehn Kompanien. Dazu zählen eine Stabs- und Versorgungskompanie, eine Ausbildungskompanie sowie eine Unterstützungskräftekompanie, die auch besondere Fähigkeiten wie beispielsweise Drohnenpiloten oder Pioniere umfasst.

Neben den Heimatschutzregimentern sind zudem 42 Heimatschutzkompanien in ganz Deutschland geplant. Besteht ein Heimatschutzregiment in dem jeweiligen Bundesland, sind die Kompanien diesem unterstellt. In Bundesländern ohne Regiment führt sie das jeweilige Landeskommando direkt.

Die Heimatschutzregimenter und -kompanien sind ein großer Teil der Territorialen Reserve. Zusätzlich umfasst die Territoriale Reserve die Kreis- und Bezirksverbindungskommandos in den verschiedenen Regionen Deutschlands sowie die Verbindungskommandos zu den Nachbarstaaten der Bundesrepublik Deutschland. Deren Schwerpunkt liegt in der zivil-militärischen Zusammenarbeit mit Blaulichtorganisationen wie beispielsweise Polizei, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk beziehungsweise in der Zusammenarbeit mit den Streitkräften benachbarter Staaten.

Zudem sind die Verbindungskommandos auf der jeweiligen Ebene erste Ansprechpartner ziviler Behörden für die Amts- und Katastrophenhilfe beispielsweise beim Hochwasserschutz, in der Brandbekämpfung oder bei Schneekatastrophen. Auch in den Verbindungskommandos sind ausschließlich Reservedienstleistende im Einsatz.

Die Heimatschutzregimenter setzen sich aus Reservistendienstleistenden zusammen. Insgesamt sind dafür rund 6.000 Dienstposten ausgeplant. Auch der Kommandeur oder die Kommandeurin ist ein Oberst der Reserve. Sie werden von 20 bis 30 Zeit- oder Berufssoldatinnen oder -soldaten pro Regiment unterstützt.

Eine Sonderstellung nehmen die jährlich bis zu 1.000 Freiwillig Wehrdienstleistenden im Heimatschutz ein. Ihre Grundausbildung und Spezialgrundausbildung unterscheiden sich in den ersten sieben Monaten nicht von der, die auch andere aktive Soldatinnen und Soldaten am Anfang durchlaufen. Danach üben sie wie alle anderen Reservistendienstleistenden auf freiwilliger Basis und je nach privater und beruflicher Abkömmlichkeit.

Heimatschutzkräfte, die im freiwilligen Wehrdienst „Dein Jahr für Deutschland“ ausgebildet werden, durchlaufen erst eine dreimonatige Grundausbildung. Die Grundausbildung ist für alle Soldatinnen und Soldaten identisch aufgebaut, unabhängig davon, ob sie später in den Teilstreitkräften oder einem militärischen Organisationsbereich dienen – oder Heimatschützer werden. 

Danach schließt sich für Heimatschutzkräfte die viermonatige Spezialausbildung Heimatschutz an. Hier liegt der Schwerpunkt auf Wach- und Sicherungsaufgaben. Dazu zählen die Waffenausbildung an Pistole, Maschinengewehr und Panzerfaust, Gefechtsdienst und Häuserkampf sowie Grundlagen der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr und Erste Hilfe. Je nach Einsatzgebiet gehören auch Flieger- und Drohnenabwehr zu den Ausbildungsinhalten.

Alle in den Heimatschutz beorderten Reservistendienstleistenden verfügen in der Regel über eine Ausbildung als Wach- und Sicherungssoldatinnen und -soldaten und werden hierin weiter ausgebildet. Für Reservistendienstleistende ohne militärische Vorerfahrung besteht bei den Landeskommandos zudem teilweise die Möglichkeit, an einer Ausbildung für Ungediente teilzunehmen, welche die Inhalte einer Grundausbildung über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren in Ausbildungsblöcken meist am Wochenende vermittelt.

Körperliche und geistige Fitness, ein einwandfreies Führungszeugnis und die deutsche Staatsangehörigkeit zählen zu den Grundvoraussetzungen, um Reservistendienst im Heimatschutz leisten zu können. Interessierte sollten dabei bei Beginn der Ausbildung idealerweise zwischen 18 und maximal 57 Jahren alt sein. Vor der Einstellung oder spätestens zu Beginn der Ausbildung erfolgt die für alle Soldatinnen und Soldaten vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfung durch den Militärischen Abschirmdienst, um Interessierte mit extremistischen Tendenzen vom Dienst in der Bundeswehr auszuschließen.

Der Einstieg in den Heimatschutz ist dabei sowohl über den freiwilligen Wehrdienst „Dein Jahr für Deutschland“ als auch als Direkteinstieg mit und ohne militärische Vorerfahrung möglich. Auch Menschen, die bereits in Blaulichtorganisationen wie der Feuerwehr oder dem Technischem Hilfswerk aktiv sind, können Reservistendienst im Heimatschutz leisten. Sie sollten jedoch ihre tatsächliche Verfügbarkeit für Krisenfälle mit ihrem Dienstherrn oder Arbeitgeber abstimmen.

Wehrdienstverweigerer können Reservistendienst im Heimatschutz der Bundeswehr leisten, müssen jedoch zunächst ihre Verweigerung schriftlich, aber formlos beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 11018 Berlin widerrufen.

Bis zu vierzehn Tage pro Jahr sind in der Regel erforderlich, um die erlernten militärischen Fähigkeiten zu erhalten. Die Übungs- und Ausbildungstermine werden gebündelt in mehreren Blöcken angesetzt und rechtzeitig angekündigt. Eine Verpflichtung zur Teilnahme besteht jedoch nicht, falls Reservistinnen und Reservisten aus persönlichen oder beruflichen Gründen an einzelnen Terminen verhindert sind

Zusätzliche Übungstage können anfallen, wenn die Reservistendienstleistenden aus den Heimatschutzregimentern und -kompanien in der Amtshilfe beispielsweise bei Überschwemmungen oder Schneekatastrophenhilfe unterstützen.

Der Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, die Reservistendienstleistenden für ihre Übungen freizustellen. Viele Arbeitgeber verstehen die Freistellung jedoch als Teil ihrer gesamtgesellschaftlichen Unternehmerverantwortung (Corporate Citizenship). Insbesondere Heimatschutzkräfte kommen im Katastrophen- oder Konfliktfall im Schwerpunkt in ihrer Heimatregion zum Einsatz, tragen also zur gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge und Resilienz bei.

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