Heimatschutzregiment 4
Im September 2024 wurde das Heimatschutzregiment 4 in Schwerin in Dienst gestellt. Es ist eines von künftig sechs Heimatschutzregimentern der Bundeswehr. Sie bestehen aus Reservistinnen und Reservisten der territorialen Reserve und unterstützen die aktive Truppe.
Heimatschutz in Norddeutschland
Mit der Zeitenwende legt die Bundeswehr ihren Schwerpunkt wieder auf die Landes- und Bündnisverteidigung und damit auch auf den Heimatschutz. Heimatschutzkräfte sind hauptsächlich Reservistendienstleistende, die im Krisenfall zum Beispiel den Schutz verteidigungswichtiger Infrastruktur übernehmen, um so die aktive Truppe zu entlasten. Eine einsatzbereite Reserve ist allerdings auch im Frieden eine wichtige Stütze innerhalb der Streitkräfte: So können sie auch in der Amtshilfe – etwa bei Flutkatastrophen oder Waldbränden – zum Einsatz kommen.
Gemeinsam stark
Obwohl das Heimatschutzregiment 4 dem Landeskommando Mecklenburg-Vorpommern unterstellt ist, nimmt es seine Aufgaben ebenso in Schleswig-Holstein und Hamburg wahr, denn die insgesamt zehn Kompanien sind auf diese drei Bundesländer verteilt.
Geführt wird das Regiment aus dem schleswig-holsteinischen Alt Duvenstedt nahe Rendsburg: Dort sind sowohl die Stabs- und Versorgungskompanie, die Unterstützungskompanie, als auch die Ausbildungskompanie stationiert.
Drei der Heimatschutzkompanien sind in Mecklenburg-Vorpommern beheimatet – in Schwerin, Parow und Neubrandenburg. Sie sind dem Regiment bereits unterstellt. Zwei Kompanien in Eutin und Husum in Schleswig-Holstein sowie die beiden Heimatschutzkompanien in Hamburg folgen.
„Im Mai 2024 hat das Heimatschutzregiment 4 bei der Übung National Guardian unter den Augen von Politik und Gesellschaft gezeigt, dass der Heimatschutz einen unverzichtbaren Beitrag in der Landes- und Bündnisverteidigung leistet – obwohl sich das Heimatschutzregiment 4 zu diesem Zeitpunkt noch in der Aufstellungsphase befand.“
Übung bereits vor Aufstellung
Um für den Ernstfall optimal vorbereitet zu sein, üben die Angehörigen der Heimatschutzkompanien ihren Kernauftrag, das Schützen und Sichern verteidigungswichtiger Infrastruktur, regelmäßig. Die erste große Übung des Heimatschutzregiments 4 fand bereits im Frühjahr 2024 statt. Bei National Guardian 2024 demonstrierten etwa 260 Heimatschutzkräfte ihre hohe Professionalität und ihre Leistungsfähigkeit beim Schutz des Seehafens in Rostock. Im Szenario mussten die Verlegung und Verladung von circa 160 Panzern und militärischen Fahrzeugen und weiterem multinationalem Großgerät nach Litauen abgesichert werden. Dem Seehafen Rostock kommt aufgrund seiner geostrategischen Lage eine besondere Bedeutung zu.
Selbst aktiv werden
Sie wollen selbst als Reservistin oder Reservist aktiv werden?
Interessierte Frauen und Männer, die sich im Heimatschutz engagieren möchten – ob mit oder ohne militärischer Vorausbildung – können sich unter der Telefonnummer +49 385 511-3333 informieren.
Fragen und Antworten
In Bayern, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern gibt es sie schon, in weiteren Bundesländern werden sie aufgestellt: die Heimatschutzregimenter der Bundeswehr. Bereits seit Frühjahr 2021 gibt es in den Streitkräften zudem den Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz „Dein Jahr für Deutschland“. Doch welche Aufgaben haben Heimatschützer überhaupt? Gehören alle Soldatinnen und Soldaten im Heimatschutz der Reserve an? Und wie wird man überhaupt Heimatschützer? Antworten auf diese und andere Fragen finden Sie hier:
Im Frieden unterstützen Heimatschutzkräfte die aktive Truppe zum Beispiel bei Wach- und Sicherungsaufgaben. Auch in der Amts- und Katastrophenhilfe beispielsweise bei Naturkatastrophen und schweren Unglücksfällen kommen sie zum Einsatz und helfen zivilen Behörden und Blaulichtorganisationen. Zudem übernehmen sie Aufgaben im so genannten Host Nation Support, bewachen beispielsweise Rastpunkte von Militärtransporten befreundeter Nationen durch Deutschland.
Im Spannungs- und Verteidigungsfall sichern und schützen die Heimatschutzkräfte neben militärischen Anlagen auch verteidigungswichtige kritische Infrastruktur. Dazu zählen beispielsweise Häfen, Güterumschlagplätze, Bahnanlagen und Brücken, aber auch digitale Netze und Energienetze können verteidigungsrelevant sein.
Heimatschutzkräfte kommen dabei nur innerhalb Deutschlands zum Einsatz. Sie nehmen nicht an Übungen, Einsätzen oder internationalen Bündnisverpflichtungen der Bundeswehr im Ausland teil.
Bis Ende 2026 stellt das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr insgesamt sechs Heimatschutzregimenter in Deutschland auf. Diese werden den Landeskommandos Bayern, Berlin, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen sowie Nordrhein-Westfalen unterstellt. Die Heimatschutzregimenter in Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen sowie Mecklenburg-Vorpommern sind bereits aufgestellt oder befinden sich in der Aufstellungsphase.
Im nächsten Schritt folgt noch das Heimatschutzregiment Hessen und schließlich folgt voraussichtlich 2025 das sechste Regiment für Berlin. Abhängig vom Landeskommando, dem sie unterstellt sind, verfügt jedes Regiment verfügt dabei über vier bis zehn Kompanien. Dazu zählen eine Stabs- und Versorgungskompanie, eine Ausbildungskompanie sowie eine Unterstützungskräftekompanie, die auch besondere Fähigkeiten wie beispielsweise Drohnenpiloten oder Pioniere umfasst.
Neben den Heimatschutzregimentern sind zudem 42 Heimatschutzkompanien in ganz Deutschland geplant. Besteht ein Heimatschutzregiment in dem jeweiligen Bundesland, sind die Kompanien diesem unterstellt. In Bundesländern ohne Regiment führt sie das jeweilige Landeskommando direkt.
Die Heimatschutzregimenter und -kompanien sind ein großer Teil der Territorialen Reserve. Zusätzlich umfasst die Territoriale Reserve die Kreis- und Bezirksverbindungskommandos in den verschiedenen Regionen Deutschlands sowie die Verbindungskommandos zu den Nachbarstaaten der Bundesrepublik Deutschland. Deren Schwerpunkt liegt in der zivil-militärischen Zusammenarbeit mit Blaulichtorganisationen wie beispielsweise Polizei, Feuerwehr und Technisches Hilfswerk beziehungsweise in der Zusammenarbeit mit den Streitkräften benachbarter Staaten.
Zudem sind die Verbindungskommandos auf der jeweiligen Ebene erste Ansprechpartner ziviler Behörden für die Amts- und Katastrophenhilfe beispielsweise beim Hochwasserschutz, in der Brandbekämpfung oder bei Schneekatastrophen. Auch in den Verbindungskommandos sind ausschließlich Reservedienst Leistende im Einsatz.
Die Heimatschutzregimenter setzen sich aus Reservistendienst Leistenden zusammen. Insgesamt sind dafür rund 6.000 Dienstposten ausgeplant. Auch der Kommandeur oder die Kommandeurin ist ein Oberst der Reserve. Sie werden von 20 bis 30 Zeit- oder Berufssoldatinnen oder -soldaten pro Regiment unterstützt.
Eine Sonderstellung nehmen die jährlich bis zu 1.000 Freiwillig Wehrdienstleistenden im Heimatschutz ein. Ihre Grundausbildung und Spezialgrundausbildung unterscheiden sich in den ersten sieben Monaten nicht von der, die auch andere aktive Soldatinnen und Soldaten am Anfang durchlaufen. Danach üben sie wie alle anderen Reservistendienst Leistenden auf freiwilliger Basis und je nach privater und beruflicher Abkömmlichkeit.
Heimatschutzkräfte, die im freiwilligen Wehrdienst „Dein Jahr für Deutschland“ ausgebildet werden, durchlaufen erst eine dreimonatige Grundausbildung. Die Grundausbildung ist für alle Soldatinnen und Soldaten identisch aufgebaut, unabhängig davon, ob sie später in den Teilstreitkräften oder einem militärischen Organisationsbereich dienen – oder Heimatschützer werden.
Danach schließt sich für Heimatschutzkräfte die viermonatige Spezialausbildung Heimatschutz an. Hier liegt der Schwerpunkt auf Wach- und Sicherungsaufgaben. Dazu zählen die Waffenausbildung an Pistole, Maschinengewehr und Panzerfaust, Gefechtsdienst und Häuserkampf sowie Grundlagen der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr und Erste Hilfe. Je nach Einsatzgebiet gehören auch Flieger- und Drohnenabwehr zu den Ausbildungsinhalten.
Alle in den Heimatschutz beorderten Reservistendienst Leistenden verfügen in der Regel über eine Ausbildung als Wach- und Sicherungssoldatinnen und -soldaten und werden hierin weiter ausgebildet. Für Reservistendienst Leistende ohne militärische Vorerfahrung besteht bei den Landeskommandos zudem teilweise die Möglichkeit, an einer Ausbildung für Ungediente teilzunehmen, welche die Inhalte einer Grundausbildung über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren in Ausbildungsblöcken meist am Wochenende vermittelt.
Körperliche und geistige Fitness, ein einwandfreies Führungszeugnis und die deutsche Staatsangehörigkeit zählen zu den Grundvoraussetzungen, um Reservistendienst im Heimatschutz leisten zu können. Interessierte sollten dabei bei Beginn der Ausbildung idealerweise zwischen 18 und maximal 57 Jahren alt sein. Vor der Einstellung oder spätestens zu Beginn der Ausbildung erfolgt die für alle Soldatinnen und Soldaten vorgeschriebene Sicherheitsüberprüfung durch den Militärischen Abschirmdienst, um Interessierte mit extremistischen Tendenzen vom Dienst in der Bundeswehr auszuschließen.
Der Einstieg in den Heimatschutz ist dabei sowohl über den freiwilligen Wehrdienst „Dein Jahr für Deutschland“ als auch als Direkteinstieg mit und ohne militärische Vorerfahrung möglich. Auch Menschen, die bereits in Blaulichtorganisationen wie der Feuerwehr oder dem Technischem Hilfswerk aktiv sind, können Reservistendienst im Heimatschutz leisten. Sie sollten jedoch ihre tatsächliche Verfügbarkeit für Krisenfälle mit ihrem Dienstherrn oder Arbeitgeber abstimmen.
Wehrdienstverweigerer können Reservistendienst im Heimatschutz der Bundeswehr leisten, müssen jedoch zunächst ihre Verweigerung schriftlich, aber formlos beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 11018 Berlin widerrufen.
Bis zu vierzehn Tage pro Jahr sind in der Regel erforderlich, um die erlernten militärischen Fähigkeiten zu erhalten. Die Übungs- und Ausbildungstermine werden gebündelt in mehreren Blöcken angesetzt und rechtzeitig angekündigt. Eine Verpflichtung zur Teilnahme besteht jedoch nicht, falls Reservistinnen und Reservisten aus persönlichen oder beruflichen Gründen an einzelnen Terminen verhindert sind
Zusätzliche Übungstage können anfallen, wenn die Reservistendienst Leistenden aus den Heimatschutzregimentern und -kompanien in der Amtshilfe beispielsweise bei Überschwemmungen oder Schneekatastrophenhilfe unterstützen.
Der Arbeitgeber ist nicht verpflichtet, die Reservistendienst Leistenden für ihre Übungen freizustellen. Viele Arbeitgeber verstehen die Freistellung jedoch als Teil ihrer gesamtgesellschaftlichen Unternehmerverantwortung (Corporate Citizenship). Insbesondere Heimatschutzkräfte kommen im Katastrophen- oder Konfliktfall im Schwerpunkt in ihrer Heimatregion zum Einsatz, tragen also zur gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge und Resilienz bei.
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