Reserve gewinnen

Strategie der Reserve in der Praxis - Heute schon an Morgen denken

Strategie der Reserve in der Praxis - Heute schon an Morgen denken

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
3 MIN

Vom Mentoring im Protokolldienst des Verteidigungsministeriums, um Soldatinnen und Soldaten während ihrer aktiven Dienstzeit bereits frühzeitig als künftige Reservistinnen und Reservisten der Bundeswehr zu gewinnen.        

In der neuen Strategie der Reserve heißt es mit Blick auf den Übergang vom aktiven Dienst in die Reserve:

            „Aus dem aktiven Dienst zu entlassen heißt, für die Reserve zu gewinnen.“

Diese Forderung beschreibt einen Prozess, der im Dialog mit der aktiven Soldatin und dem aktiven Soldaten zum späteren Einsatz in der Reserve führt. Dabei sollen die während der aktiven Dienstzeit erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten auch für die Arbeit in der Reserve genutzt werden.

Ein Soldat steht vor dem Reichstag in Berlin.

Oberst i.G. Milster vor dem Gelöbnis am Reichstag

Bundeswehr/Detlef Schachel

Reservist im Protokollarischen Dienst

Thomas Milster ist heute Reservist. Der 57-jährige Schweriner war seit 1982 Soldat, diente als Zugführer, Batteriechef und Kommandeur in der Artillerietruppe. Hinzu kommen Erfahrungen in der Logistik, in der Lehre und Einsatzerfahrungen bei KFORKosovo Force sowie bei SFORStabilisation Force/EUFOREuropean Union Force. 2010 wechselte Milster als Protokollreferent ins Verteidigungsministerium zunächst nach Bonn und später nach Berlin, bevor er die Streitkräfte 2014 verließ. 

Ein Soldat am Schreibtisch im Gespräch mit zwei anderfen Personen.

Immer viel zu koordinieren – Oberst Milster

Bundeswehr/Detlef Schachel

Die Flüchtlingshilfe der Bundeswehr begleitete er 2015 bereits als Reservist beim Landeskommando in Schwerin. Dort vertrat er den Chef des Stabes, der sich in einem Auslandseinsatz befand. Seit 2017 „spiegelt“ Milster, inzwischen zum Oberst befördert, den Leiter des Protokolls im BMVgBundesministerium der Verteidigung auf dessen Dienstposten. Das tut er bisweilen auch über mehrere Wochen und Monate, insbesondere in den Zeiträumen März bis Juni und im Herbst, wo traditionell besonders viele protokollarische Veranstaltungen stattfinden.

Zwei Soldaten kurz vor dem Gelöbnis im Gespräch.

Gleich geht es los. Gespräch mit Führer der Ehrenformation

Bundeswehr/Detlef Schachel

Teamarbeit ist gefragt

Protokolldienst ist immer auch Teamarbeit. „Wir sind nichts ohne die vielen Helfer“, beschreibt Oberst i.G. Milster einen wichtigen Aspekt seiner Arbeit. Und das sind recht viele, wenn es darum geht ein Programm der Leitung zu planen, ein Feierliches Gelöbnis zu organisieren oder den Besuch ausländischer Staatsgäste zu unterstützen. Die Liste der Helfer reicht vom Wachbataillon, den Feldjägern, der Militärmusik, dem Kommando Territoriale Aufgaben und den Kraftfahrern über die Fotografen, das Personal in der Druckerei und im Gästekasino bis zu den Personenschützern oder der Flugbereitschaft. „Nicht zu vergessen die Soldatinnen und Soldaten, die uns an den Standorten unterstützen, an denen Veranstaltungen stattfinden,“ ergänzt Milster. 

Ein Soldat der Feldjägertruppe vor dem Reichtag in Berlin.

Feldjäger unterstützen am Veranstaltungsplatz

Bundeswehr/Detlef Schachel

Bei einer solchen Gelegenheit traf Oberst Milster im Mai 2019 auf Hauptmann Denise Alten. Die 28-jährige Leiterin des Besucherdienstes beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr unterstützte damals den Besuch des niederländischen Königspaars Willem-Alexander und Máxima in der Henning-von Tresckow-Kaserne in Schwielowsee bei Potsdam. „Das königliche Hofprotokoll mit dem Protokoll der Bundeswehr in Übereinstimmung zu bringen, war schon eine Herausforderung, zumal in enger Abstimmung mit dem Militärattachéstab des Königreichs der Niederlande in Berlin“, erinnert sich Alten zurück. Offensichtlich machte die Brandenburgerin ihre Arbeit sehr gut. Denn Milster bot ihr an, nach ihrer aktiven Dienstzeit den Protokolldienst im Verteidigungsministerium als Reservistin zu unterstützen und dort auch beordert zu werden.

Eine Soldatin im Gespräch mit einem Gast.

Hauptmann Alten kommt schnell ins Gespräch mit den Gästen

Bundeswehr/Detlef Schachel

Ausbildung am Arbeitsplatz

Auch wenn Denise Alten als Soldatin auf Zeit noch einige Dienstjahre vor sich hat, willigte sie ein. „Damit hätte ich zugleich auch ein weiteres Standbein für meine Zeit nach der Bundeswehr“, blickt Alten voraus. Zunächst wurde das „training on the job“ als Protokolloffizier vereinbart. Hier begleitet sie u.a. den Besuch des Lehrgangs für Führungskräfte des George C. Marshall European Center for Security Studies mit rund neunzig Teilnehmenden aus über vierzig Staaten. Schon bei der Begrüßung der Gäste kann Hauptmann Alten mit ihrem offenen, freundlichen Auftreten überzeugen. Dabei kommen ihr Erfahrungen aus ihrer derzeitigen Tätigkeit sowie aus Praktika bei verschiedenen Medien und aus der Arbeit bei Radio Andernach, dem Betreuungsradio für Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Ausland, zugute. 

Eine Soldatin lässt sich mit einem Gast fotografieren.

Ein rasches Selfie zwischendurch

Bundeswehr/Detlef Schachel

Auch das weitere Programm hat Hauptmann Alten im Griff, immer wieder begleitet vom erfahrenen Oberst i.G. Milster als ihrem Mentor. Am Ende des Programms stellt sie den multinationalen Besucherinnen und Besuchern das Ehrenmal der Bundeswehr auf dem Gelände des Verteidigungsministeriums vor, natürlich in englischer Sprache. Hauptmann Alten gefällt die Arbeit, „zumal die Leute hier im Protokoll überhaupt nicht steif daherkommen. Im Gegenteil, hier herrscht immer eine gute Stimmung“, lässt sie wissen.

Und sie kann sich eine spätere Beorderung zur Unterstützung des Teams durchaus vorstellen. Die Grundlage für eine weitere Zusammenarbeit scheint gelegt. Mentor Milster nickt still im Hintergrund.


von Detlef Schachel

Eindrücke vom Besuchsprogramm

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