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Covid-19: das etwas andere Ostern

Covid-19: das etwas andere Ostern

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
4 MIN

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Reservisten unterstützen über die Osterfeiertage beim Kampf gegen das Corona-Virus – auch im Bundeswehrkrankenhaus Berlin.

Maat Stephan Marczak weist einen Patienten in die Eingangsschleuse ein.

Alle Mitarbeiter und auch die Patienten betreten das Krankenhaus durch eine Schleuse

Bundeswehr/Thio Pulpanek

Dieses Osterfest verläuft für die Allermeisten anders. Abstandsgebote statt Umarmungen, Reiseverbot statt Familientreffen und Parkspaziergänge nur mit Angehörigen des eigenen Hausstandes. Und dann gibt es da noch diejenigen unter uns, die selbst dieses schmale Angebot freiwillig noch einmal um den einen oder anderen Tag kürzen. Es sind all jene Bürger, die das Land am Laufen halten, wie es inzwischen heißt. Sie kümmern sich insbesondere auch um diejenigen, denen unsere besondere Aufmerksamkeit gilt – den in dieser Zeit gesundheitlich besonders gefährdeten Menschen.

Unternehmer und Reservist

Stephan Marczak gehört zu den freiwilligen Helfern. Der Berliner steht vor einem Seiteneingang des Berliner Bundeswehrkrankenhauses in der Scharnhorststraße. Das Haus ist, wie auch die anderen vier Krankenhäuser, die die Bundeswehr in Deutschland betreibt, tief in das deutsche Gesundheitswesen integriert. Hier werden nicht nur Soldaten und Angehörige der Bundeswehr behandelt, sondern zu einem erheblichen Teil auch zivile Patienten. Klar, dass sich Krankenhäuser wie dieses derzeit in einer besonderen Situation befinden.

Eine Hinweistafel vor dem gesperrten Eingang des Berliner Bundeswehrkrankenhauses.

Am gesperrten Haupteingang verweist eine Hinweistafel auf den Nebeneingang mit Schleuse

Bundeswehr/Thio Pulpanek

Marczak trägt die Uniform der Marine mit dem Dienstgrad Maat. Die Kopfbedeckung, ein Schiffchen, hat er etwas nach hinten geschoben. Nase und Mund sind durch einen Mundschutz bedeckt, wie er im Operationssaal getragen wird. Marczaks aktive Dienstzeit als Zeitsoldat liegt bereits einige Jahre zurück. Zuletzt fuhr er auf einem Minensucher zur See, bevor er 2001 aus dem aktiven Dienst ausschied. Danach baute sich der inzwischen 40-Jährige eine Existenz im Messebaugeschäft auf. Inzwischen hat er eine eigene Firma, 90% seines Umsatzes macht er normalerweise auf der Messe Berlin am Funkturm. Doch die wurde inzwischen geschlossen, zu groß die Ansteckungsgefahr für die Messebetreiber und ihre Gäste.

Unkomplizierter Einsatz

„Ich wollte etwas machen und nicht zuhause herumsitzen“, beschreibt Stephan Marczak seine damalige Situation. „Dann hörte ich von meinem Bruder, dass Reservisten gesucht werden, vorzugsweise Sanitäter.“ Marczak meldete sich kurz entschlossen. Nach einigen Tagen fragte er noch einmal telefonisch nach. Kurz darauf flatterte die Heranziehung ins Sanitätsregiment nach Berlin Kladow ins Haus. „Dann folgte die Einkleidung, bevor ich zusammen mit einigen anderen Reservistendienst Leistenden erst einmal nach Hause geschickt wurde – in eine Rufbereitschaft“, beschreibt der Maat den weiteren Ablauf.

Eine Patientin desinfiziert sich die Hände

Das Desinfizieren der Hände ist wichtig, bevor die Patienten das Gelände des Krankenhauses betreten dürfen

Bundeswehr/Thio Pulpanek

Seit einigen Tagen arbeitet Reservist Marczak zusammen mit insgesamt bis zu zehn weiteren Soldaten - Reservisten und Aktiven - an der Einlass-Schleuse des Krankenhauses in einem Dreischicht-System. Jetzt ist es Mittag und nicht viel los. Aufmerksam mustert Maat Marczak eine herankommende Person, die sich als Patientin erweist. Sie will zur ihrem Arzt, um die Ergebnisse einer früheren Operation zu besprechen - Routine offensichtlich. Aber Routine gibt es in diesen Tagen nicht.

Befragung

Marczak tritt nun in Aktion und befragt die Patientin: „Haben Sie Erkältungssymptome? Haben Sie Fieber? Hatten Sie Kontakt mit positiv auf Corona-Viren getesteten Personen? Waren Sie kürzlich in einem Risikogebiet?“ Es geht darum, die Gefährdung für die anderen Patienten im Krankenhaus und natürlich auch für das darin arbeitende Personal so gering wie möglich zu halten. Keine Symptome, kein Kontakt - trotzdem erhält die Patientin einen Mundschutz. An einem Spender wird sie angehalten, sich ihre Hände zu desinfizieren. Dann geht es weiter in ein Zelt.

Hauptgefreiter Mario Sachse misst die Körpertemperatur bei einem Patienten.

Eine erhöhte Körpertemperatur wäre ein Indikator, dass sich der Patient bereits infiziert hat

Bundeswehr/Thio Pulpanek

Hier erwartet sie bereits der Hauptgefreite Mario Sachse. Der gebürtige Berliner arbeitet normalerweise am Flughafen Schönefeld bei einem Fahrdienst. Deutlich zurückgehende Passagierzahlen führten zu Kurzarbeit. Als er den Aufruf an die Reservisten im Internet sah, war für den gedienten Rettungssanitäter und Kraftfahrer in einem Sanitätsregiment der Bundeswehr klar, dass er sich melden würde. „Meine Firma fand das gut und meine Chefin hat sogar geweint, als ich mich bei ihr abgemeldet habe“, berichtet Sachse.

Fieber messen als Standard

Der 45-Jährige misst zunächst Fieber. Bei Normaltemperatur übergibt er den Patienten noch ein Merkblatt, bevor er sie ins Krankenhaus passieren lässt. Wenn Fieber festgestellt wird, erfolgt die Weiterleitung an einen Arzt im Nachbarzelt. „Die Reservistendienst Leistenden sind uns eine echte Hilfe“, stellt Oberfeldarzt Dr. Tina Uhlmann vom Berliner Bundeswehrkrankenhaus voller Überzeugung fest. „Ihr Einsatz ermöglicht es uns, mehr medizinisches Stamm-Personal für die Arbeit an den Patienten einzusetzen.“ Zudem lobt die Ärztin die unkomplizierte Zusammenarbeit mit den Soldaten vom Sanitätsregiment in Berlin Kladow: „Dort werden all die erforderlichen administrativen Dinge für den Einsatz der Reservistendienst Leistenden dankenswerterweise geregelt.“

Oberfeldarzt Tina Uhlmann im Gespräch mit zwei Reservistendienst Leistenden vor einem Rettungsfahrzeug.

Oberfeldarzt Uhlmann freut sich über die wichtige Unterstützung durch Reservisten

Bundeswehr/Thio Pulpanek

Wie lange sie noch unterstützen werden? Das wissen Marczak und Sachse noch nicht, erst mal sehen, was die kommende Zeit noch so bringen wird. „Über Ostern haben wir auf jeden Fall Dienst“, sagt Sachse für die beiden Reservistendienst Leistenden. Aber bereut haben sie ihren Entschluss, hier mit anzupacken, nicht. „Es fühlt sich echt gut an, etwas zu tun und zu helfen“, zieht Maat Stephan Marczak eine vorläufige Bilanz. Und Hauptgefreiter Mario Sachse gleich neben ihm nickt zustimmend. Dann wenden sie sich wieder ihren Aufgaben zu; die nächsten Patienten sind gerade eingetroffen.

von Detlef Schachel

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