Bildung und Forschung in der Bundeswehr
Die Bundeswehr ist mit ihren zahlreichen Ausbildungszentren in puncto Bildung in der Spitzengruppe aller Organisationen und Unternehmen. Auch für Interessierte außerhalb der Bundeswehr gibt es vielfältige Möglichkeiten zur Bildung und Forschung in der Bundeswehr. Wir stellen Ihnen dazu einige Einrichtungen vor.
Bildung und Forschung auf einem Campus
Es gibt in Deutschland zwei Universitäten der Bundeswehr. Die Helmut-Schmidt-Universität im Norden in Hamburg und die Universität der Bundeswehr München im Süden. Der ehemalige Verteidigungsminister Helmut Schmidt hat Anfang der 1970er-Jahre Hochschulen für die Ausbildung der Offiziere in der Bundeswehr initiiert. Mittlerweile sind aus ihnen vollwertige Universitäten mit Promotions- und Habilitationsrecht geworden.
Aus den ursprünglich nur für Bundeswehrangehörige gedachten Einrichtungen haben sich international renommierte Hochschulen entwickelt. Hier wird Spitzenforschung betrieben. Die Zeiten, in denen dort nur männliche Bundeswehroffiziere studierten, sind längst Vergangenheit. Außerdem stehen Studium, Forschung und Lehre nicht nur Militärs, sondern auch Zivilisten offen.
Beide Universitäten sind nach amerikanischen Vorbild auf je einem Campus gebündelt. Die Wege sind kurz zu den Hörsälen und Laboren. Eine Professorin oder ein Professor betreut in der Regel nur eine Handvoll Studierende. Über eine Vielzahl von Kooperationen mit wissenschaftlichen Netzwerken weltweit gibt es diverse Möglichkeiten, sich in der Forschung bei der Bundeswehr zu beteiligen.
Die Führungsakademie: Ausbildungsstätte für zukünftige Generäle
Ranghohe Militärs der Bundeswehr bis hin zu den Generälen der Zukunft werden an der Führungsakademie der Bundeswehr ausgebildet. Allen Stabsoffizierinnen und Stabsoffizieren ab Major aufwärts werden an dieser Ausbildungsstätte für Führungskräfte in Hamburg die Wechselwirkungen zwischen Staat, Gesellschaft und Militär vermittelt.
Das strategische Denken wird hier geschult. Wer die Ausbildung durchlaufen hat, kann sich ein besseres Bild davon machen, wie sich Entwicklungen in Politik und Gesellschaft auf Konflikte auswirken. Absolvent und Absolventin können daraus im besten Fall anschließend konkrete Folgerungen für ihr Handeln als Führungskraft ziehen.
In der freien Wirtschaft sind die Herausforderungen mitunter ähnlich. Daher können ausgewählte Führungskräfte und Personen mit besonderem gesellschaftlichen Stellenwert Seminare an der Akademie besuchen.
Das Militärhistorische Museum
Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr (MHM) in Dresden gehört zu den bedeutendsten Geschichtsmuseen Europas. Im Zentrum der Ausstellung stehen der Mensch und die Frage nach den Ursachen und Folgen von Krieg und Gewalt. Über 10.000 Exponate erzählen bewegende Geschichten vom Jahr 1300 bis heute und sind wichtige Bausteine zu einer Kulturgeschichte der Gewalt. Sie werden ausgestellt in einer atemberaubenden Architektur des amerikanischen Stararchitekten Daniel Libeskind.
Zu den Kernaufgaben des Museums gehören das Sammeln, Bewahren, Erforschen und Ausstellen historischer Objekte zur deutschen und internationalen Militärgeschichte. Das MHM in Dresden präsentiert hierzu neben seiner Dauerausstellung und großen Sonderausstellungen, die von umfangreichen Publikationen begleitet werden, ab dem 6. Juni 2020 auch wieder eine Dauerausstellung im Neuen Zeughaus auf der Festung Königstein. Darüber hinaus bietet das MHM ein vielfältiges öffentliches Kulturprogramm sowie umfangreiche pädagogische Angebote für zivile und militärische Besucherinnen und Besucher.
Neben dem Haupthaus in Dresden besitzt das MHM noch eine Außenstelle auf dem Flugplatz Berlin-Gatow. Diese konzentriert sich auf den Luftkrieg als jüngste Ausprägung militärischer Gewaltausübung.
Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr) in Potsdam betreibt Grundlagenforschung in den Bereichen Militärgeschichte, Militärsoziologie und Sicherheitspolitik.
Seine Ergebnisse dienen dem Verteidigungsministerium zur Information, zur Beratung und bieten Entscheidungshilfe. Darüber hinaus richten sich die Veröffentlichungen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an andere Fachwissenschaftler, Bundeswehrangehörige sowie an die interessierte Öffentlichkeit.
Das Zentrum untersucht die deutsche Militärgeschichte – mit Schwerpunkt auf dem Zeitalter der Weltkriege sowie der Militärgeschichte der Bundesrepublik und der DDR in ihren Bündnissen – nach den Methoden und Standards der allgemeinen Geschichtswissenschaft. Dabei werden auch die Wechselbeziehungen zwischen Militär, Staat, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Öffentlichkeit berücksichtigt.
Mit seiner sozialwissenschaftlichen Forschung leistet das Zentrum einen Beitrag zur Fortentwicklung der Militärsoziologie und der Sicherheitspolitik sowie zur wissenschaftsbasierten Politikberatung. Geschichts- und sozialwissenschaftlich Forschende im ZMSBwZentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr stehen in einem wechselseitigen Austausch.
Das Bundeswehr-Ausbildungszentrum für UNUnited Nations-Einsätze
Das Vereinte Nationen Ausbildungszentrum Bundeswehr bildet Menschen für ihre Arbeit in Krisengebieten aus. Im bayerischen Frankenland bei Würzburg stehen diejenigen im Mittelpunkt, die berufsbedingt einem hohen Risiko ausgesetzt werden.
Praktisches Handlungstraining soll Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sowie ihr ziviles Personal besser vor Gefahren schützen. Aber auch andere Organisationen nutzen die Erfahrung der Bundeswehr aus ihren zahlreichen Einsätzen und lassen Polizistinnen bzw. Polizisten und Zivilpersonal aus ihrem Bereich hier ausbilden. Für die Vereinten Nationen werden an dem Ausbildungszentrum alle Militärbeobachter ausgebildet. Sie sind die Augen und Ohren der Vereinten Nationen in Krisenregionen.
Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZEOrganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) sowie die Europäische Union sind ebenfalls Vertragspartner. Für alle Berichterstattenden aus Krisengebiete bietet die Bundeswehr das Seminar Schutz und Verhalten in Krisenregionen für Journalisten an. Auf dem Truppenübungsplatz vor Ort durchlaufen alle teilnehmenden Journalisten und Journalistinnen ein spezielles Handlungstraining. Gefahrensituationen werden realistisch nachgestellt und erlebbar gemacht.
Öffentlichkeits- und Pressearbeit bei der Bundeswehr
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in der Bundeswehr werden unter dem Begriff Informationsarbeit zusammengefasst. Die Bundeswehr hat schon seit 1958 Jugendoffizierinnen und Jugendoffiziere in ihren Reihen. Sie werden in Strausberg bei Berlin ausgebildet. Jugendoffiziere verstehen sich als Fachreferenten, die sich Fragen zur Sicherheitspolitik offen stellen und in kontroversen Diskussionen sachlich kompetente Beiträge liefern.
Die Akademie im Zentrum Informationsarbeit Bundeswehr widmet sich der Ausbildung und Weiterbildung des weiblichen und männlichen Fachpersonals der Informationsarbeit der Bundeswehr. Dazu gehören beispielsweise Presseoffiziere, Jugendoffizierinnen, Redakteurinnen, Fotografen, Karriereberaterinnen und -berater.
Der Campus der Akademie im Zentrum Informationsarbeit Bundeswehr besitzt eine militärwissenschaftliche Spezialbibliothek. Mit 1,2 Millionen Medieneinheiten – vom Buch über digitale Datenträger bis hin zu wertvollen historischen Karten und Drucken – ist sie die größte militärwissenschaftliche Fachbücherei Deutschlands. Der Bestand der Bibliothek umfasst etwa 350 laufend gehaltene Zeitschriften sowie Fachliteratur aus den Bereichen Militaria, Sicherheitspolitik, Geschichte, Sozial-, Politik- und Kommunikationswissenschaften.
Für die Öffentlichkeit ist die Bibliothek zugänglich und nutzbar. Ebenfalls für die Öffentlichkeit nutzbar ist für Studierende die Summer School. Zusammen mit Kooperationspartnern wie Universitäten und Stiftungen werden zwei- bis fünftägige Seminare geplant und veranstaltet. Für Journalisten und Volontäre bietet die Akademie ein sicherheitspolitisches Seminar an. Den Teilnehmenden wird Grundlagenwissen vermittelt und ein Einblick in die Öffentlichkeitsarbeit des Verteidigungsministeriums gegeben.
Hinweis: Weitere Bildungseinrichtungen der Bundeswehr
Neben den hier ausgewählten Einrichtungen gibt es noch zahlreiche weitere Stätten der Bildung und Forschung in der Bundeswehr. Weitere Informationen finden Sie hier: