Ein Symbolbild zu 65 Jahren Zentrum Innere Führung

Visionary Leadership

Zentrum Innere Führung

Innere Führung ist unser Auftrag! Seit 1956 entwickelte sich das Zentrum Innere Führung zum zentralen und richtungsweisenden Kompetenzzentrum der Führungskultur der Bundeswehr. Die dynamische Anpassung an den ständigen gesellschaftlichen Wandel zeichnet die Weiterentwicklung der Inneren Führung aus und fließt in das hochwertige Aus- und Weiterbildungsangebot für alle Bundeswehrangehörigen ein - 65 Jahre "Visionary Leadership#en".

Grußworte zum 65 jährigen Jubiläum

Portrait Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer

Bundeswehr/Sebastian Wilke


Die Innere Führung ist Wesenskern einer starken, einer einsatzbereiten Bundeswehr. Sie bringt Befehl und Gehorsam mit Demokratie und dem Gewissen jedes Einzelnen in Einklang. Das stärkt die Truppe von innen heraus. Denn nur wer sein Urteil nach einem klaren demokratischen Kompass treffen kann, kann im entscheidenden Moment auch seinem Gewissen folgen – und andere gewissenhaft führen: als „Staatsbürger in Uniform“.

Die Innere Führung zeichnet unsere Streitkräfte aus! Das ist auch ein Auftrag für die Zukunft: Die Idee der Inneren Führung muss lebendig gehalten und fortgedacht werden, um den Veränderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden – ganz getreu der Leitidee des „Visionary Leadership“.

Dafür braucht es das Zentrum Innere Führung und das volle Engagement seiner Angehörigen: Sie sind gefragt, sei es am Zentrum in Koblenz, direkt bei der Truppe oder in digitalen Formaten!

Für Ihren Einsatz danke ich von Herzen und wünsche alles Gute zum 65. Jubiläum!

Ihre

Unterschrift BM'in

Annegret Kramp-Karrenbauer


General Eberhard Zorn

Bundeswehr/Sebastian Wilke


Die Innere Führung bildet die wertegebundene Grundlage unseres militärischen Dienstes in der Bundeswehr und bestimmt die Gesamtheit unserer Führung, Erziehung und Ausbildung. In diesem Verständnis bestimmt sie unser soldatisches Selbstverständnis in der Ausgestaltung des täglichen Dienstes und beim Führen im Gefecht.

Es entspricht unserer ethisch gefestigten Haltung, dass wir für die Grundsätze der Inneren Führung eintreten und sie vorleben. Gleichzeitig finden wir in ihr Kompass und Richtungsvorgaben für unser Handeln.

Anlässlich des 65. Jubiläums des Zentrums Innere Führung soll die Leitidee von „Visionary Leadership“ als der bestimmende Faktor sicht- und spürbar werden. „Visionary Leadership“ beinhaltet den Gedanken der stetigen Weiterentwicklung und Anpassung an die sich wandelnden Rahmenbedingungen in Politik, Gesellschaft und auch Bundeswehr. Dabei gilt es das Spannungsfeld zwischen Wandel und Tradition beständig auszugestalten. Dies war und ist Auftrag des Zentrums Innere Führung.

In diesem Sinne wünsche ich dem Zentrum Innere Führung alles Gute zum Jubiläum und viel Erfolg bei der Erfüllung seiner zukünftigen Aufgaben!

Ihr

Unterschrift Zorn

General Eberhard Zorn

Portrait Oberbürgermeister Koblenz

Koblenz


Unser Koblenzer „Zentrum Innere Führung“ der Bundeswehr besteht 2021 seit 65 Jahren, wozu ich im Namen aller Koblenzerinnen und Koblenzer herzlich gratuliere!

Seit dem Neuanfang nach dem letzten Weltkrieg, als Mitte der 50er Jahre die Bundeswehr in Dienst gestellt wurde, zeigte sich die enge und partnerschaftliche Verbundenheit der Armee und ihrer Soldaten mit der Stadt Koblenz: Lange waren wir die größte Garnisonsstadt in Deutschland. Vor 64 Jahren rückten die ersten Wehrpflichtigen der Bundeswehr im Standort Koblenz in die Kasernen ein. Für viele Menschen in unserer Stadt war der 1. April 1957 ein Zeichen der Zuversicht, dass der Wiederaufbau unserer Stadt auf gutem Weg war. Und: Es war eine Garantieerklärung für den Schutz unserer Verfassung, deren Grundsteine eines freiheitlichen, demokratischen Rechtsstaates im Juli 1948 bei der Rittersturzkonferenz hier in Koblenz gelegt wurden.

Auch die im Jahr 1956 in Köln gegründete „Schule für Innere Führung“ erhielt 1957 hier in unserer Stadt auf der Pfaffendorfer Höhe ihre Heimat und ist seitdem fester Bestandteil des Dienstleistungsstandortes Koblenz.

Wir alle hier fühlen uns verbunden mit der Bundeswehr und unserer Tradition als Garnisonsstadt. Längst haben sich die Soldatinnen und Soldaten, aber auch die zivilen MitarbeiterInnen in unserer Stadt viele Freunde geschaffen. Besonders in der Not sind sie unsere Partner, deshalb sind die Hilfeleistungen der Bundeswehr in außergewöhnlichen Fällen für Koblenz und die Region unverzichtbar. Die Einsätze der Soldatinnen und Soldaten etwa bei der Corona-Pandemie oder aktuell bei der Hilfe in den von der furchtbaren Hochwasserkatastrophe betroffenen Regionen an Ahr und Erft zeigen, dass die Bundeswehr ein verlässlicher Partner ist.

Ich freue mich auf eine weiterhin gute und fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Stadt Koblenz und der Bundeswehr, besonders mit dem „ZInFüZentrum Innere Führung“!

Herzliche Grüße

Unterschrift OB Koblenz

David Langner


65 Jahre ZInFüZentrum Innere Führung - Der Film

Wie die Bundeswehr so hat auch das Zentrum Innere Führung in seiner Geschichte eine Entwicklung durchlaufen: Von der „Schule für Innere Führung“, bei ihrer Indienststellung 1956, bis hin zum modernen Kompetenzzentrum und Multiplikatorenhaus heute.

Die Vermittlung ihrer Führungskultur an die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr steht dabei stets im Mittelpunkt des Auftrags. Wie sich aber die Rahmenbedingungen der Arbeit gewandelt haben, stellt „65 Jahre Zentrum Innere Führung“ erzählerisch dar.

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65 Jahre Zentrum Innere Führung
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Ursprünge

Als Geburtsstunde der Bundeswehr gilt die Himmeroder Denkschrift (PDF, 11,7 MB). Vier Tage lang hatten sich 15 ehemalige Offiziere der Wehrmacht, im Oktober 1950 im Eifelkloster Himmerod in Klausur begeben, um im Auftrag von Bundeskanzler Konrad Adenauer die Struktur einer neuen deutschen Armee zu skizzieren. Diese neue deutsche Armee sollte ohne den Bezug zur Wehrmacht entstehen. Ihre Soldaten sollten „Staatsbürger in Uniform“ sein, - also zuerst Bürger und erst dann Uniformträger. Dieser Ansatz innerhalb der Denkschrift, der insbesondere vom damaligen Oberst Graf v. Baudissin eingebracht wurde, ist der Beginn der Inneren Führung.

  • Generalleutnant Hans Speidel

    kämpfte im Ersten Weltkrieg als Leutnant und war im Zweiten Weltkrieg Chef des Stabes der Heeresgruppe B. Von 1957 bis 1963 war Speidel als General der Bundeswehr Oberbefehlshaber der alliierten Landstreitkräfte in Mitteleuropa bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization.

  • Oberst i.G. Eberhard Graf von Nostitz

    war 1952 Mitbegründer der Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er zunächst Angehöriger der Organisation Gehlen und wurde später in den Bundesnachrichtendienst übernommen.

  • Vizeadmiral Friedrich Ruge

    diente in vier deutschen Marinen. Er war war einer der Gestalter der Bundesmarine, deren erster Inspekteur er 1956 wurde. Von 1962 bis 1965 war er Präsident des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr.

  • General Rudolf Meister

    nahm Ende der zwanziger Jahre am geheimen deutschen Luftwaffen-Ausbildungsprogramm in der Sowjetunion teil. Meister war nach der Auflösung des IV. Fliegerkorps Ende des Jahres 1944 bis zum Kriegsende Chef des Luftwaffenpersonalamtes.

  • General Hans Röttiger

    wurde 1956 als Generalleutnant und Mitglied des militärischen Führungsrates wiedereingestellt. Am 21. September 1957 übernahm er als Erster das Amt des Inspekteurs des Heeres und war so maßgeblich am Aufbau des neuen deutschen Heeres beteiligt.

  • Oberst i.G. Johann Adolf Friedrich William Graf von Kielmansegg

    gilt als einer der geistigen Väter der „Inneren Führung“. Er schied 1968 als General und NATONorth Atlantic Treaty Organization-Obefehlshaber der Alliierten Streitkräfte Europa Mitte aus dem aktiven Dienst.

  • Adolf Bruno Heinrich Ernst Heusinger

    diente in vier deutschen Armeen: Im Heer des Deutschen Kaiserreichs, in der Reichswehr, in der Wehrmacht und der neugegründeten Bundeswehr, deren erster Generalinspekteur er 1957 wurde. Zuletzt war er Vorsitzender des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Militärausschusses.

  • Admiral Walter Gladisch

    wurde bereits 1933 als Admiral aus dem aktiven Dienst verabschiedet. In den nächsten Jahren betätigte sich Gladisch als Mitarbeiter des Marinearchivs. Diente von 1939 bis zu seinem endgültigen Ruhestand 1943 in der Kriegsmarine der Wehrmacht.

  • General Fridolin von Senger und Etterlin

    war am Ende des Zweiten Weltkriegs kommandierenden General des XIV. Panzerkorps. In der Nachkriegszeit widmete er sich vornehmlich der Geschichte dieses Kriegs. Ab 1958 war er Mitglied des Beirats für Fragen der Inneren Führung der Bundeswehr.

  • Generaloberst Heinrich von Vietinghoff genannt Scheel

    war 1945 Oberbefehlshaber Südewest. Auf seinen Befehl hin wurden 139 hochrangige politische Sonderhäftlinge sowie eine Gruppe von Sippenhäftlingen des 20. Juli befreit. Nach dem Krieg beschäftigte er sich mit der deutschen Wiederbewaffnung.

  • Kapitän zur See Alfred Schulze-Hinrichs

    trat 1957 in die neugeschaffene Bundesmarine ein und war Angehöriger der Organisation Gehlen, aus der 1956 der Bundesnachrichtendienst hervorging.

  • Major i.G. Horst Krüger

    nahm 1952 an einer Gutachtertagung der Dienststelle Blank, der Vorgängerorganisation des Verteidigungsministeriums, teil und verfasste im Nachgang seine Thesen zum „Inneren Gefüge" als konzeptionellen Beitrag zur späteren „Inneren Führung".

  • General Robert Knauss

    diente im Ersten Weltkireg zunächst als Infanterist, wechselte 1915 jedoch zu den Feldfliegern. Blieb zwischen den Kriegen als Vorstandsmiglied der Lufthansa der Luftfahrt verbunden und war zuletzt General der Flieger im Zweiten Weltkrieg.

  • General Hermann Foertsch

    war General der Infanterie im Zweiten Weltkrieg un später Angehöriger der Organisation Gehlen und des Bundesnachrichtendienstes. 1951 und 1952 war er beim Institut für Zeitgeschichte und leitete dort die „Wehr- und Kriegsgeschichtliche Abteilung“.

  • Major Wolf Stefan Traugott Graf von Baudissin

    war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalleutnant, Militärtheoretiker und Friedensforscher. Er war maßgeblich am Aufbau der Bundeswehr und insbesondere an der Entwicklung der Inneren Führung beteiligt.

  • Portrait Generalmajor André Bodemann

    Die Innere Führung prägt bis heute als Führungskultur

    Die Weiterentwicklung der Inneren Führung: Der Kommandeur des Zentrums Innere Führung, Generalmajor André Bodemann, gibt einen Ausblick.

  • Videodreh im Wald

    70 Jahre Himmeroder Denkschrift

    Das Zentrum Innere Führung erinnert an 70 Jahre Himmeroder Denkschrift.

Die Schule für Innere Führung

Am 1. Oktober 1956 wurde die Schule für Innere Führung gegründet, mit Oberst Artur Weber als erstem Kommandeur der Schule. Der Aufstellungsbefehl legte als „vorläufigen“ Sitz der Schule den Salierring 26 in Köln fest. Es galt, den neuen militärischen Führern geistige und methodische Grundlagen zu vermitteln, so dass die Bundeswehr von vornherein keine Wiederauflage der Wehrmacht wurde. Da die Räumlichkeiten am Salierring für Unterricht und Ausbildung nicht geeignet waren, wurden die ersten Ausbildungen in angemieteten Hotels durchgeführt. Erst der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer beendete im November 1956 bei einem Besuch der Schule (PDF, 43,3 KB) „det ambulante Jewerbe“, wie er es nannte, und wies der Schule das ehemalige Hotel für französische Offiziere in Koblenz-Pfaffendorf zu. Dies ist bis heute die Adresse der ehemaligen Schule für Innere Führung und des heutigen Zentrums Innere Führung.

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Start in die Bundeswehr: Mit der Inneren Führung
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Der wissenschaftliche Forschungs- und Lehrstab

Bereits im Aufstellungsbefehl wurde der Schule für Innere Führung ein ziviler „wissenschaftlicher Forschungs- und Lehrstab“ zur Seite gestellt. Dieser hatte den Auftrag der Grundlagenforschung und Grundlagenvermittlung in allen wissenschaftlichen Disziplinen, die die Innere Führung unmittelbar berührten; also (Militär-)Geschichte, Politische Bildung, Psychologie, Recht und Soziologie. Die Schule und der Forschungs-/Lehrstab waren auf Zusammenarbeit angewiesen. Sie erarbeiteten Lehrpläne und -methoden gemeinsam. 


Der wissenschaftliche Forschungs- und Lehrstab wurde 1968 in das „Wissenschaftliche Institut für Erziehung und Bildung in den Streitkräften“ überführt und ein Jahr später aus der Schule ausgegliedert. Daraus entstand später, 1974, das „Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr“.

Lesenswert: Das Konzept der Inneren Führung

veröffentlicht von H. Fred Krause im Jahr 1979 im Studienverlag Dr. N. Brockmeyer

Das Konzept der Inneren Führung und die Hochschulen der Bundeswehr Lesenswert: Das Konzept der Inneren Führung PDF, nicht barrierefrei, 2,9 MB
Das Konzept der Inneren Führung

Von der Schule zum Zentrum Innere Führung


General Harald Wust, damals Generalinspekteur der Bundeswehr, gab 1977 den Auftrag zur Umgestaltung der Schule für Innere Führung. Fortan sollte sie das Zentrum der Streitkräfte für sämtliche Fragen der Inneren Führung in Konzeption und Anwendung darstellen. Am 1. Januar 1981 erfolgte die Umbenennung der Institution in „Zentrum Innere Führung“. Zugleich wurde dem Zentrum die Leitfunktion im neu eingerichteten „Aufgabenverbund Innere Führung“ übertragen. 


Seit 1994 besitzt das Zentrum Innere Führung eine Außenstelle in Strausberg. Dem ZInFüZentrum Innere Führung unterstehen truppendienstlich auch das Militärhistorische Museum in Dresden und das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr in Potsdam.
Mit der Neustrukturierung des Verteidigungsministeriums zum 1. April 2013 wurde der Dienstposten des Beauftragten des Generalinspekteurs der Bundeswehr für Erziehung und Ausbildung (BEAGenInspBeauftragter des Generalinspekteurs der Bundeswehr für Ausbildung und Erziehung, kurz BEA) ausgegliedert, welcher seitdem beim Zentrum Innere Führung in Koblenz angesiedelt ist. Der Dienstposteninhaber ist in Personalunion, also zugleich, der stellvertretende Kommandeur des ZInFüZentrum Innere Führung.

Lesenswert: Gliederungen des ZInFüZentrum Innere Führung und seiner Vorgängerorganisationen

zusammengestellt von Oberstleutnant Michael Peter

Die Gliederungen des Zentrums Innere Führung und seiner Vorgängerorganisationen Lesenswert: Gliederungen des ZInFüZentrum Innere Führung und seiner Vorgängerorganisationen PDF, nicht barrierefrei, 536 KB

Der Beirat für Fragen der Inneren Führung


Der Beirat für Fragen der Inneren Führung wurde erstmals am 27. Juni 1958 durch den Verteidigungsminister Franz Josef Strauß in Bonn einberufen. Es geschah gut ein Jahr nach dem Iller-Unglück bei Kempten (3. Juni 1957), welches erstmals eindringlich die Führungsprobleme und Ausbildungsmängel in der Aufbauphase der Bundeswehr offenbarte. Der Beirat hatte und hat folgerichtig die Aufgabe, den Bundesminister/die Bundesministerin der Verteidigung in Fragen der Inneren Führung unabhängig und persönlich durch gutachterliche Stellungnahmen sowie Empfehlungen, getroffen auf Grundlage des Mehrheitsprinzips, zu beraten. Der Beirat arbeitet autonom jenseits der politischen bzw. der militärischen Hierarchie. Er unterliegt keiner öffentlichen Auskunftspflicht. 


Der Beirat für Fragen der Inneren Führung legt institutionell Zeugnis für die Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft ab. Denn er setzt sich aus Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammen – vor allem aus den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Erziehungswesen sowie der Kirchen, Gewerkschaften, Verbände und Medien. Er soll und will damit Spiegelbild der wichtigen gesellschaftlichen Kräfte in der Bundesrepublik Deutschland sein. Alle Mitglieder sind für vier Jahre berufen. 

Philosophie und Werte

Die Innere Führung ist das unverzichtbare Fundament für individuelles und gemeinschaftliches militärisches Handeln in der Bundeswehr, da sie das Gewissen jeder Person als moralische Instanz anerkennt. Im Spannungsfeld zwischen den persönlichen demokratischen Freiheitsrechten auf der einen Seite und den soldatischen Prinzipien von Pflicht und Gehorsam auf der anderen Seite bietet die Innere Führung Orientierung. 

Die Innere Führung bildet das Grundgesetz als Wertegrundlage für verantwortliches Handeln in der Bundeswehr ab. Alle Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr sind „Staatsbürger in Uniform“. Das bedeutet, sie haben die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder Staatsbürger. Jedoch sind sie den Werten und Normen des Grundgesetzes besonders verpflichtet.

Die Innere Führung vermittelt vor allem diese Werte: Menschenwürde, Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit, Gleichheit, Solidarität und Demokratie. Sie sind stets fester Bestandsteil in der Aus- und Weiterbildung der Soldatinnen und Soldaten. Die Innere Führung hilft, die Sinnhaftigkeit des Dienstes zu erkennen und die Bereitschaft der Soldatinnen und Soldaten zur gewissenhaften Pflichterfüllung, zum gewissensgeleiteten Gehorsam, zur Übernahme von Verantwortung und zur Zusammenarbeit zu stärken sowie die Disziplin und den Zusammenhalt der Truppe zu bewahren.

Die Innere Führung ist insbesondere besser vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte zu verstehen. Sie ist bislang einzigartig auf der Welt. Ihre Wurzeln liegen im Gedankengut der Aufklärung und dem preußischen Reformwerk von 1807 bis 1814. Das „Führen durch Auftrag“, welches auf taktisch-operativer Ebene praktiziert zu den positiven Elementen der Entwicklung preußisch-deutscher Militärgeschichte im 19. und ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gehört, findet in der Inneren Führung seine komplementäre Ergänzung auf politisch-strategischer Ebene. Es sind zwei Seiten einer Medaille, die zum Erfahrungsschatz der deutschen Militärgeschichte zählen und – um nicht vergessen oder vernachlässigt zu werden – ständiger Pflege gerade in der militärischen Praxis bedürfen.

Lesenswert: Innere Führung und Deutsches Soldatentum

veröffentlicht von PStS a.D. Dr. Peter Tauber am 19. März 2019 auf blog.petertauber.de.

Innere Führung und Deutsches Soldatentum im 21. Jahrhundert Lesenswert: Innere Führung und Deutsches Soldatentum PDF, nicht barrierefrei, 59 KB
Zeichnung von Dr. Peter Tauber

Die Innere Führung im Wandel

Die veränderte Auftragslage und Transformation der Streitkräfte machten es notwendig, die bestehende ZDv 10/1 anzupassen. Durch die Einsätze erlangte die Innere Führung eine neue Relevanz: Themen wie Verwundung, Tod, Geiselhaft, Posttraumatische Belastungsstörungen (PTBSPosttraumatische Belastungsstörung) und Trauer sorgten für neue Herausforderungen und Belastungen der Soldatinnen und Soldaten. Um der veränderten Auftragslage, bedingt durch das Einsatzspektrum der Bundeswehr ab Mitte der 1990er-Jahre, aber auch veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zunehmend individuell orientierter Generationen mit entsprechend modellierter Lebensgestaltung gerecht zu werden, wurde das Gestaltungsfeld „Vereinbarkeit von Familie und Dienst“ in die Konzeption aufgenommen. Dies diente als weiterer Baustein für die Integration der Bundeswehr in die Gesellschaft, so wie sich jetzt noch darstellt.

Für die Arbeit in multinationalen Stäben und Einsätzen gilt die Konzeption der Inneren Führung fortan auch als Ausgangspunkt im Dialog der Angehörigen der daran beteiligten Streitkräfte. Nach der Neufassung 2008 wurde die ZDv 10/1 2013 in die A2600/ 1 überführt und trägt den Titel „Selbstverständnis und Führungskultur“.

Ein alter Hauptkritikpunkt an der Inneren Führung trat mittlerweile in den Hintergrund: Lange Zeit galt die Vorhaltung, das Konzept habe sich nicht im Ernstfall bewähren müssen. Dies konnte so nicht mehr aufrechterhalten werden, nachdem über 100.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten an Auslandseinsätzen außerhalb des NATONorth Atlantic Treaty Organization-Raums teilgenommen haben. In diesen Missionen haben sich die Prinzipien der Inneren Führung wie auch die Gesamtkonzeption gut bewährt.

Lesenswert: Innere Führung und Staatsbürger in Uniform im Wandel

veröffentlicht von Oberstleutnant Michael Peter (Historikerstabsoffizier am Zentrum Innere Führung) am 7. Juli 2021.

Innere Führung und Staatsbürger in Uniform im Wandel Lesenswert: Innere Führung und Staatsbürger in Uniform im Wandel PDF, nicht barrierefrei, 27 KB

Die Innere Führung und die Armee der Einheit

Mit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 hörte auch die Nationale Volksarmee der DDR (NVANationale Volksarmee) auf zu existieren. Der zeitweilig im Vorfeld ernsthaft vorgebrachte Wunsch des Bürgerrechtlers und ersten zivilen Verteidigungsministers der DDR, Rainer Eppelmann, dass es zunächst zwei deutsche Armeen geben solle, wurde nicht realisiert. Es hätte auch dem Primat der Politik sowie dem Wiedervereinigungsgebot des Grundgesetzes widersprochen. Ca. 11.000 Soldaten der ehemaligen NVANationale Volksarmee wurden in die Bundeswehr übernommen. Gemeinsam sollte die „Armee der Einheit“ geschaffen werden.

Lesenswert: Unbekannte Kameraden

Das Online-Dossier anlässlich "30 Jahre Armee der Einheit". Am 3. Oktober 1990 begann nicht nur für Politik und Gesellschaft, sondern auch in der Bundeswehr eine Phase des Kennenlernens, der Integration und des Zusammenwachsens. Zeitzeugen haben uns an ihren Erinnerungen und Meinungen teilhaben lassen.

Weiterlesen

Zuweilen wiederholt sich „irgendwie“ Geschichte: Wie die ehemaligen Wehrmachtsoldaten in den 1950er-Jahren, so waren auch die ehemaligen NVANationale Volksarmee-Offiziere, die in einer Armee sozialisiert worden waren, wo der unbedingte Gehorsam gegenüber dem diktatorischen und auf seine Weise totalitären SEDSozialistische Einheitspartei Deutschlands-Regime dem Soldaten galt, unsicher, was „konkret“ unter Innerer Führung zu verstehen war. Die zweiwöchigen Schnellkurse waren ein erster Anfang. Sie wollten ein Grundverständnis für die Werte freiheitlicher Demokratie schaffen und waren, ungewohnt für die Teilnehmer, ganz anders als der doktrinäre Politunterricht in der NVANationale Volksarmee angelegt. Es war ein Versuch. Ob er Früchte trug, musste die Praxis erweisen: Da es ein Unteroffizierkorps wie in der Bundeswehr in der NVANationale Volksarmee nicht gegeben hatte, fehlte es auf der mittleren Ebene an eingeübter Führungsverantwortung sowie dementsprechender Einstellung und Ausbildung.

Die Innere Führung erwies sich gleichwohl als überaus tragfähig, so dass auch ehemalige auf den Sozialismus eingeschworene Soldaten, mit teilweise harten Laufbahneinschnitten, erfolgreich integriert werden konnten. Mit der Praxis, die (Grund-)Wehrpflichtigen aus den neuen in den alten Bundesländern und umgekehrt einzuberufen sowie Bundeswehreinheiten und Wehrverwaltungen in den neuen Bundesländern flächendeckend zu stationieren und Doppelspitzen Ost-West auf der Ebene ab Kompanie aufwärts einzusetzen, gelang der Bundeswehr schneller als anderen Teilen der Gesellschaft die tatsächliche Wiedervereinigung.

Leistungen des Zentrums Innere Führung

In den 65 Jahren seines Bestehens hat sich das Zentrum Innere Führung von der Schule für Innere Führung zu einem einzigartigen Kompetenzzentrum für die Innere Führung mit Alleinstellungscharakter entwickelt. Entsprechend vielfältig sind die Angebote für die Truppe, die seitdem entwickelt wurden. Standen seit seinen Anfängen Arbeitsblätter und Lose-Blatt-Sammlungen zur Verfügung sowie die Bibliothek als Wissensdatenbank, so gehört heute zur Angebotspalette auch die Digitalisierung von Bildungs- und Wissensinhalten. Auch Trainings werden zunehmend und dort, wo sinnvoll, online angeboten.


Evolution of Leadership

Die Schule für Innere Führung wurde im Oktober 1956 nach intensiven Vorbereitungen aufgestellt. Der Aufstellungsbefehl vom 30.09.1956 setzte Oberst Artur Weber, einen erfahrenen Generalstabsoffizier, als ersten Kommandeur der Schule ein.
Seit März 2020 wird das Zentrum von Generalmajor André Bodemann geführt.

Wie entwickelte sich das Zentrum in den Jahren 1956 bis heute? Begeben Sie sich auf eine spannende Zeitreise durch 65 Jahre Zentrum Innere Führung - Evolution of Leadership!

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  • Hotel Wolkenburg
    01

    1956-1961

    Bereits im Oktober 1950 wurden, als Ergebnis der abseits der Öffentlichkeit im Eifelkloster Himmerod stattfindenden militärischen Beratungsrunde, die grundlegenden Gedanken zur späteren Konzeption der Inneren Führung formuliert und in der Himmeroder Denkschrift festgeschrieben. Oberst Graf von Baudissin leitete ab 1951 die konzeptionellen Aufbauarbeiten zum „Inneren Gefüge“ wie die Innere Führung noch bis 1953 genannt wurde. Die grundsätzliche Bedeutung der Inneren Führung wurde im Jahr 1955 hervorgehoben.

    Die Schule für Innere Führung wurde im Oktober 1956 nach intensiven Vorbereitungen aufgestellt. Der Aufstellungsbefehl vom 30.09.1956 setzte Oberst Artur Weber, einen erfahrenen Generalstabsoffizier, als ersten Kommandeur der Schule ein.


    1956 begann der Lehrbetrieb zunächst mit in loser Form betriebenen Lehrgängen. Da die Schule über kein Gebäude verfügte, das für den Lehrgangsbetrieb geeignet war, reisten die Dozenten von Standort zu Standort oder mieteten in der Nähe von Köln Tagungshotels an. Es ging darum, den ersten Lehrgangsteilnehmern die Lage, in der die Bundeswehr aufzubauen war und den Auftrag, in dieser Lage Menschen zu führen, zu verdeutlichen. Um den vom NSNationalsozialismus-Regime beeinflussten oder von diesem auf Grund des Lebensalters sogar alleinig geprägten Offizieren und Unteroffizieren das Hineinfinden in die Gegebenheiten der Armee einer freiheitlichen Demokratie zu ermöglichen, wurde einer der wesentlichen Schwerpunkte in Ausbildung und Erziehung auf die politische Bildung, damals „geistige Rüstung“ genannt, gelegt. Oberst Weber entwickelte mit seinen Planspielen zur „psychologischen Rüstung“ eine neuartige Unterrichtsform. Die Grundform dieser mehrstündigen Unterrichte wurde aus Taktikunterrichten entwickelt, zumal deren Diskurs so angelegt war, dass verschiedene Alternativen analysiert und „klassisch“ miteinander abgewogen wurden. Bereits im November 1956 besuchte Bundeskanzler Konrad Adenauer den vierten Lehrgang der Schule für Innere Führung. Dieser fand im Hotel „Wolkenburg“ in Rhöndorf statt. Adenauer quittierte diesen Lehrgangsort mit den Worten „Also, Sie treiben jewissermaßen ambulantes Jewerbe?“ und sagte seine Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Standort für die Schule zu.


    Bereits im Februar 1957 zog die Schule in das für die französische Besatzungsmacht gebaute Offizierhotel auf der Pfaffendorfer Höhe in Koblenz um. Dieses stand 1956 wegen der Verlegung der Besatzungstruppe zur Verfügung. Auch heute noch ist dieses Gebäude der Sitz des Zentrums Innere Führung.

    Die Ausgangsgliederung
    Die Schule gliederte sich anfänglich in zwei militärische Lehrgruppen und einen zivilen „Wissenschaftlichen Forschungs- und Lehrstab bei der Schule der Bundeswehr für Innere Führung“ (kurz: WFL-Stab). Im Gegensatz zu heute gestaltete sich die Zusammenarbeit zwischen den Soldaten und zivilen Wissenschaftlern offenbar schwierig. General de Maizière stellte hierzu fest: „Der Wissenschaftliche Forschungs- und Lehrstab lebte – obwohl im gleichen Gebäude arbeitend – bei der Schule, nicht in der Schule.“


    Auch das Gebäude auf der Pfaffendorfer Höhe wurde für die steigenden Anforderungen und den damit verbundenen stetig wachsenden Lehrgangsteilnehmerzahlen zu klein. Mit dem Aufwuchs der Lehrgruppe III zog diese Ende August 1961 nach Lahnstein, in die Ostallee 11. In dem eigens dazu angekauften Gebäude fanden die Lehrgänge für Kompaniechefs und Kompaniefeldwebel („Spieße“) statt.

    Personalsuche
    Da unmöglich das gesamte für Ausbildungs- und Erziehungszwecke der Bundeswehr eingesetzte Personal durch die Schule für Innere Führung geschleust werden konnte, kam es darauf an, Lehroffiziere an der Schule auszubilden, die an anderen Ausbildungsstätten Unterricht über Fragen der Inneren Führung, Ausbildungsmethodik usw. erteilten. Das galt insbesondere für die Inspektionschefs an den Offizier- und Unteroffizierschulen.


    Wertvoll waren die sogenannten Querschnittslehrgänge, in denen mehrfach und auf Zeit dienstgradgruppenüberschreitend Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften zusammengeführt wurden, um gemeinsam alle Soldaten angehende Themen zu diskutieren. Lehrgänge für höhere Beamte der Bundeswehrverwaltung vervollständigten das umfangreiche Lehrprogramm der Schule.

    Personalie
    Am 1. Juni 1960 übergab Brigadegeneral Weber das Kommando an Brigadegeneral de Maizière. Der zweite Kommandeur der Schule hatte das Kommando bis zum 31. März 1962 inne.

  • Internationale Lehrgänge an der Schule für Innere Führung.
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    1962-1971

    Bereits seit der Einführung der Inneren Führung gab es einen kontroversen Diskurs, der von manchem Beobachter sogar als auf Dauer angelegte „Krise der Inneren Führung“ interpretiert wurde. Es formierte sich – argumentativ unterschiedlich – Widerstand, eine „Gegenströmung“, die mit dem letztlich eher unscharfen Sammelbegriff „Traditionalisten“ zusammengefasst wurden. Dieser Gruppe, unter ihnen auch einige Generale, war die Innere Führung zu unmilitärisch, zu praxisfern; kurzum sie war nach deren Meinung gerade in Anbetracht des Gegners unwirksam, weil „zu modern“.


    So stellte der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Vizeadmiral a.D. Hellmut Heye, in seinem Jahresbericht von 1963 fest: „Die Diskussion um die Innere Führung ist mit einer Heftigkeit entbrannt, wie dies bisher nicht bekannt war“. Die bundeswehrinterne Diskussion um die Innere Führung erreichte ihren Höhepunkt mit den Stellungnahmen des Stellvertretenden Inspekteur des Heeres, Generalmajor Helmut Grashey, der die Innere Führung als „Maske“ bezeichnete (1968/69), der Forderung des Inspekteurs des Heeres, Generalleutnant Albert Schnez nach einer Reform an „Haupt und Gliedern, an Bundeswehr und Gesellschaft“ (Dezember 1969) sowie der bereits aus dem Jahr 1964 datierenden Feststellung des Inspizienten für das Erziehungs- und Bildungswesen im Heer, Brigadegeneral Heinz Karst, dass die Bundeswehr eine „unsoldatische Armee“ sei. Im Amt Blank, dem Vorläufer des BMVgBundesministerium der Verteidigung war Heinz Karst bis 1955 Stellvertreter des Referatsleiter Referat IV B 2 („Innere Führung“), also Wolf Graf von Baudissins gewesen: ein deutlicher Hinweis auf die Brisanz der Kontroverse. 

    Bekenntnisse zur Inneren Führung
    Die Bundesrepublik Deutschland, überhaupt die westliche Welt, befand sich in den 1960er-Jahren im gesellschaftspolitischen Umbruch (Stichwort „1968“/„Achtundsechziger“). Dieser ging an der Bundeswehr nicht spurlos vorüber. In dessen zeitlichem Umfeld wurde General Ulrich de Maizière am 25. August 1966 Generalinspekteur. Dieser, vordem u.a.  Kommandeur der Schule der Bundeswehr für die Innere Führung (1960-1962), war kein „Umstürzler“ und Polarisierer. Er erkannte die Probleme und unterstützte wohlbedacht die die Politik des Bundesverteidigungsministers Helmut Schmidt (1969-1972) für Reformen. In ihrem Weißbuch von 1970 ließ die Bundesregierung an Geltung und Verbindlichkeit der Inneren Führung keinen Zweifel mit den Worten: „Deswegen sind die Grundsätze der Inneren Führung keine Maske, die man ablegen kann, sondern ein Wesenskern der Bundeswehr. Wer sie ablehnt, taugt nicht zum Vorgesetzten unserer Soldaten.“

    Personalie
    Mit Beginn des II. Quartals 1962 übernahm Oberst Klaus Hinkelbein das Kommando über die Koblenzer Schule. Im gleichen Jahr bekam die Schule mit der Lehrgruppe IV „Öffentlichkeitsarbeit“ eine weitere Lehrgruppe, deren Aufgabe darauf abzielte, Persönlichkeiten und Gruppen aus dem zivilen Umfeld sowie Besucher aus dem In- und Ausland über Auftrag und Wesen der Bundeswehr zu informieren. In Lahnstein begann der erste Lehrgang in der Lehrgruppe III. Kompaniefeldwebel waren die ersten, die in den neuen Räumen Platz nehmen durften. Der Aufstellungsbefehl für den Spezialstab ATP im Oktober 1962, die Erweiterung um eine militärische Fachlehrergruppe und der Erlass der „Richtlinie für die Durchführung wissenschaftlicher Aufträge durch den Wissenschaftlichen Forschungs- und Lehrstab“ zu Beginn des Jahres 1963 vervollständigten die Aufgaben und Fähigkeiten der Schule.

    Ehrung für die „Väter der Inneren Führung“
    Mitte der 1960er-Jahre hatte auch die Politik die Schule der Bundeswehr für Innere Führung entdeckt. Im Juni 1963 besuchte der Bundesminister der Verteidigung Kai-Uwe von Hassel die Schule und im März 1964 der Bundespräsident Dr. h.c. Heinrich Lübke. In seiner Begleitung waren der Bundesminister der Verteidigung und der Generalinspekteur General Heinz Trettner.


    Eine besondere Ehrung wurde den „Vätern der Inneren Führung“, den Generalen Wolf Graf von Baudissin, Johann Adolf Graf von Kielmansegg und Ulrich de Maizière zuteil. Sie wurden im Februar 1965 wegen ihrer Verdienste um die Innere Führung mit dem Freiherr-vom-Stein-Preis der Universität Hamburg ausgezeichnet. Am 13. Mai 1966 wurde Kapitän z.S. Herwig Collmann der vierte Kommandeur der Schule. Dieser übergab das Kommando am 31.03.1969 an Oberst i.G. Günther M. Schönnenbeck. 

    Der Wissenschaftliche Lehr- und Forschungsstab verlässt die Schule
    Der Wissenschaftliche Forschungs- und Lehrstab der Schule wurde zum Ende des Jahres 1968 in das „Wissenschaftliche Institut für Erziehung und Bildung“ überführt und im Mai 1969 an den Standort Heide bei Siegburg verlegt. Die verbliebenen Dozenten an der Schule für Innere Führung wurden in der „wissenschaftlichen Gruppe“ zusammengefasst. In den Jahren 1970/71 erhielt hatte die Schule die Aufträge, eine Stellungnahme zum Gutachten der Neuordnung der Ausbildung in den Streitkräften zu fertigen und die ZDv 3/1 „Methodik der Ausbildung“ neu zu fassen.

  • Besuch des Bundespräsidenten Gustav Heinemann.
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    1972-1981

    Mit dem Beginn der 1970er-Jahre wurde deutlich, dass die Grundzüge der Inneren Führung weithin verstanden und sogar verinnerlicht waren, es aber auch notwendig wurde, Teile der Aufgaben der Schule in die Teilstreitkräfte zu verlagern. Der Umfang der Truppe wuchs in erheblichem Maße und nur durch eine dezentrale Ausbildung im Bereich Innere Führung konnten die Zielvorstellungen erreicht werden. Der Aufwuchs und die Tatsache, dass die kriegsgedienten Offiziere und Unteroffiziere mehr und mehr durch Soldaten abgelöst wurden, die ausschließlich Erfahrungen in der Bundeswehr hatten, führte zu einer Schwerpunktverlagerung. Künftig lag dieser auf der Ausbildung der Lehrstabsoffiziere, um deren pädagogische Qualifikation auf den Themenfeldern Methodik und Didaktik der Erwachsenenbildung zu vertiefen. Um dies zu gewährleisten, bekam die Schule 1973 eine neue Gliederung, deren Hauptmerkmal die Zusammenfassung der Lehrstabsoffiziere und Dozenten in einem Lehrstab war. Die 1970er-Jahren waren überdies ein Jahrzehnt der rasanten gesellschaftlichen Entwicklung – startend in Euphorie, endend in meistenteils sogar depressiver Stimmung. Die damit verbundene Lagefeststellung in der Bundeswehr ließ das Fehlen einer zentralen Einrichtung, die die Erkenntnisse sammelt, auswertet und für die Innere Führung nutzbar machte, erkennen. Für die Schule bedeutete dies im Jahre 1977 eine erneute Änderung ihres Auftrags. Künftig sollte die Schule die Entwicklungen in der Truppe und der Gesellschaft aufgreifen und die Erkenntnisse für die Ausbildung und Erziehung umsetzen. Weiterhin sollte die Schule Ausbildungshilfen und Lehrgänge erstellen, die die Truppe praxisnah unterstützen sollten. 

    Von der Schule für Innere Führung zum Zentrum Innere Führung
    Da immer mehr Dienststellen der Bundeswehr mit den Themenkreisen der Inneren Führung befasst waren, wurde zum Jahresbeginn 1981 der „Aufgabenverbund Innere Führung“ ins Leben gerufen, dessen Leitfunktion die Schule der Bundeswehr für Innere Führung innehatte. Um diese Leitfunktion deutlich herauszustellen, wurde die Schule in Zentrum Innere Führung umbenannt. Der erweiterte Auftrag umfasste nun die Erarbeitung von Grundlagen und Grundsätzen zur Weiterentwicklung der Inneren Führung, die Unterstützung der Truppe bei der Ausbildung der Inneren Führung, der Aufbau und Betrieb eines Dokumentations- und Informationssystems sowie die Übernahme der Leitfunktion im Aufgabenverbund Innere Führung.


    Das Zentrum Innere Führung erstellte künftig audiovisuell gestützte Ausbildungshilfen für die Truppe und führte Lehrgänge für den Personenkreis durch, der besonders in die Vermittlung der Inneren Führung eingebunden war. Dies waren im wesentlichen Kommandeure, Einheitsführer, „Spieße“, Jugendoffiziere, Rechtsberater, Militärgeistliche, Reservedienstleistende und Teilnehmer am Generalstabs/Admiralstabslehrgang. Zusätzlich wurden Impulsseminare durchgeführt.

    Der Aufgabenverbund Innere Führung
    Im Aufgabenverbund Innere Führung befanden sich 1981 als ständige Mitglieder das Sozialwissenschaftliche Institut der Bundeswehr (SoWI), das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFAMilitärgeschichtliches Forschungsamt), die Schule der Bundeswehr für Psychologische Verteidigung, das Amt für Studien und Übungen der Bundeswehr und die Medienzentrale der Bundeswehr. Auf Zusammenarbeit angewiesen waren die Offizier- und Unteroffizierschulen der Teilstreitkräfte und die Führungsakademie der Bundeswehr. Ziel des Aufgabenverbunds war und ist es, den Sachverstand zu bündeln, Kooperation zu ermöglichen und eine Brückenfunktion im Sinne der Streitkräfte auszufüllen. Er wurde über die Koordinierungsstelle Innere Führung im Ministerium auf der höchsten Führungsebene verankert und wirkte folgerichtig durch seine Arbeit in die Truppe hinein. 


    Personalien
    Am 27.09.1972 übergab der Stellvertreter des Generalinspekteurs Generalleutnant Bernd Freytag von Loringhoven die Leitung der Schule von Brigadegeneral Günther M. Schönnenbeck an Oberst Martin Seifert. 1978 übernahm Brigadegeneral Werner Lange von Brigadegeneral Martin Seifert die Leitung der Schule.


    Als höchster Repräsentant des Staates besuchte Bundespräsident Gustav Heinemann 1972, ebenso wie 1977 Verteidigungsminister Georg Leber und 1979 dessen Nachfolger Hans Apel die Schule. Der Besuch des Bundespräsidenten Prof. Dr. Karl Carstens fand im Jahr 1979 statt.
     

  • Das kameradschaftliche Gespräch.
    04

    1982-1991

    Nach der Umgliederung zum Zentrum Innere Führung wurde deutlich, dass das Platzangebot, das für eine angemessene Erwachsenenbildung notwendig war, im Zentrum Innere Führung nicht zur Verfügung stand. Bereits in der Vergangenheit wurde mit dem Kauf eines Hauses in Oberlahnstein, der Aufstockung des Hauptgebäudes um ein fünftes Stockwerk sowie der Erstellung eines Bürogebäudes und der Übernahme eines zweiten Unterkunftsgebäudes versucht, der Situation Herr zu werden. Allerdings schafften diese Maßnahmen keine dauerhafte Entlastung für die Lehr- und Lernsituation. Damit das Zentrum künftig seinem Auftrag gerecht werden konnte, formulierten die Verantwortlichen eine militärische Infrastrukturanforderung für den Endausbau des Zentrums. Geplant wurde ein Lehrsaalbau, der hangaufwärts hinter dem Hauptgebäude entstehen sollte. In ihm sollte ein repräsentativer Großhörsaal, der auch als Aula für festliche Veranstaltungen genutzt werden konnte, vier Seminarräume, sechs Gruppenarbeitsräume und die Bibliothek ihren Platz finden.

    30 Jahre Innere Führung
    Im Jahr 1986 feierte das Zentrum Innere Führung sein dreißigjähriges Bestehen. Die Festansprache zu diesem Anlass hielt der Präsident des Deutschen Bundestages Dr. Phillipp Jenninger. Das Zentrum konnte zu diesem Zeitpunkt auf die stolze Zahl von 2.117 Lehrgängen, Seminaren, Tagungen und Informationsveranstaltungen zurückblicken. Insgesamt besuchten dabei 67.843 Teilnehmer das Zentrum, darunter 7.026 ausländische Gäste.


    Im Jahr 1985 regelte der Generalinspekteur durch einen Erlass den Aufgabenverbund Innere Führung neu. Künftig gab es im Aufgabenverbund nur noch ständige Mitglieder sowie Gäste und Berater, die zu Einzelthemen eingeladen werden. Drei Gremien, die Direktorenkonferenz, die Projektkonferenzen und die Beratergruppen koordinierten und steuerten die Arbeit des Verbunds.

    Die Armee der Einheit
    Mit der veränderten weltpolitischen Lage 1989 wurde auch das Zentrum Innere Führung vor eine neue Herausforderung gestellt. Es galt, die Bundeswehr als „Armee der Einheit“ zu gestalten. Von den 25.000 Soldaten der ehemaligen NVANationale Volksarmee, die nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 in der Bundeswehr dienen wollten, wurden ca. 11.000 übernommen. Für diese galt es, das Bild des „Staatsbürgers in Uniform“ zu vermitteln und das Selbstverständnis in einem freiheitlichen demokratischen Staat zu stärken. Für die Soldaten der ehemaligen NVANationale Volksarmee war dieses soldatische Bild ein völliger und wohltuender Kontrast zu ihren Erfahrungen aus der Vordienstzeit. Das Zentrum Innere Führung entwickelte dazu Lehrpläne für Zusatzausbildungen auf dem Gebiet der Inneren Führung für alle Einrichtungen, die sich mit der Vermittlung der Inneren Führung befassten und führte auch Lehrgänge am Zentrum durch. Im Oktober 1990 begann die erste Vorlaufausbildung für Regiments- und Bataillonskommandeure der ehemaligen NVANationale Volksarmee


    Die schrittweise und erfolgreiche Integration von Frauen in die Bundeswehr ist ein weiterer Beweis für die Wirksamkeit der Konzeption Innere Führung und für die Arbeit des Zentrums Innere Führung in seiner Führungsrolle im Aufgabenverbund.

    Personalien
    Zwischen 1982 und 1991 wurde das Zentrum Innere Führung zu einem politischen Besuchermagneten. Bundeskanzler Dr. Helmut Kohl und der Bundesminister der Verteidigung Dr. Manfred Wörner besuchten 1982 das Zentrum Innere Führung. Der Stellvertreter des Generalinspekteurs Generalleutnant Windisch übergab die Leitung des Zentrums im März 1983 von Brigadegeneral Clauß an Oberst von der Recke. Im gleichen Jahr besuchten die Inspekteure der Marine, Vizeadmiral Bethge, der Luftwaffe, Generalleutnant Eimler und des Sanitäts- und Gesundheitswesens, Generaloberstabsarzt Dr. Linde, das Zentrum. Der Inspekteur des Heeres hatte das Zentrum bereits im Jahr 1982 besucht. Der militärische Berater der französischen Regierung Géneral d’Armée de Montaudoin besuchte das Zentrum zum Erfahrungsaustausch im März 1984. Im Oktober 1984 übergab der Stellvertreter des Generalinspekteurs die Truppenfahne an das ZInFüZentrum Innere Führung. Der Generalinspekteur Admiral Wellershoff besuchte das Zentrum im Jahr 1987. Im gleichen Jahr übernahm Kapitän z.S. Ulrich Hundt die Leitung des Zentrums von Brigadegeneral von der Recke. In Folge der weltpolitischen Veränderungen besuchte am 18. September 1989 eine russische Delegation unter Führung von Generalmajor Rubin das Zentrum. 1990 folgte der Besuch des Stellvertretenden Verteidigungsministers der Republik Polen Bronislaw Komorowski und im Jahr 1991 besuchte der Verteidigungsminister der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik Dr. Lubos Dobrovsky das Zentrum Innere Führung.
     

  • Bibliothek Zentrum Innere Führung.
    05

    1992-2001

    Mit den welt- und gesellschaftspolitischen Veränderungen wurde erneut deutlich, dass die Konzeption der Inneren Führung eine dynamische Konzeption ist. Im Weißbuch von 1994 hieß es: „Das Zentrum Innere Führung ist verantwortlich für die Vermittlung und Weiterentwicklung der Inneren Führung.“ Das Zentrum stellte sich dieser Herausforderung und entwickelte kontinuierlich neue Aus- und Weiterbildungsansätze zur Vermittlung der Inneren Führung. Insbesondere die Eingliederung der Soldaten der ehemaligen NVANationale Volksarmee war zu Beginn der 1990er-Jahre einer der Schwerpunkte. 1993 wurde durch das Zentrum Innere Führung gemeinsam mit der Führungsakademie der Bundeswehr die neue Vorschrift ZDv 10/1 „Innere Führung“ erarbeitet, die die Vorschrift aus dem Jahre 1972 ersetzte. Auch das Soldatenbeteiligungsgesetz aus dem Jahr 1991 und die ZDv 10/2 „Beteiligung der Soldaten durch Vertrauenspersonen“ aus dem Jahr 1995 trugen die Handschrift des Zentrums Innere Führung. 


    Bereits seit der Wiedervereinigung intensivierte das Zentrum seine Zusammenarbeit mit den unabhängigen Staaten des ehemaligen Warschauer Pakts. Für die Armeen dieser Staaten bedeutete das Leitbild des Staatsbürgers in Uniform und die Konzeption der Inneren Führung eine wichtige Landmarke in der neuen Ausrichtung ihrer Streitkräfte. Das Zentrum Innere Führung führte zur Unterstützung dieser Prozesse Orientierungsseminare durch und leistete einen wertvollen Beitrag zum Zusammenwachsen von Ost und West.


    Trotz vielfältiger und wachsender Aufgaben trat 1994 eine neue Organisationsgrundlage in Kraft und das Personal des Zentrums wurde um 20 Prozent gemindert. Gleichzeitig wurde der Bereich 5 (Querschnittsaufgaben) umorganisiert und nach Strausberg verlegt. Dort fand im Mai 1994 der erste Lehrgang für Kompaniechefs statt.

    Von der „Armee der Einheit“ zur „Armee im Einsatz“
    Seit 1990 wird die Bundeswehr zu friedenssichernden und friedenserhaltenden Maßnahmen außerhalb der Bundesrepublik Deutschland eingesetzt. Diese Einsätze bedürfen besonders für die militärischen Führer einer qualifizierten Vorbereitung. Dies stellte auch neue Anforderungen an die Konzeption der Inneren Führung. Das Zentrum richtete eine Führerausbildung ein, die die militärischen Führer geistig und psychologisch auf den Einsatz vorbereiten sollte. Vermittelt wurden die zu erwartenden physischen und psychischen Belastungen, die Informationen zum Einsatzland und die Rechtsgrundlagen, die für diesen Einsatz galten. Die Ausbildung für das deutsche Kontingent in Somalia begann im Mai 1993, die Ausbildung für den Einsatz im ehemaligen Jugoslawien 1995. Innerhalb kurzer Zeit hatten 1.000 Teilnehmer die Ausbildung für den Einsatz durchlaufen. Diese Art der Einsätze stellte auch die Frage nach der Legitimation. Die Sinnhaftigkeit der Einsätze musste durch die Kommandeure korrekt vermittelt werden. Das Zentrum entwickelte zu diesem Thema das Arbeitspapier „Legitimationsfragen bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr“ und gab es den Kommandeuren zur Ausbildung an die Hand. Die Einsätze auf dem Balkan zeigten auch auf, dass Fragen aus ethischer Sicht nicht immer eindeutig mit falsch oder richtig bewertet werden können. Der militärische Führer muss prüfen, was vor Recht und Gesetz verantwortbar ist. Zu diesem Zweck entwickelte das ZInFüZentrum Innere Führung das Arbeitspapier „Entscheiden und Verantworten“. 

    Personalien
    Gleich zu Beginn des Jahres 1992 besuchte der Generalinspekteur General Naumann das Zentrum, unmittelbar danach der Bundesminister der Verteidigung Dr. Gerhard Stoltenberg. Rudolf Scharping, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz besuchte 1992 das ZInFüZentrum Innere Führung zweimal. Im Februar als Teilnehmer an einem Kolloquium mit Kommandeuren, ein weiteres Mal zur Verleihung des Fahnenbandes im September. Als Verteidigungsminister besuchte Scharping das ZInFüZentrum Innere Führung im November 1999 und zur Einweihung des Haus I im November 2000. 


    Der Bundesminister der Verteidigung Volker Rühe besuchte das ZInFüZentrum Innere Führung im Mai 1994 und hielt anlässlich des vierzigjährigen Bestehens des Zentrums Innere Führung am 1. Oktober 1996 die Festrede.


    Bundespräsident Dr. Johannes Rau konnte im März 2001 im Koblenzer Zentrum willkommen geheißen werden.


    Außenminister Hans-Dietrich Genscher hielt im April 1992 einen Vortrag am Zentrum Innere Führung mit dem Thema: „Eine Stabilitätsordnung für Europa“. Außenminister Dr. Klaus Kinkel hielt im Oktober 1994 einen Vortrag zum Thema „Perspektiven deutscher Sicherheitspolitik“.


    Am 23. September 1994 erfolgte die Kommandoübergabe von Flottillenadmiral Ulrich Hundt an Oberst Hans-Christian Beck.


    Der Generalinspekteur der Bundeswehr General Hans Peter von Kirchbach konnte im Juni 1999 begrüßt werden. Sein Nachfolger General Harald Kujat ein Jahr darauf, im Jahr 2000.
     

  • Ausstellung „50 Jahre Bundeswehr, 50 Jahre Innere Führung"
    06

    2002-2011

    Auch mit Beginn des neuen Jahrtausends lag eines der großen Themenfelder der Inneren Führung in der Begleitung der Auslandseinsätze der Streitkräfte. Durch die Belastungen und hohen Risiken, denen die Soldaten dort ausgesetzt sind, wurde der Wert der Menschenführung immer deutlicher. Dies galt insbesondere für die Themenkreise der Menschenführung, die bis dato verdrängt oder zumindest nicht vertieft worden waren. „Menschenführung in Extremsituationen“, „Umgang mit Verwundung und Tod“, „Verhalten als Geisel und in Gefangenschaft“ waren Themen, die aufgrund der Auftragslage durch das Zentrum Innere Führung ausgearbeitet werden mussten. Das Arbeitspapier „Umgang mit Verwundung und Tod im Einsatz“ sollte es vor allem Disziplinarvorgesetzten einfacher machen, mit ihren Soldaten ins Gespräch zu kommen. Auch die Rückkehr aus dem Einsatz lag im Fokus des Zentrums. Im Juli 2008 veröffentlichte das ZInFüZentrum Innere Führung ein Arbeitspapier, das Einsatznachbereitungsseminare zum Thema hatte. 

    Politische Bildung für den Einsatz
    Auch für die politische Bildung ergaben sich aus der Auftragslage neue Herausforderungen. In den Einsätzen ging es nicht mehr um die Verteidigung des eigenen Landes und/oder des Bündnisgebietes. Dies war bisher für die Soldaten leicht nachvollziehbar und selbstverständlich. Die Verteidigung der Werte von Freiheit, Recht und Frieden außerhalb des Bündnisgebietes traf nicht bei jedem Soldaten auf dieses Selbstverständnis. Für das ZInFüZentrum Innere Führung stand bei der Sinnvermittlung die Aktivierung des Bildungsbemühens im Vordergrund. Die zentrale Unterstützung des Zentrums Innere Führung richtete sich auf die Weiterbildung des Lehrpersonals anderer Schulen und die direkte Unterstützung der Truppe durch Lehrteams und methodisch-didaktisch aufbereitete Materialien.

    Einheit von Führung und Recht
    Auch dem Aufgabenfeld Recht kam in dieser Auftragslage eine erweiterte Bedeutung zu. Es sollte künftig als integraler Bestandteil des Führungsdenkens sein. „Einheit von (Operations-)Führung und Recht“ lautete die Kurzbezeichnung für das Führungs- und Rechtverständnis in Ausbildung und Einsatz. Im Einsatz müssen militärische Führer und Führerinnen bereits bei der Lagebeurteilung die für den jeweiligen Einsatz geltenden rechtlichen Grundlagen einschließlich der Regeln zur Anwendung militärischer Gewalt berücksichtigen. Vertrauenspersonen müssen bei allen Entscheidungen das Soldatenbeteiligungsgesetz „im Kopf haben“. Um das zu erreichen, bot das Zentrum Innere Führung regelmäßige Seminare für Disziplinarvorgesetzte und Vertrauenspersonen an.

    Darüber hinaus wurde die „Zentrale Ausbildungseinrichtung für die Rechtspflege der Bundeswehr„ (ZAR) am 4. September 2009 durch den Abteilungsleiter Recht im BMVgBundesministerium der Verteidigung, Ministerialdirektor Dr. Dieter Weingärtner, offiziell in den Dienst gestellt. Mit der Einrichtung der ZAR wurde insbesondere auf die gestiegenen Anforderungen reagiert, die an das Personal der Rechtspflege der Bundeswehr durch die Auslandseinsätze der Bundeswehr gestellt werden. Die Aus- und Fortbildung für Angehörige der Rechtspflege sollte aus einer Hand gesteuert und auf Grundlage einer festgelegten Konzeption fundiert und aktuell durchgeführt werden. Gleichzeitig sollten einheitliche Lehr- und Lernmittel für die Rechtslehre erstellt und weitere Grundlagenarbeit für die Rechtspflege und im Auftrag der Rechtsabteilung des BMVgBundesministerium der Verteidigung geleistet werden.

    Identität in multinationalen Strukturen
    Einer anderen Herausforderung musste sich die Innere Führung bei der verstärkten Einordnung in multinationale Strukturen stellen. Die Bundeswehr nahm als Teil multinationaler Verbände an Einsätzen der NATONorth Atlantic Treaty Organization, EUEuropäische Union, OSZEOrganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa teil. Damit mussten sich die Soldatinnen und Soldaten in militärische Hierarchien einordnen, die aufgrund ihrer Internationalität sehr heterogen sind. Innerhalb dieser Hierarchien herrschen oft andere Regeln zu den Rechten und Pflichten als die, die deutsche Soldatinnen und Soldaten durch die Innere Führung kannten und lebten. Für das Zentrum bestand der Handlungsbedarf, sich mit den Führungsgrundsätzen anderer Nationen auseinanderzusetzen und Lösungsmöglichkeiten zu finden, die helfen, die Identität der deutschen Soldatinnen und Soldaten auch in multinationalen Verbänden zu erhalten.

    Personalien
    Im Jahr 2004 übergab Brigadegeneral Stephan Kretschmer das Kommando an Brigadegeneral Robert Bergmann. Dieser übergab das Kommando im Jahr 2006 an Brigadegeneral Alois Bach. Im November 2006 beging das Zentrum Innere Führung sein fünfzigjähriges Bestehen.

  • Umbenennung des Haupthauses in „General Ulrich-de-Maizière-Campus“
    07

    2012-2021

    In den letzten Jahren entwickelte sich das Zentrum Innere Führung wieder mehr zu einer Denkfabrik. Dieser Vorgang ist längst noch nicht abgeschlossen. Zugleich galt es, als Kompetenzzentrum für alle Fragen der Inneren Führung in Theorie und Praxis zu bestehen. Das Zentrum ist am Puls der Truppe, berät sie, trainiert sie. Es entwickelt gemeinsam mit den Soldatinnen und Soldaten die Innere Führung weiter – orientiert an den Bedürfnissen der Truppe.

    Stärkung von Führungskräften
    Ein entscheidender Faktor zur Akzeptanz und Weiterentwicklung der Inneren Führung sind die Führungskräfte. Ihnen obliegt es, Innere Führung zu leben und zu lehren. Ihre Führungskultur überträgt sich auf den nachgeordneten Bereich. Das Zentrum Innere Führung entwickelte zwei Instrumente, um diese Führungskultur zu stärken. 


    In der Führungskräftebegleitung in militärischen Organisationen, kurz FMO, werden Führungsteams von Truppenteilen und Dienststellen über einen längeren Zeitraum begleitetet und der Ist-Stand aufgenommen. Daraus entwickelt das FMO-Team in Zusammenarbeit mit den Beteiligten ein Programm, das an die Erfordernisse der Dienststelle, die Herausforderungen des täglichen Dienstes und das Führungsteam ausgerichtet ist. Der Schwerpunkt liegt dabei neben der Förderung des Teamgedankens an der Entwicklung der individuellen Persönlichkeitsentwicklung. 


    Spitzenpersonalcoaching, kurz SPC, ist ein Programm, das sich an die Ebene A16+, Führungskräfte in herausgehobener Verwendung, richtet. Mit ihm soll das Führungsverhalten gestärkt, die Fähigkeit zur Selbstreflektion, das frühe Erkennen von Problemursachen und die Identifikation situationsspezifischer eigener Einflussmöglichkeiten ausgebaut werden. Im Mittelpunkt des Programms steht die Stärkung der Fähigkeit zur Selbstreflexion. Die Grundlage für dieses Coaching, das durch zivil-militärische Coaching Teams durchgeführt wird, ist ein spezielles Instrumentarium aus Diagnostik und Evaluation. Dies wurde von der wissenschaftlichen Außenstelle des Zentrums an der Universität Hamburg entwickelt.

    Das Aktionsprogramm „Gute Führung gestalten“
    Wenn militärische Führungskräfte ein anderes Zeitalter erleben wollen, um in der Gegenwart noch besser zu bestehen, dann sind sie mit dem Programm „Gute Führung gestalten“ sehr gut bedient. In diesem Aktionsproramm werden die Führungskräfte nämlich ins Mittelalter versetzt und auf verschiedene hierarchische Positionen gesetzt. So sollen sie sich von ihrem bisherigen Umfeld lösen. Ziel des zweitätigen Seminars ist es, Handlungsspielräume zu verdeutlichen und die Individualität, die durch das Zusammenspiel von Beruf und Privatleben entsteht, in den Führungsprozess einzubeziehen. Die Rollenspiele des „ersten Tages der Zeitreise“ werden am zweiten Tag reflektiert. Dabei kommt es sowohl zur Selbstreflektion der „Führungskräfte“ als auch zum Feedback der „Geführten“. 

    Die Entwicklung nach dem Weißbuch 2016
    Mit dem Weißbuch 2016 wurden Rahmenbedingungen, Vorgaben und Erwartungen zur Weiterentwicklung der Führungskultur der Bundeswehr programmatisch dargelegt. Die Innere Führung soll als Kern des Selbstverständnisses der Streitkräfte so weiterentwickelt werden, dass sie als einheitliche Führungskultur allen Angehörigen der Bundeswehr einen sinnstiftenden Rahmen bietet. Damit dies erreicht wird, wurde die Leitfunktion des Zentrums Innere Führung als koordinierende und steuernde Stelle zur Vermittlung von Themen und deren Weiterentwicklung gestärkt.


    Das Zentrum Innere Führung fungiert künftig als eine Art Sensor für die innere und soziale Lage der Bundeswehr. Gleichzeitig werden die Angebote des ZInFüZentrum Innere Führung intensiver nach innen und außen kommuniziert. Dazu wurde das Portal Innere Führung geschaffen, auf dem durch die Truppenteile Ausbildungs- und Argumentationshilfen zu den Themenkreisen der Inneren Führung abgerufen werden können. Nach außen intensivierte das Zentrum seine Netzwerkarbeit, kooperierte mit regionalen Hochschulen und Bildungseinrichtungen und führte verschiedene Hochwertveranstaltungen durch. 


    Im Jahr 2018 beleuchteten Workshops, mit Teilnehmern aller Ebenen, die für alle Teilstreitkräfte durchgeführt wurden, die Defizite, Erwartungen, Erfahrungen und Ansprüche an die Themenkreise der Inneren Führung. Der Ergebnisbericht, der im Dezember 2018 erstellt wurde, diente konsequent der Weiterentwicklung und Stärkung einzelner Themenfelder sowie der Standortbestimmung. 


    Mit dem Aufbau der Abteilung „Im Dialog“ wurde die geforderte medienübergreifende Fähigkeit geschaffen, leistungsstarke Kommunikationsprozesse zu den Themen der Inneren Führung zu aktivieren. Hier sollten alle cross-medialen Fähigkeiten gebündelt und genutzt werden. Mittels eines medialen Instrumentariums, das gerade nicht auf ein Medium einseitig fixiert ist, sollte eine in sich stimmige Kommunikation und Information über und von den Themen der Inneren Führung gewährleistet werden. So sollte insbesondere das Bewusstsein für den Wertekanon der Inneren Führung auf allen Ebenen verbessert werden. 


    Mit der Implementierung von Mobilen Trainings Teams (MTTMobile Training Team) schaffte das ZInFüZentrum Innere Führung die Möglichkeit, dass die Truppe Ausbildung aus den jeweils aktuellen Aktionsprogramme „vor Ort“ durchführen konnten. Die Dozenten und Lehrstabsoffiziere reisen auf Anforderung zu den Truppenteilen und bilden dort die Soldaten und Soldatinnen aus. 


    In die Stärkung der Inneren Führung und des Zentrums Innere Führung wurde auch das Personal der Rechtspflege der Bundeswehr einbezogen. Hier lag und liegt ein Schwerpunkt auf den mit dem Einsatz zusammenhängenden Rechtsfragen, die in Aus- und Weiterbildungen am ZInFüZentrum Innere Führung gelehrt werden. Der neu eingerichtete Beauftragte für die Rechtsausbildung (BeaRASK) in den Streitkräften beobachtet und bewertet die Rechtsausbildung in den Streitkräften und berichtet hierzu unterstützend der Abteilung Recht im BMVgBundesministerium der Verteidigung.


    Bereits seit Jahren pflegte das ZInFüZentrum Innere Führung internationale Kooperationen, um die Bereiche „Interkulturelle Kompetenz“, „Ethik“ und „Diversity“ nicht nur von der nationalen Seite betrachten zu können. Auch hier wurden die Kooperationen verstärkt und die Ergebnisse in die Lehre eingepflegt. 
    Zwei große Ziele stehen noch auf der Agenda des Zentrums: die Entwicklung eines gemeinsamen europäischen Führungsverständnisses und die Implementierung des ZInFüZentrum Innere Führung als nationales „Center of Excellence for Leadership Development and Civic Education“.

    Der Ulrich-de-Maizière-Campus
    Am 7. Juli 2019 wurde das Haupthaus des Zentrums Innere Führung in der von-Witzleben-Str. in „Ulrich-de-Maizière-Campus“ umbenannt. Die Zentrumsangehörigen, die sich mehrheitlich für diesen Namen ausgesprochen hatten, wollen damit einen der Väter der Inneren Führung, ehemaligen Kommandeur der Schule für Innere Führung und Generalinspekteur ehren. Die Feierstunde und Enthüllung der Namenstafel, die heute im Eingangsbereich angebracht ist, fand im Beisein der Ministerin und der Familie statt. General a.D. de Maizière besuchte das ZInFüZentrum Innere Führung letztmalig zum fünfzigjährigen Bestehen.

    Vom Widerstand gegen den Nationalsozialismus zum gewissengeleitetem Gehorsam
    Das Zentrum Innere Führung liegt am Rand eines Viertels, dessen Straßen die Koblenzer nach Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus benannt haben. Das Zentrum hat 2021 einen Weg mit Erklärungen zu den Namensgebern durch dieses Viertel angelegt. So kann dieser „Widerstandsweg“ zur historischen und politischen Wissensvermittlung genutzt werden.

    Personalien
    Am 30. April 2013 übernahm Brigadegeneral Jürgen Weigt das Kommando über das Zentrum Innere Führung von Brigadegeneral Alois Bach.

    Am 31. Mai 2016 übernahm Generalmajor Reinhardt Zudrop das Kommando und übergab es am 27. März 2020 an Generalmajor André Bodemann. Dieser führt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt.
     

Zentrum Innere Führung

Das Zentrum Innere Führung gliedert sich an den Standorten Koblenz, Berlin, Hamburg und Strausberg in die Abteilungen Recht, Weiterentwicklung Innere Führung, Im Dialog und Führung sowie die selbstständigen Bereiche Aus- und Fortbildung, Coaching und Innere und Soziale Lage. Das Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften sowie das Militärhistorische Museum unterstehen dem Zentrum Innere Führung.

Kommandeur des Zentrums ist Generalmajor André Bodemann.
Stellvertretender Kommandeur und zugleich der Beauftragte des Generalinspekteurs der Bundeswehr für Erziehung und Ausbildung ist Brigadegeneral Robert Karl Sieger.

Die Abteilung Weiterentwicklung Innere Führung, die selbstständigen Bereiche Coaching, Innere und Soziale Lage sowie Teile des Bereiches Aus- und Fortbildung finden Sie in der Augusta-Kaserne. Bereiche der Abteilung Führung sind zudem in Haus 2 vertreten.

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Garnisonsstadt Koblenz

Koblenz liegt am Zusammenfluss von Rhein und Mosel im Schnittpunkt der Gebirge Eifel und Hunsrück linksrheinisch sowie Westerwald und Taunus rechtsrheinisch. Koblenz gehört zu den ältesten Städten Deutschlands, da es auf eine 2000-jährige Geschichte mit Beginn in der Römerzeit zurückblicken kann.

So errichteten die Römer bereits 9 vor Chr. ein Militärlager zur Sicherung des strategisch wichtigen Moselübergangs im Verlauf der großen Heerstraße Mainz-Köln. Diese römische Befestigung „Castrum apud confluentes“ (Lager am Zusammenfluss von Rhein und Mosel) gab der Stadt den Namen. „Confluentes“/Koblenz war der Vorposten der römischen Zivilisation. Nur wenige Kilometer östlich davon verlief der niederrheinische Limes.

Blick auf das deutsche Eck

Das Deutsche Eck am Zusammenfluss von Rhein und Mosel

Bundeswehr/Rott

Nach dem Einfall der Franken (259/60) ins römische Germanien, wurde Koblenz im 4. Jh. n. Chr. mit einer starken Mauer, mächtigen Rundtürmen und einem Tor umwehrt. Noch heute sind Reste dieser ehemaligen Stadtbefestigung zu sehen.

Zu Beginn des fünften Jahrhunderts ging die römische Herrschaft am Rhein und damit auch in Koblenz schrittweise zu Ende. Die Errungenschaften der römischen Zivilisation überlebten nur zum geringen Teil die Zeit der Völkerwanderung. In Westeuropa gelang nach den Wirren der Völkerwanderung den fränkischen Adelsgeschlechter der Merowinger und der Karolinger, eine größere politische Einheit zu bilden, d.h. ein Reich zu begründen, welches sich als Rechtsnachfolger der Römer tatsächlich verstehen konnte. So übernahmen die Franken auch in Koblenz die Macht und errichteten in dem von den Römern aufgegebenen Kastell einen Königshof.

Der Josef-Görres-Platz wird von einem ungewöhnlichen Brunnen geschmückt.

Der Josef-Görres-Platz wird von einem ungewöhnlichen Brunnen geschmückt. Knapp 13 Meter hoch ragt die Historiensäule auf, die die mehr als 2000-jährige Geschichte der Siedlung Koblenz in zehn Etagen darstellt.

Bundeswehr/Kazda

Aufgrund seiner Infrastruktur und geographisch extrem günstigen Lage war Koblenz seit dem frühen Mittelalter ein beliebter Platz, an dem Kaiser und Könige ihre Reisen unterbrachen oder Versammlungen abhielten. 836 nahm Kaiser Ludwig der Fromme als letzter fränkischer Gesamtherrscher an der Einweihungsfeier der Kastor-Kirche teil. Hier fanden 842 wichtige Vorverhandlungen zur Reichsteilung von Verdun 843 statt: Das Reich Kaiser Karls des Großen wurde 843 in drei Teile geteilt – mit Folgen für Koblenz: das Westfränkische Reich (= das spätere Frankreich), das Reich Lothars (Lotharingien, also das „Zwischenreich Lothringen“, zunächst reichend von der Nordsee bis zum Mittelmeer) und das Ostfränkische Reich (= das spätere Deutschland).

Für die strategisch wichtige Lage von Koblenz spricht, dass es einen Zankapfel darstellte zwischen Lothringen und dem Ostfränkischen Reich. Es gehörte zunächst zu Lothringen, erst 870 „vertraglich eindeutig“ zum Ostfränkischen Reich. Dies geschah ab dem Augenblick als Lothringen zwischen dem Ostfränkischen und dem Westfränkischen Reich aufgeteilt wurde und folglich als selbständige politische Einheit von der Bildfläche verschwand, um gleichwohl bis Mitte des 20. Jahrhunderts der Zankapfel zwischen Frankreich und Deutschland schlechthin zu sein.

Es ging dabei um die Frage, ob französische oder deutsche Könige die Kaiserkrone in Anspruch nehmen durften als Rechtsnachfolger der Römer und der Franken: 925, mit dem ersten deutschen König Heinrich I., waren für Koblenz die Würfel für die nächsten Jahrhunderte (bis 1794) gefallen: Es gehörte als Bischofssitz zum Erzbistum Trier (ab 1018). Dessen geistliche Herrscher waren als Kurfürsten ab dem Ende des 12. Jahrhunderts privilegiert i.S. Wahl des deutschen Königs. Ende des 18. Jahrhunderts sollten die Franzosen das linksrheinische Gebiet vom Reich abtrennen und damit dessen schnelles „Ende auf Raten“ (1801 bis 1806) einläuten.

Durch kaiserliche Schenkung gelangten also Koblenz und der Ehrenbreitstein 1018 in den Besitz des Erzbistums Trier. Damit wurde eine fast 800 Jahre dauernde neue Epoche der Stadtgeschichte eingeleitet. Doch ein ganz genaues Datum der Stadtwerdung konnte für Koblenz nicht nachgewiesen werden. Das älteste Stadtsiegel stammt aus dem Jahre 1214.

Im Jahre 1138 wurde in Koblenz Konrad III. zum König gewählt. 1216 errichtete der deutsche Ritterorden seine Komtureigebäude. Aus dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung „Deutsches Eck“ für die Rhein-Mosel-Mündung.

Von 1276 - 1289 wurden die Koblenzer Befestigungsanlagen erweitert und die „Alte Burg“ errichtet, derentwegen es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Bürgerschaft kam. Unmittelbar bei der alten Burg ließ Balduin von Luxembourg im 14. Jh. die nach ihm benannte steinerne Moselbrücke erbauen. Koblenz spielt in der Verfassungsgeschichte und damit der politischen Geschichte des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ eine ganz entscheidende Rolle: Südlich der Stadt, in Rhens trafen sich 1338 sechs (drei geistliche und drei weltliche) der sieben deutschen Kurfürsten, um in einem unbefristeten Bündnis fortan die Wahlmodalitäten zum deutschen König zu bestimmen: Damit war das Mehrheitswahlsystem festgelegt. Der deutsche König war kein Erbmonarch. Die Kurfürsten, nicht der von ihnen gewählte König, vertraten die Rechte des Reiches. Der Papst hatte das Sagen erst bei dessen Erhebung zum Kaiser. Staatsrechtlich fixiert wurde dies alles als Reichsgrundgesetz in der Goldenen Bulle von 1356 unter Zustimmung des siebten (weltlichen) Kurfürsten, des Königs von Böhmen.

Großer Zapfenstreich auf der Festung Ehrenbreitstein

Die Festung Ehrenbreitstein wurde im Laufe der Zeit wiederholt ausgebaut und erweitert.

Bundeswehr/Rott

Im 16. Jahrhundert wird der Ausbau des Ehrenbreitsteins zur Festungsanlage, Schatzkammer und Zufluchtsort für die Trierer Kurfürsten vorangetrieben. Besonders zu erwähnen ist Richard von Greifenklau, der die Festung erweiterte und die Verteidigung auf Pulverwaffen umstellte. Am Fuße der Festung erbaute Philipp Christoph von Sötern von 1626 - 1629 das prachtvolle Schloss Phillipsburg, das am Ende des Jahrhunderts als ständige Residenz diente.

Der 30-jährige Krieg ging auch an Koblenz nicht spurlos vorbei. Die Stadt geriet abwechselnd in die Hände der Franzosen, der Schweden und der Kaiserlichen. Diese gewaltsamen Besitzwechsel führten zu großen Zerstörungen. Darüber hinaus suchte die Pest immer wieder die schwer geprüfte Stadt heim. 1688 überfiel das Heer Ludwigs XIV. Koblenz und zerstörte die Stadt erneut.

Nach dem Abzug der Franzosen begann der Ausbau von Ehrenbreitstein und Koblenz zur barocken „Trierer“ Residenz. Berühmte Baumeister dieser Epoche wie Sebastiani, Balthasar Neumann und Johann von Seitz wirkten hier. Von ihrem künstlerischen Schaffen zeugen noch heute das Dikastorialgebäude und der Marstall. Unter dem letzten Kurfürsten Clemens Wenzeslaus (1768-1802) wurde die Stadt ständige Residenz und erhielt u. a. mit dem neuen klassizistischen Schloss und dem im gleichen Stil erbauten Theater ihre klassizistische Ausprägung.

Der Schängelbrunnen steht im heutigen Rathaushof, umringt von den Barockbauten des Jesuitenensembles.

Der Schängelbrunnen steht im heutigen Rathaushof. Der Begriff Schängel stammt aus der 20-jährigen Zugehörigkeit der Stadt Koblenz zu Frankreich. Gemeint waren damit ursprünglich die von den Franzosen abstammenden Kinder deutscher Mütter.

Bundeswehr/Kazda

Am 23. Oktober 1794 besetzten französische Revolutionstruppen unter General Marceau die Stadt. Damit endete die Herrschaft der „Trierer Kurfürsten“ in Koblenz. Die freiwillige Übergabe rettete die Stadt vor einer neuerlichen Zerstörung. In der Folgezeit wurde Koblenz Hauptstadt des Departements „Rhin et Moselle“. Die Stifte St. Kastor und St. Florin wurden aufgehoben und der geistliche Besitz säkularisiert. Nach dem Frieden von Lunéville 1801 musste Frankreich das rechte Rheinufer räumen. Dabei wurde die Festung Ehrenbreitstein mit 30.000 Pfund Pulver gesprengt. Koblenz gehörte für die nächsten Jahre zum französischen Territorium. 1814 überschritt Blücher mit preußischen und russischen Truppen den Rhein. Die französischen Truppen zogen ab.

Auf dem Wiener Kongress wurden die „Rheinlande“ Preußen zugesprochen und Koblenz avancierte schließlich in ziviler und militärischer Hinsicht zur Hauptstadt der neuen preußischen „Rheinprovinz“. Es wurde Sitz des Oberpräsidiums und des Generalkommandos des VIII. preußischen Armeekorps. Die neuen Herren machten aus der Stadt durch starke Umwallungen, Tore und Außenforts eine moderne Großfestung. Insbesondere der Ehrenbreitstein wurde von 1816 - 1832 zu einer der stärksten deutschen Festungen ausgebaut.

Berühmte Namen der preußischen Militärgeschichte erschienen nun in der Koblenzer Stadtchronik. Neidthardt Graf von Gneisenau wurde der erste Kommandierende General des „Rheinischen Generalkommandos“. Sein Vertreter und Chef des Generalstabes war Carl von Clausewitz. Später wirkten Helmuth von Moltke, Albrecht von Roon und Paul von Hindenburg in herausgehobener Funktion im VIII. Armeekorps.

Durch die Einführung moderner Waffentechniken verloren die Fortifikationen ihren Sinn. 1890 wurde die völlige Schleifung der städtischen Festungsanlagen verfügt. Der Charakter der Stadt, der durch ihre große Garnison, ihre zahlreichen Behörden und den Handel geprägt war, blieb aber bis heute erhalten.

Die schweren Luftangriffe von 1944 zerstörten 80 Prozent der Stadt. Im März 1945 nahmen die Amerikaner Koblenz ein, es folgte dann eine französische Besatzung. Koblenz gehörte zur französischen Besatzungszone. 1957 wurde Koblenz wieder eine deutsche Garnisonsstadt und als solche dann bis zum Ende der 1980er-Jahre die größte Europas. Auch heute noch, nach Schließung von 50 Prozent der Kasernenanlagen, beherbergt Koblenz viele zentrale Dienststellen der Bundeswehr.

Blick über das deutsche Eck auf die Festung Ehrenbreitstein

Koblenz: Eine Garnisonsstadt mit langer Tradition

Bundeswehr/Dirk Bannert

1947 - 1950 war Koblenz auch Landeshauptstadt des neuen, von der französischen Besatzungsmacht eingerichteten Landes Rheinland-Pfalz. Anfang Juli 1948, also im Vorfeld der Gründung der Bundesrepublik Deutschland berieten auf dem Koblenzer Rittersturz die westdeutschen Ministerpräsidenten sehr kritisch die ihnen von den westlichen alliierten Militärgouverneuren überreichten „Frankfurter Dokumente“ zur Gründung eines westdeutschen Bundesstaates: Die Gründung dieses Staates durfte die deutsche Einheit perspektivisch nicht vereiteln. Bekräftigt wurde dies von den Ministerpräsidenten abermals dann Ende August 1949, also nachdem das Grundgesetz verkündet worden war. Koblenz steht damit für die demokratische und zugleich föderalistische Tradition Deutschlands.

Heute ist Koblenz Sitz einer von drei Regierungsbezirken des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Es hat ca. 109.000 Einwohner. Koblenz ist eine von jeher von Kunst und Geschichte geprägte Stadt, die ein lebendiges, sehr vielseitiges kulturelles Angebot bietet und daher - nicht nur durch die liebevoll wiederhergerichtete historische Altstadt und das Deutsche Eck - zahlreiche Touristen anzieht.

IF - Zeitschrift für Innere Führung

Die ,,IF – Zeitschrift für Innere Führung“ ist eine Fachzeitschrift der Bundeswehr, die sich vorrangig an militärische und zivile Angehörige der Bundeswehr richtet, sich als Forum für Debatten versteht und somit gegenüber Vertretern aus Politik, Wissenschaft, Bildung und Medien öffnet. Das Themenspektrum der IF bildet im Kern das Konzept der Inneren Führung. Somit enthält die IF Artikel zum Selbstverständnis und der Führungskultur der Bundeswehr, Beiträge der historischen, politischen und ethischen Bildung sowie Texte zu Fragen der deutschen, europäischen und  internationalen Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

Die IF ist ein zentrales Printmedium der Bundeswehr sowohl zur Information in die Truppe hinein als auch zur Kommunikation aus der Truppe heraus mit der Gesellschaft. Die IF erscheint vier Mal im Jahr, hat eine Auflage von 30.000 Exemplaren und einen Umfang von mindestens 64 redaktionellen Seiten pro Ausgabe.

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