Transkription MeIN FÜhrungsfahrzeug - Zwölfte Fahrt mit der Bundesministerin der Verteidigung Annegret Kramp-Karrenbauer

Transkription MeIN FÜhrungsfahrzeug - Zwölfte Fahrt mit der Bundesministerin der Verteidigung Annegret Kramp-Karrenbauer

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Oberstleutnant d.R.der Reserve Tim Kullmann: Hallo, mein Name ist Oberstleutnant Tim Kullmann und ich bin der Fahrer und Moderator von „MeIN FÜhrungsfahrzeug“.

Besondere Gäste, die erfordern hin und wieder auch ganz besondere Fahrzeuge. So wie das was hier hinter mir steht. Heute zu unserer 12. Ausgabe begrüßen wir die Bundesministerin der Verteidigung Frau Annegret Kramp-Karrenbauer bei uns im „MeIN FÜhrungsfahrzeug“.

Für alle, die vielleicht die vorherigen Folgen noch nicht gesehen haben, die sind zu finden bei uns auf der Internetseite www.innerefuehrung.de und nun wünsche ich ganz viel Spaß.


Bundesministerin der Verteidigung Annegret Kramp-Karrenbauer: Hallo. Grüß‘ Sie. Jawohl, vielen Dank.

Tim Kullmann: Hallo Frau Ministerin.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Grüß‘ Sie. Darf ich die Maske ausziehen, oder?

Tim Kullmann: Sie dürfen tatsächlich die Maske ausziehen, weil wir haben…

Annegret Kramp-Karrenbauer: Ok, weil das ist so schlimm, wenn man unter Maske so akustisch rummuffelt.

Tim Kullmann: Ja, Frau Ministerin, erst mal vielen Dank, dass Sie die Zeit gefunden haben mit uns in unserem Führungsfahrzeug, ein bisschen hier über den Truppenübungsplatz in Munster zu „cruisen“, sag ich mal.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Sehr gerne.

Tim Kullmann: Sie haben es gerade schon gesagt, Sie fahren ansonsten eher zügig. Auch privat oder ist das dienstlich bedingt, dass Sie eher zügig unterwegs sind?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Naja, es ist vor allem dienstlich bedingt und da muss ich ja sagen, habe ich den Luxus, dass ich gefahren werde. Und wenn ich dann ab und zu mal selbst am Steuer sitze, muss ich mich selbst disziplinieren, dass es nicht zu schnell wird. Und wenn mein Mann dabei ist, für dessen Nervenkostüm ist es sowieso besser, wenn er fährt und ich auf dem Beifahrersitz sitze.

Tim Kullmann: Sie hatten es gerade schon angesprochen, Sie sind eigentlich nie alleine unterwegs, auch hier im Auto haben Sie jemanden aus Ihrem persönlichen Schutzteam -so nenne ich es jetzt mal-  dabei. Wie fühlt es sich an, wenn man Tag und Nacht eigentlich keinen Schritt alleine machen kann?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Ja es ist schon eine Umgewöhnung, aber -Kollege hört jetzt auch mit- und dass meine ich auch ganz ernst; ich habe wirklich ein ganz tolles Team und sodass das ganz reibungslos funktioniert, wir sind glaube ich ganz gut eingespielt und insofern gehören schon fast mit zur Familie.

Tim Kullmann: Sie hatten es gerade schon erwähnt, dass sie ganz gerne auch selbst fahren. Welche Musik hören Sie denn, wenn Sie selbst Autofahren.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Also ich bin ausgewiesener Rock-Fan. Also ich höre sehr gerne die Klassiker also ob das Queen ist oder noch früher. Höre aber auch ganz gerne Foofighters oder Muse, also insofern kommt es immer ein bisschen auf die Stimmung an.

Tim Kullmann: Gut, also jetzt haben Sie mich tatsächlich überrascht. (beide lachen) Ja gut, dann, jetzt haben Sie mich wirklich auf dem falschen Fuß erwischt.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Was hören Sie denn gerne?

Tim Kullmann: Tatsächlich Queen.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Don’t Stop Me Now.

Tim Kullmann: Don’t Stop Me Now, ja das würde passen. Ansonsten Radiogaga, aber Don’t Stop Me Now, ja.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Es ist für mich so ein Motivationssong. Also vor allen Dingen, wenn ich es beim Sport nutze oder wenn ich mir was vorgenommen habe und will mich so ein bisschen pushen, dann ist das genau das richtige Lied.

Tim Kullmann: Was machen Sie für Sport?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Also früher bin ich, also ich sage immer „Ich trabe für Deutschland“ da bin ich gelaufen aber jetzt vor allen Dingen Yoga.

Tim Kullmann: Yoga?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Ja.

Tim Kullmann: Das wollte ich auch mal anfangen, das soll ja gut für den Rücken sein und Core-Workout.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Ja, Yoga ist sehr gut, ist sozusagen auch für den Geist aber hält einen aber auch körperlich ganz schön fit.

Tim Kullmann: Da sie ja sehr viel unterwegs sind, wie bekommen Sie denn Familie und Beruf so unter einen Hut?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Na das geht sozusagen im Teamwork. Vor allen Dingen zusammen mit meinem Mann, der mich über viele Jahre immer unterstützt hat - vor allen Dingen als die Kinder kleiner waren. Und im ganzen Netzwerk von Großfamilie und Freunden die stützen mit, die helfen mit und das ist eine Truppe auf die ich mich echt verlassen kann.

Tim Kullmann: Das heißt, bei Ihnen hat tatsächlich der Mann zurückgesteckt?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Ja, wir sind klar beide berufstätig gewesen auch als die Kinder kamen und wir haben das immer sehr pragmatisch gehändelt. Wir haben gesagt: „ok der der mehr Geld nach Hause bringt, der geht den ganzen Tag arbeiten und der andere reduziert“. Und das hat in unser beider Berufsleben mal so und mal so rum funktioniert. Und war wirklich bis zum heutigen Tag eine sehr gut eingespielte Partnerschaft. Und ehrlich gesagt, ich hätte mir auch nicht vorstellen können, die Diskussion auch den Druck den es in der Politik auch einfach gibt, den auszuhalten und dann Zuhause auch immer noch mal die Kämpfe ausführen zu müssen: wer bringt jetzt den Müll raus oder wer kümmert sich um die Kinder. Also das wäre dann schwer, deswegen bin ich da meinem Mann unheimlich dankbar, dass er mich immer mit unterstützt hat.

Ich bewundere wirklich die Bundeswehrfamilien. Wenn ich heute langgediente Bundeswehrsoldaten in den Ruhestand versetze und wenn die mir erzählen, wie oft in ihrem Leben sie umgezogen sind und die Familien immer mit und die Kinder immer die Schule gewechselt; also ich weiß -ich war Kultusministerin- was das bedeutet. Also das nötigt mir echt unglaublich viel Respekt ab und deswegen wünsche ich mir so, dass wir auch als Bundeswehr dieses Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf eben nicht nur als was begreifen nach dem Motto: „Das kann man machen, wenn man sonst nichts zu tun hat.“, sondern wirklich sagen, das ist absolut notwendig um ein guter Arbeitgeber zu sein, um auch Menschen für die Bundeswehr zu begeistern und gleichzeitig Ihnen auch die Chance zu geben, ihren Traum von einer Familie zu leben. Und diese Chance sollte jeder Mensch haben.

Tim Kullmann: Stichwort Corona und die Bundeswehr. Wie hat sich vielleicht aus Ihrer Sicht auch die Wahrnehmung und unsere Akzeptanz in der Bevölkerung durch die Pandemie verändert oder auch verbessert?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Also erstmal würde ich gerne sagen, die Bundeswehr die Soldatinnen, die Soldaten und auch die zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben einen tollen Job gemacht und machen ihn immer noch bei Corona. Das ist ja jetzt schon seit mehr als einem Jahr im Dauereinsatz und die Rückmeldungen sind - bis auf minimalste Einzelmeldungen- nur positiv. Und es hat wirklich den Effekt, dass viele Leute -die zum ersten Mal wieder mit Soldatinnen und Soldaten in Uniform in Kontakt gekommen sind- sehr positiv überrascht worden sind. Und wir sehen das auch in den Umfragen, dass das Ansehen der Bundeswehr unglaublich gestiegen ist.

Tim Kullmann: Durch die Corona-Pandemie sind viele Kameradinnen und Kameraden und auch zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ins Homeoffice quasi verlegt. Was für eine Bedeutung hat die Digitalisierung jetzt für die Truppe bekommen? Ist Homeoffice aus Ihrer Sicht mehr als nur einen Laptop dabei zu haben?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Absolut. Wir haben jetzt in Corona auch unter dem Druck einen großen Schritt nach vorne gemacht. Wir haben viel gelernt. Es sind jetzt Dinge möglich, die haben wir vor eineinhalb Jahren noch weit von uns gewiesen. Es kann eine Erleichterung sein für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, für Soldatinnen und Soldaten, weil sie flexibler sind z.B. Familie und Beruf besser unter einen Hut bringen können. Aber es stellt auch eine besondere Herausforderung, weil diese Nähe die man durch das normale Arbeiten hat, dass man sich sieht, dass man sozusagen auch besseren Blick auf seinen Kollegen, auf seine Kolleginnen und die Mitarbeiter hat, das ist in Corona-Zeiten mit dieser Distanz, mit diesem Abstand nur ganz schwer zu bewerkstelligen. Und das ist eine große Herausforderung, auch für die Zukunft.

Tim Kullmann: Sind für die Vorgesetzten, gerade auch das Stichwort: „Führen auf Distanz - Führen mit Auftrag“ wird das in der Art immer wichtiger, auch coronabedingt? Wie sehen Sie das?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Absolut. Also das Eine ist, dass wir auch durch gerade als Führungskräfte, durch klar und unmissverständlich ausgedrückte Anweisungen und Aufträge und auch klar gesetzte Grenzen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch vor so einer gewissen digitalen Selbstausbeutung schützen. Weil ich weiß selbst wie verführerisch es ist, abends noch irgendwann spät eine E-Mail zu beantworten und irgendwann wird das alles selbstverständlich und das ist schädlich. Und das Zweite ist, in der Tat bei aller Distanz immer wieder Nähe zu schaffen damit man wirklich auch einen Blick auf seinen Mitarbeiter hat, sieht geht es ihm gut, muss man möglicherweise auch noch mal eigreifen, mit ihm reden oder sonst wie tätig werden und das ist bei der Distanz, das haben mir viele Führungskräfte gesagt sehr schwer. Und hier das richtige Maß zu finden, das wird auch die Aufgabe sein für die Ausbildung und Fortbildung für die Führungskräfte für die Zukunft. Ich glaube da wird vieles an Erfahrung von Corona miteinfließen.

Tim Kullmann:  Es ist ja auch ein Themengebiet der Inneren Führung und in diesem Jahr feiern wir ja 65 Jahre Zentrum Innere Führung. Welche Bedeutung hat denn aus Ihrer Sicht die Innere Führung für die Truppe?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Also Innere Führung ist, wenn man so sagen will, dass was die Bundeswehr wirklich einmalig in der Welt macht und von anderen Armeen unterscheidet und wo wir auch von vielen beneidet werden. Es ist der Ausdruck, dass wir aus der Geschichte gelernt haben, dass wir das Thema Staatsbürger oder Staatsbürgerinnen in Uniform sehr ernst nehmen, dass die Bundeswehr aus der Mitte der Gesellschaft kommt und die Mitte der Gesellschaft gehört und dass sie sozusagen auch vor allem einen Führungsstil will, der nicht blinden gehorsam verlangt, sondern die Einsicht das Gewissen des Einzelnen eben auch einen hohen Raum einräumen. Und ich glaube das macht uns zu einer wirklich besonderen Armee. Und darauf bin ich sehr stolz und darauf können wir sehr stolz sein.

Tim Kullmann: Wie sehen sie das? Darf man bei der Bundeswehr auch mal Fehler machen?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Man darf nicht nur, man muss sogar auch, weil man ganz ehrlich ist, wenn sie sich an ihre Schulzeit erinnern, aus was haben sie am meisten gelernt? Aus den Fehlern.

Tim Kullmann: Vor der Türe stehen. (lacht)

Annegret Kramp-Karrenbauer: Es ist nicht angenehm. aber das bleibt einem im Gedächtnis. Und ich glaube, dass wir in Deutschland ein schwieriges Verhältnis dazu haben, Fehler zu machen. Das ist in anderen Ländern anders. Da wird es sozusagen nicht oder das Problem ist nicht, dass man Fehler macht, sondern die Herausforderung ist oder die Anerkennung findet man wenn man nach dem Fehler aufsteht und sagt: „so das mach ich es jetzt besser“ und das wünsche ich mir auch als Kultur generell und auch als Kultur in der Bundeswehr, dass Fehler -wie gesagt- sind normal. Wir sind alle Menschen deswegen macht jeder Fehler. Ich habe schon genug in meinem Leben gemacht aber das entscheidende ist, das nächste Mal es besser zu machen und es wieder zu versuchen.

Tim Kullmann: Wir haben im Führungsfahrzeug immer drei Zuschauerfragen und da sie da jetzt keine Ablage haben, liegen die jetzt hier. Normalerweise sind die immer rechts unten. Wenn Sie die vielleicht nehmen könnten -ist alles frisch desinfiziert- und kurz vorlesen und beantworten.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Jawohl, also erstens: Führen Frauen anders als Männer? Schwer zu beantworten. Ganz generell, weil ich glaube jeder hat seinen ganz persönlichen Führungsstil. Jeder bringt seine eigenen Lebenserfahrungen mit. Ich höre immer, dass Frauen emotionaler seien als Männer aber ehrlich gesagt, ich habe mittlerweile mindestens genauso viele coole Frauen kennengelernt wie überemotionale Männer, also es hält sich die Waage.

Dann zweite Frage: Bekommen Sie bei Ihren Truppenbesuchen die Bundeswehr zu sehen, wie sie nun mal ist oder perfekt vorbereitete Besuchsprogramme? Naja es ist so, wenn Sie Zuhause Besuch empfangen kucken Sie auch, dass die Wohnung aufgeräumt ist. Insofern will sich jeder auch im besten Licht präsentieren und das ist ein Stück weit normal und da bekomme ich auch die besten Seiten der Bundeswehr auch zu sehen. Aber es ist auch bekannt, dass ich dazu neige unangekündigte Besuche zu machen oder von der vorgegebenen Linie auch mal abzuweichen. Also ich war vor kurzem mal in Idar-Oberstein und weil ich gehört habe, dass die Situation der Duschen und Toiletten sehr schlecht ist, habe ich mir das selbst einfach mal angeguckt. Also insofern glaube ich auch, dass ich ein ganz realistisches Bild von der Truppe habe.

Und Zuschauerfrage drei: Was bedeutet ihnen eine vielfältige Bundeswehr?

Eine Vielfältige Bundeswehr ist -aus meiner Sicht- eine wirklich starke Bundeswehr, denn nur, wenn man die unterschiedlichsten Talente die unterschiedlichsten Hintergründe zusammenbringt, kann man auf die unterschiedlichsten Situationen gut reagieren. Und wenn wir sagen: die Bundeswehr ist in der Mitte der Gesellschaft, kommt aus der Gesellschaft, dann sollte sie auch so vielfältig sein, wie es die Gesellschaft heute ist. Und deswegen Vielfalt in der Bundeswehr ist gut und wir müssen unterstützen, dass es auch so bleibt.

Tim Kullmann: Sie sind ja auch bei Instagram aktiv und haben glaube ich auch -ich habe eben noch malgeschaut- über 43.000 Follower. Da sind Sie ja eine „Influencerin“, habe ich mir sagen lassen.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht. Es gibt auf jeden Fall viele, die sozusagen versuchen als Influencer bei mir tätig zu werden, um mir zu sagen was alles in der Bundeswehr gebraucht wird, was man tun müsste/sollte. Das ist natürlich vollkommen normal. Es gibt nun mal die unterschiedlichen Standpunkte, unterschiedliche Interessen aber die Aufgabe von mir und zwar ins Besondere in Zusammenarbeit mit dem Generalinspekteur ist es eben am Ende die Entscheidung zu treffen, die für die Bundeswehr als Ganzes auch gute Entscheidungen sind oder ich hoffe zumindest gute Entscheidungen sind.

Tim Kullmann: Ich habe hier noch eine „Neugierde-Frage“: Wo geht’s jetzt noch hin? Fliegen Sie wieder zurück nach Berlin, oder?

Annegret Kramp-Karrenbauer: Nee, ich fliege heute in der Tat sozusagen mit der Global zurück nach Köln.

Tim Kullmann: Das heißt jetzt noch einmal durchatmen übers Wochenende, mit den Lieben Zuhause…

Annegret Kramp-Karrenbauer: Genau, einmal kurz Grillen bei hoffentlich schönem Wetter, durchschnaufen, einmal entspannen und dann Ärmel hochkrempeln und Endspurt vor der Sommerpause.

Tim Kullmann: Da wünsche ich Ihnen ganz viel Spaß und eine tolle Zeit bei der Familie Zuhause.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Vielen Dank.

Tim Kullmann: Eigentlich sind wir schon durch Frau Ministerin.

Annegret Kramp-Karrenbauer: Wahnsinn.

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