Transkription MeIN FÜhrungsfahrzeug - Elfte Fahrt mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr General Eberhard Zorn

Transkription MeIN FÜhrungsfahrzeug - Elfte Fahrt mit dem Generalinspekteur der Bundeswehr General Eberhard Zorn

Oberstleutnant d.R.der Reserve Tim Kullmann: Herr General, die dritte Frage würden wir ein bisschen verschieben, bis dieser Regen aufhört, die Hintergrundgeräusche könnten etwas zu laut sein.

Generalinspekteur General Eberhard Zorn: Kein Problem. Ja heute regnet es echt den ganzen Tag.

- Einen Tag vorher –

Eberhard Zorn: Guten Tag, Herr Oberstleutnant Kullmann.

Tim Kullmann: Einen wunderschönen guten Tag, Herr General Zorn.

Eberhard Zorn: Schönes Auto haben Sie da.

Tim Kullmann: Danke schön. Schön, dass Sie Zeit finden mit uns mit zu fahren.

Eberhard Zorn: Ja, sehr gerne.

Tim Kullmann: Wo darf’s denn hingehen, Herr General?

Eberhard Zorn: Ja, wir können erstmal zur Goldelse fahren. Wissen Sie wo das ist?

Tim Kullmann: Nein.

Eberhard Zorn: Das ist die Siegessäule am großen Stern. Im Volksmund sagen die hier „Goldelse“ dazu. Werden wir gleich sehen, warum das so ist.

Tim Kullmann: Da freue ich mich drauf. Dann starte ich schon mal den Motor…
Herr General, meine allererste Frage ist natürlich auch so eine kleine Erklärung für die Zuschauer und Zuschauerinnen. Wir sitzen ja ohne Maske hier drin.

Eberhard Zorn: Ja.

Tim Kullmann: Ich habe im Vorfeld einen Negativ-Corona-Test gemacht und Sie gehören ja sicherlich auch zu den am meisten getesteten Menschen in der Bundeswehr oder?

Eberhard Zorn: Ja, das weiß ich gar nicht so genau. Aber ich bin auf jeden Fall – bei uns im Büro ist das so – zweimal die Woche werden wir getestet mit Schnelltest oder PCRPolymerase-Ketten-Reaktion, je nachdem. Ich selber bin jetzt aber auch in der Tat seit vergangene Woche zweimal geimpft. Das ist jetzt altersbedingt so, nicht aufgrund der Funktion, sodass ich jetzt also auch im Grunde damit durch bin.

Tim Kullmann: Im Führungsfahrzeug sitze ich immer eigentlich alleine mit meinem Gast, heute ist es bisschen was anders. Wir sind zu dritt im Fahrzeug und haben natürlich auch noch Fahrzeuge um uns herum. Sie sind ja auch eigentlich nie alleine unterwegs, sondern haben immer Personenschutz dabei?

Eberhard Zorn: Das war am Anfang ein bisschen gewöhnungsbedürftig, da habe ich immer geguckt, ob alle da sind. Nachher habe ich mich dran gewöhnt, dass die mir folgen und ich nicht gucken muss. Aber klappt wunderbar und die Kameraden machen das klasse. Absolut pflichtbewusst und professionell und das ist gut.

Tim Kullmann: Wir fahren jetzt gleich zur Siegessäule, zur Goldelse, verbinden Sie da auch so ein Wahrzeichen von Berlin?

Eberhard Zorn: Ja, ich bin ja jetzt von Haus aus kein Berliner, aber das ist natürlich schon ein ganz markanter Punkt hier in Berlin, weil da natürlich alle wichtigen Kreuzungsstraßen hinführen. Insbesondere ist das hier aber so ein Viertel, wenn man da jetzt so rechter Hand fährt, das von den Botschaften maßgeblich gekennzeichnet ist. Das heißt hier ist wirklich alles so, was man als internationale Vertretung sich vorstellt angesiedelt und bei vielen war ich auch schon. Also einige der Botschafter oder Verteidigungsattachés haben mich schon eingeladen, waren schon bei mir zum Office-Call, also das ist hier wirklich gut abgebildet, damit haben Sie kurze Wege, das ist ganz prima.

Tim Kullmann: Was macht der Herr Generalinspekteur denn so in seiner Freizeit? Gehen Sie lieber wandern oder?

Eberhard Zorn: Also jetzt hier unter der Woche – ich bin ja Pendler – habe ich relativ übersichtlich viel Freizeit. Also insofern, wenn dann geht man abends mal wirklich ins Kino oder irgendwo im Lokal was essen. Ansonsten Radfahren geht hier gut, man hat hier eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Oder durch den Tiergarten durch oder an der Spree entlang, das ist wirklich gut. Sonst privat zu Hause eigentlich eher Fahrrad fahren und spazieren gehen, so Kleinigkeiten, kleinere Dinge.

Tim Kullmann: Hören Sie gerne Musik, Herr General?

Eberhard Zorn: Ja auch. Aber auch nichts speziell, eher quer Feld ein. Von Klassik, bis Pop, bis heute. Dann so aus der Zeit als ich noch jünger war und mehr Musik gehört habe, so die 80er, das ist meine Epoche, da habe ich eigentlich immer sehr gerne Musik gehört.

Tim Kullmann: Gibt’s ein Lied, was Sie gerne hören?

Eberhard Zorn: Ja, wenn Sie da was Musisches spielen können. Bei Radio Andernach wünsche ich mir immer irgendwas von Dire Straits, da ist so meine Lieblingsgruppe aus den 80ern. Und da ist der Klassiker Sultans of Swing. Da können Sie sicherlich was spielen, was mir gut gefällt.

Lied Sultans of Swing spielt

Tim Kullmann: Herr General, gleich zu unserer Linken ist ja das Bundespräsidialamt und dann kommt ja auch schon das Schloss Bellevue. Haben Sie eigentlich den Bundespräsidenten schon mal getroffen?

Eberhard Zorn: Ja, einmal jährlich ich. Also es ist tatsächlich so, der Bundespräsident hat mich einmal im Jahr bisher eingeladen zu einem einstündigen Office-Call, wo wir wirklich dann im Vier-Augen-Gespräch, außer unseren Büromitarbeitern, uns austauschen. Er hat ein hohes Interesse immer an den Auslandseinsätzen, die wir insgesamt ja führen, an der Einschätzung wie die Situation dort jeweils in den Ländern ist und dann natürlich zur Bundeswehr insgesamt und er hat meistens dann in der Folge von solchen Gesprächen auch mit mir durchgesprochen, wo sind Ereignisse zu denen er hinkommen kann, um bei bestimmten Jubiläen eine Festrede zu halten oder bei bestimmten Appellen mit dabei zu sein. Er ist sehr offen für die Belange der Bundeswehr und hört ganz toll dort zu bei diesen Gesprächen, also ist wirklich gewinnbringend, kann ich nur so sagen. Dann gibt’s immer wieder mal Staatsempfänge oder Staatsgäste, die vom Bundespräsidenten empfangen werden. Da war ich auch schon bei einigen Veranstaltungen mit dabei. Da ist man dann hinten mit im Garten des Schlosses bei der Zeremonie anwesend.

Tim Kullmann: Herr General, vor uns liegt ja das Brandenburger Tor. Wir haben ja auch die Armee der Einheit. Was verbinden Sie mit dem Brandenburger Tor?

Eberhard Zorn: Das ist für mich das Symbol der Einheit. Ich kenne noch das Brandenburger Tor, als noch die Mauer gestanden hat und wenn man dann da davorstand und blickte dann so Richtung Osten, das Bild habe ich noch aus meiner Jugend in Erinnerung. Nach der Wende muss ich sagen war das wirklich immer wieder beeindruckend. Man ist gern hier hergegangen, um diesen Blick dann nochmal zu genießen. Ich mache das auch immer so, wenn ich ins Ausland fahre und Amtskollegen besuche oder offizielle Delegationen willkommen heiße, dass die immer von mir was bekommen, wo das Symbol „Brandenburger Tor“ drauf ist. Wir haben da so einen kleinen Stich, so ein kleines Bild, was wir dann überreichen, ich habe auch so eine kleine geprägte Medaille, die ich da ab und zu mitnehme, je nachdem wer der Gast ist, sodass wir immer mit dem Brandenburger Tor im Grunde das in Erinnerung rufen. Also das ist schon prima und hat auch eine gewisse Emotionalität.

Es gibt auch übers Jahr hinweg hier in Berlin verschiedene Veranstaltungen. Hier gibt’s immer so ein Lichterfest im Oktober, wenn dann abends in der dunkleren Phase des Tages verschiedene Gebäude angestrahlt werden mit Lichteffekten und Illuminationen, da ist auch immer regelmäßig das Brandenburger Tor mit dabei. Da kann sich dann wirklich prima dahinstellen und abends mal gucken. Meistens werden dort Bezüge hergestellt zum Mauerfall. Ist gut, mache ich gerne.

Tim Kullmann: Wie sieht’s denn bei Ihnen zu Hause aus, sind Sie lieber Fahrer oder Beifahrer?

Eberhard Zorn: Bei mir zu Hause, wenn ich selber Auto fahre, da fahre ich. Ich muss ja im Dienst immer hinten sitzen. Insofern das ist kein Vergnügen. Auch bei großen Autos nicht. Ich bin eigentlich eher ein Selbstfahrer. Insofern…

Tim Kullmann: Sind Sie gerne viel unterwegs?

Eberhard Zorn: Ja, also hier in Berlin auf Dauer nur Büroalltag wird zu eintönig.

Tim Kullmann: Schlagen Sie auch manchmal ganz spontan in der Truppe auf?

Eberhard Zorn: Ja, da ist so halbe halbe. Ich habe mir das damals so vorgenommen und das klappt auch. Die Pandemie immer ein bisschen rausgerechnet. Aber im Grunde mache ich das tatsächlich so. Man muss manchmal angemeldete Besuche machen, wenn Sie bestimmte Dinge sehen wollen, aber dann gibt’s auch Dinge wo ich sage, da fahren wir jetzt einfach mal hin und erscheinen dann da einfach und dann muss man mit dem eben arbeiten, was da ist. Mit den Leuten die da sind, aber auch mit dem was Sie gerade als Programmpunkt haben. Es gibt dann schon sehr authentische Bilder.

Also im ersten Jahr da war dann schon so „Huch“, völlige Überraschungsaktion nach dem Motto, was macht der da? Aber nachher hat sich das dann mit der Zeit so rumgesprochen. Wichtige Voraussetzung ist schlichtweg, dass man einfach die Dinge so nimmt, wie sie sind. Wenn Sie natürlich irgendwo hinkommen und sagen „Wieso ist jetzt der Chef nicht da?“ oder „Wo ist der Spieß? Ist er gerade bei einer Besprechung?“, dann können Sie das überall rausrufen. Dann muss man einfach mit dem leben, was da ist. Damit lernen Sie aber auch Leute kennen, die Sie nie sonst getroffen hätten. Und das klappt gut, kann ich wirklich sagen. Ist echt gut.

Tim Kullmann: Herr General, wir haben auch immer drei Zuschauerfragen. Die sind meistens da unten versteckt, genau.

Eberhard Zorn: Die soll ich so zwischendurch bringen, ja. Das passt ja gerade hier wo wir herumfahren. Die erste ist, ich lese das mal so vor: Wie nehme Sie hier in Berlin die Akzeptanz und die Integration der Bundeswehr wahr?

Die Sichtbarkeit von Bundeswehr allgemein in Berlin ist nicht stark ausgeprägt. Also hier laufen irgendwelche Soldaten mit Uniform herum. Vielleicht inzwischen jetzt mehr durch das Bahnfahren im Bereich des Bahnhofs, das ja. Da habe ich jetzt auch noch nie irgendwelche negativen Botschaften gehört. Das läuft alles reibungslos und gut. Sofern kann ich nur sagen, passt das. Die Berliner als Stadtbevölkerung glaub die stehen genauso zur Bundeswehr wie in anderen Bereichen auch. Was jetzt vielleicht ein bisschen verstärkend, positiv verstärkend, gewirkt hat, war die Hilfe in der Pandemie. Da haben wir nun in vielen Gesundheitsämtern mitgeholfen, in Altenpflegeeinrichtungen, in Impfzentren und und und. Das kam glaube ich positiv an.

Zweite Frage war: Wie sehen Sie das mit der Fehlerkultur? Darf man bei Ihnen Fehler machen?

Ja darf man, also das ist glaube ich ganz menschlich, dass man auch Fehler macht. Nicht so oft und nicht jeden Fehler gleich zwei bis drei Mal hintereinander… Ne, also Spaß am Rande, klar darf man das. Ich glaube das Entscheidende ist im Grunde, dass jeder Fehler machen darf, weil er ja aus den Fehlern auch letzten Endes lernen soll. Er sammelt damit ja auch Erfahrung und ich denke mal, Fehler bedeutet ja immer, dass man mit besten Kräften und bestem Wissen versucht hat, irgendeine Aufgabe zu lösen. Also Fehler macht man in der Regel nicht vorsätzlich. Wenn man es vorsätzlich macht, ist eine andere Frage. Insofern denke ich mal, ist das sicherlich ganz gut, dass man Fehler machen darf und die Kultur sollte man sich auch bewahren. Ich glaub für mich gehört sie auch mit dazu, ich gebe einfach jemandem Verantwortung, ich gebe ihm einen Auftrag und dann Spielraum in einem Rahmen, in diesem Rahmen er dann auch die entsprechenden Aufträge füllen darf. Ich glaub das ist wichtig. Wenn man Fehler gemacht hat, bespricht man die hinterher, in der Hoffnung, dass man draus lernt und dann einen solchen Fehler nicht mehr macht. Von daher, kein wirkliches Problem.

Sie sind dienstlich sehr viel unterwegs und bei Pausen vermutlich sehr fremd bestimmt. Genießen Sie in Ihrer Freizeit in Berlin die kulinarische Hauptstadt? Was essen Sie am liebsten? Pizza oder Sterne-Küche?

Da könnte ich jetzt fast sagen, beides. Aber das eine öfter als das andere. Jetzt können Sie sich aussuchen was. Ne, also eigentlich quer Feld ein, ich bin da schon gerne unterwegs und esse auch gerne was. Restaurant-Angebot hier ein Berlin ist wirklich fantastisch, ist richtig gut. Wenn gehe ich gerne in so einen Bereich, Prenzlauer Berg oder Kreuzberg, da ist nett. Da finden Sie schöne Kneipenszenen und Restaurants, das ist gut. Insofern ist Berlin da eine gute Adresse und das geht wirklich von Pizzeria um die Ecke bis wirklich in die Sterne-Ebene.

Tim Kullmann: Kennen Sie – ich sehe jetzt gerade das Auto hinter uns mit dem Blaulicht – kennen Sie dann dienstlich eigentlich noch so richtig im Stau stehen oder geht das dann in der #enRush Hour, wenn Sie es wirklich eilig haben, auch mal schnell?

Eberhard Zorn: Ne, das dachte ich mir. Aber das funktioniert nicht. Also da machen die mir nicht den Gefallen, das ist nicht das Modell Neapel oder Belgien oder Frankreich. Also in Paris, da sind Sie in 20 Minuten bei dickstem Stau von der Innenstadt am Flughafen oder am Bahnhof. Das klopfen die quasi frei. Das dürfen unsere nicht. Also wir fahren immer ganz ordentlich, es sei denn es ist es Not. Wenn Not am Mann ist, dann dürfen Sie das, aber nach dem Motto „Bist zu spät und musst dringend zum Zug“, das ist kein Grund um das Blaulicht anzumachen. Da gibt es klare Auflagen, was wir tun dürfen und was nicht.

Tim Kullmann: Sie sind ja der höchste militärische Berater der Kanzlerin. Wie kann ich mir das vorstellen? Gehen Sie da ein uns aus? Ist da so eine Art Drehtür für Sie eingebaut?

Eberhard Zorn: Ne, das nicht. Ich werde zu Gesprächen im Grunde immer eingeladen, es gibt keine festen Termine in dem Sinne. Wir hatten jetzt in meiner Zeit bisher immer dann persönliche Gespräche, wenn es um neue Einsätze ging oder um die Fortschreibung von Einsätzen in bestimmten Formaten. Da war ich dann mal dort. Oder wenn es bestimmte Ereignisse gab. Ich erinnere mich noch, als damals in Syrien sich die Lage verschlechtert hat, da hatten wir dazu ein Tischgespräch bei der Kanzlerin. Dann bin ich dort aber immer in Begleitung der Ministerin. Dauert dann eine Stunde etwa. Also solche Gespräche das sind so die, würde ich mal sagen, die echten, #enHighlevel-Beratungsgespräche. Interessant.

Tim Kullmann: Herr General…

Eberhard Zorn: Schon fertig?

Tim Kullmann: Da sind wir schon fertig.