Transkription MeIN FÜhrungsfahrzeug - Achte Fahrt mit Brigadegeneral Olaf Rohde
Transkription MeIN FÜhrungsfahrzeug - Achte Fahrt mit Brigadegeneral Olaf Rohde
Oberstleutnant d.R.der Reserve Tim Kullmann: Wunderschönen Guten Tag, Herr General.
Brigadegeneral Olaf Rohde: Guten Tag, Herr Oberstleutnant Kullmann.
Tim Kullmann: Schön, dass Sie Zeit gefunden haben mit uns eine Runde im Führungsfahrzeug zu drehen.
Olaf Rohde: Ja, ich freue mich sehr. Herzlich willkommen in Dresden und Sie haben ja bestes Wetter mitgebracht.
Tim Kullmann: Schnallen wir uns mal an und starten die Maschine. Ja Herr General, wir haben Sie jetzt an der Semperoper quasi eingesammelt …
Olaf Rohde: … ja.
Tim Kullmann: Wo darf‘s denn hingehen?
Olaf Rohde: Ja, ich schlage vor, dass wir zurück fahren in die Graf-Stauffenberg-Kaserne zur Offiziersschule des Heeres, aber wir sollten nicht den direkten Weg nehmen, wir sollten ruhig nochmal durch die schöne Altstadt von Dresden fahren.
Tim Kullmann: Sehr gerne, sehr gerne.
Olaf Rohde: Wenn wir jetzt ein Stück weiterfahren, müsste die Frauenkirche dann auch gleich zu sehen sein.
Tim Kullmann: Ach, da ist sie schon.
Olaf Rohde: Und da ist sie auch schon, genau. Da sind schon die Ausläufer und man sieht auch schon diese ganzen alten und neuen Sandsteine, die da verbaut sind. Also ist ja ein prächtiger Bau, auch innen drin – wirklich sehenswert, ist schon was Besonderes… Und hier sehen Sie jetzt die Frauenkirche in ihrer ganzen Pracht und sie liegt ja jetzt auch komplett in der Sonne, also das ist wirklich schön anzusehen. Auf dem Platz hier bin ich auch gerne und sitze dann auch oder hab gesessen, letztes Jahr im August/September in den letzten Sommerabenden, das ist wirklich ein schöner Platz zum Verweilen – klasse!
Tim Kullmann: Wie hat sich denn aus Ihrer Sicht die Lehre bei Ihnen oben in der Offiziersschule im Lauf der Corona-Pandemie verändert? Sind Sie noch digitaler geworden, wie kann ich mir das vorstellen?
Olaf Rohde: Wir haben letztes Jahr im April als Corona ja anfing und alle noch total unsicher waren, haben wir natürlich erstmal drei Wochen stopp gemacht um zu gucken, wie geht es eigentlich weiter und haben dann auch Konzepte entwickelt, wie es weitergehen kann. Also was haben wir gemacht? Wir haben Lehrgänge, die Kurzläufer-Lehrgänge sind – so unter 4/5 Wochen – da haben wir gesagt, wir reduzieren einfach die Hörsaalstärken, damit wir eben mit weniger Leuten den gleichen Stoff machen können, aber unter Einhaltung der Hygienebedingungen. Das machen wir auch weiterhin.
Dann haben wir natürlich große langlaufende Lehrgänge – 4 / 4 ½ Monate – und in diesen Lehrgängen sind wir hingegangen und haben die Lehrpläne eingekürzt auf das wirklich operative Minimum und haben da eben auch teilweise vier bis fünf Wochen Zeit eingespart, haben da auch die Hörsaalstärken reduziert und fahren diese Lehrgänge jetzt komplett mit Hörsaalstärken von zehn bis zwölf Leuten, normalerweise haben wir 20 / 25 in diesen Hörsälen und damit kommen wir gut klar, damit wir die Rahmen und die Regeln auch einhalten können.
Wir haben an der OSHOffizierschule des Heeres das große Glück, dass wir eine relativ moderne Kaserne haben, die auch viele Kabel in der Wand hat, die auch gut vernetzt ist und so haben wir eben die Möglichkeiten Unterrichte aufzunehmen und live in andere Bereiche oder auch in Wohnbereiche zu übertragen und das eröffnet natürlich für die Lehre und Ausbildung ganz neue Möglichkeiten und da fahren wir seit Ende April des letzten Jahres sehr, sehr gut.
Und dazu kommt noch neben den reinen Dingen in der Lehre, dass wir die Offiziersschule des Heeres in ein Meer von Einbahnstraßen verwandelt haben, dass sich Menschen eben auch nicht begegnen, separate Eingänge haben, um eben Infektionswahrscheinlichkeiten zu reduzieren, und da kann ich sagen, das war das oberste Ziel: Infektionswahrscheinlichkeiten zu minimieren, und bisher sind die Konzepte ganz gut aufgegangen.
Tim Kullmann: Es ist ja auch so, man kann natürlich eine Krise auch als Chance sehen …
Olaf Rohde: … genau …
Tim Kullmann: … und ich finde, das klingt ja so, als wo Sie gesagt haben, das setzen wir jetzt um …
Olaf Rohde: … genau – genau – genau. Und da entdecken wir auch plötzlich ganz neue Dinge in der Ausbildung: Was geht oder wo wir nochmal drüber nachdenken müssen oder wo wir selber auch baulich auch noch Veränderungen nachsteuern müssen. Aber das funktioniert gut und deshalb sage ich, wenn wir das danach auch umsetzen und nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen, dann können wir auch durchaus ein Nutzen aus der Zeit ziehen, so schwer der Gedanke auch ist, aber ich denke in jeder Lage steckt auch eine Chance für eine Weiterentwicklung.
Tim Kullmann: Wir hatten gerade eben ganz kurz den Goldenen Reiter erwähnt …
Olaf Rohde: … ja.
Tim Kullmann: Da gibt es ja auch ein Lied zu …
Olaf Rohde: „Goldener Reiter“ von Joachim Witt, jaja. Schönes Thema, weil komm ich natürlich jetzt in meiner Eigenschaft als Offizier der Aufklärungstruppe. Könnt ja auch heißen „Goldgelber Reiter“, weil ich war ja Chef und Kommandeur im Aufklärungslehrbataillon 3 in Lüneburg und wenn man jetzt mal den Text des Liedes nimmt „an der Umgehungsstraße kurz vor den Mauern unserer Stadt“, das könnte ja auf die Theodor-Körner-Kaserne in Lüneburg zutreffen. Es halten sich eben hartnäckige Legenden, dass der Joachim Witt das irgendwie im Hinterkopf hatte. Das hat der Künstler bis heute nicht bestätigt, aber in dem Bataillon gibt es halt hartnäckig diese Legende, weil es halt gut zueinander passt. Was überhaupt nicht passt, ist die Nervenheilanstalt – also das passt gar nicht, aber das ist ebenso klassisches Standbild für die Heeresaufklärer.
Ja, willkommen in der Offiziersschule des Heeres.
Tim Kullmann: So Herr General, jetzt sind wir an der Offiziersschule. Ich würde sagen, steigen wir mal aus.
Olaf Rohde: Ja alles klar, ich bin dabei.
Tim Kullmann: So Herr General, wir haben natürlich in jedem Führungsfahrzeug auch drei Zuschauerfragen …
Olaf Rohde: ... ja
Tim Kullmann: … die würde ich Ihnen gerne stellen.
Die erste Frage:
Führen – Entscheiden und Verantworten: Wie können wir ganz gerne Verantwortung übernehmen oder auch übernehmen wollen?
Olaf Rohde: Indem wir das Potential, das unsere jungen Bewerber mitbringen, einfach nutzen und es einfach heben und in der Ausbildung sie animieren, genau das was sie tun wollen – nämlich Verantwortung zu tragen und auch zu entscheiden – dass sie es auch leben. Und das müssen wir auch zulassen und da schaffen wir gute Möglichkeiten.
Tim Kullmann: Wer Verantwortung übernimmt, kann natürlich auch Fehler machen, darum handelt jetzt auch Frage zwei: Brauchen wir einen neuen Umgang mit Fehlern?
Olaf Rohde: Also wie Sie sagen, Fehler passieren ja immer wieder, Fehler kann man auch nicht ausschließen. Das Entscheidende ist, dass wir aus den Fehlern lernen und denjenigen, der Fehler macht, den dürfen wir nicht bestrafen, den müssen wir halt weiter ausbilden, mit dem Ziel, dass es eben dann im entscheidenden Augenblick funktioniert. Und ich denke, das müssen wir tun und da sind wir auf einem ganz guten Weg.
Tim Kullmann: Die abschließende Frage:
Wie motivieren Sie Ihren unterstellten Bereich bei all den aktuellen Schlagzeilen rund um die Bundeswehr?
Olaf Rohde: Das geht nur durch Kommunikation, durch einbinden, und auch durch sichtbar sein und zwar sichtbar sein und ansprechbar sein für alle Vorgesetzten, die wir hier an der Offiziersschule haben und da gelingt uns das Miteinander schon ganz gut. Da gibt’s die ein oder andere interne Diskussion, die muss auch sein, die führen wir auch mit unseren Lehrgangsteilnehmerinnen und Lehrgangsteilnehmern, aber in letzter Konsequenz kommt es darauf an, dass wir hier gute Führungskräfte ausbilden und darauf besinnen wir uns immer wieder, das passt schon.
Tim Kullmann: Herr General, ich bedanke mich für Ihre Zeit, für diese kurzweilige Fahrt durch das schöne Dresden …
Olaf Rohde: … gerne …
Tim Kullmann: … und für das wirklich tolle und sehr informative Gespräch!
Olaf Rohde: Alles klar. Herzlichen Dank, hat mir sehr viel Freude gemacht und auf bald!
Tim Kullmann: Auf bald, Herr General.
Olaf Rohde: Danke schön.
Tim Kullmann: Ich bedanke mich auch.