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Das Kardinal-Schulte-Haus in Bensberg, hinter diesen Mauern wurde deutsche Geschichte für ein paar Tage wieder lebendig:

„Mit dem 2. Oktober, 24 Uhr, hört nach dem Willen unseres Volkes, die Deutsche Demokratische Republik auf zu bestehen. Mit dem 2. Oktober, 24 Uhr, hört die Nationale Volksarmee auf zu bestehen.“

30 Jahre deutsche Einheit, 30 Jahre Armee der Einheit - das war das Thema der 17. Bensberger Gespräche - eine jährliche Tagung zur politischen Bildung. Angeboten wird sie vom Zentrum Innere Führung in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für Politische Bildung. Wissenschaftler, Politiker und Journalisten diskutieren mit Soldaten und Zivilisten. Diesmal ging es um die deutsch-deutsche Einigung seit dem Fall der Berliner Mauer vor mehr als 30 Jahren, gleichzeitig das friedliche Ende der Konfrontation zwischen den Militärblöcken in West und Ost. Teilnehmer erinnern sich:

„Als ich in die Bundeswehr eingetreten bin, 2004, waren in meiner Grundausbildungskompanie schätzungsweise 30% der Rekruten aus den damals neuen Bundesländern.“

„Ich selbst bin 90 zur Bundeswehr. Die Wende hatte schon stattgefunden, aber die Einheit war noch nicht da - die ist ja erst im Oktober vollzogen worden, 1990. Und in meinem Offizierjahrgang gab es natürlich noch keine jungen Erwachsenen, die dann mit uns gemeinsam zum Offizier wurde.“

Genau solche eigenen Erfahrungen sollten sich hier in ein Gesamtbild einordnen - wie haben andere Menschen diese Zeit erlebt? Wie war das damals, als Deutschland noch in zwei politische Lager aufgeteilt war, eine freiheitliche Demokratie im Westen, eine Ein-Parteien-Diktatur im Osten? Workshops mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten arbeiteten diese wichtige Zeitgeschichte auf - schließlich stand die Welt wegen dieser Gegensätze mehrfach vor einem Krieg.

„Ich war selber eine zeitlang bei der Bundeswehr und habe eben die Armee der Einheit so kennengelernt und weiß gar nicht, wie es vorher war.“

„Insbesondere ist für mich hochinteressant, dass ich 1991 im Panzeraufklärungsbataillon in Gotha gedient habe. Da war natürlich auch viel Misstrauen da, wie man jetzt mit den Wests umgeht, mit der Bundeswehr, die seinerzeit ja nicht bekannt war, die NVANationale Volksarmee war ja ganz anders strukturiert.“

Wie hier in persönlichen Vorträgen von Thomas Krüger, dem Präsidenten der Bundeszentrale für Politische Bildung, wird das Geschehen vor 30 Jahren noch einmal erlebbar. Das Erstaunliche in dieser Zeit: der Zusammenschluss beider deutschen Staaten und zweier Armeen verlief ohne Gewalt. Vorher standen sich beide Seiten unversöhnlich gegenüber. Vom Zentrum Innere Führung erinnert sich Oberst Reinhold Jahnke: „Ich wäre bereit gewesen, in meinem Auftrag auch auf deutsche Soldaten der Nationalen Volksarmee zu schießen.“

Thema etwa dieses Workshops: Welche Überzeugungen gab es in beiden deutschen Armeen? Sozialistisch geprägtes Denken auf der einen Seite und freiheitlich-demokratische Werte auf der anderen - damit war ein gewaltvoller Konflikt immer vorprogrammiert.

„Ich fand es sehr interessant, alles mal zu hören aus verschiedenen Perspektiven. Ich bin 84 geboren, hab den Mauerfall nicht aktiv miterlebt.“
 

„Ein bisschen enttäuschend fand ich heute, dass es teilweise sehr wissenschaftlich war, was natürlich grundsätzlich interessant ist, aber für die Praxis bzw. den Praxisbezug teilweise schwer transformierbar ist - da hätte ich mir mehr was zum Anfassen gewünscht.“

Also ganz unterschiedliches Feedback der Teilnehmer. Für alle womöglich am greifbarsten war die Podiumsdiskussion. Mit dabei: Neben Markus Meckel, einst Außenminister der DDR, der Buchautor Ilko-Sascha Kowalczuk

„Ich hab mich mit 12 Jahren verpflichtet, Offizier der Nationalen Volksarmee zu werden. Und ich habe mit 14 Jahren diese Verpflichtung als 12jähriger zurückgenommen.“

Bedeutet: Karriere in der DDR vorbei. Mancher hätte gern noch mehr erfahren zum Übergang der Nationalen Volksarmee in die Bundeswehr

„Es gab ja Personal, was übernommen worden ist, und wie das funktioniert hat, das ist hier zur Sprache gekommen - leider Gottes nicht, indem hier der eine oder andere höhere Dienstgrad der NVANationale Volksarmee, der durch die Bundeswehr übernommen worden ist, dann auch hier gewesen wäre - das fehlte so ein bisschen.“

„Genereller Eindruck: sehr gut, viel gelernt - insbesondere, weil ich zum Zeitpunkt des Mauerfalls zwar auf der Welt war, allerdings das nicht so bewusst wahrgenommen habe. Das war sehr interessant, das zu erfahren von Zeitzeugen, wie die Gefühle waren, die Eindrücke zu erfahren.“

 Jahre deutsche Einheit - 30 Jahre Armee der Einheit - hier in Bensberg haben sich die Menschen austauschen können. Über ihr Netzwerk Politische Bildung wird die Bundeswehr das Thema in diesem Jahr noch weiter vertiefen. Denn was viele vielleicht inzwischen schon vergessen haben: Auch die langjährige Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland kommt aus der DDR - die heute Geschichte ist. 

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