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Persönlichkeitsbildung

Persönlichkeitsbildung

Datum:
Ort:
Koblenz
Lesedauer:
3 MIN

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Mit dem Leitthema „Persönlichkeitsbildung“ geht die Redaktion IF den Facetten der Entwicklung zum mündigen Staatsbürger in Uniform nach. Welche Inhalte der Persönlichkeitsbildung sind von zentraler Bedeutung? Inwiefern hat sie einen Einfluss auf die Kriegstüchtigkeit? Was können die Soldatinnen und Soldaten von der kommenden Regelung erwarten?

Portrait einer entschlossenen Soldatin und eines entschlossenen Soldaten

Die Truppe benötigt Soldatinnen und Soldaten mit einer gefestigten Persönlichkeit für die Herausforderungen im Dienstalltag

Bundeswehr/Daniel Kondratiuk/Jana Neumann

Die veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Entwicklungen ergeben für Soldatinnen und Soldaten neue Aufträge, die diese nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen müssen. Darauf werden sie bereits in der Grundausbildung vorbereitet. Die Ausbildung an der Waffe, Gefechtsdienst und Lehrgänge für spezifische Tätigkeiten sind im Dienstleben eine Selbstverständlichkeit. Doch auch eine loyale Einstellung und die Fähigkeit, schwierige Entscheidungen sicher treffen zu können, zählen zu den Voraussetzungen, um Aufträge erfüllen zu können. 

Es sind also charakterlich gefestigte Persönlichkeiten gefragt, die ihr Handwerk beherrschen, flexibel auf Unvorhergesehenes reagieren, Verantwortung für das eigene Handeln tragen und rechtmäßige Befehle von unrechtmäßigen unterscheiden können. Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, müssen die Urteilsfähigkeit und Wertegebundenheit der Soldatinnen und Soldaten sehr gut ausgeprägt sein. 

Mit der Persönlichkeitsbildung werden politische, historische, interkulturelle, ethische und rechtliche Aspekte in den Kontext des Kernauftrages der Bundeswehr, der Landes- und Bündnisverteidigung, gesetzt. Damit wird ein wesentlicher Beitrag zur Einsatzbereitschaft der Trägerinnen und Träger der Kriegstüchtigkeit geleistet.

Zeitschriftencover mit ernst Schauender Soldaten und dem Schriftzug: Starke Persönlichkeiten bilden

Eine Persönlichkeitsbildung – fünf Dimensionen

Die fünf Dimensionen der Persönlichkeitsbildung sind gemeinsam wirkungsvoller und werden deshalb in einer Vorschrift zusammengefasst: 

  1. Politische Bildung bildet die Grundlagen für das Verständnis gültiger Werte und Normen.
  2. Historische Bildung hilft, die Gegenwart besser zu verstehen.
  3. Ethische Bildung legt Grundlagen zur Entscheidungskompetenz auch in Dilemmasituationen und unter Gefahr.
  4.  Interkulturelle Bildung lehrt den Umgang mit Vielfalt.
  5. Rechtsausbildung schafft Handlungssicherheit in der Bewertung von Geschehnissen.

Die Persönlichkeitsbildung wird in der Bundeswehr unter anderem durch Coachingangebote unterstützt. Diese bieten ein umfangreiches Angebot an individuellen Maßnahmen für Vorgesetzte aller Statusgruppen, militärisch wie zivil. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Kohäsion und Zusammenarbeit innerhalb der Streitkräfte mittels Team- oder Konfliktcoaching zu stärken. Eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Programme hilft dabei, den verschiedenen Bedürfnissen von Führungskräften gerecht zu werden. Dabei werden die individuellen Situationen erfasst und direkt darauf eingegangen, um resiliente Persönlichkeiten in den Streitkräften zu entwickeln, die das Führen mit Auftrag leben und sich als Staatsbürger in Uniform verstehen.

Blick in die Welt

Zwei israelische Soldaten mit Gewehr stehen hinter einer Hauswand eines alten Fabrikgeländes

Junge israelische Soldaten im Westjordanland während der ersten Intifada. Der Konflikt zwischen Palästinensern in den besetzten Gebieten und Israel, begann am 9. Dezember 1987 und endete 1993 mit der Unterzeichnung des Osloer Abkommens.

picture alliance / Jacques Torregano / akg-images

Der israelisch-palästinensische Konflikt ist derzeit der längste und komplizierteste internationale Konflikt: Seit vielen Jahren kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen und regionalen Kriegen. Mit dem Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober 2023 sind die Gräben noch tiefer geworden. Die Hoffnung auf eine Zweistaatenlösung sinkt auf beiden Seiten.

Der aktuell laufende Wahlkampf zur Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten von Amerika wird auf der ganzen Welt mitverfolgt. Diese Wahl wird vielfach als eine gravierende Richtungsentscheidung für die zukünftige weltpolitische Orientierung der USA wahrgenommen. Über die Auswirkungen des Wahlausgangs auf die europäischen Beziehungen kann bisher nur spekuliert werden.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat die geopolitische Lage des Baltikums in den Fokus internationaler Aufmerksamkeit gerückt. Nachdem die drei baltischen Staaten 1940 von der Sowjetunion annektiert worden waren, konnten sie ihre Unabhängigkeit im Zuge der sogenannten „Singenden Revolution“ 1991 wiederherstellen. Die europäische Integration und das gespannte Verhältnis zu Russland bestimmen heute die Politik der baltischen Länder jedoch mehr denn je zuvor.

Ein Plädoyer für den Staatsbürger in Uniform

Ist die kommende Regelung zur Persönlichkeitsbildung zeitgemäß oder eher ein Relikt? Das traditionelle soldatische Selbstverständnis, das naturgemäß stark auf physische Stärke und Disziplin setzt, muss durch mentale Fähigkeiten ergänzt werden, die beispielsweise Kreativität, Flexibilität und interkulturelle Kompetenz umfassen. 

Das Wissen, wofür man dient, kämpft und gegebenenfalls auch tötet, ist für einen mündigen Staatsbürger in Uniform von essenzieller Bedeutung und daher zentraler Bestandteil der Persönlichkeitsbildung. Welcher Anpassungen es noch bedarf oder ob das bestehende Konzept sogar als Vorbild für das zivile Berufsleben in der freien Wirtschaft dienen könnte, wird in der Rubrik Essay genauer beleuchtet.

von Elke Holzer

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