Overconfidence Bias – Real work life heroes?
Overconfidence Bias – Real work life heroes?
Die meisten von uns tendieren dazu, unsere Fähigkeiten und Kompetenzen zu überschätzen.
Auch dieser Effekt gehört zu den Unconscious Bias, die eine wesentliche Bedeutung in Beurteilungen und Entscheidungsprozessen haben. Vor allem in Situationen, die sehr komplex sind, ist die Selbstüberschätzung am stärksten ausgeprägt. Bei Aufgaben, die weit weniger kompliziert oder vielschichtig sind, stellen Menschen ihr „Licht eher unter den Scheffel“, agieren also underconfident.
Selbstüberschätzung ist dabei nicht mit einem gesunden Selbstbewusstsein gleichzusetzen. Dahinter stehen verschiedene psychologische Effekte: Einerseits der natürliche Drang, uns gut zu präsentieren und durch nach außen getragene Selbstsicherheit auch an innerer Sicherheit zu gewinnen. Meist entspricht diese Einschätzung sogar tatsächlich unserem Selbstbild. In diesem Fall wirkt verstärkend, dass wir dazu neigen, Informationen, die unserem bisher Erlebten widersprechen oder schwer zugänglich sind nicht genügend Wichtigkeit zuzuordnen bzw. ignorieren. Das bedeutet, dass jene Informationen, die dem ersten Bauchgefühl entsprechen höher gewichtet werden und somit zu einer Selbstüberschätzung führen können.
Grundsätzlich neigen alle Menschen zu Selbstüberschätzung, die Tendenz ist in traditionell maskulinen Bereichen bei Männern jedoch viel deutlicher. Studien zeigen, dass Männer auf dem Finanzmarkt beispielsweise ein sehr von sich überzeugtes Spekulations- und Handelsverhalten hatten, die faktische Leistung der Frauen aber deutlich besser war. Eine große Rolle spielt die Selbstüberschätzung auch im Recruiting: Frauen lassen sich beispielsweise eher von einer langen Liste von „erforderlichen Qualifikationen“ abschrecken als Männer. Frauen bewerben sich sogar oft erst bei einer 100%igen Übereinstimmung, während Männer selbstbewusster sind und auch bei nur 60% Übereinstimmung eine Bewerbung einreichen.
Was tun? Stellenausschreibungen gibt es in der Bundeswehr im zivilen Bereich. Um mehr Frauen als Bewerberinnen für eine Stelle zu gewinnen, sollten Ausschreibungen auf ihre Länge überprüft werden, vor allem hinsichtlich der wirklich maßgeblichen Mindestanforderungen. Selbstüberschätzung führt allzu oft zu Fehlern. Eine positive Fehlerkultur und die Betonung von Teamwork kann dabei helfen, Unsicherheiten zuzugeben und die eigenen Fähigkeiten realistisch einzuschätzen.
Lesetipp: Kahneman, D., Slovic, P. & Tversky, A. (Eds) (1982): Judgment under uncertainty: Heuristics and Biases. Cambridge: University Press.
Niederle, M., & Vesterlund, L. (2007). Do women shy away from competition? Do men compete too much? The Quarterly Journal of Economics, 122, 1067-1101.