Major i.G. Christoph Gallitzendörfer

Major i.G. Christoph Gallitzendörfer

Zwischen Marschkompasszahl 16 und 48

Der Werdegang des 1982 in einem kleinen Ort im Herzen Sachsens geborenen Christoph Gallitzendörfer (geb. Zinke) ist vorgezeichnet: Sein Vater dient freiwillig in der NVANationale Volksarmee, bringt es zum Unterfähnrich und arbeitet fortan als CNC-Fräser und Programmierer, nachdem das geplante Studium platzt. Seine Mutter arbeitet als Lehrverantwortliche im volkseigenen Betrieb Stern-Radio Berlin, einem der führenden Radio- und Elektrogerätehersteller der ehemaligen DDR. Seine Kindheit auf einem Bauernhof und in einer Kleinstadt verbindet er mit vielen Freiheiten: Herumtoben, so lange er will, Reisen an die Ostsee und den Balaton (Plattensee). Die durch den Betrieb seiner Mutter organisierten Familienfreizeiten bringen ihn bis in die Tschechoslowakei: Mit fünf Jahren sieht er dort eine Art paramilitärische Vorausbildung und erlebt ein morgendliches Wecken mit Platzmunition. Der kleine Christoph Zinke wird 1989 mit Eintritt in die Grundschule zum letzten Jungpionier seiner Stadt ernannt.

Major i. G. Christoph Gallitzendörfer im Portrait

Major i.G. Christoph Gallitzendörfer: "Je mehr Kinder der Einheit ihren Dienst in den Streitkräften leisten, werden die Grenzen zwischen Ost und West immer mehr verschwimmen."

Bundeswehr/Christoph Gallitzendörfer

Bundeswehr anstatt Vogelstation

Dann kommt die Wende, eine zunehmend kritischere Haltung gegenüber der DDR und der NVANationale Volksarmee sowie eine schwere Erkrankung seiner Mutter. Gallitzendörfer übernimmt 1996 mit 14 Jahren die Verantwortung für die Erziehung seines jüngeren Bruders und trifft später einen besonderen Entschluss: anstelle seines avisierten Platzes als Zivildienstleistender in einer Vogelstation entscheidet er sich 2001 für den Freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr. Sein Ziel: die Eltern zu entlasten und Geld für sein Jura-Studium beiseite zu legen.

Vom Hauptgefreiten zum Generalstabslehrgang

Noch im Freiwilligen Wehrdienst nimmt er 2002 an einem SFORStabilisation Force-Einsatz in Bosnien-Herzegowina als Kraftfahrer und Funkgerätebediener teil. Im Einsatz reift sein Entschluss, Offizier der Bundeswehr werden zu wollen. 2003 besteht er als Hauptgefreiter das Annahmeverfahren und wird spontan als Gruppenführer in der Allgemeinen Grundausbildung eingesetzt. Nach der Offizierausbildung in Munster und dem Studium der Staats- und Sozialwissenschaften an der Universität der Bundeswehr in München führen ihn erste Führungs-/ Stabs-verwendungen in das Panzergrenadierbataillon in Oberviechtach sowie als Personalführer in das Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr in Köln. Gerade hat er den 15. Streitkräftegemeinsamen Lehrgang Generalstabs-/ Admiralstabsdienst National an der Führungsakademie in Hamburg erfolgreich beendet. Derzeit bereitet er sich auf eine Verwendung im Streitkräfteamt vor.

Major i.G. Christoph Gallitzendörfer ist verheiratet, hat zwei Kinder und ist mittlerweile in Bayern zu Hause. Das „Kind der Einheit“, so Gallitzendörfer über seine Generation, hat seinen Platz im wiedervereinigten Deutschland gefunden.

von Thomas Flink