Mobiles Training an Bord der Fregatte "Sachsen-Anhalt"

Mobiles Training an Bord der Fregatte "Sachsen-Anhalt"

Datum:
Ort:
Wilhelmshaven
Lesedauer:
4 MIN

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Das Mobile Trainings Team (MTTMobile Training Team) des Zentrums Innere Führung bietet Politische Bildung für Multiplikatoren an. Oberstleutnant Dr. Andreas Wolfrum, Lehrstabsoffizier im Bereich Aus- und Fortbildung, führte 27 Soldatinnen und Soldaten der Besatzungen F125 durch das aktuelle und auch für die Bundeswehr wichtige Thema „Verschwörungserzählungen“.

Der Dozent als Moderator vor den Teilnehmerinnen und Teilnehmern

Der Hangar der Fregatte Sachsen-Anhalt bot einen außergewöhnlichen Ort für Politische Bildung.

Bundeswehr/Kim Couling

Bereits der Ort der Politischen Bildung zum Thema „Verschwörungserzählungen“ ist außergewöhnlich: Statt im Lehrsaal findet die Veranstaltung erstmalig im Hangar einer Fregatte statt. Neonlampen an der hohen Decke tauchen die Bierzeltgarnituren in ein fahles Licht. Eine große Leinwand an der Stirnseite des Hangars bietet reichlich Platz für die Präsentation. Immer wieder durchbrechen Lautsprecherdurchsagen des Leitstands die Veranstaltung. Wer glaubt, das Auge könne etwas Anderes als grau zu sehen bekommen und durch das geöffnete Schott des Hangars blickt, wird enttäuscht. Auch die Nordsee und der Himmel am Liegeplatz „Whiskey Charlie“ des Wilhelmshavener Marinestützpunkts tragen steingrau.

Das Mobile Trainingsteam setzt auf Interaktion. Mit ihren privaten Smartphones können alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Verlauf der Veranstaltung mitgestalten, Einschätzungen abgeben, abstimmen, Fragen stellen und sich mit eigenen Textbeiträgen einbringen. Ein bewährtes digitales Tool macht das möglich.

Klare Grundstruktur, wählbare Vertiefungen

Der Aufbau des Trainings ist modular. Ausgehend von einem didaktisch klar strukturierten Grundablauf können die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an bestimmten Punkten entscheiden, ob sie einen zuvor skizzierten Themenbereich vertiefen oder ihn lieber überspringen möchten. Die Abstimmungsergebnisse sind dann für alle auf der Leinwand sichtbar – anonym. Das erste Vertiefungsmodul befasst sich mit den psychologischen Grundlagen von Verschwörungserzählungen. „In jedem von uns steckt ein kleiner Verschwörungserzähler“, so Wolfrum scherzhaft. Später stehen noch die Rolle von Social Media und die Bezüge zum politischen Extremismus zur Wahl. Welche historischen und aktuellen Beispiele gibt es? Was macht Menschen zu Verschwörungsanhängern? Welche Formen gibt es? Wann wird aus einer Verschwörungshypothese eine Erzählung? Immer wieder werden mittels digitalem Tool die eigenen Erfahrungen und Erwartungen abgefragt und dann mit bereits erfolgten Umfragen und Einschätzungen aus der Wissenschaft verglichen, ergänzt, kommentiert.

Der Dozent als Moderator vor den Teilnehmerinnen und Teilnehmern

Oberstleutnant Dr. Andreas Wolfrum führt die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der F125-Besatzungen durch das Thema.

Bundeswehr/Kim Couling

Im Modul Social Media wird schnell deutlich, wie das Internet Entstehung und Verbreitung von Verschwörungserzählungen unterstützt und vereinfacht. Eine Qualitätskontrolle von Informationen ist nur schwer möglich, nichts kann zurückgenommen werden. Wolfrum schlägt den Bogen von Expertinnen und Experten, die in den Medien in einem Meinungswettbewerb stehen, hin zu den Social Bots, die automatisiert Verschwörungsthesen generieren und ins Netz stellen. Schnell wird im Training auch deutlich, welche Typen von Erzählerinnen und Erzählern es gibt: Wer ist Meinungsführer, wer „Hexenjäger“, wer Verfolgter oder besessener Aufklärer?

Interaktion regt zu aktiver Teilhabe am Thema an

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind voll bei der Sache. Fähnrich zur See Kevin Dömges ist besonders von der ITInformationstechnik-Einbindung angetan. Er ist wie alle freiwillig hier. „Ich möchte als Vorgesetzter solche Tendenzen erkennen und gegensteuern können“, so der Offizieranwärter zur Motivation seiner Teilnahme. Korvettenkapitän Gereon Winter, Erster Offizier der Besatzung Foxtrott, hat das Mobile Training beim Zentrum Innere Führung beantragt und ist von der engagierten Art und Weise der Durchführung angetan. „So kannte ich das bisher noch nicht. Das digitale Tool einzubinden funktioniert sehr gut. Das Mobile Training ist eine Chance für die politische Bildung, die nicht ungenutzt verstreichen sollte.“

Soldatinnen und Soldaten mit Smartphones an ihren Plätzen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden interaktiv in das Training eingebunden.

Bundeswehr/Kim Couling

Oberstleutnant Michael Johannes Becker, zuständiger Dezernatsleiter am Zentrum Innere Führung, ergänzt: „Das Mobile Trainingsteam trifft inhaltlich und methodisch den Nerv der Zielgruppe. Die Evaluationen der Veranstaltungen belegen das anschaulich, stets heben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Aktualität und Relevanz der Themen hervor. Vor allem aber sind sie begeistert von der Nutzung zeitgemäßer digitaler Tools, die interaktives Training mit dem vertrauten und ohnehin ständig verfügbaren eigenen Handy ermöglichen. Das funktionierte auch im Hangar der Fregatte „Sachsen-Anhalt“ problemlos.„

Konkrete Handlungstipps für den Dienstalltag

Der letzte Abschnitt des Trainings befasst sich mit der Frage nach der Anwendung im dienstlichen Alltag. Was tun, wenn ein Soldat oder eine Soldatin aus der Crew auffälliges Verhalten zeigt, also Verschwörungserzählungen verbreitet? Wo sind die roten Linien? Der Lehrstabsoffizier aus dem Zentrum Innere Führung erarbeitet mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern verschiedene Wege, um mit auffälligem Personal ins Gespräch zu kommen. Zehn Ratschläge sind es zum Schluss, die der Dozent und die Gruppe zusammenfassen. Der wichtigste steht gleich an erster Stelle: „Im Dialog bleiben und den Kameraden oder die Kameradin - auch sprachlich - wertschätzen.“

Seminar Innere Führung

Am 19.10.2021 fand an Bord der Fregatte „Sachsen-Anhalt“ für die Besatzung F125 Foxtrot ein Seminar (Politische Bildung) vom Zentrum Innere Führung zum Thema Verschwörungserzählungen statt. Die Teilnehmer konnten dazu selbst aktiv mit dem …

Bundeswehr/Kim Couling

Für Oberstleutnant Dr. Andreas Wolfrum ist kein Training wie das andere. Der auf Kompetenzerwerb ausgerichtete Unterrichtsverlauf ist abhängig vom vorher festgelegten Zeitansatz und entwickelt sich durch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, deren Vorkenntnisse, Diskussionsfreude und Abstimmungsverhalten. Welches Modul soll vertieft werden, wo gibt es Bedarf zu Gesprächen? Dieses Training wird ihm aber unvergessen bleiben. Wer hat sonst schon die Gelegenheit, im Hangar einer Fregatte mit motivierten und interessierten Soldatinnen und Soldaten politische Bildung durchzuführen?

von Axel Woile

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