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Einst Offizier und Dolmetscher der NVANationale Volksarmee und heute, 30 Jahre nach der Wende, Leiter des Leitungsstabes des Bundessprachenamtes: Jens Gröschl konnte nach der Wende von seinen Fähigkeiten und Erfahrungen profitieren.

Jens Gröschl im Portrait vor einer Weltkarte

Jens Gröschl ist der Sprache treu geblieben - als NVANationale Volksarmee-Dolmetscher in die Bundeswehr gekommen führte ihn sein Weg bis in das Bundessprachenamt

Bundeswehr/Victoria Graamatke

Das ist der Herr Gröschl. Der kommt aus der NVANationale Volksarmee.

Die erste und eindringlichste Erfahrung, die Jens Gröschl mit der Bundeswehr machte, war der unterschiedliche Umgang, der zwischen Vorgesetzten und Untergebenen herrschte: „Ich hatte dann das große Glück, dass einer meiner ersten Dolmetscher-Einsätze in der Bundeswehr tatsächlich ein Dolmetscher-Einsatz für eine relativ hochrangige tschechische Delegation war: am Zentrum Innere Führung. Wo genau dieser Unterschied [im Umgang, d. Red.] für mich ganz deutlich wurde. Im Bereich der Inneren Führung. Ich kann das an einem ganz persönlichen Beispiel festmachen. Ich saß dort bei einem General der Bundeswehr. Der sprach mich die ganze Zeit mit meinem Namen an. Das war ich so nicht gewohnt. Das war in der NVANationale Volksarmee: ‘Leutnant, komm‘ mal vorbei. Komm‘ mal dolmetschen.‘ Tatsächlich war der respektvolle Umgang so nicht vorhanden gewesen. Und ganz besonders war für mich das Erlebnis, als dieser General sagte: ‘Was die Integration der NVANationale Volksarmee in der Bundeswehr betrifft, haben Sie übrigens einen ganz kompetenten Gesprächspartner. Da ist der Herr Gröschl. Der kommt aus der NVANationale Volksarmee, mit dem können Sie sich mal unterhalten.‘ Das war für mich etwas ganz Besonderes. Weil diese Art miteinander umzugehen, diese Art der Inneren Führung und der Auftragstaktik. Das war ich tatsächlich so nicht gewohnt.“

Unterschiedliche Gefühlswelten

Doch neben diesen durchaus positiven Erfahrungen gab es strukturelle Nachteile und Herausforderungen auf Seiten der NVANationale Volksarmee-Soldaten. Viele wurden nicht in die Bundeswehr übernommen. „Da ist natürlich bei Einigen das Gefühl entstanden: Diese Lebensleistung war nichts wert. Diese Lebensleistung ist für jeden Einzelnen den Bach heruntergegangen. Das war für die sehr schwierig“, so Gröschl. Selbst in die Bundeswehr übernommene Soldaten trafen auf neue Herausforderungen. Ohne viel Vorbereitung musste man sich in einem neuen System zurechtfinden. „Angefangen von der Versicherung, von der Währung, der Art und Weise des Einkaufens, die Möglichkeiten sich sozial zu engagieren.“ Und neben den systemischen Unterschieden wurde auch die Bezahlung von „Ost- und Westsoldaten“ unterschiedlich gehandhabt. „Westsoldaten“ bekamen deutlich mehr Sold und es dauerte sehr lange bis das Gehalt der „Ostsoldaten“ angepasst wurde, was, so schätzt Gröschl „ein Teil des Gefühls [war] nicht gleichrangig zu sein“. Allerdings ergänzt er auch: „Aus meiner Sicht ganz klar notwendig. Wenn man jetzt mal sieht, wie viel diese Einheit insgesamt gekostet hat. Man hätte es sich gar nicht leisten können, da jeden sofort mit 100% zu bezahlen. Zumal die sozialen Bedingungen und Mieten tatsächlich im Osten erst einmal geringer waren.“

Jens Gröschl wurde als Dolmetscher Teil der Bundeswehr und ist noch heute in diesem Bereich für die Bundeswehr tätig. Er erlebte die Wende selbst und konnte uns ein Bild aus der Perspektive eines ehemaligen NVANationale Volksarmee-Soldaten beschreiben.

von Maurice Schneider

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