Zwischen Mars und Venus. Europa im strategischen Wettbewerb.
Zwischen Mars und Venus. Europa im strategischen Wettbewerb.
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Der USUnited States-Politikwissenschaftler Robert Kagan nutzte vor zwanzig Jahren eine Metapher, um das schwierige transatlantische Verhältnis nach dem Beginn des zweiten USUnited States-geführten Kriegs gegen den irakischen Diktator Saddam Hussein zu beschreiben: „Amerikaner sind vom Mars, Europäer von der Venus: Sie sind sich in wenig einig und verstehen einander immer weniger.“ Das von Kagan geprägte Gegensatzpaar von Mars und Venus hat heute ausgedient.
Kagan vertrat damals die Auffassung, dass die Kluft zwischen denNATO-Staaten auf beiden Seiten des Atlantiks Ausdruck einer grundlegenden Differenz in den Ansichten über wesentliche Elemente der internationalen Ordnung sei. Die Amerikaner, so Kagan, stammten „vom Mars“ und befürworteten nach wie vor den Einsatz von Waffengewalt als ein Instrument der Politik. Die Europäer hingegen seien „von der Venus“ und folgten dem Ideal einer regelbasierten globalen Sicherheitsordnung. Das von Kagan geprägte Gegensatzpaar von Mars und Venus hat ausgedient. Der strategische Wettbewerb ist mehr als nur eine Konfrontation zwischen zwei politisch-gesellschaftlichen Systemen – Demokratie vs. Autokratie – und den ihnen zugrunde liegenden unterschiedlichen Werten und Normen. Es ist zugleich ein Wettbewerb um Einfluss auf die unentschlossenen Staaten und Gesellschaften, wie z.B. Brasilien, Indien, Indonesien, Kenia, Nigeria, Mexiko, Thailand und Vietnam. Um im Wettbewerb der Systeme bestehen zu können, müssen alle demokratischen Gesellschaften – nach innen und außen – wehrhaft sein.