Cover Handbuch
Wir. Dienen. Deutschland.

Handbuch Innere Führung

Selbstverständnis und Führungskultur

Warum gibt es nach 66 Jahren ein neues Handbuch Innere Führung? Wie ist es entstanden? Was beinhaltet das neue Handbuch und was bietet es den Angehörigen der Bundeswehr? Die Antworten erhalten Sie hier!

Handbuch Innere Führung

Seit der Aufstellung der Bundeswehr 1955 beschreibt die Innere Führung das Selbstverständnis und die Führungskultur in den Streitkräften. Festgehalten wurde sie bereits 1957 im ersten Handbuch Innere Führung (PDF, 11,7 MB). Sie basiert auf den Werten und Normen der freiheitlichen demokratischen Grundordnung, wie sie im Grundgesetz formuliert sind und vermittelt diese Werte in die Bundeswehr hinein. Diese Werte und Normen leiten das Handeln der Soldatinnen und Soldaten im Frieden und im Einsatz. Die Innere Führung bestimmt den Umgang und das Miteinander in der Bundeswehr. Heute gilt es die Innere Führung „fit für das 21. Jahrhundert“ zu machen und zwischen Bundeswehr und Gesellschaft ein Mindset „Wehrhaftigkeit“ bzw. ein bundeswehrgemeinsames Selbstverständnis zu etablieren. Dieser Auftrag an das Zentrum Innere Führung war der Auslöser zur Erarbeitung des neuen Handbuchs Innere Führung - die Veröffentlichung markiert einen wesentlichen Meilenstein. 

Handbuch Innere Führung

mit verlinktem Inhaltsverzeichnis

Handbuch Innere Führung Handbuch Innere Führung PDF, barrierefrei, 13,2 MB
Cover Handbuch Innere Führung

Die Gedankengänge, Grundsätze und moralischen Maßstäbe der Inneren Führung sind heute wichtiger denn je. Die Herausforderungen sind enorm. Es kommt darauf an, dass Klarheit über zeitgemäßes Dienen geschaffen und die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden – individuell, für das Zusammenwirken innerhalb der Bundeswehr und auch für das Handeln in Politik und Gesellschaft. Auf diese Weise entwickelt sich die Innere Führung weiter. Das neue Handbuch Innere Führung bietet dafür wichtige Impulse. 

Blick auf die Abtei durch die Pforte des Kloster Himmerod.

Das Kloster Himmerod war vor über 70 Jahren der Ursprungsort der Inneren Führung

Bundeswehr/Fabian Schier

Das Ursprungsdokument zur Entstehung der Streitkräfte der Bundesrepublik Deutschland, noch vor dem ersten Handbuch Innere Führung, ist die sogenannte Himmeroder Denkschrift von 1950, welche wegweisende und bis heute gültige Forderungen enthält. Anfang der 50er Jahre war die Welt noch eine andere - nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Neuaufstellung westdeutscher Streitkräfte nur fünf Jahre später noch kaum vorstellbar. Die Besatzungsmächte befinden sich hinsichtlich der Zukunft (West-)Deutschlands weiterhin in der Findungsphase. Dem damaligen Bundeskanzler Konrad Adenauer ist jedoch bewusst: Neue westdeutsche Streitkräfte benötigen ein gemeinsames Wertegerüst und moralische Prinzipien, welche den Missbrauch deutscher Streitkräfte zukünftig verhindern. Militärische Experten entwerfen im Eifelkloster Himmerod daraufhin Grundzüge eines neuen inneren Gefüges, welches gleichzeitig Leitplanken für die künftigen Soldaten setzt und rote Linien benennen soll. Die „Himmeroder Denkschrift“ ist offen und flexibel angelegt, um auf Änderungen und Herausforderungen reagieren zu können.

Cover des alten und des neuen Handbuchs Innere Führung

Zwischen dem alten und dem neuen Handbuch liegen 66 Jahre mit vielen Veränderungen und Entwicklungen.

Collage: Bundeswehr/Dagmar Hentschel; Foto: Bundeswehr/Franziska Hunold

Über sechs Jahrzehnte später haben sich Sprache und Gesellschaft verändert. Heute werden Begriffe wie Persönlichkeitsbildung und Persönlichkeitsentwicklung für Charakterbildung verwendet. Zwar sind Schlagkraft und Resilienz auch unter Kriegsbedingungen, Kampfeswille einschließlich – vom scharfen Ende der Streitkräfte her denkend – des Willens und der Fähigkeit zum Siegen auf dem Gefechtsfeld wieder Aspekte deutscher Streitkräfte geworden. Lange Zeit jedoch standen sie weder im Fokus noch gelangten sie mit Nachdruck in den dienstlichen Alltag der Soldatinnen und Soldaten oder der zivilen Angehörigen der Bundeswehr. Auch in Politik und Gesellschaft waren sie nicht präsent.

Kapitel aus dem Handbuch Innere Führung zum Nachhören

Individuelle Perspektiven, gemeinsame Werte: das Autorenteam

Menschen der Bundeswehr

Die Innere Führung bildet die Leitlinien für das Miteinander der Menschen in der Bundeswehr.

Bundeswehr / Dagmar Hentschel

Vielfältig, kontrovers, inspirierend: Im Handbuch Innere Führung kommen Angehörige der Bundeswehr selbst zu Wort. Rund 40 Autorinnen und Autoren aus allen Bereichen der Bundeswehr sowie einige Reserveoffiziere haben mit eigenen Beiträgen mitgewirkt. Soldatinnen und Soldaten sowie zivile Beschäftigte aus der gesamten Bundeswehr haben somit ihre eigenen Vorstellungen und Gedanken, Erfahrungen und Erwartungen rund um das Selbstverständnis und die Führungskultur eingebracht. In mehreren Autorentreffen wurde durch die Verantwortlichen des Zentrums Innere Führung informiert sowie ein Austausch ermöglicht. Die Darstellungsform der Beiträge reicht von der Ich-Perspektive mit persönlichen Erfahrungsinhalten über Reflexionen mit kritischen Fragestellungen bis zu informativen Sachdarstellungen. Das ist Zeichen der Kommunikationskultur und entspricht dem Geist der Inneren Führung, der seit jeher für einen authentischen und kritisch-loyalen Diskurs steht.

Baukasten Innere Führung

Grafische Darstellung des Baukastens Innere Führung

Bausteine für Ihre Einsatzbereitschaft

Bundeswehr / Michéle Fennel

Werte wie Menschenwürde, Freiheit, Frieden und Treue geben einen Eindruck, was das Dienen in der Bundeswehr für die Soldatinnen und Soldaten so besonders macht. Um diese Wertegerüst zu verstehen, zu erleben, gemeinsam zu gestalten und leben zu können, bietet das Zentrum Innere Führung zahlreiche Produkte zur individuellen und zielgruppenorientierten persönlichen Weiterbildung, der sogenannten Persönlichkeitsbildung, an. Zusammengefasst sind diese Bausteine im Baukasten Innere Führung. Auch das Handbuch Innere Führung ist ein Teil davon. Dieser Baukasten unterstützt die Vorgesetzten in der Wahrnehmung ihrer unteilbaren Verantwortung für die Erziehung, der zielgerichteten Einflussnahme auf Haltung und Verhalten. Unterrichtsmaterialien, aber auch Materialien für das Selbststudium gewährleisten die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Bildungsdimensionen als Grundlage des „Führens mit Auftrag“.

FAQFrequently Asked Questions

Innere Führung: In der Bundeswehr eine allseits bekannte Konzeption, zu der erst einmal alle ein Grundverständnis sowie Eindrücke aus dem Dienstalltag haben. In der Öffentlichkeit ist das Selbstverständnis und die Führungskultur der Streitkräfte weniger bekannt. Hier finden Sie einige Basisinformationen rund um die Innere Führung sowie zu deren Geschichte und Produkten.  

Die barrierefreie digitale Version des Handbuchs Innere Führung steht Ihnen hier (PDF, 13,2 MB) zum Download zur Verfügung.

Im Sinne der Nachhaltigkeit und der nicht vorhandenen Möglichkeit zur Aktualisierung sind nur wenige Exemplare des Handbuchs Innere Führung in den Druck gegangen. Die barrierefreie digitale Version des Handbuchs Innere Führung steht für die Öffentlichkeit und allen Angehörigen der Bundeswehr zum Download (PDF, 13,2 MB) zur Verfügung.

Die Innere Führung wird auf Seite 21 des neuen Handbuchs erstmals wörtlich definiert:

Die Innere Führung ist die Führungs- und Organisationskultur der Bundeswehr. Mit der Inneren Führung verwirklichen wir die Werte und Normen des Grundgesetzes in der Bundeswehr. Sie gibt Antworten auf die Frage nach dem Sinn des Dienens und sorgt für die Integration aller Bundeswehrangehörigen in unserem Staat und unserer Gesellschaft. 

Mit ihrem Leitbild von der Staatsbürgerin und dem Staatsbürger in Uniform trägt sie wesentlich zur Einsatzbereitschaft der Bundeswehr bei. Innere Führung lebt von der Mitgestaltung und der Verantwortung aller Bundeswehrangehörigen, insbesondere der Vorgesetzten.“

Hier finden Sie die Innere Führung noch einmal als Video kurz zusammengefasst:

Passen Sie jetzt Ihre Datenschutzeinstellungen an, um dieses Video zu sehen

Transkription des Videos

Ausgehend von der Vorschrift zur Inneren Führung werden zunächst einige allgemeinere Aspekte beleuchtet. Neben der Beschreibung des Selbstverständnisses wird auch die Geschichte kurz erklärt. Darüber hinaus werden ethische, rechtliche und politische Grundlagen und gesellschaftliche Vorgaben für das Dienen in der Bundeswehr vermittelt sowie Ziele der Inneren Führung definiert und daraus die Anforderungen an die Soldatinnen und Soldaten abgeleitet. Persönlicher wird es in der Beschreibung der Führungskultur und der Verhaltensnormen in der Bundeswehr. In die Praxis übertragen dies die sogenannten „Gestaltungsfelder der Inneren Führung“. Die drei hervorgehobenen sind Menschenführung, politische Bildung sowie Recht und Soldatische Ordnung. Ergänzend gibt es weitere Gestaltungsfelder, wie beispielsweise Dienstgestaltung und Ausbildung, Betreuung und Fürsorge oder Seelsorge und Religionsausübung.   
 

Durch die Innere Führung werden die Werte und Normen des Grundgesetzes in der Bundeswehr verwirklicht, immer unter der Prämisse der Einsatzbereitschaft. Die Innere Führung strebt die Umsetzung von vier Zielen an:

Die Innere Führung der Bundeswehr hat ihre Wiege im Kloster Himmerod in der Eifel. Im Oktober 1950 ließ dort der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer unter größter Geheimhaltung Überlegungen zur Wiederbewaffnung Westdeutschlands entwickeln. Das Ergebnis: Die Himmeroder Denkschrift, Grundlage für den Aufbau der späteren Bundeswehr und die Konzeption der Inneren Führung.

Unterstützt durch den späteren Generalinspekteur Ulrich de Maizière entwickelten die beiden ,,Himmeroder“-Teilnehmer Johann Adolf Graf von Kielmansegg und Wolf Graf von Baudissin als Zivilangestellte bis 1955 die Innere Führung weiter. Nach der Tagung im Kloster vergingen noch fünf Jahre, bis die komplexen politischen, rechtlichen und bündnispolitischen Fragestellungen geklärt werden und Bundesverteidigungsminister Theodor Blank den ersten 101 Soldaten die Ernennungsurkunden aushändigen konnte und schließlich 1957 das erste Handbuch Innere Führung veröffentlicht wurde.

Die Innere Führung hat sich in bald 70 Jahren bewährt. Sie ist als Konzeption so angelegt, dass sie in der wechselseitigen Geschichte der Bundeswehr stets angewendet werden konnte.Die Innere Führung hat sich im täglichen Dienst, wie auch den vielfältigen Einsätzen im In- und Ausland bewährt. Sie prägt das Führungsverständnis in den Streitkräften. Die Bundeswehrangehörigen erleben täglich im Dienst gelebte Innere Führung – auch wenn der Begriff nicht immer als Label darauf steht. 

Genauso wenig, wie zum Beispiel die Straßenverkehrsordnung oder das Strafgesetzbuch versagt haben, wenn gegen deren Normen verstoßen wird, kann Fehlverhalten Einzelner ein Versagen der Konzeption der Inneren Führung begründen. Das Fehlverhalten Einzelner stellt aber eine Herausforderung für die Innere Führung und damit für die Führungsverantwortlichen innerhalb der Bundeswehr dar, was der jährlich erscheinende Jahresbericht der Wehrbeauftragten beziehungsweise des Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages deutlich reflektiert. Wichtig: Diese Herausforderung wird angenommen und nicht ignoriert.

Auch ein Fehlverhalten größerer Gruppen kann kein Versagen der Konzeption der Inneren Führung begründen. Gleichwohl ist die Innere Führung bei solchen Vorgängen noch stärker gefordert als bei Fehlverhalten Einzelner, weil in diesem Fall von einem sehr viel höherem Maß an Versagen von Vorgesetzten ausgegangen werden muss.

Auf der Seite des Zentrums Innere Führung, dem Ausbildungs- und Kompetenzzentrum der Bundeswehr, erfahren Sie mehr rund um das Selbstverständnis und die Führungskultur der Streitkräfte: zentruminnerefuehrung.de.

Auf der Seite des Zentrums Innere Führung finden Sie ausgewählte Inhalte für die Öffentlichkeit. Zum Beispiel steht Ihnen die Broschüre „Auslandseinsatz - Dein, Mein, Unser Einsatz.“ als Download zur Verfügung. Diese gibt praxisorientiert Hilfestellungen in der gemeinsamen Bewältigung der Herausforderungen eines Einsatzes. Sie richtet sich daher gleichermaßen an Soldatinnen und Soldaten, zivile Mitarbeitende, deren Familien und weitere Bezugspersonen im privaten Umfeld. Darüber hinaus finden Sie auch die Kontakte der Zentralen Ansprech- und Koordinierungsstellen der Bundeswehr.                                                               

Ganz im Gegenteil, sie ist hoch aktuell und zukunftsorientiert. Zwar gingen die ursprünglichen Überlegungen zur Neugestaltung der Streitkräfte von einem breit getragenen „Nie wieder 1933“ und „Nie wieder Streitkräfte als Staat im Staate“ aus. Die Konzeption der Inneren Führung gibt darüber hinaus aber auch Antworten auf die Integration von Streitkräften in den Staat, die zeitlos sind und bleiben. 

Die Grundzüge der Konzeption der Inneren Führung sind noch vor Einführung des Wehrdienstes aufgrund der allgemeinen Wehrpflicht entstanden. Diese Konzeption sieht unter anderem die Integration aller Soldaten, unabhängig von ihrem Status, in die Gesellschaft vor. Auch wenn sich mit der Umwandlung der Bundeswehr in eine reine Freiwilligenarmee viele Rahmenbedingungen verändert haben, ist das Grundanliegen der Integration unverändert. Daher nochmals: Die Innere Führung ist keine abgeleitete Größe von der Allgemeinen Wehrpflicht, mithin ist sie nicht überflüssig.

Kontakte

Sie wollen noch mehr erfahren?

Hier gelangen Sie zum Internetauftritt des Zentrums Innere Führung.