Führen in der Pandemie #004 – Digitaler Aufbruch
Führen in der Pandemie #004 – Digitaler Aufbruch
- Datum:
- Ort:
- Koblenz
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- 3 MIN
Im Handumdrehen hat die Corona-Pandemie den Dienstbetrieb in der Bundeswehr radikal verändert: Tausende Bundeswehrangehörige müssen ihren Dienst von zuhause aus verrichten, bewährte Prozesse im täglichen Dienst müssen neu gedacht werden. Führen, dienen und lernen finden auf einmal auf Distanz statt. Was den Einzelnen viel abverlangt, bietet auch die Chance auf einen positiven Wandel und treibt die Digitalisierung der Bundeswehr voran. Bildungseinrichtungen wie das Zentrum Innere Führung (ZInFüZentrum Innere Führung) oder die Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) müssen ihre Ausbildung umstellen und digitaler werden, Dozenten und Lehrgangsteilnehmende müssen sich auf neue Methoden einlassen. Folge #004 unserer Serie „Führen in der Pandemie“ zeigt die Herausforderung und Chancen der beschleunigten Digitalisierung.
Das Corona-Virus traf den gesamten Dienstalltag der Bundeswehr. Wegen der notwendigen Abstands- und Hygienemaßnahmen kam der Lehrgangsbetrieb der Bundeswehr weitgehend zum Erliegen. Davon betroffen war und ist auch das Zentrum Innere Führung. „Zunächst haben wir Mitte März den Trainingsbetrieb eingestellt und sind, was das Personal anbelangt, gleichzeitig auf rund fünfundzwanzig Prozent Präsenz hier am Zentrum zurückgefahren“, berichtet Oberst i.G. Dr. Gerhard Gey, Leiter der Projektgruppe Covid-19 am ZInFüZentrum Innere Führung, die als quasi Lagezentrum alle COVID-19Coronavirus Disease 2019 bedingten Maßnahmen am ZInFüZentrum Innere Führung steuert.
Digitalisierung – nicht nur möglich, sondern spürbar
Um die bundeswehrweit eingeschränkten Kapazitäten im Lehrbetrieb möglichst effektiv zu nutzen, legt das Bundesministerium der Verteidigung den Schwerpunkt der Ausbildung auf die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr und die Laufbahnausbildung der Soldatinnen und Soldaten. Wo es nur geht, sollen Bildungseinrichtungen wie das ZInFüZentrum Innere Führung oder die Führungsakademie der Bundeswehr ihre Ausbildungsinhalte auf Distanz vermitteln. E-Learning und digitale Hilfsmittel sind in der Bundeswehr längst keine Fremdwörter mehr, erst recht nicht an den Bildungseinrichtungen, aber: „Der digitale Wandel ist jetzt sehr spürbar – und das mit einer Geschwindigkeit, die wir nicht erwartet und geplant hatten“, bestätigt Generalmajor Oliver Kohl, Kommandeur der FüAkBw.
Ähnlich sieht das auch Oberstleutnant Markus König, Kommandeur der Flugabwehrraketengruppe 21 (FlaRakGrp). Auch sein Verband greift bereits vor der Pandemie auf passende digitale Hilfsmittel zurück. Deren flächendeckende Verbreitung wird durch die Pandemie aber deutlich beschleunigt. „Generell stellt man fest, dass vieles, was gestern noch unmöglich erschien und abgelehnt wurde, auf einmal möglich und praktikabel ist.“ Diese Feststellung trifft dabei nicht nur auf die Institution Bundeswehr zu, sondern auch auf die Denkweise vieler ihrer Angehöriger, die statt des direkten Gesprächs mit Kameradinnen und Kameraden oder Vorgesetzten plötzlich auf den Austausch in Videokonferenzen angewiesen sind. Das erfordert nicht nur Schulungen der „Nutzer“, wie sie Oberstleutnant König anmahnt, sondern auch, dass diese Nutzer die neuen Möglichkeiten akzeptieren.
Kein Führen ohne Präsenz
Das gilt auch für die Dozenten der Bildungseinrichtungen, die ihre Zuhörer und Mitmacher nur noch über eine Videokonferenz erreichen. „Es geht damit los, dass man die Scheu vor der Kamera verliert. Da gab es Vorbehalte auch bei den Kollegen“, weiß Dr. Christoph Scheuren, selbst Dozent am ZInFüZentrum Innere Führung. Und auch der Austausch mit den Lehrgangsteilnehmenden, wie neue, digitale Ausbildungsmethoden ankommen, ist wichtig.
Trotz der steilen Lernkurve, die die Einrichtungen wie ZInFüZentrum Innere Führung oder FüAkBw gerade durchmachen, sind der Digitalisierung aber auch Grenzen gesetzt, glaubt Scheuren. Gerade Führungsseminare verlangen auch den persönlichen Austausch. „Das ZInFüZentrum Innere Führung wird digitaler werden müssen und können. Aber nicht jeder Lehrgang ist auch für eine digitale Vermittlung geeignet. Wir arbeiten oft kompetenzorientiert, hier geht es oft um soziale Interaktion, Gruppendynamik oder Handlungstraining – und das geht eben nicht virtuell“, stimmt ihm Dr. Gey zu.
Aber auch außerhalb des Lehrbetriebs bleibt der persönliche Austausch für Führungskräfte auch in einer digitaleren Bundeswehr von entscheidender Bedeutung, glaubt Generalmajor Kohl. „Truppe lebt von Präsenz. Wenn man Truppe führt, wird einem eine zweite Familie an die Seite gegeben, die ein Anrecht hat, dass man sich rund um die Uhr um sie kümmert.“ Oder wie es König ausdrückt: „Der Blick in die Augen und das persönliche Gespräch mit dem zu führenden Personal ist definitiv nur schwer zu ersetzen.“
Die Auswirkungen der COVID-19Coronavirus Disease 2019 Pandemie haben die Digitalisierung der Bundeswehr sicherlich nicht begründet, jedoch gezeigt, wie wichtig sie ist und Maßnahmen zur Digitalisierung gefördert. Jetzt kommt es darauf an, diesen Schwung mitzunehmen und die Digitalisierung weiter voranzubringen.
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