Transkription: Führen in der Pandemie – Auftakt zur neuen Serie!
Transkription: Führen in der Pandemie – Auftakt zur neuen Serie!
- Datum:
- Ort:
- Koblenz
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die ganze Welt ist durch Corona in die Krise geraten. Auch bei uns in Deutschland waren Wirtschaft und Gesellschaft über Wochen stillgelegt. Lockdown – es fühlte sich zu Beginn an wie verlängertes Wochenende, ein Brückentag oder Kurzurlaub. Aber der Blick aus dem Fenster nach außen zeigte: geschlossene Geschäfte und Cafés, leergefegte Straßen, Fieberambulanzen und Homeoffice. Der Ausnahmezustand war jetzt Alltag - sorgenvoll, anstrengend und beengt. Krisenmanagement ist das Geschäft der Bundeswehr und das zeigt sich. 15.000 Soldatinnen und Soldaten standen als helfende Hände bereit, 500 Amtshilfeanträge wurden bearbeitet, über 3.700 Liter Desinfektionsmittel hergestellt – getragen und durchdrungen von der Inneren Führung: der Führungskultur der Bundeswehr.
Die Bundeswehr und das Virus – wir präsentieren Ihnen in den nächsten Tagen und Wochen hier Erfahrungen, Emotionen und Ergebnisse rund um die Pandemie als Führungsaufgabe.
Generalmajor André Bodemann (Kommandeur Zentrum Innere Führung): „Man glaubt ja immer, man hätte schon alles erlebt oder gesehen und dann kam die Corona-Pandemie und es war wieder etwas völlig Neues. Darüber hinaus ist meine Lehre, dass alle Prinzipien der Inneren Führung nicht nur im normalen Regel- und Einsatzbetrieb gelten, sondern auch in besonderen Situationen, wie wir sie unter den Corona-Bedingungen erlebt haben. Führen mit Auftrag, Verantwortung übernehmen, entscheiden, Menschen führen, sich an Menschen wenden, Kommunikation, Information – das sind ganz viele wichtige Dinge, die vorher schon galten und bei denen Corona uns gezeigt, wie wichtig diese eigentlich sind.“
Sagt der Kommandeur des Zentrums Innere Führung, Generalmajor André Bodemann. Im rund 120 Kilometer entfernten Aachen hat Stabsfeldwebel Andreas Holtz ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Er hatte mit seiner Frau und seiner kleinen Tochter das Osterfest gefeiert, als ein Anruf aus der Dienststelle alles änderte. Kurze Zeit später saß er am Telefon der Corona-Hotline im Gesundheitsamt. Die Telefonate und Eindrücke haben ihn anfangs auch nach Dienstschluss nicht losgelassen.
Stabsfeldwebel Andreas Holtz: „Ich hatte die erste und zweite Woche im privaten Umfeld schon damit zu tun, dass ich abends nicht direkt abschalten konnte, wenn ich nach Hause gefahren bin. Wenn z.B. Kleinkinder in den Telefonaten betroffen waren, habe ich das auch auf meine Familie projiziert. Das war emotional natürlich anstrengend.“
Trotz der anfänglichen Belastungen, die Arbeit in der Krise hat Andreas Holz aber auch stolz gemacht und gezeigt:
Stabsfeldwebel Andreas Holtz: „Die Bundeswehr ist definitiv zukunftsorientiert und natürlich auch in der Lage, jetzt in dieser Situation mit Covid 19, da zu agieren, wo andere Firmen vielleicht nicht agieren können, unter anderem auch Amtshilfeanträge annehmen. Jetzt können wir unseren Beitrag dazu leisten, nicht nur im Büro zu sitzen oder Homeoffice zu machen, sondern aktiv in der Bekämpfung gegen Covid 19 unseren Teil beizutragen.“
Das hat auch Oberstarzt Dr. Johannes Backus mit seinem Team. Er ist Leiter des Einsatzführungszentrums im Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr in Koblenz. Das Lagezentrum war 24 Stunden, sieben Tage die Woche im Dienst. Unter anderem steuerte seine Abteilung die Rückholflüge deutscher Staatsbürger aus dem Ausland.
Oberstarzt Dr. Johannes Backus: „Militär ist natürlich etwas für krisenhafte Situationen. Genau dafür ist es geschaffen. Wir sind, vom Grundsatz her, wenn wir richtig und gut ausgebildet sind, genau dafür ausgerichtet, in einer krisenhaften Situation möglichst rasch richtige Maßnahmen zu ergreifen, die Lage zu beurteilen, die Lage zu analysieren, Möglichkeiten des Handelns zu identifizieren und dann zielgerichtet und ökonomisch zu handeln. Das ist das Grundprinzip militärischen Daseins. Ganz klar, ist das zielgerichtete, strukturierte und auch professionelle ruhige Handeln eines unserer Markenzeichen.„
Das weiß auch Oberst Dr. Gerhard Gey. Er ist Leiter der Projektgruppe COVID 19 am Zentrum Innere Führung. Zusammen mit seinem Team hat er in der Krise personell, materiell und infrastrukturell unterstützt.
Oberst Dr. Gerhard Gey: „Diese Situation haben wir alle noch nicht gehabt und es ist eben eine höchst dynamische Situation. In dieser Form erfordert es die Anwendung der Auftragstaktik. Diese hat mich 43 Jahre begleitet. Im Einsatz oder hier. Hier kann man es besonders gut anwenden.“
Einige sprechen gar von einer Renaissance von ‚Führen mit Auftrag‘. Diese Aussage sieht der Kommandeur des Zentrums Innere Führung, Generalmajor André Bodemann, allerdings differenzierter.
Generalmajor André Bodemann: „Gegen den Ausdruck, dass Führen mit Auftrag eine Renaissance erlebt, da wehre ich mich immer ein wenig dagegen. Dies würde ja im Umkehrschluss heißen, dass wir eine Zeit lang überhaupt nicht mit Auftrag geführt haben und ich glaube, dass stimmt einfach nicht. Führen mit Auftrag hat sich bewährt. Es ist ein Führungsprinzip was gut war, was gut ist und was auch immer gut sein wird. Ich glaube nur, dass im Zuge der Corona-Pandemie das ein oder andere Mal Führen mit Auftrag wieder mehr gelebt und vorgelebt wurde und letztendlich dies auch das, was der Generalinspekteur im Rahmen seiner Dienstaufsicht festgestellt hat: das bewährte Führungsprinzip wird gut angewendet. Darauf sollten wir schauen, dass wir es selber wieder mehr leben und vorleben. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass unsere Führungsgrundsätze und die Innere Führung an sich bewährt sind und auch in einer solchen Situation funktioniert. Das ist mehr als ein Beweis, für die Sinnhaftigkeit, den Nutzen und die Bedeutung des Prinzips der Inneren Führung.“