Eigengruppen-Bevorzugung - Warum „Wir” besser sind als „Die“

Eigengruppen-Bevorzugung - Warum „Wir” besser sind als „Die“

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Die Bevorzugung der eigenen gegenüber einer fremden Gruppe kann fast überall beobachtet werden. 

Wir sind alle Mitglied verschiedenster sozialer Gruppen, von denen einige sehr identitätsstiftend für uns sein können: Neben sprachlichen Gruppen (auch Dialekte!) und Nationalitäten fühlen wir uns auch einer politischen Partei, einem Fußballteam verbunden, haben ein besonders starkes Teamgefühl in unserer Abteilung oder teilen mit anderen ein besonderes Hobby. Diese Gruppen sind alle sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen, dass sie ein „Wir“ und ein „die Anderen“ bilden. Personen nehmen bereits den Begriff „Wir“ positiver wahr als den Begriff „Die Anderen“. Im Vergleich zu unseren eigenen Gruppen, sehen wir fremde Gruppen oft weniger positiv – manchmal sogar als sehr negativ und bedrohlich. Entsprechend behandeln wir Mitglieder der eigenen Gruppe besser als Mitglieder anderer Gruppen. Das kann auch im Arbeitskontext Konflikte hervorrufen und zu Diskriminierung führen. 

Versuche zeigen, dass sich Menschen sogar einer fiktiven Eigengruppe verpflichtet fühlen. Das minimale Gruppenparadigma ist ein Verfahren, in welchem Versuchspersonen einer von zwei Gruppen zugeordnet werden. Dazu geben die Versuchspersonen z. B. ihre Vorliebe für verschiedene Bilder an. Diese Vorliebe bestimmt angeblich ihre Gruppenmitgliedschaft. Tatsächlich ordnen die VersuchsleiterInnen sie zufällig einer Gruppe zu. Die Mitglieder dieser Gruppe teilen keine gemeinsame Vergangenheit, keine reale gemeinsame Vorliebe, kennen sich nicht und treten nicht miteinander in Kontakt – und dennoch entsteht ein „Wir“ das nachweislich zu einer Bevorzugung führt. Zum Beispiel verteilen sie mehr Geld an ihre eigenen Gruppenmitglieder als an Mitglieder der anderen Gruppe. Zudem schreiben sie dieser neuen Eigengruppe mehr positive Eigenschaften zu als der (ebenfalls fiktiven) Fremdgruppe. Dies führt zu deutlich mehr Kooperation. Allein das Wissen um die Zugehörigkeit zu einer Gruppe kann also ausreichen, um eine Bevorzugung der Eigengruppe hervorzurufen.

Was tun? Einerseits hilft es, auch die Vielfalt der eigenen Gruppe anzuerkennen. Je facettenreicher und heterogen wir die empfundene „Wir“-Gruppe wahrnehmen, desto weniger werten wir andere ab. Die Toleranz für und Wertschätzung von Andersartigkeit steigt, wenn Gruppen positiven Kontakt miteinander haben. Dabei ist nicht nur direkter und individueller Kontakt wichtig, sondern vor allem das Verhalten anderer Gruppenmitglieder. Dort, wo Personen den Kontakt mit Fremdgruppen als normal ansehen, finden häufiger positive Interaktionen zwischen Gruppen statt.

Lesetipp: Hechler, Dr. Stefanie und Kessler, Prof. Dr. Thomas (2020): Warum „Wir” besser sind als „Die“ - Wie bestimmt die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen die Bewertung der eigenen und der fremden Gruppen? In: The Inquisitive Mind, Vol. 3.

von Lena Wilk

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