Truppenverlegungen

Militärtransporte durch Deutschland koordinieren

Truppenverlegungen nach und durch Europa erfordern ein hohes Maß an Planung und Organisation. Deutschland ist als logistische Drehscheibe besonders gefordert. Bei der Übung Standhafter Bär im Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr in Berlin lernen die Landeskommandos die Abläufe internationaler Militärtransporte durch Deutschland.

Übung Standhafter Bär

Durch seine Lage in der Mitte Europas spielt Deutschland eine entscheidende Rolle bei Truppenbewegungen befreundeter Nationen im Rahmen der Landes- und der Bündnisverteidigung. Mit der Übungsserie Standhafter Bär übt das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr (TerrFüKdoBwTerritoriales Führungskommando der Bundeswehr) gemeinsam mit den ihm unterstellten Landeskommandos sowie zivilen Akteuren regelmäßig die Unterstützung von Partnernationen beim Aufmarsch und Transport durch die Bundesrepublik.

Was ist „Standhafter Bär“?

Operation Atlantic Resolve

Das Zusammenspiel mit Partnernationen und beteiligten Truppenteilen innerhalb der Bundeswehr muss funktionieren.

Bundeswehr/Alyssa Bier

Die Übungsserie Standhafter Bär findet seit 2014 ursprünglich alle zwei Jahre unter Führung des ehemaligen Kommandos für Territoriale Aufgaben der Bundeswehr statt. Übungsschwerpunkt der vergangenen Jahre waren mögliche Unterstützungsleistungen der Bundeswehr bei Naturkatastrophen und Unglücksfällen im Rahmen der Amtshilfe.

Standhafter Bär 2023 wird vom 26. bis 30. Juni unter Leitung des neu aufgestellten Territorialen Führungskommando (TerrFüKdoBwTerritoriales Führungskommando der Bundeswehr) der Bundeswehr durchgeführt. Diesmal steht die Vorbereitung der multinationalen Verlegeübungen Steadfast Defender 24 und Quadriga 2024 im Vordergrund. Bei Steadfast Defender handelt es sich um eine transatlantische Verlegeübung der amerikanischen Streitkräfte nach und durch Europa. Quadriga 2024 ist ein multinational ausgerichtetes Übungscluster der Bundeswehr mit mehreren 10.000 beteiligten Soldatinnen und Soldaten.

Wozu dient die Übung?

Bei Militärtransporten durch die Bundesrepublik – ob Bundeswehr oder Streitkräfte verbündeter Nationen – spielen die 16 Landeskommandos der Bundeswehr eine tragende Rolle. Sie planen und koordinieren die Transportrouten, Rast- und Umschlagpunkte für den Transit. Denn Transportgenehmigungen für Militärtransporte werden auf Landesebene oder sogar kommunaler Ebene erteilt. Die Landeskommandos stehen daher im intensiven Austausch mit den jeweiligen Landesregierungen und den zuständigen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) wie Polizei, Zoll, Technisches Hilfswerk und Rettungsdiensten.

Bei der Übung Standhafter Bär 2023 erarbeiten die Landeskommandos und das TerrFüKdoBwTerritoriales Führungskommando der Bundeswehr gemeinsam mit zivilen Akteuren und Partnern Handlungspläne für verschiedene Szenarien und Vorkommnisse für die realen Verlegeübungen Steadfast Defender 24 und im Rahmen von Quadriga 24. Ziel ist, die Handlungs-, Führungs- und Organisationsfähigkeit bei Aufmarsch, Verlegung sowie unter dem Aspekt „Drehscheibe DEUEuropäische Union“ zu erhöhen und dabei die zivile Seite einzubinden. Die territoriale Führungsorganisation wird in verschiedenen Szenarien beübt. Gleichzeitig werden Planungsaufgaben in Vorbereitung auf die beiden oben genannten realen Verlegeübungen 2024 erarbeitet.

Ein Ausbildungstag der Heimatschutzkräfte unter der Führung des Landeskommandos Hamburg auf dem Truppenübungsplatz Klietz – etwa 90 Kilometer westlich von Berlin – rundet das Übungsgeschehen ab. Hier üben die beteiligten Soldatinnen und Soldaten unter anderem die Abwehr von Ausspähversuchen per Drohne, die Verhinderung von Eindringversuchen und Sabotage, Verlegung im Konvoi inklusive eines möglichen Unfalls sowie die Absicherung und den Umgang mit potenziellen Demonstrationen.

Lagezentrum

Die 16 Landeskommandos sowie das Territoriale Führungskommando haben bei der Unterstützung von größeren Truppenbewegungen durch Deutschland eine koordinierende Funktion.

Bundeswehr/Sebastian Kelm

Welche Aspekte gehören dazu?

Werden internationale Truppen nach und durch Deutschland verlegt, unterstützen das TerrFüKdoBwTerritoriales Führungskommando der Bundeswehr und die 16 Landeskommandos mit einem breiten Spektrum an Leistungen. Dazu zählen unter anderem der so genannte Host Nation Support: So müssen Partnerstreitkräfte und begleitende Einsatzkräfte der Bundeswehr, zum Beispiel Feldjäger, mit Kraftstoff, Essen, Wasser und Informationen zur Verkehrslage versorgt, untergebracht und gegebenenfalls auch medizinisch versorgt werden. Dafür müssen Routen und Transportzeiten geplant und Ruhe- und Versorgungsräume eingerichtet und betreut werden.

Von besonderer Bedeutung bei der Planung internationaler Militärtransporte durch Deutschland ist zudem, im Zusammenwirken mit der Polizei großen Fahrzeugkolonnen sichere und geeignete Transportwege zu ermöglichen. Dabei geht es nicht nur um einen reibungslosen Verkehrsfluss, sondern auch um andere Einflussgrößen wie etwaige Ausspähversuche oder Protestaktionen. Dazu ist ein jederzeit umfassendes Lagebild in der Operationszentrale (OPZOperationszentrale) des TerrFüKdoBwTerritoriales Führungskommando der Bundeswehr unabdingbar, das auf den Meldungen und Erkenntnissen aus den regional agierenden Landeskommandos aufbaut. Auch dies wird bei der Übung Standhafter Bär trainiert.

Verursacht die Übung Einschränkung im zivilen Bereich?

Nein, die Übung findet hauptsächlich als Führungsübung in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin statt und wirkt sich nicht auf das öffentliche Leben aus. Das bedeutet, dass Militärtransporte theoretisch geplant, aber praktisch nicht durchgeführt werden.

Warum sind Truppenverlegeübungen erforderlich?

Das Üben der Verlegung umfangreicher, multinationaler und nationaler Truppenverbände dient einerseits dazu, die Einsatzbereitschaft aller Beteiligten zu erhöhen. Andererseits ist die Fähigkeit, schnell in ein mögliches Einsatzgebiet zu verlegen, ein Kernpunkt glaubhafter und wirksamer Abschreckung in der NATONorth Atlantic Treaty Organization. Verlegeübungen wie Steadfast Defender finden daher in regelmäßigen Abständen statt. Sie sind keine unmittelbare Reaktion auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

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