Bundeswehr und Gesellschaft

Präsentation des Wachbataillons bei Rhein Fire

Präsentation des Wachbataillons bei Rhein Fire

Datum:
Ort:
Berlin
Lesedauer:
6 MIN

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Wenn es darum geht, sich vor Staatsgästen und hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik exakt und einheitlich zu präsentieren, sind sie die absoluten Profis – die Soldaten und Soldatinnen des Wachbataillons des BMVgBundesministerium der Verteidigung. Einen Auftritt vor mehr als 12.500 Menschen, die sie auch noch begeistert empfangen und jubelnd begleiten, erleben die Soldaten jedoch auch nicht alle Tage. Am 5. Juni 2023 war das in Duisburg der Fall.

Soldaten sind auf dem Spielfeld angetreten

Die Ehrenformation des Wachbataillons kurz vor Spielbeginn in der Duisburger Schau ins Land Reisen-Arena

Bundeswehr/Michael Wils-Kudiabor

Als am Sonntagabend fast alle schon das Stadion verlassen haben, ist sie noch da – die Gänsehaut bei Bootsmann Joe R. und Stabsgefreiter Aaron B. Mit mehr als 30 Kameraden haben sie gerade einen Auftritt hinter sich gebracht, der ihnen noch lange im Gedächtnis bleiben wird. „So etwas gab es in den Jahren, in denen ich im protokollarischen Ehrendienst tätig bin, einfach noch nicht“, blickt Joe begeistert auf die vergangenen Stunden zurück. Die Soldaten haben soeben auf Wunsch des Düsseldorfer American-Football-Teams Rhein Fire, deren Auftaktspiel in der European League of Football (EFL) gegen Frankfurt Galaxy einen würdigen Rahmen gegeben – vor begeisterten fast 13.000 Zuschauenden.

Ehrenformation auf dem Spielfeld

Kurz vor dem Coin-Wurf, der zu Beginn eines American-Football-Spiels zur Seitenwahl abgehalten wird, ging es los. Die Ehrenformation, bestehend aus 33 Soldaten in den Uniformen von Heer, Luftwaffe und Marine, folgt kurz nach 16:30 Uhr der Truppenfahne in die Mitte des Spielfelds. Angeführt vom Chef der 3. Kompanie des Wachbataillons, Major Daniel W., ziehen sie jetzt beim Abspielen der Nationalhymne die Blicke einer ganz großen Football-Familie auf sich. Denn das Spiel wird live im Fernsehen übertragen, in Deutschland, in ganz Europa und sogar in Brasilien und in China.

In USUnited States-Tradition: Verbundenheit mit den Soldaten zeigen

Zustande gekommen ist das Ganze aufgrund der Initiative von Dirk Reiner, einem der Mitbesitzer des Footballteams aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt. Sein Sohn und er sind schon eine ganze Weile von der Bundeswehr und speziell vom Wachbataillon begeistert. „Wir wollten die Soldaten unbedingt bei diesem Schlagerspiel zum Auftakt der Liga dabei haben“, sagt Reiner. Auch weil es in Amerika bei Spielen in der National Football League (NFL) zum guten Ton gehöre, die Verbundenheit zu den Streitkräften des Landes zu zeigen. „Das ist aber nur eine Seite der Medaille“, erläutert er weiter. „Die Frauen und Männer der Bundeswehr in Uniform sind der eigentliche Grund, warum wir das hier überhaupt machen können. Und da wollten wir ihnen mit diesem besonderen Auftritt auch diese Bühne bieten und ihnen gleichzeitig etwas zurückgeben.“  

So viele Parallelen

Soldaten und Sportler stehen und sprechen miteinander

Bei der Probe am Vortag nimmt sich der Headcoach von Rhein Fire, Jim Tomsula (7. v.l.), Zeit für ein Gespräch

Bundeswehr/Michael Wils-Kudiabor

Dass dies nicht einfach so daher gesagt ist, wird schon am Vortag des Spiels deutlich. Bei den Proben für die Eröffnungszeremonie und die Halbzeitshow im noch leeren Stadion stößt am Nachmittag der Headcoach von „Rhein Fire“, Jim Tomsula, spontan zu den Soldaten. Der 55-Jährige blickt auf 13 Trainerjahre in der NFL zurück, war unter anderem Headcoach der „San Francisco 49ers“ und berichtet stolz, dass seine Tochter aktuell in der U.S. Navy diene. Gleichzeitig stellt er den Soldaten gleich drei Mitglieder seines 17-köpfigen Trainerstabs vor, die alle auf eine mehrjährige Dienstzeit als Soldat auf Zeit in der Bundeswehr zurückblicken können. „Ihr alle macht einen tollen Job“, so Tomsula, „und es gibt so viele Parallelen zwischen unserem Sport und Eurem Dienst: Teamgeist, Miteinander, Respekt, Verantwortung füreinander. Und auch deswegen macht es uns stolz, dass Ihr an diesem Wochenende hier bei uns seid.“  

Nachdem die Probe sitzt, gibt es für die Soldaten noch eine spezielle Stadiontour, inklusive eines Blicks in das Allerheiligste, die Kabine des mehr als 60 Mann starken Teams. Auf der Tour erläutert Besitzer Reiner, dass auch die „Invictus Games 2023“, die im September in Düsseldorf stattfinden, zum Kreis der offiziellen Partner von „Rhein Fire“ gehören. Bei dem Event kommen verwundete und erkrankte Soldatinnen und Soldaten aus der ganzen Welt zusammen, die im Sport ein neues Lebensziel gefunden haben, und sich im Wettkampf messen und abseits davon begegnen wollen. „Das zu unterstützen, ist uns eine wirkliche Herzensangelegenheit“, hören ihn die Soldaten ergriffen sagen.

Herausforderungen gemeinsam meistern

Soldaten stehen in Formation im Stadion

In der Halbzeitpause zeigen die Soldaten des Wachbataillons noch einmal ihr Können

Bundeswehr/Michael Wils-Kudiabor

Beim Auftritt des Wachbataillons am Sonntag gab es – unabhängig vom ungewohnt großen Publikum – jedoch noch einige zusätzliche Herausforderungen zu meistern. „Dass sich Dinge kurz vor Beginn einer Veranstaltung noch ändern, weil es zum Beispiel doch weniger Platz für uns gibt oder sich Zeiten verschieben, damit gehen wir einfach professionell um“, berichtet Bootsmann Joe. „Hier machten uns jedoch die Lautstärke in der Arena und der Rasen etwas Sorgen.“ Die Soldaten sind es gewohnt, dass sie ihre Schritte auf einem festen Untergrund hören, auch weil ein kleines Stück Metall am Absatz ihrer Stiefel sie dabei hörbar unterstützt. „Das erfordert hier auf dem Grün von allen noch ein Stück mehr Konzentration, schließlich wollen wir uns gewohnt gut und einheitlich präsentieren“, erläutert Stabsgefreiter Aaron B. näher. Man erahnt, warum der Wahlspruch des Wachbataillons „Semper Talis“ lautet: Immer gleich, immer vorzüglich.

Und so werden sie bei Ihren Auftritten am Sonntag genau diesem Motto gerecht. Absolut exakt und als ob sie nie etwas anderes machen würden, meistern sie die Show. Durchorchestriert wie die Spielzüge beim Football, absolvieren sie ihre festgelegten Laufwege in der gut gefüllten Arena. Das Publikum, dass sich schon Stunden vorm Kickoff am Stadion versammelte, um friedlich und freundlich miteinander zu feiern, feiert auch sie: Nach der Eröffnungszeremonie, noch mehr aber nach der etwa zehnminütigen Halbzeitshow, in der die Soldaten zeigen, was ihre Tätigkeit ausmacht und wie gut sie mit ihrem gut vier Kilo schweren Karabiner umgehen können. „Dass wir danach von den Leuten so bejubelt werden und sie den Takt, den unser Trommler für den Ausmarsch vorgibt, begeistert, laut und rhythmisch mitklatschen, an sowas kann sich keiner von uns erinnern“, blickt Aaron B. zurück. Ein Moment, der den Soldaten wohl noch sehr lange in Erinnerung bleiben wird.

Wiederholung nicht ganz ausgeschlossen

Zur Krönung des Tages gewinnen die Gastgeber das Spiel am Ende deutlich mit 33:9. Fröhliche und entspannte Gesichter wohin man schaut: Fans, Trainer, Spieler, Cheerleader, Soldaten. Im Innenraum der Arena kommen sie miteinander ins Gespräch, die Freude über den gelungenen Saisonauftakt und das Abfallen der Anspannung sind überall greif- und spürbar. So scheint es nicht verwunderlich, dass es vielleicht nochmal eine Wiederholung geben könnte. Zum Beispiel am 24. September 2023, wenn in der Duisburger Arena, die den Düsseldorfern dauerhaft als Heimspielstätte dient, das jetzt schon mit fast 33.000 Plätzen ausverkaufte Finale der EFL stattfindet. „Es wäre natürlich ein Traum, wenn wir das Finale in unserm Stadion erreichen würden und wenn wir dann wieder die Bundeswehr hier zu Gast haben könnten“, schaut Besitzer Dirk Reiner schon mal nach vorn. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, den „Rhein Fire“ in der 17 Teams umfassenden Liga hinter sich bringen muss. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wären Bootsmann Joe, Stabsgefreiter Aaron und die anderen Angehörigen der 3.Kompanie des Wachbataillons BMVgBundesministerium der Verteidigung ganz sicher wieder mit am Start. „So etwas muss man erlebt haben“, sind sich die beiden Soldaten am Ende ohne zu zögern einig.

von Michael Wils-Kudiabor

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