Ausbildung für den Ernstfall

UHU 2023 – Reservisten der Bundeswehr treten gegeneinander an

UHU 2023 – Reservisten der Bundeswehr treten gegeneinander an

Datum:
Ort:
Baden-Württemberg
Lesedauer:
4 MIN

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Neustart nach zweijähriger Coronapause: Beim 34. Reservisten-Winterwettkampf  „UHU“ 2023 haben 45 - ausschließlich männliche - Reservisten aus Baden-Württemberg und Bayern  in Waldenbuch bei Filderstadt ihre militärischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. 

Drei Soldaten knien neben einer Verletzten Person

Die Reservisten führen bei einem schwer verletzten Waldarbeiter die Erstversorgung durch. Eine alte, nicht detonierte Mörsergranate hatte das Unglück ausgelöst.

Bundeswehr/Frank Dittrich

Waldenbuch bei Filderstadt (Baden-Württemberg): Aus ganz Baden-Württemberg und Bayern waren sie angereist – insgesamt 45 Reservisten der Bundeswehr. Eingeteilt in neun Teams, stellten sie sich einer körperlichen und geistigen Herausforderung der besonderen Art. Der fiktive Staat Albland ist seit Jahrzehnten von einem Bürgerkrieg zerrüttet. Nun soll bald eine Präsidentenwahl stattfinden.  Beide Kandidaten für das Präsidentenamt verfügen über Privatarmeen, sodass die Vereinten Nationen den Ausbruch neuer bewaffneter Konflikte befürchten, sofern der unterlegene Präsidentenkandidat seine Niederlage nicht anerkennen sollte. Gemäß dem Wunsch der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZEOrganisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) wird ein europäisches Truppenkontingent in die Krisenregion verlegt, um für Ordnung und Sicherheit zu sorgen. Das ist das Einsatzszenario, in welchem sich die Teilnehmer des Winterwettkampfs UHU 2023 bewegen sollten. Ein Szenario, welches von den Organisatoren des Wettkampfs, Oberst der Reserve Bernhard K. und Oberstabsfeldwebel der Reserve Thomas F., nur mit einem hohen Personaleinsatz bewältigt werden konnte. Unterstützt wurde die Kreisgruppe Mittlerer Neckar im Verband der Reservisten der Deutschen Bundeswehr tatkräftig durch Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes sowie von der Freiwilligen Feuerwehr Waldenbuch und der Polizei. Für Oberst der Reserve K. ist diese Unterstützung, auch durch die Stadtverwaltung von Waldenbuch, vorbildlich. Insgesamt sorgten gut 60 zivile und militärische Unterstützerinnen und Unterstützer für das Gelingen der Veranstaltung.

Angepasst an die Einsatzrealität im Ausland

Der Winterwettkampf UHU hat eine lange Tradition. Bereits in den 1980er Jahren fand er mit zwei anderen Wettkämpfen, den Orientierungsmärschen (WOM) in Besigheim und Oberroth bei Murrhardt statt. Alle drei Wettkämpfe waren als Orientierungsmärsche mit Ausbildungsstationen ausgelegt, wobei die UHU-Märsche immer nachts stattfanden. Geblieben ist heute nur noch der Wettbewerb UHU, der aktuell im jährlichen Wechsel mit dem „Kalten Marsch“ in Bruchsal stattfindet. Die Einsatzrealitäten der Bundeswehr haben die Verantwortlichen des UHU bewogen, den Winterwettkampf nicht mehr als Orientierungsmarsch mit Stationsausbildung durchzuführen. Schwerpunkt der heutigen Wettkämpfe sind fiktive Auslandseinsätze und die Verlegung von Ausbildungsinhalten in urbanes Gelände. Damit werden die Ausbildungsinhalte an die Einsatzrealität im Ausland angepasst und nicht mehr nur bewaldetes, sondern vor allem auch bebautes Gelände genutzt. 

Beeindruckt von Einsatzwillen und Leistungsfähigkeit

Die Reservisten reisten bereits in den frühen Morgenstunden am Wettkampfort an. Nach dem mpfang der Waffen und des Materials sowie einer knackigen Befehlsausgabe ging es für die erste Gruppe auf die Patrouillenstrecke. Der Marschbefehl musste vom Gruppenführer von einem Zug- in einen Gruppenbefehl umgesetzt werden. Dann ging es im Aichtal sieben Kilometer bergauf und bergab. Gesprächsaufklärung lautete der erste Auftrag der Gruppe. Im fiktiven Rathaus des Dorfes Glashütte standen neben dem Bürgermeister weitere Dorfbewohner zu Gesprächen über Lage vor Ort und eventuelle feindliche Aktivitäten bereit. Der Bürgermeister nutzte die Chance, um die Soldaten auf Probleme in seinem Dorf hinzuweisen und um Hilfe zu bitten. Danach wurde es brenzlig, eine Überraschung jagte die nächste: Einbrecher wurden auf frischer Tat ertappt, vorläufig festgenommen und der örtlichen Polizei übergeben. Bei der Übergabe tauchte dann noch ein Presse-Team auf und wollte unverzüglich Informationen über das Geschehen vor Ort. Hier sollte der Patrouillenführer zu seinem Auftrag ein kurzes Statement abgeben. Trotz der Doppelbelastung durch die Übergabe der Einbrecher und die Wünsche der Presse meisterten die Wettkämpfer ihre Aufgaben. 

Schwere Unfälle fordern Ersthelfer

Richtig herausfordernd wurde es für die kleine Gruppe, als bei einem Verkehrsunfall mit einem Bundeswehrfahrzeug die aufgebrachte Bevölkerung beruhigt und vom Unfallort gedrängt werden musste. Mehrere Verletzte mussten versorgt werden. Dann galt es, die Waffen und das Funkgerät, sowie vertrauliche Unterlagen aus dem Einsatzfahrzeug zu sichern. An der vermeintlich letzten Station sollten alle Ereignisse der vergangenen Stunden zusammengefasst und dem Zugführer gemeldet werden. Dann Aufatmen. Doch noch während sich die Reservisten der wohlverdienten Nachbereitung widmeten, wurde der Gefechtsstand durch einen Hilferuf aus dem nahegelegenen Waldstück alarmiert. Die Wettkampfgruppe musste im Eilmarsch zur gemeldeten Unglückstelle. Eine alte Mörsergranate war bei Waldarbeiten detoniert, ein Arbeiter mit stark blutender Wunde am Unterarm und offenem Waden- und Schienbeinbruch musste versorgt werden. Die Ersthelfer reagierten schnell und umsichtig: Sie banden den verletzten Oberschenkel mit einem Tourniquet ab, legten am Arm einen Druckverband und kümmerten sich auch um die Knochenbrüche. Jetzt noch eine Meldung an die Operationszentrale abgesetzt, dann der Wettkampf für die Reservisten beendet. 

  • Der Patrouillenführer unterhält sich mit dem Bürgermeister des Dorfes, um an Informationen zu gelangen.

    Der Patrouillenführer unterhält sich mit dem Bürgermeister des Dorfes, um an Informationen zu gelangen. Dabei kommt es auf geschickte Gesprächsführungan.

    Bundeswehr/Frank Dittrich
  • Ein versuchter Einbruch an einem Gebäude auf dem Patrouillenweg wurde vereitelt. Die verdächtige Person wird durchsucht.

    Auf frischer Tat ertappt: Die Soldaten führen eine Personenkontrolle bei einem Einbrecher durch

    Bundeswehr/Frank Dittrich
  • Ein Mann wird der örtlichen Polizeibehörde übergeben.

    Der Verdächtige wird der örtlichen Polizeibehörde übergeben

    Bundeswehr/Frank Dittrich
  • Ein Soldat stellt sich den Fragen eines Reporters.

    Der Gruppenführer musste sich nach der Übergabe des Verdächtigen an die Polizei den Journalisten vor Ort stellen

    Bundeswehr/Frank Dittrich
  • Eine Patrouille soll eine aufgebrachte Menschenmenge von einem Unfallort trennen und abdrängen.

    Bei einem Verkehrsunfall mit einem Einsatzfahrzeug der Bundeswehr werden Einsatzkräfte behindert. Die Patrouille sollte hier die aufgebrachte Menschenmenge vom Unfallort trennen und abdrängen.

    Bundeswehr/Frank Dittrich

Auswertung zeigt: Es gibt Ausbildungsbedarf

Man merkte den Kameraden an, dass der Bedarf da ist, wieder etwas zu machen“, sagte Oberst der Reserve Bernhard K im Anschluss. „Die Leistungen waren insgesamt gut, auch wenn ich – ebenso wie die Dienstaufsicht – doch einiges an Ausbildungsbedarf festgestellt haben“, so Bernhard K. „Bei der Siegermannschaft war klar zu erkennen, dass da im Vorfeld intensiv trainiert wurde. Wir müssen uns aber insgesamt Gedanken machen, wie wir vor dem nächsten UHU Ausbildungen anbieten können. Die Motivation und das Engagement des Funktionspersonals war hervorragend und hat sehr realistische und fordernde Bilder gestellt“ fasste der Oberst der Reserve Bernhard K. den Wettkampf zusammen. Er freut sich schon jetzt sich auf den UHU 2025.  

von Andreas Steffan/ Frank Dittrich  E-Mail schreiben

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