Truppenübungsplatz Jägerbrück modernisiert Schießbahn für Kampf aus Stellungssystem
Truppenübungsplatz Jägerbrück modernisiert Schießbahn für Kampf aus Stellungssystem
- Datum:
- Ort:
- Jägerbrück
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- 4 MIN
Aus der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung folgt für den Truppenübungsplatz Jägerbrück die Notwendigkeit, Ausbildungs- und Schießanlagen anzupassen. In nur 18 Monaten wurde hier eine modernisierte Gefechtsschießbahn gebaut, auf der die Truppe den Kampf aus einem Stellungssystem üben kann. 1997 wurde der Truppenübungsplatz Jägerbrück mit einem elektrischen Zielbau ausgestattet und so an die damalige Auftragslage der Bundeswehr angepasst. 25 Jahre später werden die Ausbildungsanlagen wieder an den geänderten Bedürfnissen der Truppe ausgerichtet. Das erste Teilergebnis ist nun fertig: Eine komplett überarbeitete Gefechtsschießbahn 2.
Der Truppenübungsplatz Jägerbrück im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns ist mit seinen rund 10.500 Hektar größer als die Insel Sylt. Er liegt rund 130 Kilometer nördlich von Berlin und ist eines der meistgenutzten Übungsgelände der Bundeswehr und auch vieler NATONorth Atlantic Treaty Organization-Partner. Der zu 60 Prozent bewaldete Platz erstreckt sich über eine Fläche von 12,5 mal 10 Kilometern und besteht bereits seit DDR-Zeiten. 1952 wurde der Aufbau eines Schießplatzkommandos in Jägerbrück befohlen. Ab 1956 nutzte die NVANationale Volksarmee (Nationale Volksarmee der DDR) das Gelände mit Panzern, Artillerie und Infanterie. 1991 folgte schließlich die Übergabe an die Bundeswehr.
Im Zuge der Neuausrichtung Bundeswehr wurde 2011 beschlossen, den Truppenübungsplatz Jägerbrück herabzustufen. Ab 2013 wurde das Gelände ausschließlich als Standortübungsplatz des Jägerbataillons 413 in Torgelow eingestuft und konnte damit – besonders für den Schießbetrieb – nur stark eingeschränkt genutzt werden. Nach der russischen Annexion der Krim 2014 fiel die Entscheidung zur Wiedereröffnung, so dass es seit dem 23. November 2017 wieder den Truppenübungsplatz Jägerbrück gibt.
Jägerbrück ist gelebte Zeitenwende
Vor der Jahrtausendwende rückten weltweite Einsätze zur Krisen- und Konfliktbewältigung in den Vordergrund, die eine Modernisierung des Platzes ab 1997 notwendig machte.
In der Gegenwart ist die von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufene Zeitenwende auch in Jägerbrück deutlich spürbar. Hier lässt sie sich sogar buchstäblich anfassen. Neue Krisen mit den unmittelbar an der Ostflanke der NATONorth Atlantic Treaty Organization spürbaren Auswirkungen erforderten eine Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung. Daraus folgt für den Truppenübungsplatz Jägerbrück erneut die Notwendigkeit, Ausbildungs- und Schießanlagen für ein möglichst realitätsnahes Training an die geänderten Bedürfnisse der Streitkräfte anzupassen.
Für die übende Truppe sollte deshalb eine erste, sehr rasch umzusetzende Lösung angeboten werden. Deshalb entschloss man sich, die sogenannte Schießbahn 2 wieder zu ertüchtigen. Nach nur 18 Monaten Bauzeit konnte diese Gefechtsschießbahn kürzlich wieder in die Nutzung überführt werden.
Gemeinschaftsprojekt Gefechtsschießbahn 2 in Zahlen
Das Modernisierungsprojekt ließ sich nur mit vielen Helfenden realisieren, wobei die Verantwortung für alle Umbaumaßnahmen beim Bundeswehr-Dienstleistungszentrum (BwDLZBundeswehr-Dienstleistungszentrum) Torgelow lag. Neben der Platzkommandantur unterstützten
- das Servicecenter Zielbau der Bundeswehr beim Aufbau der Zielanlagen,
- das Jägerbataillon 413 mit fachlich versierter, infanteristischer Beratung,
- sowie das Fernmeldebataillon 610 aus Prenzlau beim Stellungsbau.
Gemeinsam modellierten sie eine an den Szenarien der Landes- und Bündnisverteidigung ausgerichtete, moderne Schießbahn, die eine realitätsnahe Ausbildung der Truppe ermöglicht. Letztendlich wurde in 7.800 Arbeitsstunden Material im Wert von circa 700.000 Euro averbaut. Konkret bedeutete dies:
700 Betonstapelsteine sowie 450 Beton T-Elemente für das Stellungssystem und die Fahrzeugstellungen,
2.400 Meter Schiene, 1.200 Betonschwellen und rund 2.800 Tonnen Schotter für die Gleisanlagen der beweglichen Ziele sowie
- rund 150.000 Euro an Elektromaterial für die Scheibenanlagen.
Da auf der Schießbahn hauptsächlich Handfeuerwaffen eingesetzt werden, ist bei der Nutzung der Anlage keine erhöhte Lärmemission für die Anwohner im Umland zu erwarten.
Kampf aus einem Stellungssystem: immer noch aktuell
Im Ergebnis verfügt die Schießbahn auf 900 Metern Länge und 400 Metern Breite über 208 voll funktionsfähige Anschlusspunkte für den elektronischen Zielbau. Anders formuliert: Die neue Anlage verfügt für die Feinddarstellung über umfangreiche Kombinationsmöglichkeiten mit Schützen- oder Panzerscheiben. Zudem gewinnt diese Gefechtsschießbahn mit vier beweglichen Scheibenanlagen, die als Zu- oder Schrägfahrt abgerufen werden können, deutlich an Attraktivität für das Vertiefen infanteristischer Fähigkeiten.
Das neue Stellungssystem selbst ist mit einer Ausdehnung von circa 250 Meter Breite, 18 Schützenstellungen und zwei flankierenden Fahrzeugstellungen darauf ausgelegt, ein Gefechtsschießen in Zugstärke mit bis zu 50 Personen durchzuführen. Dies begründet sich damit, dass gerade der Krieg in der Ukraine zeigt: Der Kampf aus Stellungssystemen ist aktueller denn je.
Weitere Modernisierungsarbeiten folgen
Mit der Wiederinbetriebnahme der Schießbahn 2 die Modernisierung der Ausbildungs- und Schießanlagen sind die Arbeiten auf dem Truppenübungsplatz Jägerbrück jedoch noch nicht abgeschlossen ist.
Im Frühjahr 2024 wird die Schießbahn 4, die für die Scharfschützenausbildung genutzt wird, ebenfalls modernisiert und an die geänderte Auftragslage angepasst. Ab 2025 ist für die Schießbahn 14, die größte Schießbahn des Platzes, eine komplette Überarbeitung angesetzt, um das Gelände auch für große Gefechtsfahrzeuge – wie Kampfpanzer Leopard 2, Schützenpanzer Puma oder GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer – nutzbar zu machen.
„Nur mit modernen und an eine realitätsnahe Ausbildung angepasste Ausbildungs- und Schießanlagen ist unser Platz für die übende Truppe ein attraktiver und effektiver Ausbildungsort. Denn eine einsatzbereite, schlagfertige und gut ausgebildete Bundeswehr ist Voraussetzung für die Erfüllung unseres Verteidigungsauftrages - dazu wollen wir als Dienstleister Truppenübungsplatz Jägerbrück unseren Teil beitragen“, so der Kommandant des Truppenübungsplatzes, Major Markus Ludwig.