Gemeinsam Stark – multinationale Zusammenarbeit bei EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine
Gemeinsam Stark – multinationale Zusammenarbeit bei EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine
- Datum:
- Ort:
- Strausberg
- Lesedauer:
- 4 MIN
EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine stellt durch die militärische Beteiligung von derzeit 24 verschiedenen Nationen die Solidarität Europas mit der Ukraine unter Beweis. In einem Interview erklärt Oberstleutnant René T., der niederländische Senior National Representative, die Bedeutung multinationaler Zusammenarbeit für diese Mission.
Herr Oberstleutnant, Sie sind derzeit als Senior National Representative (SNRSenior National Representative) im Special Training Command (ST-CSpecial Training Command) eingesetzt. Was sind Ihre Aufgaben im ST-CSpecial Training Command?
Die Aufgaben als SNRSenior National Representative sind sehr vielfältig: In erster Linie bin ich der Ansprechpartner für alle niederländischen Stabsoffiziere, die an EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine beteiligt sind, um bei Schwierigkeiten oder Problemen zu unterstützen. Diese Aufgabe umfasst also nicht nur das ST-CSpecial Training Command selbst, sondern auch den militärischen Planungs- und Führungsstab der EUEuropäische Union in Brüssel und das Combined Arms Training Command in Polen. Außerdem vertrete ich die Interessen der Niederlande im Rahmen dieser Mission und greife ein, wenn das niederländische Militär einen Auftrag erhalten soll, den wir aufgrund unserer nationalen Vorgaben nicht umsetzen können. Dazu stehe ich sowohl zu der übergeordneten Führung in den Niederlanden als auch zu der des ST-CSpecial Training Command in enger Verbindung. Ich kann beide bei Bedarf zu Personalangelegenheiten oder rechtlichen Grundlagen beraten oder auch vermitteln. Zusätzlich zu meiner Verwendung als SNRSenior National Representative bin ich als stellvertretender Abteilungsleiter der Training Division eingesetzt, die im ST-CSpecial Training Command für die Koordinierung und Planung sämtlicher in Deutschland stattfindender Ausbildungen für die ukrainischen Streitkräfte verantwortlich ist.
Wie läuft die multinationale Zusammenarbeit beim ST-CSpecial Training Command ab?
Etwa ein Drittel der Dienstposten im ST-CSpecial Training Command werden von multinationalen Soldatinnen und Soldaten aus 15 verschiedenen Nationen besetzt. Die meisten von ihnen sind Verbindungsoffiziere, deren Aufgabe darin besteht, Verbindung zu ihrer jeweiligen Nation zu halten und die multinationale Beteiligung an den unterschiedlichen Ausbildungen mitzugestalten. Dazu findet einmal pro Woche eine Besprechung statt, bei der sich die Verbindungsoffiziere mit dem Chef des Stabes oder dem stellvertretenden Kommandeur des ST-CSpecial Training Command austauschen. So haben alle beteiligten Nationen die Möglichkeit, Herausforderungen in der Planung oder Durchführung gemeinsam zu lösen. Mittlerweile werden ganze Ausbildungsmodule in Deutschland durch multinationale Partner durchgeführt, die dabei nicht nur Ausbilderinnen und Ausbilder, sondern auch Unterstützungspersonal und Sprachmittler stellen.
An welchen EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine Ausbildungen sind niederländische Soldatinnen und Soldaten derzeit beteiligt?
Seit Beginn des Krieges im Februar 2022 unterstützen wir die Ukraine in ihrem Kampf gegen den Angriff Russlands. Bei EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine sind niederländische Soldatinnen und Soldaten derzeit insbesondere bei der Ausbildung von Bataillons- und Brigadestäben sowie verschiedenen infanteristischen Ausbildungen involviert. Darüber hinaus bieten wir entsprechende Aus- und Weiterbildungen zu den Waffensystemen an, die wir der Ukraine zur Verfügung stellen. Dahingehend führen wir beispielsweise gemeinsam mit deutschen Soldatinnen und Soldaten die Ausbildung für das Flugabwehrraketensystem PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target durch. Neben unserem Beitrag zu EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine engagiert sich das niederländische Militär aber auch bei den Ausbildungen der amerikanischen Security Assistance Group Ukraine (SAG-U), dem britischen Ausbildungsprogramm Interflex oder anderen binationalen Ausbildungen.
Warum ist multinationale Zusammenarbeit so wichtig für diese Mission?
Zum ersten Mal seit 80 Jahren ist Europa wieder zum Schauplatz eines Krieges geworden, der die gesamte Sicherheitslage verändert. Jahrzehnte des Friedens haben bei vielen europäischen Nationen dazu geführt, dass diese ihre Streitkräfte reduziert und damit das Gesamtspektrum an Fähigkeiten und Kapazitäten vernachlässigt haben. Daher brauchen wir einander und müssen unsere Kräfte bündeln, um der Ukraine genau die Ausbildungen anbieten zu können, die von ihr erbeten werden. Zudem befinden sich verschiedene Nationen teilweise selbst noch in einer Phase der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung. Es fehlen somit die Erfahrungswerte. Letztendlich ist die Verteidigungsbereitschaft Europas eine gemeinsame Aufgabe und EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine eine wichtige Chance, um einerseits aus den Erfahrungen der Ukraine zu lernen und andererseits unsere eigene Verteidigungsfähigkeit und Interoperabilität zu verbessern.
Welche Herausforderungen ergeben sich aus der multinationalen Zusammenarbeit?
Zum einen besteht bei einer solchen Anzahl an verschiedenen Nationen natürlich immer die sprachliche Herausforderung, sowohl im ST-CSpecial Training Command als auch bei den Ausbildungen. Zum anderen haben wir festgestellt, dass auch innerhalb der NATONorth Atlantic Treaty Organization nicht alle Verfahren gleich sind. Selbst zwischen den Niederlanden und Deutschland, die seit Jahren im Rahmen der gegenseitigen Streitkräfteintegration eng zusammenarbeiten, gibt es Unterschiede bei den Verfahren und auch im Hinblick auf Ausrüstung, Waffensysteme und Fahrzeuge. Hier gilt es, gemeinsame Standpunkte und sogenannte Standard Operating Procedures (SOPs) festzulegen, um in Zukunft darauf aufzubauen.
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?
In meiner Division sehe ich nur Kameradinnen und Kameraden, die jeden Tag mit einem unglaublichen Engagement ihrer Arbeit nachgehen und mit dieser Mission einen Unterschied für die Ukraine machen wollen. Dieses Engagement müssen wir auch in Zukunft beibehalten und dabei die bestehenden Abläufe und Verfahren noch weiter verbessern. So können wir den zukünftigen Rotationen ein starkes Fundament hinterlassen, auf dem diese aufbauen können. Unser Ziel ist es, die Ausbildungen für die ukrainischen Soldatinnen und Soldaten immer weiter zu verbessern und die Ukraine so lange zu unterstützen, wie es notwendig ist.
Außerdem würde ich an dieser Stelle gerne noch einmal darauf aufmerksam machen, dass wir auch all diejenigen, die im Hintergrund arbeiten, nicht vergessen sollten. Auch wenn man ihre Arbeit oft nicht sieht, wäre diese Mission ohne die logistische oder medizinische Versorgung, die Instandsetzung und weitere Unterstützung durch Soldatinnen und Soldaten, die im Grundbetrieb verblieben sind, gar nicht erst möglich.