Für den Heimatschutz

Diese Menschen wollen etwas für ihr Land tun – neben ihrem Beruf

Diese Menschen wollen etwas für ihr Land tun – neben ihrem Beruf

Datum:
Ort:
Bremen
Lesedauer:
3 MIN

Sie arbeiten als Steuerexpertinnen oder im Verkauf, als Lehrer oder Mechaniker – immer mehr Menschen ohne Vorerfahrung bei der Bundeswehr lassen sich für den Heimatschutz ausbilden. Auch in Bremen ist das jetzt möglich.

Soldatinnen und Soldaten liegen auf einem Hügel. Einer von ihnen kniet.

Leise, sicher, kampfbereit: Der Gruppenführer gibt den Rekrutinnen und Rekruten Anweisungen, wie sie sich im Fall eines Alarms bewegen müssen

Bundeswehr/Andrea Hilscher

Sie sind am Ende ihrer Kraft. Zwölf Rekrutinnen und Rekruten stehen nach 40 Stunden ohne Schlaf vor ihrer größten Herausforderung: Sie müssen die Hindernisbahn überwinden, erst dann werden sie mit Barett und Litze der Jägertruppe belohnt. Bis dahin heißt es: Zähne zusammenbeißen, die Angst überwinden, auf die Kameradinnen und Kameraden vertrauen. 

Gänsehautmomente an der Hindernisbahn 

Es ist ein Samstagabend im Juni. Die Heimatschutzkompanie Bremen bereitet ihren künftigen Angehörigen einen imposanten Empfang. Sie haben alle Hindernisse auf dem Gelände der Logistikschule der Bundeswehr im niedersächsischen Garlstedt mit Fackeln erleuchtet und stehen Spalier: ein Gänsehautmoment. Jede Rekrutin und jeder Rekrut wird angefeuert, unterstützt und motiviert, um Spanische Reiter, Eskaladierwand und Stolperdrähte zu überwinden. Selbst der Kompaniechef gibt Hilfestellung – niemand soll jetzt noch scheitern.

Rückblick

40 Stunden zuvor wurden die Teilnehmenden des ersten Ausbildungsdurchgangs Ungediente für die Reserve unsanft mit einem Nachtalarm geweckt. Es hieß sofort: rein in die Uniform, den mehr als 20 Kilo schweren Rucksack geschultert und ab ins Gelände. Natürlich ohne Morgenkaffee und Frühstück, dafür aber mit hartnäckigem Nieselregen.

Bei Tagesanbruch kamen sie am Platz der Gruppe an. Die Zelte mussten aufgebaut, die Feuerstelle angelegt und Stellungen geschanzt werden – Routine für die Ausbildenden der Heimatschutzkompanie Bremen. Aber für die neuen Soldatinnen und Soldaten ist jeder Handgriff ungewohnt, die Ausrüstung sperrig und noch nicht wirklich vertraut. „Wir haben in den vergangenen Ausbildungsmodulen natürlich unheimlich viel geübt“, sagte einer der Rekrutinnen und Rekruten. „Aber hier jetzt unter Druck das Gelernte abzurufen, ist nochmal eine andere Nummer.“ Druck aufbauen, Stress erzeugen, immer neue Lagen einspielen – das sind die Aufgaben der Ausbildenden und der Feindkommandos, die von den Einsatzzügen der Kompanie gestellt werden.

Lernen durch Wiederholung 

Mehrere Soldaten gleiten hintereinander über den Waldboden

Das Gleiten ist mühsam und ab und an schmerzhaft. Steine oder Holzstücke drücken sich durch die Uniform, Nässe und Matsch beschweren den Stoff und der Nacken wird durch das Gewicht des Helmes belastet.

Bundeswehr/Andrea Hilscher
Mehrere Soldaten gehen durch eine Heidelandschaft

Für die Schönheiten der Heidelandschaft haben die Rekrutinnen und Rekruten keinen Blick. Sie müssen lernen, sich so im Gelände zu bewegen, dass sie sich gegenseitig sichern und den Feind optimal angreifen oder abwehren können.

Bundeswehr/Andrea Hilscher

Immer wieder wurde ein Alarm ausgelöst. Immer wieder galt es: in die Stellungen gleiten, die Waffe gefechtsbereit, warten auf einen möglichen Angriff. Nicht einmal, nicht zweimal, sondern nahezu ohne Pause. Inzwischen machten sich Schlafmangel und das schlechte Wetter bemerkbar. Die Nerven bei den Rekrutinnen und Rekruten waren angespannt. Jetzt erhöhten die Ausbildenden abermals den Druck. Während eines Alarms fragten sie Erlerntes ab: Was bedeutet LANGEMARK? ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Schutzmaske aufsetzen, dann wieder ab. Und wieder auf. Nochmal: Was heißt LANGEMARK? Zwischendurch verlegen in die Wechselstellungen, wieder ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Alarm, wieder Fragen der Ausbildenden.

Erfolgreiche Premiere 

„Das ist hart für die Rekrutinnen und Rekruten“, weiß der Ausbildungsleiter. „Aber nur so lernen sie, über ihre Grenzen zu gehen.“ Apropos Grenzen: Nach dem Ende der Rekrutenprüfung wurde natürlich die gesamte persönliche Ausrüstung – inzwischen durchnässt und schmutzig – wieder verstaut. Dann begann der Rückmarsch in die Kaserne, zur gefürchteten Hindernisbahn. „Ich schaffe das nicht“, murmelten einige der Rekrutinnen und Rekruten, doch ihre Gruppenführer hielten dagegen: „Klar schaffen Sie das. Nur noch ein paar Meter, dann sind Sie am Ziel...“

Das Ziel: Kompaniechef Hauptmann Victor D. und sein Spieß gratulieren, überreichen das grüne Barett und die grünen Litzen und freuen sich über eine gelungene Premiere. Der erste Ausbildungsdurchgang Ungediente für die Reserve war ein wirklicher Erfolg.

  • Ein Soldat gleitet unter einer Drahtgasse hindurch, das Gewehr trägt er vor sich

    Flach über den Boden gleiten, das Gewehr griffbereit, den Kopf geduckt halten, trotzdem schnell vorwärtskommen – die Drahtgasse ist eine echte Herausforderung

    Bundeswehr/Andrea Hilscher
  • Soldaten klettern über die metallenen Spanischen Reiter auf der Hindernisbahn

    Hier ist Konzentration gefragt. Ein falscher Schritt kann fatale Folgen haben. Doch alle Soldatinnen und Soldaten überwinden das Hindernis zügig – auch dank der Hilfe von Kameraden.

    Bundeswehr/Andrea Hilscher
  • Mehrere Soldaten stehen auf einer Wiese. Neben ihnen sind die Truppenfahne, zwei Wappen und zwei Waffenpyramiden.

    Ungewöhnlich: Auf dem Übungsplatz geloben die Rekrutinnen und Rekruten, „der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“

    Bundeswehr/Andrea Hilscher
  • Ein Soldat sitzt auf einem Baumstamm und isst aus dem Feldessgeschirr

    Gegessen wird aus dem Pickpott, dem Feldessgeschirr. Im Biwak schmeckt alles.

    Bundeswehr/Andrea Hilscher
  • Ein Soldat liegt im Gras und feuert aus einem Maschinengewehr

    Die Einsatzzüge der Heimatschutzkompanie sorgen mit immer neuen Angriffen für Stress bei den Rekrutinnen und Rekruten. Auch das Maschinengewehr wird dafür genutzt.

    Bundeswehr/Andrea Hilscher
  • Soldaten stellen ein Zelt im Wald auf

    Das ist Camping ohne jeden Luxus: Zeltbahnen zusammenknüpfen, einen Regenablauf graben und versuchen, die Ausrüstung in der sogenannten Dackelgarage zu verstauen

    Bundeswehr/Andrea Hilscher
von Andrea Hilscher

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