Ein Experte, der seine Stadt und ihre Menschen kennt
Ein Experte, der seine Stadt und ihre Menschen kennt
- Datum:
- Ort:
- Bremen
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- 4 MIN
Tim H., 42, gehört zu den Menschen, für die der Tag deutlich mehr als 24 Stunden haben müsste. Der Oberstleutnant der Reserve ist im Kreisverbindungskommando Bremerhaven eine wichtige Stütze des Landeskommandos Bremen. Er ist Dozent für Mathematik an der Universität Bremen und engagiert sich in der lokalen Politik.
Als Oberstleutnant Tim H. als junger Offizieranwärter nach dem Abitur 2001 zur Luftwaffe ging, lernte er die Kameradschaft, die Herausforderungen und natürlich auch die kleinen sowie großen Highlights der Ausbildung zu schätzen. „Andere zahlen viel Geld für Abenteuertouren im Hochseilgarten. Bei der Bundeswehr ist das alles inklusive“, erinnert sich Tim H. lächelnd. Er gibt aber auch zu, dass es manche Härten zu überstehen galt: „Kann sein, dass da auch mal die ein oder andere Träne geflossen ist.“
Das Studium der Elektrotechnik an der Universität der Bundeswehr in Hamburg gehört definitiv nicht zu seinen schönsten Erinnerungen. Er entschied sich für den Abbruch des Studiums und fand seine neue militärische Heimat in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Jagdgeschwader 74 in Neuburg an der Donau. Nach insgesamt vier Jahren verließ er die Bundeswehr und begann in Bremen ein neues Studium – Mathematik und Physik. Eine fordernde Zeit, die ihn dennoch begeisterte und faszinierte. So sehr, dass er später in Mathe promovierte und als Dozent an der Universität blieb.
Neben Hochzeit und Familiengründung hat der gebürtige Bremerhavener offenbar noch genug Zeit, um seinen Interessen nachzugehen. Nachdem er sich bereits in der Gremienarbeit an seiner Universität engagiert hatte, wollte er auch auf kommunaler Ebene politisch aktiv werden. Das Ergebnis: Seit der letzten Wahl im Jahr 2023 sitzt er für seine Partei, die CDUChristlich Demokratische Union, in der Innendeputation, einem Verwaltungsausschuss der Bremer Bürgerschaft.
Der Terminkalender ist immer gut gefüllt
Ein erfülltes Leben also. Eigentlich. Wenn da nicht doch all die Jahre das Thema Bundeswehr im Hinterkopf geblieben wäre. Als der Mathematiker eines Tages die Einladung zu einer Tagung von Reserveoffizieren erhielt, sagte er zu. Daraus entwickelte sich der Kontakt zum Landeskommando Bremen und der Wunsch, sich auch in Uniform für seine Heimat zu engagieren. „Eine Aufgabe in der Heimatschutzkompanie wäre nicht mehr das Richtige“, sagt er schmunzelnd. Da seien jüngere Kameradinnen und Kameraden körperlich einfach fitter. „Aber in einem Kreisverbindungskommando kann ich meine soldatischen Kenntnisse und meine zivilen Erfahrungen ideal kombinieren und sinnvoll anwenden“, erklärt der Oberstleutnant.
Im Kreisverbindungskommando, kurz KVKKreisverbindungskommando, Bremerhaven vertritt er nun seit über zehn Jahren die Interessen der Bundeswehr auf kommunaler Ebene. Er berät Behörden über mögliche Unterstützungsleistungen im Rahmen der Amtshilfe und hält Verbindungen zu Polizei, Feuerwehr und weiteren Hilfsorganisationen. Seit 2018 ist Tim H. stellvertretender Leiter des etwa zwölf Köpfe starken KVKKreisverbindungskommando. Zu Coronazeiten war es beispielsweise ein wichtiges Instrument, um die Zusammenarbeit der militärischen und der zivilen Seite zu koordinieren. Aber was heißt das konkret?
Zwischen Amtshilfe, Krisenstab und Kriegstüchtigkeit
„Unter Coronabedingungen war es für die Feuerwehr wichtig, den Brandschutz räumlich vom Rettungsdienst zu trennen, um das Risiko von gegenseitiger Ansteckung zu verkleinern“, fasst Tim H. zusammen. „Weil in Bremerhaven jeder jeden kennt und alles eine große Familie ist, war das Problem schnell zu lösen.“ Der Rettungsdienst konnte für mehrere Monate auf dem Gelände der Marineoperationsschule unterkommen und von dort aus in die Einsätze starten.“ Die regelmäßige Teilnahme an Sitzungen des Krisenstabes, die Amtshilfe in Impfzentren und Pflegeeinrichtungen, all das forderte die Kräfte des KVKKreisverbindungskommando.
Heute sehen die Herausforderungen anders aus. Die Zeitenwende und die Forderung nach Kriegstüchtigkeit spielen gerade auch am Standort Bremerhaven eine zentrale Rolle. Umso wertvoller sind Tim H.s gute Kontakte, seine langjährigen Erfahrungen und sein militärischer Hintergrund. Aktuell arbeitet er gemeinsam mit dem Stab des Landeskommandos an der Vorbereitung der großen Heimatschutzübung Fishtown Guard 2024 im Bremerhavener Stadtzentrum.
Große Übung in Planung
„Meine Frau beschwert sich nicht darüber, dass ich zu viel Zeit zu Hause verbringe“, gibt der Reservist zu. „Aber das Engagement im KVKKreisverbindungskommando ist für mich eine wirklich sinnstiftende Tätigkeit. Ich kann mich in meiner Heimatstadt einbringen, ich bekomme Einblicke in sehr vielfältige Lebensbereiche und empfinde meine Aufgabe als sehr spannend.“
Wie wichtig sein Dienst ist, wird in Bremerhaven spätestens im September 2024 wieder einmal deutlich sichtbar werden: Wenn Heimatschutzkräfte aus Bremen und Niedersachsen mitten im Stadtgebiet den Schutz maritimer verteidigungswichtiger Infrastruktur üben, wenn Polizeibehörden, Magistrat, Feuerwehr und viele andere zivile Partner das Übungsgeschehen begleiten, wenn Anwohnerinnen und Anwohner informiert werden wollen, dann zeigt sich ganz praktisch, wie wichtig eine reibungslose Zusammenarbeit der militärischen und der zivilen Seite ist. Tim H. gehört zu den Soldaten, die diese Zusammenarbeit erst möglich machen.