Territoriale Verteidigung

National Guardian: Hessische Heimatschutzkräfte sichern Rastplatz für NATO-Truppen

National Guardian: Hessische Heimatschutzkräfte sichern Rastplatz für NATO-Truppen

Datum:
Ort:
Hessen
Lesedauer:
3 MIN

Im Bündnisfall wäre Hessen ein wichtiges Transitland für NATO-Truppen. Deshalb haben Heimatschützerinnen und Heimatschützer in Hessen die Sicherung eines vom Landeskommando und von zivilen Partnern eingerichteten Convoy Support Centre geübt. Die Abstützung auf zivile Unternehmen hat die Bundeswehr in diesem Umfang noch nicht erprobt.

Ein Soldat weist ein Militärfahrzeug ein

130 Reservistinnen und Reservisten der Heimatschutzkompanien Nordhessen und Südhessen sowie etwa 50 Angehörige des Landeskommandos Hessen waren an der Übung beteiligt

Bundeswehr/Desale Asfaha

Hessen ist ein wichtiges Transitland innerhalb der Drehscheibe Deutschland. Wenn Truppen und Großgerät von Westeuropa Richtung NATO-Ostflanke verlegen müssten, „dann führt an Hessen praktisch kein Weg vorbei“, erklärt Brigadegeneral Bernd Stöckmann, der Kommandeur des Landeskommandos Hessen. Neben der zentralen Lage des Bundeslandes trägt noch ein weiterer Umstand zur besonderen Stellung Hessens bei: die Stationierung vieler USUnited States-Amerikanerinnen und -Amerikaner. Hessen spielt somit auch in den Aufmarschplänen des Pentagons eine wichtige Rolle. 

Üben für den Verteidigungsfall

Die Pläne der NATO sehen vor, dass im Bündnisfall bis zu 800.000 Soldatinnen und Soldaten mit ihren Fahrzeugen von West nach Ost verlegen müssten. „Die Reservisten der Heimatschutzkompanien wären zuständig für den Schutz und die Sicherung von Convoy Support Centres“, so Stöckmann. Genau solche Szenarien müssen trainiert werden, wenn sie in der Praxis reibungslos funktionieren sollen.

Der hessische Anteil der Heimatschutzübung National Guardian des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr könnte dafür als Blaupause dienen. Der Auftrag für die Reservistinnen und Reservisten der Heimatschutzkompanien Südhessen und Nordhessen lautete Ende April 2024: Sicherung und Bewachung eines solchen Convoy Support Centre, kurz CSCConvoy Support Centre, im Schichtbetrieb auf dem Gelände der Hessenhalle in Alsfeld.

Großer Andrang am Besuchertag

Um die Zivilgesellschaft für diese wichtige Aufgabe zu sensibilisieren, führte das Landeskommando Hessen einen Besuchertag durch. 160 Personen, darunter Vertreterinnen und Vertreter der Kommunal- und Landesverwaltung, von Polizei, Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Reservistendienstleistende sowie Journalistinnen und Journalisten folgten der Einladung und ließen sich auf dem Gelände der Hessenhalle in die Notwendigkeit und Abläufe eines militärischen Rastplatzes einweisen.

Das Landeskommando Hessen als Vorreiter

Für den Betrieb eines CSCConvoy Support Centre und die erfolgreiche Verlegung von großen Truppenverbänden sind nicht nur die Bundeswehr, sondern auch zivile Behörden, Polizei und Blaulichtorganisationen sowie Vertragspartner aus der Wirtschaft erforderlich. Die Bundeswehr kann große Truppenverlegungen durch Deutschland nicht allein bewältigen. 

Daher hat das Landeskommando Hessen als erste Bundeswehrdienststelle wichtige Leistungen – mit Ausnahme der Führung und Bewachung –, die für die durchmarschierenden Einheiten im CSCConvoy Support Centre zur Verfügung stehen müssen, zivil vergeben. Unterstützt wurde das Landeskommando dabei vom Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr), quasi dem Dienstleister für die Streitkräfte. 

Das BAIUDBwBundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr hat gemeinsam mit der zuständigen Ortsbehörde, dem Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Homberg-Efze, die für den reibungslosen Betrieb des CSCConvoy Support Centre notwendigen Verträge mit externen Dienstleistungsunternehmen abgeschlossen.

  • Ein Soldat weist Gäste in die Stationen eines militärischen Rastplatzes an einer Karte ein

    Oberstleutnant Hendrik K. (rechts), Kompaniechef der Heimatschutzkompanie Südhessen, weist die Besucher in den Ablauf der Übung und die einzelnen Stationen ein

    Bundeswehr/Sarah Schulze
  • Zwei Bundeswehrangehörige unterhalten sich, während ein gepanzertes Radfahrzeug getankt wird

    Ein CSCConvoy Support Centre bietet Marschkolonnen alles, was sie unterwegs brauchen: Verpflegung, Betten, Treibstoff, Parkplätze, medizinische Versorgung und Instandsetzung. So wird die marschierende Truppe perfekt auf ihre nächste Etappe vorbereitet.

    Bundeswehr/Desale Asfaha

Hessenhalle Alsfeld könnte Blaupause sein

Erprobt wurde insbesondere, ob diese Form des Betriebs eines Convoy Support Centre mit zivilen Dienstleistungsunternehmen zu bewältigen ist und als Modell für zukünftige Verlegungen und Einsätze dienen kann. Wie schnell könnten zivile Kräfte die Bundeswehr im Ernstfall unterstützen? Gibt es passende Infrastruktur? Der simulierte Betrieb des Convoy Support Centre in der Hessenhalle in Alsfeld könnte nun als Beispiel für andere Bundesländer dienen. 

Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Am Ende der Übung zeigt sich der Kommandeur des Landeskommandos Hessen zufrieden: Das Zusammenspiel zwischen Militär, zivilen Helfenden und den Heimatschutzkompanien habe sehr gut funktioniert. 

Das simulierte CSCConvoy Support Centre in Alsfeld betrachtet Stöckmann lediglich als Anfang einer notwendigen Entwicklung. Im Bündnis- oder Verteidigungsfall müssten zahlreiche solcher Einrichtungen an der Marschstrecke eingerichtet und betrieben werden. „Alle Pläne, die wir machen, müssen darauf ausgelegt sein, innerhalb eines Tages so weit zu sein, dass hier Truppe durchmarschieren kann“, beschreibt Stöckmann die Zielrichtung. Je früher die zivile Seite mit eingebunden werde, desto besser.

von Sandra Sander

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