Junior Leadership Training durch EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine: Ausbildung für ukrainische Führungskräfte
Junior Leadership Training durch EUMAM UAEuropean Union Military Assistance Mission Ukraine: Ausbildung für ukrainische Führungskräfte
- Datum:
- Ort:
- Strausberg
- Lesedauer:
- 3 MIN
Seit April 2023 bietet eine Einrichtung des Heeres eine besondere Ausbildungsinitiative für ukrainische Soldatinnen und Soldaten an, das Junior Leadership Training, kurz JLTJunior Leadership Training. Diese Maßnahme, vergleichbar mit der Gruppenführerausbildung der Bundeswehr, legt den Schwerpunkt auf die Vermittlung taktischer Führungsfähigkeiten.
Im vergangenen Jahr sind zahlreiche mehrwöchige JLTJunior Leadership Training-Lehrgänge durchgeführt worden, bei denen Dutzende ukrainische Soldatinnen und Soldaten geschult wurden. Für das Jahr 2025 sind weitere Durchgänge geplant.
Die Lehrgänge finden unter der Leitung von Major Max B. statt. Zwei Züge, geführt von Oberleutnant Florian F. und Oberleutnant Mark B., umfassen jeweils zwei Gruppen mit bis zu 25 ukrainischen Militärangehörigen unterschiedlichen Alters. Auch eine Soldatin ist dieses Mal unter ihnen. Die Zugführer werden von vier bis fünf Ausbildungsfeldwebeln pro Zug unterstützt. Ein ukrainischer Sprachmittler sowie weitere Dolmetscherinnen und Dolmetscher der Bundeswehr gewährleisten eine reibungslose Kommunikation während des Trainings.
Die Ausbildung: Theorie und Praxis
Zunächst werden im Hörsaal theoretische Grundlagen vermittelt, danach gibt es eine praktische Einweisung am Sandkasten. Bereits in der ersten Woche steht die Schießausbildung auf dem Programm. Hierbei machen sich die Teilnehmenden mit verschiedenen Handwaffen wie dem Gewehr G36, dem Maschinengewehr MG3 auf Lafette, der Granatpistole, der Panzerfaust und Handgranaten vertraut. Danach wird der Schwerpunkt der Truppenausbildung auf den Einsatz des MG3 in Panzervernichtungstrupps, den geführten Feuerkampf sowie die Absicherung von Gruppenstellungen gelegt.
Nach der Hälfte des Lehrgangs dominieren taktische Operationen wie der Angriff auf Stellungssysteme und der Kampf in urbanen Gebieten das Junior Leadership Training. Im Mittelpunkt steht, wie sich Hindernisse überwinden lassen und wie es gelingen kann, in behelfsmäßig verbarrikadierte Gebäude einzudringen.
Den Abschluss bildet eine umfassende Gefechtsübung, bei der die Teilnehmenden eine Ortschaft einnehmen und sich anschließend auf die zeitlich begrenzte Verteidigung vorbereiten. Während dieser Übungen kommen das AGDUSAusbildungsgerät Duellsimulator-System – ein System zur Simulation der Waffenwirkung – sowie Drohnen und künstlicher Nebel zum Einsatz, um möglichst realistische Szenarien zu schaffen. Ein ukrainischer Teilnehmer sagte: „Ich möchte mich bei den Ausbildern für die Aufnahme hier bedanken. Wir haben hier gute Möglichkeiten für ziemlich reale Trainingsszenarios und können viel lernen. Das Gelernte werden wir zu Hause auch gut gebrauchen können und an die Lage vor Ort anpassen.“
Win-win-Situation für alle Beteiligten
Ein besonderes Merkmal des Junior Leadership Trainings ist das gegenseitige Lernen. Die deutschen Ausbildenden profitieren von den realen Kriegserfahrungen der ukrainischen Teilnehmenden, während diese ihre Fähigkeiten in taktischem Verhalten und Führungsprozessen erweitern.
Oberleutnant Mark B. hebt hervor: „Zu Beginn waren die Lehrgangsteilnehmer eher ruhig und zurückhaltend, doch im Laufe der Ausbildung sind sie aufgetaut. Sie freuen sich, Neues zu lernen und bringen auch eigene Ideen ein.“ Trotz der positiven Atmosphäre gibt es auch ernste Momente: „Es ist bedrückend zu wissen, dass einige dieser Soldaten den Krieg möglicherweise nicht überleben werden.“
Die Abschlussübung
Das Highlight des Trainings bildet die Abschlussübung – der Angriff auf eine Ortschaft mit anschließendem Einrichten zur Verteidigung. Die Kulisse besteht aus sechs unterschiedlich großen Gebäuden, teilweise mit Kellern, die durch Möbel, Sandsäcke und andere Hindernisse verbarrikadiert sind. Mehrere Soldatinnen und Soldaten agieren als Gegner und ziehen sich nach einem ersten Feuergefecht in die Ortschaft zurück. Die Angreifer sichern ihre Annäherung durch Nebelgranaten und den Einsatz von Drohnen.
Auf rutschigem, feuchtem Untergrund kämpfen sich die Soldatinnen und Soldaten unter simuliertem Beschuss die Anhöhen hinauf. Schließlich wird die Ortschaft eingenommen und die temporäre Verteidigung organisiert. Dabei piepen die AGDUSAusbildungsgerät Duellsimulator-Geräte immer wieder auf – ein Signal, dass jemand getroffen wurde: In den ersten beiden Durchgängen verzeichneten die Gruppen je acht Ausfälle. Oberstabsfeldwebel Hans C.: „Die Lehrgangsteilnehmer sind unkompliziert und hochmotiviert. Alle haben sich freiwillig zu diesem Training gemeldet und arbeiten gut mit.“
Ausblick und Bedeutung
Die Ausbildung wird regelmäßig evaluiert und an die Wünsche der ukrainischen Streitkräfte angepasst. Oberstleutnant André K., Kommandeur der Ausbildungseinrichtung, zieht ein positives Fazit: „Die heutige Abschlussübung hat gezeigt, welchen Erfahrungszuwachs die Unterführer in den letzten Wochen gewinnen konnten.“ Das Junior Leadership Training ist ein wichtiger Bestandteil der Unterstützung der Ukraine durch die Bundeswehr. Es stärkt die taktischen Fähigkeiten der ukrainischen Soldatinnen und Soldaten und ihre Führungsqualitäten – beides sind entscheidende Faktoren für die Verteidigung ihres Landes.