Ein neuer Befehlshaber

André Bodemann führt nun das Territoriale Führungskommando

André Bodemann führt nun das Territoriale Führungskommando

Datum:
Ort:
Berlin
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Als Nachfolger von Amtsvorgänger General Carsten Breuer tritt Generalmajor André Bodemann in große Fußstapfen. Er führt seit Anfang April das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr. Im Interview spricht er über das vielfältige Aufgabenspektrum und zukünftige Pläne seines Kommandos.

Mann steht vor einem Gebäude

Generalmajor André Bodemann

Bundeswehr/Anne Weinrich

Seit Anfang April ist Generalmajor André Bodemann Nationaler Territorialer Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos. In fünf Fragen skizziert er, was ihn ausmacht und was er mit dem Territorialen Führungskommando in Zukunft plant.

Was bedeutet es für Sie, neuer Nationaler Territorialer Befehlshaber zu sein?

Zunächst ist es für mich noch immer etwas unwirklich, dass mir diese verantwortungsvolle Aufgabe übertragen worden ist. Für mich kam das sehr überraschend und kurzfristig. Am Freitagnachmittag des 24. März 2023 war ich gerade beim Joggen im Tiergarten, als mich der Generalinspekteur anrief und mir mitteilte, dass der Minister und er entschieden haben, mich für diese Aufgabe zu berufen. Eine echte Frage war das somit eher nicht (lacht). Nur eine Woche später habe ich dann meinen Dienst als Nationaler Territorialer Befehlshaber angetreten.

Befehlshaber des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr und Nationaler Territorialer Befehlshaber sein zu dürfen, bedeutet für mich eine große Ehre und Verantwortung zugleich. Diese Verwendung gehe ich nun mit großer Freude, aber auch mit Demut, Dankbarkeit und einer gehörigen Portion Respekt an. Denn neben den vor mir liegenden zahlreichen und verantwortungsvollen Aufgaben ist das ja auch eine besondere Situation und Herausforderung, wenn man den Generalinspekteur der Bundeswehr als seinen Vorgänger im Amt hat. Das sind schon sehr große Fußstapfen.

Warum wurde das Territoriale Führungskommando im letzten Jahr aufgestellt?

Schon das Vorgängerkommando war eine wichtige Institution und hat vor allem im Rahmen der Katastrophen- und Amtshilfe bereits sehr vieles geleistet, wenn ich allein nur an die Bewältigung von Waldbränden, Hochwasserkatastrophen, wie z.B. im Ahrtal oder den Einsatz der Bundeswehr im Zuge der COVID-19Coronavirus Disease 2019 Pandemie, denke. Hier hat das Kommando geführt, organisiert und unterstützt und sich dabei einen ausgezeichneten Ruf erworben. Das wird auch weiterhin ein wesentlicher Teil unseres Aufgabenportfolios bleiben. Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine hat der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung jedoch eine neue Qualität beimessen lassen. Diese Zeitenwende erforderte auch eine klare und funktionale Führungsstruktur für den Einsatz der Streitkräfte in Deutschland. Daraufhin wurde am 1. Oktober 2022 das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr aufgestellt. Im Ergebnis dienen wir dem Schutz und der Verteidigung dieses Landes, der Freiheit und der Demokratie.

Was macht das Territoriale Führungskommando im Einzelnen?

Zur bisherigen Verantwortung des Kommandos für die Führung der Einsätze der Bundeswehr im Rahmen der Katastrophen- und Amtshilfe in Deutschland kommt nun auch die Zuständigkeit für die Einsatz- und insbesondere Operationsführung der Bundeswehr im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung in Deutschland. Darin enthalten sind Aufgaben wie die Sicherstellung der nationalen Führungsfähigkeit, die Aufmarschführung deutscher Kräfte und der Einsatz der Kräfte im Heimatschutz, z.B. zur Sicherung kritischer Verteidigungsinfrastruktur, sowie die Weiterentwicklung der zivil-militärischen Zusammenarbeit.

Darüber hinaus ist das Kommando jedoch vor allem für die rasche, zeitgerechte und reibungslose Verlegung alliierter Kräfte durch Deutschland, sowie deren Unterstützung im Rahmen des Host Nation Support (HNSHost Nation Support) verantwortlich. Unser Kommando ist damit ein operatives Führungskommando direkt nachgeordnet dem Ministerium auf Ebene unseres Schwesterkommandos, dem Einsatzführungskommando in Potsdam. Zur Erfüllung der genannten Aufgaben sind wir bereits personell verstärkt worden. Insgesamt werden in der jetzigen Zielstruktur rund 550 Soldatinnen und Soldaten sowie etwa 250 zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kommando dienen. Zurzeit sind davon bereits rund 70% aller Dienstposten besetzt. Das Kommando wächst aber kontinuierlich weiter auf. So konnten wir zum 1. April dieses Jahres zeitgerecht unsere volle Einsatzbereitschaft (Full Operational Capability/FOCFull Operational Capability) melden und blicken nun auf die erweiterte Handlungsfähigkeit zum 1. Oktober 2023.

Welche Herausforderungen kommen auf das Territoriale Führungskommando zu?

Den aktuellen Schwerpunkt unserer Arbeit bildet die Erstellung des sogenannten „Operationsplan Deutschland“ zum Schutz und zur Verteidigung unseres Landes. Dabei kommt es wesentlich darauf an, dass das richtige Verständnis für die Notwendigkeit dieser Planungen vorhanden ist, dass alle erforderlichen „Player“ integriert sind und ihre Beiträge leisten. Hier gilt es Schnittstellen zu identifizieren und - wo erforderlich - klare Verantwortlichkeiten festzulegen. Dazu muss die Einstellung stimmen und auf allen Ebenen die Bereitschaft da sein, zu gestalten, zu führen, zu entscheiden und zu verantworten. Die Beantwortung der Frage „Wofür dienen wir?“ gilt auch hier. Das ist unter anderem mit dem geflügelten Wort des „Mindset Landes- und Bündnisverteidigung“ gemeint.

Was sind Ihre wichtigsten Ziele?

Mein vorrangiges Ziel ist, das Kommando, aufbauend auf der erfolgreichen Arbeit meines Vorgängers, in seiner Struktur und Befähigung zu manifestieren und - wo erforderlich - weiter auszugestalten. Dazu gehören neben der Integration von zuversetztem Personal die weitere Ausbildung und die Teilnahme an Übungen sowie auch das Teambuilding. Wichtig ist aber auch, dass insbesondere unsere Landeskommandos in den 16 Bundesländern - über die bisherige Rolle der Beratung und Koordination hinaus - nunmehr verstärkt in der Führung unterstellter Kräfte gefordert werden.

Hierzu müssen sie personell und materiell ertüchtigt werden! Zudem wird zukünftig die Bedeutung der Heimatschutzkräfte der territorialen Reserve für eine resiliente territoriale Verteidigung steigen – und auch diese Verbände müssen angemessen vorbereitet sein. Fest steht, dass wir aber bereits heute für alle Aufgaben jederzeit einsatzfähig sein müssen. Wir müssen da sein, wenn wir gefordert sind, gut ausgestattet, gut ausgebildet, einsatzbereit, professionell und kompetent sowie hochmotiviert mit der richtigen Einstellung, diesem Land zu dienen.

von Marita Wendrock  E-Mail schreiben

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