50 Jahre Marineinfanterie beim Wachbataillon
50 Jahre Marineinfanterie beim Wachbataillon
- Datum:
- Ort:
- Berlin
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Der 1. Juli 1973 ist ein wichtiger Tag für die Marineinfanteristinnen und -infanteristen des Wachbataillons beim Bundesministerium der Verteidigung: An diesem Tag aufgestellt, bildet die 4. Kompanie seit 50 Jahren einen festen Bestandteil bei protokollarischen Ehrerweisungen.
Als in den 50er Jahren die deutschen Streitkräfte neu aufgestellt wurden, nahmen auch militärische Ehrenerweisungen für ausländische Staatsgäste und Würdenträger einen neuen Anfang. Der protokollarische Dienst der Bundeswehr und damit das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung wurde ins Leben gerufen.
Anfangs kamen die Soldaten für jeden einzelnen protokollarischen Einsatz aus verschiedenen Standorten der Bundesrepublik zusammen. So stammten die Soldaten der Marinekompanie zu Beginn aus der Marineunteroffizierschule in Plön. Den Marineuniformträgern, die nur aushilfsweise an militärischen Ehrerweisungen teilnahmen, fehlte es jedoch an der formaldienstlichen Ausbildung und den dazugehörigen Griffen am Gewehr, dem Karabiner 98. Darüber hinaus bedeutete jede Veranstaltung eine mehrstündige Fahrt von der Lübecker Bucht quer durch ganz Deutschland.
Nicht nur die Ausbildungslücken, auch die langen Reisezeiten, die für den eigentlichen Auftrag der Marinesoldaten fehlten, führten zu einer grundlegenden Entscheidung. Am 23. Februar wurde die 9. Inspektion der Marineküstendienstschule aus Neustadt an der Ostsee gänzlich dem Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung unterstellt. Die infanteristisch geprägte Inspektion bekam zeitgleich ihre neue Heimat, die Brückberg-Kaserne in Siegburg nahe der damaligen Bundeshauptstadt Bonn. Drei Tage nach ihrer Ankunft in Siegburg wurde die 9. Inspektion am 1. Juli 1973 in die 4. Kompanie des Wachbataillons umbenannt und in Dienst gestellt: Die ersten Protokollsoldaten in Marineuniform, die im Wachbataillon dienten. Bis zum Umzug nach Berlin am 26. November 2001, verblieb die 4. Kompanie am nordrhein-westfälischen Standort.
Marinebräuche im Dienstalltag: Traditionen wahren
Obwohl die Marinesoldaten ebenso wie ihre Kameraden aus Luftwaffe und Heer der noch jungen Bundeswehr angehörten, sorgten ihre eigenen Dienstgrade, seemännische Brauchtümer und nicht zuletzt ihr norddeutscher Dialekt für kleinere Anlaufschwierigkeiten. Alle drei Teilstreitkräfte mussten sich erst aufeinander einstimmen, um schließlich ein einheitliches Bild für die Öffentlichkeit stellen können.
Ihre Traditionen ließen sich die Marineangehörigen jedoch auch mit zunehmender Entfernung zur See und stärkerer infanteristischer Prägung des Wachbataillons nicht nehmen. Die maritimen Begriffe wie Schott statt Tür und Deck statt Flur gehören bis heute zum Dienstalltag. Ebenso lautet der Schlachtruf der 4. Kompanie nicht wie bei den anderen Kompanien „Semper talis“, sondern „Achtung – Feuer“ – ganz nach einer alten Tradition der Marinesicherung. Auch ihr Wappen mit einem goldenen Anker auf weiß-blauem Hintergrund spiegelt die Verbundenheit zur Marine wieder.
Nach mittlerweile 50 Jahren sind die Angehörigen der Marinekompanie ein fester Bestandteil des Wachbataillons. Die goldenen Schulterschlaufen der Marinesoldatinnen und -soldaten gehören heute ebenso zum Bild des Bataillons, wie die Erkennungsmerkmale der Jäger– oder Luftwaffensicherungstruppe.
Mehr als Protokoll: Der infanteristische Auftrag
Auch nach 50-jähriger Zugehörigkeit zum Wachbataillon fühlen sich die Soldatinnen und -soldaten der 4. Kompanie immer noch mit der Marine verbunden. Das diesjährige Jubiläum begehen die Kompanieangehörigen an ihren historischen Standorten – Berlin, Siegburg und Eckernförde, der Heimat der Marineschutzkräfte.
Vor allem nach Eckernförde bestehen weiterhin intensive Verbindungen. Um ihre infanteristischen Fähigkeiten aufrechtzuerhalten und weiterzuentwickeln, nehmen die Angehörigen der 4. Kompanie regelmäßig an Manövern der Marinesicherungskräfte teil. Denn der protokollarische Ehrendienst ist nur ein Auftrag des maritimen Teils des Wachbataillons: Im Spannungs- und Verteidigungsfall haben sie ebenso wie ihre Kameradinnen und Kameraden in Luftwaffen- und Heeresuniform die Aufgabe, die deutsche Regierung zu schützen und deren Handlungsfähigkeit militärisch abzusichern.