NATO-Übung Joint Cooperation

Zivil-militärische Zusammenarbeit: 12. CIMICCivil Military Co-Operation-Übung Joint Cooperation abgeschlossen

Zivil-militärische Zusammenarbeit: 12. CIMICCivil Military Co-Operation-Übung Joint Cooperation abgeschlossen

Datum:
Ort:
Nienburg
Lesedauer:
4 MIN

Ende Juni 2023 fand in der Region Nienburg die Großübung „Joint Cooperation“ statt. Die Bundeswehr und multinationale NATO-Partner trainierten an zwölf Tagen mit militärischen und zivilen Akteuren die zivil-militärische Zusammenarbeit. Wie werden dabei Übungsergebnisse gewonnen, um die Belange der Zivilbevölkerung in einem Einsatzland zu ermitteln? 

Vier Menschen mit gelben Warnwesten und Helmen gehen durch einen Raum mit großen Metallbehältern.

Joint Cooperation 23: In der Region Nienburg fand zwölf Tagen lang die größte CIMICCivil Military Co-Operation-Übung der NATO statt. Dazu waren, wie hier in einem Kraftwerk, CIMICCivil Military Co-Operation-Teams unterwegs, erkundeten und führten vor Ort Gespräche durch.

Bundeswehr/Ralf Heberer

Die Soldatinnen und Soldaten haben sich bei der Übung des Multinational Civil-Military Cooperation Command (MN CIMICCivil Military Co-Operation Cmd) mit dem Auftrag im fiktiven Altraverdo vertraut gemacht und erfüllen ihre Aufträge zwischen Hannover und Verden. Ziel aller Aktivitäten von CIMICCivil Military Co-Operation ist das Sammeln von Informationen, damit daraus für die militärische Führung ein ziviles Lagebild erstellt werden kann.

Wie bei Joint Cooperation üblich, bildeten in der Fläche CIMICCivil Military Co-Operation-Teams die taktischen Elemente der multinationalen Truppe für die zivil-militärische Zusammenarbeit ab. Es sind diese Soldatinnen und Soldaten, die real mit Bürgerinnen und Bürgern, Institutionen und Organisationen den direkten persönlichen Kontakt herstellen und halten.

„Diese Übung funktioniert nicht ohne die Menschen vor Ort. Politiker, Wirtschaftsvertreter und Institutionen wie Polizei, Feuerwehr, Technisches Hilfswerk oder Deutsches Rotes Kreuz sind aktiv mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern in diese Übung aktiv eingebunden“, erklärt Oberst i.G. Armin Schaus, Kommandeur des in Nienburg beheimateten MN CIMICCivil Military Co-Operation Cmd. Und weiter betont er: „Auch wenn unsere Nienburger Soldatinnen und Soldaten mit ihren internationalen Kameradinnen und Kameraden hier in Deutschland üben, hat dieses Übungsszenario keine Berührungspunkte oder Ähnlichkeiten mit einem Einsatz der Bundeswehr im Inneren“. 

Ein Auto fährt an einem Militärfahrzeug auf einer Waldstraße vorbei. Im Hintergrund vier Soldaten.

Militärfahrzeuge waren im fiktiven Einsatzland ALTRAVERDO, das deckungsgleich mit der Region Nienburg ist, unterwegs: Internationale CIMICCivil Military Co-Operation-Teams sammelten so Informationen für das zivile Lagebild.

Bundeswehr/Ralf Heberer

National lernen – international üben 

Nationalität und Vorausbildung spielen bei der Auftragsumsetzung nur noch eine kleine Rolle. „Die in der NATO standardisierten Verfahren und Prozesse müssen jetzt in der Praxis angewendet werden, egal ob die Ausbildung in Nienburg oder im Rahmen der jeweiligen nationalen CIMICCivil Military Co-Operation-Ausbildung stattgefunden hat“, so Oberst Schaus.

Wie wird nun dies in der größten CIMICCivil Military Co-Operation-Übung der NATO, die bei allen Beteiligten nur JoCo 23 genannt wird, umgesetzt? Ein Beispiel: Ein belgisches Team ist zu einem regionalen Kraftwerk aufgebrochen und soll vor Ort erkunden, ob unter den aktuellen Bedingungen die Stromproduktion noch möglich ist beziehungsweise welche Einschränkungen derzeit bestehen. 

Nach knapp 30 Minuten erreichen die zwei Militärfahrzeuge das Kraftwerk. Dort wird zunächst die nahe Umgebung erkundet und festgestellt, dass soweit alles ruhig und sicher ist. Gemeinsam mit einer Dolmetscherin gehen dann drei Soldaten zum Haupteingang, melden sich bei der Werksführung an und gehen schließlich mit drei Personen in das Gebäude. Alle anderen verbleiben zur Sicherung vor dem Gebäude und an den Fahrzeugen.

Zwei Stunden später fährt dann das CIMICCivil Military Co-Operation-Team wieder zurück in die Basis, die sich in der Nienburger Clausewitz-Kaserne befindet. In einer kurzen Aussprache zwischen den Fahrzeugen, die nun direkt vor dem Gefechtsstand der eigenen Brigade stehen, wird das weitere Vorgehen festgelegt: Der Führer des CIMICCivil Military Co-Operation-Teams geht erst zur Einsatznachbesprechung in den Gefechtsstand und erstellt danach ein Einsatzprotokoll. Der Rest bereitet die Fahrzeuge und die Ausrüstung für einen Folgeauftrag vor. 

Fiktives Übungsszenario mit realen Lösungsvorschlägen 

Auch bei der zwölften Durchführung geht es bei der Joint Cooperation ausdrücklich nicht um den Einsatz von Militär in Kampfhandlungen oder gar einem Einsatz im Inneren, sondern vielmehr um die Fähigkeit, mit zivilen Partnern und humanitären Organisationen sowie UNUnited Nations-Organisationen, notleidenden und betroffenen Menschen in einem Krisengebiet zu helfen oder sie zu unterstützen.

Genau wie bei einem Einsatz der Bundeswehr in einer Krisenregion müssen die CIMICCivil Military Co-Operation-Soldaten alle relevanten und verfügbaren Details aus ihrem jeweiligen Einsatzbereichen zusammentragen und auswerten. Anhand dieses Lagebildes kann dann der zuständige Kommandeur seinen Auftrag ausrichten und zivile Belange in der militärischen Operationsplanung besser berücksichtigen.

Das CIMICCivil Military Co-Operation-Team aus dem Kraftwerk schlägt, infolge seiner Erkenntnisse und Gespräche, im Brigadegefechtsstand das weitere Vorgehen vor: Es gibt nur dieses eine Kraftwerk zur Stromproduktion im Zuständigkeitsbereich. Es ist schlecht gesichert und kaum beschützt. Fällt durch die unruhige Situation im Krisenland die Stromversorgung aus, hätte dies auch erhebliche Folgen für die multinationale Truppe vor Ort. Weitere Konflikte könnten entstehen und negative Auswirkungen auf den Einsatz haben.

Der CIMICCivil Military Co-Operation-Führer schlägt deshalb erhöhte Patrouilletätigkeiten der Brigade oder sogar eine Stationierung von Brigadekräften in der unmittelbaren Umgebung des Kraftwerkes vor. Die Flächen und Gebäude um das Werk bieten dazu die entsprechenden Möglichkeiten.

 

Zwei Soldaten stehen mit einem Mann vor einem Polizeiauto und schauen auf eine Karte.

„JoCo“ funktioniert nicht ohne die Menschen vor Ort. Institutionen wie Feuerwehr, Technisches Hilfswerk oder Deutsches Rotes Kreuz sind aktiv als Übungsteilnehmer eingebunden. Hier lässt sich ein CIMICCivil Military Co-Operation-Team von der Nienburger Polizei einweisen.

Bundeswehr/Ralf Heberer
Auf der Motorhaube eines grünen Militärfahrzeuges ist ein Lautsprecher montiert.

Die belgischen CIMICCivil Military Co-Operation-Fahrzeuge können im Bedarfsfall Lautsprecher auf der Motorhaube anschrauben und so aus dem Fahrzeuginneren die Informationen an die Zivilbevölkerung weitergeben

Bundeswehr/Ralf Heberer

Weltweit einzigartig 

Die Nienburger Soldaten sind stolz auf die herausragende zivil-militärische Zusammenarbeit und gerne Gastgeber dieser militärischen CIMICCivil Military Co-Operation-Übung. Viele externe Übungsteilnehmenden kommen nicht zum ersten Mal nach Nienburg. Inzwischen hat sich das Besondere dieser Übung, bei der die direkte Mitwirkung von zivilen Akteurinnen und Akteuren gewollt und etabliert ist, weltweit herumgesprochen. Der direkte Kontakt und die reale Interaktion mit dem zivilen Umfeld sind außerhalb eines echten Einsatzes nur hier in Nienburg und Umgebung umgesetzt.

Neben den aktiven CIMICCivil Military Co-Operation-Soldatinnen und -Soldaten gibt es immer auch eine Anzahl von internationalen Übungsbeobachtenden, sogenannte Observer. Diese kommen mit verschiedenen fachlichen Hintergründen, meist aber mit dem gleichen Ziel: Beobachten der Übung JoCo, um entweder im eigenen Land CIMICCivil Military Co-Operation-Kräfte aufzustellen oder die Voraussetzungen für eine Übungsteilnahme im kommenden Jahr zu prüfen. Es geht immer um das Lernen voneinander.

„Bei der NATO hat Deutschland mit seinem Nienburger MN CIMICCivil Military Co-Operation Command eine Führungsrolle übernommen und bietet so auch anderen Staaten eine Partnerschaft für Ausbildung, Übung und gemeinsame Einsätze an“, stellt Oberst Schaus abschließend fest.

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Oberst Armin Schaus zieht ein Fazit zum Ende der Übung Joint Cooperation 2023
von Ralf  Heberer