Smarte Textilien sind keine Zukunftsmusik - VIPvery important person-Day begeistert angenommen
Smarte Textilien sind keine Zukunftsmusik - VIPvery important person-Day begeistert angenommen
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Das Planungsamt der Bundeswehr veranstaltete am 19. Oktober 2021 einen VIPvery important person-Day zum CD&EConcept Development and Experimentation-Projekt „Human Performance Enhancement: Smart Textiles und Augmented Reality“ (kurz: HPE-STAR). Anlass war der bevorstehende Projektabschluss zum 31. Dezember 2021. Für viele Menschen ist die Verbesserung und Optimierung des Körpers durch den Einsatz von Zukunftstechnologien noch Science-Fiction inspirierte Zukunft.
Doch „Human Enhancement“, die Verbesserung des körperlichen Potenzials, ist bereits Realität. Zu dieser Thematik läuft seit 2019 im Planungsamt der Bundeswehr das CD&EConcept Development and Experimentation – Projekt „HPE-STAR“. Ziel ist es, Soldatinnen und Soldaten mit Hilfe intelligenter oder funktionalisierter Textilien sowie durch Erweiterung der Realitätswahrnehmung (Augmented Reality) zu unterstützen. Belastungen oder sogar Verwundungen sollen frühzeitig erkannt und damit beispielsweise die individuelle Ausdauer verbessert oder auch Rettungsketten optimiert werden können. Der Einladung zum VIPvery important person-Day folgten über 40 Interessierte aus fast allen Organisationsbereichen der Bundeswehr. An insgesamt fünf Stationen wurden Live-Demonstrationen von wichtigen Partnern innerhalb der Bundeswehr sowie aus Forschung und Industrie präsentiert.
Zu den Exponaten zählte der Human-Biomonitoring-Demonstrator - das Kernstück des Projektes. Der Demonstrator besteht aus Smart Textiles zur Aufzeichnung von Human-Biomonitoring-Parametern, einem internen Controller zur Speicherung und Vorverarbeitung der Daten sowie der externen Weiterleitung der Informationen an Nutzerendgeräte. Diese werden rollengerecht vom Gruppenführer bzw. Zugführer, dem taktischen Führer im Gefechtsstand, dem Mediziner in der Sanitätszelle, dem Personal in der Patient Evacuation Coordination Center (PECCPatient Evacuation Coordination Centre) sowie dem Rettungstrupp (beweglicher Arzttrupp) ausgewertet und genutzt. Für den Demonstrator wurde das Führungsinformationssystem TARANIS® durch die Firma ESG bereitgestellt.
Zudem führte die Firma Rheinmetall vor, wie die Human-Biomonitoring-Daten in ein „Infanterist der Zukunft“-System integriert werden können.
Dieser Demonstrator stellte seine Eignung bereits in Feldversuchen des CD&EConcept Development and Experimentation-Projektes unter Beweis.
Anzumerken ist, dass die Human-Biomonitoring-Daten nur bei Überschreiten der Belastungsgrenze, bei Notfällen oder einer Statusabfrage extern weitergeleitet werden sollen. Eine Interoperabilität des Human-Biomonitoring-Systems soll im kommenden Jahr während der „Coalition Warrior Interoperability eXplore, eXperiment, eXamine, eXercise“ (CWIXCoalition Warrior Interoperability eXploration, eXperimentation, eXamination eXercise) in Bydgoszcz (Polen) getestet werden, wenn dies eine breite fachlich Unterstützung findet.
Bei „Search and Rescue“-Abfragen könnten Human-Biomonitoring-Daten auch über das „Radio Based Combat Identification“-System (RBCI), ebenfalls von der Firma ESG vorgeführt, übertragen werden. RBCI ist ein radiobasiertes Abfrage-Antwort-System, das vor einem Wirkmitteleinsatz eingesetzt werden soll, um die Position, die ID eigener Kräfte und zusätzlich Human-Biomonitoring-Daten zu übermitteln.
Die Teilnehmenden konnten sich darüber hinaus am Stand vom „Wehrwissenschaftlichen Institut für Wehr- und Betriebsstoffe“ (WIWeBWehrwissenschaftliches Institut für Werk- und Betriebsstoffe) über die Möglichkeiten der drahtlosen Energieversorgung, aktiver Kühlsysteme sowie neuer Bekleidungskonzepte informieren.
Das Fraunhofer Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) stellte dar, wie ein haptischer Feedbackdemonstrator die Soldatinnen und Soldaten unterstützen könnte, indem beispielsweise vor Feinden gewarnt oder auf Trinkpausen hingewiesen wird.
Die Firma ESG präsentierte unter anderem das System CHARLY, eine interaktive Trainingsplattform. Dieses System unterstützt unter anderem bei der primären Prävention von Psychotraumata, vermindert die Stressbelastung in Einsätzen und erhöht die mentale Belastbarkeit. Diese Lösung wird bereits bei der Freiwilligen Feuerwehr, aber auch militärischen Dienststellen genutzt. Darüber hinaus wurde das Simulationstool „SimbArk“ vorgestellt. Damit lässt sich die Rettungskette mit Rettungsmitteln, Personal und Verwundeten simulieren.
Die Teilnehmenden, so berichtet die Projektleiterin Dr. Kristin Schober, waren erstaunt über die Vielzahl an Exponaten und den aktuellen Stand der Entwicklung. In einem Vortrag stellte Dr. Schober auch den Reifegrad der Heiz- und Kühltechnologien sowie der Smart Textiles anhand einer Portfolio-Analyse vor. Passive Kühlsysteme sowie aktive und passive Heizsysteme haben bereits einen sehr hohen Reifegrad. Die textilintegrierten Sensoren, um Positionen und Temperaturstress zu erfassen, sind ebenfalls sehr ausgereift und entsprechen einem qualifizierten System. Ein textilintegrierter Blutungssensor muss dagegen noch weiterentwickelt werden, um Verwundungen detektieren zu können.