Unter Freunden
Unter Freunden
- Datum:
- Ort:
- Hamburg
- Lesedauer:
- 4 MIN
Mit Generalen und Admiralen von vier Kontinenten. Mit Gästen, die schon lange gute Freunde sind. Die Führungsakademie der Bundeswehr hat jetzt das 60-jährige Bestehen ihres Lehrgangs General- und Admiralstabsdienst International gefeiert. Das Programm führte vor Augen, was den Lehrgang prägt: voneinander lernen, einander vertrauen.
Ein Admiral aus Benin beantwortet sicherheitspolitische Fragen von Offizieren aus Österreich und Singapur. Ein General aus Rumänien spricht vor Generalen aus Georgien zum Thema Ausbildung. Ein deutscher Oberst schüttelt fest die Hand seines argentinischen Kameraden, mit dem er vor mehr als zwei Jahrzehnten den Lehrgang General- und Admiralstabsdienst International (LGAI) absolviert hat. Zivile Patinnen und Paten umarmen „ihre“ Soldaten und freuen sich herzlich über das Wiedersehen in Hamburg, das in diesem Fall nicht Tor zur Welt, sondern zur Führungsakademie der Bundeswehr ist. Szenen wie diese erinnern beim 60. Geburtstag des LGAI an das Treffen einer weit verzweigten Verwandtschaft. Darauf hatte bereits die Begrüßung durch Lehrgangsleiter Oberst i.G. Frank Wasgindt hingewiesen: „Willkommen zu Hause – in der LGAI-Familie!“
Die zweitägige Veranstaltung war dicht getaktet. Den Expertenvorträgen zum Auftakt schloss sich ein Senatsempfang samt Führung im Hamburger Rathaus an, auf das Symposium des zweiten Tags folgte ein Abendessen mit Patinnen und Paten sowie Mitgliedern des „Freundeskreis Ausbildung ausländischer Offiziere an der Führungsakademie der Bundeswehr“. Weitere Punkte waren unter anderem die Übergabe der Festschrift „LGAI: Sechs Jahrzehnte Multinationalität“, die Eröffnung einer Ausstellung zur Geschichte und Gegenwart des Lehrgangs, die Premiere eines Imagefilms und die abschließende Serenade im Fackelschein. Alles im Zeichen einer Hochwertausbildung, die bereits knapp 3000 Offiziere aus mehr als 120 Staaten durchlaufen haben.
General und Diplomat
Dass der LGAI international angesehen ist und das Potenzial für eine steile Karriere birgt, zeigte nicht zuletzt ein Blick auf die Gästeliste. Höchstrangiger Gast war Cheik Gueye, seit zwei Jahren Botschafter der Republik Senegal in der Türkei, zuvor Generalstabschef der senegalesischen Streitkräfte – und Teilnehmer des LGAI 2002. Was er aus dem Lehrgang mitgenommen hat, was ihm in seiner beruflichen Laufbahn besonders geholfen hat, fasste der westafrikanische Diplomat in seiner Rede zusammen: Kompetenzen und Selbstvertrauen, Organisationsvermögen und Pragmatismus, Disziplin und Pünktlichkeit. „Diese deutsche Pünktlichkeit – nicht zu fassen“, sagt Botschafter Gueye lächelnd und rief damit manches Nicken und Lachen hervor.
Überaus erfolgreiche Werdegänge verkörperten zudem die drei Referenten der Expertenvorträge: Generalleutnant a.D. Claudio Pasqualini, ehemaliger Generalstabschef der argentinischen Armee, Konteradmiral a.D. Patrick Jean-Baptiste Aho, bis zum vergangenen Frühjahr Generalstabschef der beninischen Streitkräfte, und Brigadegeneral Vilmantas Tamosaitis, Leiter des Generalinspektorats im litauischen Verteidigungsministerium (alle LGAI 2000). Wie Botschafter Cheik Gueye hoben sie Kernelemente des Lehrgangs hervor, etwa den interkulturellen Austausch auf Augenhöhe, das gemeinsame Lernen und Erfahren, Respekt für die Bedingungen und Interessen anderer Länder, das Miteinander im und nach Dienst.
Bundeswehroffiziere stellen rund ein Viertel der LGAI-Teilnehmer, grundsätzlich können auch sie in Spitzenpositionen aufsteigen. Beispielhaft dafür zählten Konteradmiral Roland Obersteg, Chef des Stabes Kommando Cyber- und Informationsraum, und Brigadegeneral Michael Matz, General der Infanterie und Kommandeur der Infanterieschule, zu den Jubiläumsgästen. Mit dem Besuch des LGAI haben sie und alle anderen Absolventen „einen außergewöhnlichen Beitrag zur Vertrauensförderung auf persönlicher und institutioneller Ebene“ erlebt. „Und damit einen praktischen beziehungsweise ganz konkreten Beitrag zur internationalen Sicherheitspolitik“, sagte der Direktor Ausbildung an der Führungsakademie, Flottillenadmiral Christian Bock.
Bürger als Paten und Förderer
In dieselbe Richtung äußerte sich Oberst i.G. Wasgindt. „Vertrauen kann nur entstehen, wenn man weiß, wie der andere tickt und denkt“, betonte der Artillerist mit der Erfahrung von knapp zehn Jahren im und für den Lehrgang: als Betreuungsstabsoffizier am Bundessprachenamt, wo die internationalen LGAI-Teilnehmer zunächst ein Jahr lang Deutschunterricht erhalten, sowie als Mentor und Absolvent, Tutor und Lehrgangsleiter. Auf zwölf Jahre als Pate blickt Reinhard Wagner zurück. Der Präsident des Freundeskreises sagte, der LGAI eröffne „die einmalige Chance, künftigen Führungskräften unsere Vorstellung von einer freiheitlichen Gesellschaft vorzustellen“. Im Gegenzug böten sich Einblicke in Kulturen anderer Länder. Daher sei es wenig verwunderlich, dass die Paten lange dabeiblieben. „Mit meinen zwölf Jahren bin ich gewissermaßen noch ein Anfänger.“
Seit mehreren Jahren nimmt auch das Ehepaar Hopp am Patenprogramm teil. Wobei Caroline und Thimo Hopp, der während des LGAI-Jubiläums zum Hauptmann der Reserve befördert wurde, für generationenübergreifende Verbindungen stehen. Schließlich haben schon Caroline Hopps Eltern Patenschaften für internationale Stabsoffiziere übernommen, etwa aus Nepal. Das private Miteinander, das Feiern, Lachen und Erleben mit den Paten und deren Familien finde sie großartig, berichtete Caroline Hopp. Der Abschied zum Ende des einjährigen Lehrgangs sei dann oftmals ein ergreifendes Erlebnis. Was bleibt, sind Freundschaften über Grenzen hinweg. „Und diesen Schatz“, unterstrich Generalleutnant a.D. Pasqualini, „den müssen wir uns erhalten.“