Transkription Podcast Beamtin und Offizier im LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National
Transkription Podcast Beamtin und Offizier im LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National
- Datum:
- Ort:
- Hamburg
- Lesedauer:
- 8 MIN
KKpt Boris Melching:
„Moin aus Hamburg! Ich bin Korvettenkapitän Boris Melching, Lehrgangsteilnehmer beim Lehrgang General- und Admiralstabsdienst National, für uns kurz der ‚LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National‘, an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg, der höchsten Ausbildungsstätte für das angehende Spitzenpersonal der Bundeswehr. Und ich freue mich ganz besonders, nach einer fast zweijährigen Lehrgangsdauer heute meine liebe Kollegin Martina Schmitz begrüßen zu dürfen, die mit mir diesen Lehrgang einmal Revue passieren möchte.“
RD’in Martina Schmitz:
„Hallo, ich bin Regierungsdirektorin Martina Schmitz, Beamtin bei der Bundeswehr und wie Boris eben schon gesagt hat, ebenfalls Lehrgangsteilnehmerin.“
KKpt Boris Melching:
„Martina, für unsere Zuhörer die wahrscheinlich brennendste Frage: ‚Wie schafft es eine Zivilistin an der Generalstabs- und Admiralstabsausbildung der Bundeswehr teilzunehmen?‘ Wie ist der Weg dahin gewesen für dich?“
RD’in Martina Schmitz:
„Der Weg des ‚wie’s ist eigentlich profan. Nämlich die Plätze werden jährlich ausgeschrieben und man muss sich bewerben und dabei bestimmte Kriterien erfüllen. Wie ein bestimmtes Sprachniveau, bestimmte Beurteilungen müssen ein bestimmtes Bild ergeben. Und das habe ich getan. Ich habe mich beworben, bekam zwei Wochen vor Lehrgangsbeginn dann die Nachricht, dass ich teilnehmen kann und war etwas überrascht festzustellen, dass ich in unserem Lehrgang tatsächlich die einzige Zivile war und bin.“
KKpt Boris Melching:
„Das war für mich auch der Schockmoment, als ich gesehen habe, da sitzt jemand ohne Uniform aus dem Verteidigungsministerium in unserem Hörsaal und nimmt ganz normal am Unterricht teil. Letzen endlich war der Weg dorthin für uns als Militärs relativ klar. Wenn auch nicht mit einem Bewerbungsverfahren verbunden, oder mit einer Ausschreibung. Bei uns war es eher eine knallharte belastbare Auswahl anhand der letzten Beurteilungen, anhand von verschiedenen Empfehlungen. Beispielsweise auch aus dem Basislehrgang Stabsoffiziere, der ja auch hier an der Führungsakademie stattfindet. Zusätzliche Stellungnahmen von Brigadekommandeuren und eine große Auswahlskonferenz im Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr. Und ganz am Ende haben wir dann unseren Bescheid bekommen, diejenigen, die hier angekommen sind, dass wir teilnehmen dürfen. Deswegen finde ich es sehr leicht und auch sehr schmeichelhaft, auf welch lockerem Wege du hier eigentlich hergekommen bist und dass wir in den darauf kommenden Monaten so gut zusammen arbeiten konnten.
Da stellt sich aber die Frage, was haben wir eigentlich gearbeitet? Was ist eigentlich der LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National? Was macht das lernen und leben miteinander hier aus? Und vor allem voneinander. Nach fast zwei Jahren sage ich jetzt, der LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National ist wirklich die hochkarätigste Ausbildung für die künftigen Generalstabs- und Admiralstabsoffiziere, um sie bestmöglich für ihre verantwortungsvollen Aufgaben in den multinationalen Hauptquartieren oder im Bundesministerium der Verteidigung vorzubereiten. Oder auch die herausgehobenen Führungspositionen innerhalb der Bundeswehr bekleiden zu können. Ich bin schon relativ stolz, dass wir hier das Handwerkszeug vermittelt bekommen haben, um strategische Konzepte zu entwickeln und mit verschiedensten Perspektiven aus Wissenschaft und Militär uns einfach Kompetenzen erarbeitet haben über fast zwei Jahre, die uns heute und auch in Zukunft der Türöffner sind für unsere Aufgaben.“
RD’in Martina Schmitz:
„Ich glaube, ich hatte von Anfang an einen ganz speziellen Blick auf den Lehrgang, da der Lehrgang für mich kein Türöffner ist. Ich brauche ihn nicht, anders als ihr, um in irgendeine Richtung gehen zu können. Und deshalb ist mein ‚warum‘, warum ich hier bin, das ist ein anderes als bei euch. Tatsächlich liegt das daran, dass ich vorher im Ministerium in sehr bunt gemischten Teams gearbeitet habe, anders als ihr, die ja hauptsächlich bislang entweder bei der Marine, oder dem Heer oder der Luftwaffe wart. Ich habe in Teams gearbeitet, da war der Tornadopilot, der Panzermann, der Logistiker, der Feldjäger, die Sanitätsoffizierin und der ehemalige Kommandant einer Fregatte. Und ich habe festgestellt, dass all diese Menschen, wie unterschiedlich sie waren und wie unterschiedlich sozialisiert sie waren, sie hatten eine ähnliche Denkweise, Arbeitsethos, Herangehensweise, Systemverständnis. Das hat mich alles sehr beeindruckt und dann dachte ich mir, gehe ich doch da hin, wo die das gelernt haben: nämlich der Lehrgang. Natürlich haben mich auch die leuchtenden Augen motiviert, die meine Korreferenten hatten, wenn sie vom Lehrgang gesprochen hatten, von den Reisen, dem gemeinsamen Sport, den Veranstaltungen und dem gemeinsamen Untereinander. Mit dieser speziellen Erwartungshaltung bin ich hier hergekommen und mir ging es eigentlich um ‚Denkschule‘ und nicht so sehr um Wissensvermittlung. Um Denkschule, Perspektive, Austausch und genau das habe ich hier auch in den letzten zwei Jahren gefunden.“
KKpt Boris Melching:
„Stichwort ‚Denkschule‘: Ich finde es sehr interessant, dass Du als Außenstehende vom Militär sagst, wir hätten eine gemeinsame Denkschule oder ein vielleicht annähernd ähnliches Mindset, was Du kennen lernen wolltest und was für Dich auch der größte Gewinn an der Ausbildung war. Aus meiner Position muss ich ganz ehrlich sagen, für mich war es, als ob ich hier eine komplett neue Sprache gelernt habe. Ich war vorher Marineoffizier mit Leib und Seele, kannte aber auch nur die Welt der Marine, die eine ganz kleine und besondere Welt innerhalb der Bundeswehr ist. Ich hatte wenig Kontakt mit Luftwaffenoffizieren oder mit Heeresoffizieren. Hier vor Ort im Hörsaal saßen wir alle gemeinsam auf der Schulbank und haben versucht uns kennen zu lernen und sprachlich auf ein Niveau einzupendeln. Und für mich ist das einer der größten Gewinne hier, dass wir das gemeinsam geleistet haben, in den unterschiedlichsten Hörsälen, mit den unterschiedlichsten Werdegängen, beispielsweise bei Joint-Übungen eine gemeinsame Sprache zu sprechen, ein gemeinsames Ziel auszuplanen, so dass jeder andere weiß, was der andere dort eingebracht hat. Und das so zu verstehen, war für mich ein ganz großer Gewinn hier.“
RD’in Martina Schmitz:
„Mein Gewinn ist vor allem das Kennenlernen. Das Kennenlernen von euch, eurer Sichtweise, eurer Sozialisierung, wie ihr sozialisiert seid, eure Denkweise, vor allem noch mit einem anderen Blick herangeht, als ich. Ich hatte da noch sehr politisch-kommunikativen Blick aufgrund meiner vorherigen Verwendung und ich konnte das hier etwas erweitern und auch auf das militärische fokussieren. Natürlich hatte ich auch Freiheiten, die ihr nicht hattet. Ich durfte mir zum Beispiel aussuchen, zu welcher Teilstreitkraft ich mich zuteilen lassen möchte, da habe ich natürlich die Luftwaffe genommen, die ich ja schon seit vielen Jahren sehr gerne mag. Ich durfte zu euch wechseln, zur Marine, wo wir uns auch kennen gelernt haben und ich durfte auch zwei Wochen beim Heer in Munster verbringen und das Heer dort so kennen lernen, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Morgens um 05:00 Uhr aufstehen und im Regen auf irgendwelchen Wiesen stehen. Und das alles hat es für mich sehr greifbar gemacht, sehr verständlich gemacht und das ist der Benefit, den ich mitnehme. Und ich hoffe natürlich auch, dass ich mich selber gut in den Lehrgang einbringen konnte und dass ihr auch einen Benefit von mir hattet. Ich kann mich an die Diskussion erinnern, dass der Panzermann nicht verstanden hatte, warum wir nicht einfach den Panzer kaufen und ich ihm dann aber aus der zivilen Sicht erklären konnte, dass das eben aus Vergaberecht oder Haushaltsrecht nicht geht. Und ich hoffe eben, dass ich auch etwas einbringen konnte.“
KKpt Boris Melching:
„Ich finde es bemerkenswert, dass Du den Punkt eines Truppenbesuchs ansprichst, des Praktikums. Ich selber durfte davon ja auch Gebrauch machen, allerdings in der genau anderen Welt. Ich durfte im zivilen Management einige Wochen an Erfahrung sammeln und war auch ganz begeistert, mit welchen Herausforderungen sich ein ziviles Management sich heute beschäftigt, konfrontiert wird und inwieweit heutzutage eine Passung zwischen militärischen Managementverfahren und auch zivilen Managementverfahren entstehen kann. Ich denke, der Austausch war insofern auch wirklich wertvoll, als dass sich dann im Späteren, so wie wir das auch hier im Lehrgang gemacht haben, eine Projektarbeit zum Thema ‚Agiles Management‘ verfasst habe, was einfach mal die Spannweite dessen, was wir hier lernen und dessen, was wir uns hier aneignen können, aufzeigen kann. Letzten endlich sind wir hier schon nun fast im Schwelgen von Erinnerungen, sodass wir am Ende eigentlich noch einmal darüber sprechen könnten, was sind die wirklichen Benefits für die Zukunft? Das würde mich mal interessieren. Was nimmst Du wirklich für deine Zukunft, nicht wirklich unmittelbar die nächsten ein, zwei Jahre, aber für die lange Sicht mit?“
RD’in Martina Schmitz:
„Für die lange Sicht, wie schon gesagt, diese Sichtweise. Und ich glaube, dass es mir auf lange Sicht hilft, meine Aufgaben besser zu erfüllen, weil ich den Kernauftrag des militärischen besser verstehe. Auf kurze Sicht ist es tatsächlich so, dass ich aufgrund des Lehrgangs, und zwar nur aufgrund des Lehrgangsbesuches eine Aufgabe im Ministerium wahrnehmen kann, in einem eher militärisch geprägten Bereich, was mir vorher nicht möglich gewesen wäre.“
KKpt Boris Melching:
„Ich sehe es etwas einfacher für mich, aber vielleicht gar nicht so weit entfernt von dem Punkt ‚Denkweise‘, den du angesprochen hattest. Was für mich ganz wertvoll ist in diesem Lehrgang, ist die Netzwerkbildung. Dass wir gemeinsam im Hörsaal auch mit internationalen Kameraden die Zeit verbracht haben, die vornehmlich aus den NATONorth Atlantic Treaty Organization-Staaten hier an die Führungsakademie kommen und über zwei Jahre ein Netzwerk spinnen und festigen konnten, was ich denke ich sich auch in Zukunft wirklich auszahlen wird. Sei es Großbritannien, sei es Amerika, sei es Norwegen, sei es Estland und das ist etwas, wo wir noch mehr verschiedene Sichtweisen kennen gelernt haben. Es ist aber auch etwas, was uns noch mehr Weitwinkel für die Zukunft verschafft. Und auch bin ich sehr stolz, dass ich das hier zwei Jahre genießen konnte. Auch wenn das nicht immer einfach war und wir hier gestärkt worden, unsere Durchsetzungsfähigkeit weiter auszubauen, denn das fachliche aneinander reiben und zu versuchen, sich rein auf fachliche Art auszuhebeln, das war doch schon ein im wahrsten Sinne des Wortes ‚Denksport‘, den wir hier getrieben haben. Aber ich denke, dass wir damit bestens für die Zukunft gewappnet sind.
Martina, ich danke Dir für das tolle Gespräch fast zum Lehrgangsende, kurz vor den Akademieferien und für alle, die noch mehr Lust haben, sich zu informieren, was der LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National ist oder wie die Führungsakademie ihre Angebote gestaltet, die können gerne im Internet unter www.bundeswehr.de und dem Suchbegriff ‚Führungsakademie der Bundeswehr‘ oder auch auf Twitter und LinkedIn die Geschichten und die verschiedensten Charaktere der Führungsakademie zu Gemüte führen.“