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Theaterstück Kampfeinsatz an der Führungsakademie der Bundeswehr

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Theaterstück Kampfeinsatz an der Führungsakademie der Bundeswehr

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Wenn Krieg Spuren auf der Seele hinterlässt

Er schreit. Er rastet völlig aus. Im Schlaf würgt er sogar seine Frau. Einmal sind es Kleinigkeiten, die ihn vollkommen aus der Reserve locken, ein anderes Mal sind es Albträume. In ein Einkaufszentrum zu gehen, ist für ihn unvorstellbar. Die Menschen wirken für ihn bedrohlich. So bedrohlich, dass er immer wieder nach seiner Waffe greifen will. Nur sein „Buddy“ kann ihn in einer solchen Situation beruhigen. Doch der muss beim Shoppen draußen bleiben. Denn Hunde sind dort nun mal nicht erlaubt. Der Mann, von dem hier gesprochen wird, ist Soldat. Er kam traumatisiert aus dem Afghanistan-Einsatz zurück. Dass er an einer Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBSPosttraumatische Belastungsstörung leidet, möchte er zuerst nicht wahrhaben. Die Szene könnte im wahren Leben so passiert sein, doch in diesem Fall stammt sie aus dem Stück „Kampfeinsatz“ von der Theatergruppe Axensprung aus Hamburg. Diese wollte mit ihrer Vorstellung an der Führungsakademie der Bundeswehr vor allem eines – zum Nachdenken anregen.

Die Theatergruppe Axensprung aus Hamburg zeigt an der Führungsakademie der Bundeswehr ihr Stück Kampfeinsatz.

Die Theatergruppe Axensprung aus Hamburg präsentierte an der Führungsakademie der Bundeswehr ihr Stück Kampfeinsatz.

Führungsakademie der Bundeswehr/Lene Bartel

Alles, was dafür notwendig ist, sind vier Schauspieler, vier Stühle, eine Leinwand und ein paar Requisiten wie beispielsweise verschiedene Jacken, einen Rucksack und eine Maske. Die Krankheit wird aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Mal steht die Ehefrau des betroffenen Soldaten auf der Bühne, ein anderes Mal verwandelt sie sich in eine Mutter. Sie erzählt, wie es sich anfühlt, ihre Tochter in den Krieg ziehen zu lassen und wie sie sich in dieser Zeit um die Enkel kümmert. Derweil kämpft der betroffene Soldat beim Arzt, um die Anerkennung seiner Krankheit, ein anderes Mal arbeitet er die Erlebnisse bei einem Psychologen auf.

Lehrgangsteilnehmende vertiefen ihre Kenntnisse zum Thema PTBSPosttraumatische Belastungsstörung

Es ist ein Thema, das berührt und wie der Direktor Strategie und Fakultäten an der Führungsakademie der Bundeswehr, Brigadegeneral Boris Nannt, zu Beginn der Veranstaltung betont, „ein Thema, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen.“ Denn PTBSPosttraumatische Belastungsstörung hat in seiner Bedeutung für die Bundeswehr in den vergangenen Jahren zugenommen. „Es war schon immer ein Thema beim Basislehrgang Stabsoffizier, aber auch beim Lehrgang General- und Admiralstabsdienst National (LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National) wurde die Thematik PTBSPosttraumatische Belastungsstörung  angesprochen“, sagt die stellvertretende Leiterin der Fakultät Sanitätsdienst und Gesundheitswissenschaften an der Führungsakademie der Bundeswehr, Oberstarzt Dr. Cordula Becker-Ebert. In diesem Jahr konnten sich die Lehrgangsteilnehmenden mit dem Experten Oberstarzt Dr. Peter Zimmermann vom Bundeswehrkrankenhaus Berlin austauschen. „Wir sind der Meinung, dass es für das Führungspersonal unglaublich wichtig ist, in diesem Gebiet vertiefende Kenntnisse zu erlangen“, so Dr. Becker-Ebert weiter.

Angehörige sollten hartnäckig sein

Als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie hat Dr. Zimmermann tagtäglich mit Soldaten zu tun, deren Seele und Psyche einen Auslandseinsatz nicht verkraften haben. „Eine Posttraumatische Belastungsstörung ist eine psychische Erkrankung. Die kann eintreten, wenn man durch welche Umstände auch immer etwas erlebt, das den ursprünglichen Erlebnisrahmen sprengt. Das heißt: katastrophale Ereignisse, Ereignisse, die tief erschüttern, was man so an Wertvorstellungen in sich trägt, die dann häufig Ängste erzeugen. Und ein Gefühl, sich in seiner Umwelt nicht mehr wohl oder vertraut zu fühlen“, erklärt Dr. Zimmermann. So können die Betroffenen unter anderem an Alb- und Tagträumen leiden, sie sind häufig nervös, angespannt und aggressiv, sie ziehen sich aus ihrem Umfeld zurück und nehmen damit kaum noch am Leben teil. „Die Isolation ist häufig sehr qualvoll für alle Beteiligten“, sagt Dr. Zimmermann. Denn vor allem Familien und Freunde merken schnell, dass etwas nicht stimmt. „Es ist wichtig, dass diese Menschen gut trainiert sind, die Betroffenen anzusprechen. Dabei ist es wichtig, einen Mittelweg zu finden, sie dürfen nicht zu aufdringlich sein, damit sich die Betroffenen nicht weiter zurückziehen, weil sie Angst haben, dass man ihn buchstäblich etwas aus der Nase zieht. Sie sollten auf der anderen Seite aber hartnäckig sein und es immer wieder versuchen und nicht irgendwann frustriert aufgeben - alles mit dem Ziel, den Betroffenen eine gute Unterstützung zu geben und sie aber auch zu motovieren. Rein in die Therapie, weitermachen, dranbleiben. Das sind wichtige Aufgaben.“

Eines sollte nicht vergessen werden

Doch das ist häufig einfacher gesagt, als getan: Das wird auch beim Theaterstück sichtbar. Die Ehe des Soldaten geht in die Brüche, das Paar hat sich durch die Krankheit auseinandergelebt. Doch am Ende schafft es der betroffene Soldat der Posttraumatischen Belastungsstörung mit vielen Gesprächen die Stirn zu bieten. Denn eines sollte laut Dr. Zimmermann nicht vergessen werden: „Posttraumatische Belastungsstörungen lassen sich heutzutage gut behandeln. Man kann in Gesprächen mit einem ausgebildeten Traumatherapeuten die Traumata und ihre Folgeerscheinungen gut verarbeiten und aufarbeiten.“



von Führungsakademie der Bundeswehr/ Sophie Düsing  E-Mail schreiben