„SpaceDay“: Ab ins All für einen Mindset-Change
„SpaceDay“: Ab ins All für einen Mindset-Change
- Datum:
- Ort:
- Hamburg
- Lesedauer:
- 4 MIN
Mit einem „SpaceDay“ – einem Tag, an dem sich an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg alles um den Weltraum drehte – feierte der Lehrgang General-/Admiralstabsdienst National 2022 das Ende der Studienphase und entführte Besucherinnen und Besucher in den Weltraum, um aufzuklären und wachzurütteln.
Zum Abschluss ihrer Studienphase haben die Teilnehmer des Lehrganges General-/Admiralstabsdienst National 2022 (LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National) an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg nachdrücklich auf das Thema Weltraum aufmerksam gemacht. Alle Veranstaltungen am SpaceDay befassten sich mit dem Thema „Verteidigung in der Dimension Weltraum“ – dem roten Faden ihrer zweijährigen Ausbildung.
Der Weltraumtag auf dem Gelände der Clausewitz-Kaserne sollte nicht nur informieren, sondern zielte darauf ab, bei den Teilnehmenden einen sogenannten Mindset-Change auszulösen. Das ganztägige Programm sollte das Bewusstsein dafür schärfen, dass der Weltraum für das Funktionieren des täglichen Lebens unumgänglich ist: ohne weltraumbasierte Dienste kein funktionierendes Navi, keine Wettervorhersage und auch kein Geld am EC-Automaten.
Aber auch aus sicherheitspolitischer Sicht ist der Weltraum alles andere als ein Nebenschauplatz, der weiterhin vernachlässigt werden darf. Die Verteidigung und Sicherheit im Weltraum sei bei weitem nicht nur die Domäne des Militärs. Was zähle, sei die Zusammenarbeit aller Ressorts und Stakeholder, so die Schlüsselbotschaft. Diesen Umstand hob Frau Fregattenkapitän Tabea Z.* aus dem vierköpfigen Leitungsteam der Studienphase des LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National 2022 hervor.
Gäste aus anderen Ressorts
Deshalb war zum SpaceDay nicht nur Führungspersonal der Bundeswehr und des Verteidigungsministeriums eingeladen, sondern auch Gäste aus anderen Ressorts wie dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz – das Ressort, das in Deutschland federführend für die deutsche Weltraumstrategie ist. „Mit unserem SpaceDay tragen wir somit direkt zu einem gesteigerten Bewusstsein für die Bedeutung der Dimension Weltraum in und außerhalb der Bundeswehr bei“, fasste Tabea Z. das Hauptanliegen zusammen.
Auch Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Industrie waren dabei. Dr. Walther Pelzer, Mitglied des Vorstandes des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLRDeutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) und Generaldirektor der Deutschen Raumfahrtagentur, war als Keynote-Speaker geladen. Er sagte: „Es ist großartig, dass sich der diesjährige Generalstabs- und Admiralstabslehrgang mit Raumfahrt befasst hat. Raumfahrt ist heute eine kritische Infrastruktur.“ Man stünde „vor vielfältigen Herausforderungen von Wettbewerb trotz Marktversagen bis hin zu Machtverteilungsaktivitäten. Dieser Situation können wir in Deutschland nur gemeinsam, gesamtstaatlich und mit unseren internationalen Partnern begegnen,“ führte Pelzer aus.
Mit Overview-Effekt zum Mindset-Change
Highlight und Hingucker im Programm des SpaceDays war der SpaceBuzz One, ein vom DLRDeutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt betriebener Simulator in Form einer fast 14 Meter langen begehbare Nachbildung einer Weltraumrakete. Im Raketenmodell können bis zu neun Reisende mit Virtual-Reality-Brillen ausgerüstet in das Weltraum starten.
Auf der virtuellen Reise erfahren Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Schlüsselerlebnis, von dem Astronauten und Astronautinnen oft berichten: den sogenannten Overview-Effekt. Er beschreibt ein tiefgreifendes Gefühl, das Menschen erleben, wenn sie das erste Mal die Erde aus dem Weltraum als Ganzes sehen und erkennen, wie verwundbar der Planet ist.
Eintauchen in die Materie Weltraum
Neben dem SpaceBuzz One luden sieben weitere sogenannte Pitches zum inhaltlichen Eintauchen in die Materie Weltraum ein. Lehrgangsteilnehmende präsentierten die Pitches mit externen Expertinnen und Experten zusammen. Ein Pitch trug den Titel „Weltraum zwischen Konflikt und Kooperation“. Dabei ging es um Geopolitik und die Frage, welche Nationen als Weltraummacht gelten, wer welche Fähigkeiten hat und ob es im Weltraum überhaupt ein Regime der kooperativen Sicherheit geben könne.
Verteidigung im Weltraum sei aktuell und relevant, das beweise der Krieg in der Ukraine. Zum Beispiel spiele der satellitenbasierte Internetdienst Starlink eine große, wenn auch nicht unumstrittene Rolle. Auch die Aufklärung von Kriegsverbrechen wie dem in Butscha sei durch hochauflösende Satellitenbilder möglich.
Der Frage nach den künftigen Entwicklungen in allen Domänen, im Weltraum und auf der Erde, ging der Pitch „Future Warfare“ nach. Welche Bedeutung muss der Dimension Weltraum als Gefechtsfeld der Zukunft beigemessen werden? Wie sollten die Weichen für die Bundeswehr gestellt werden, damit sie richtig auf das Gefechtsfeld von morgen vorbereitet ist? Ein Ergebnis war, dass es in Zukunft nachrangig darum gehen werde, möglichst viel Heavy Metal, zum Beispiel Panzer, aufs Gefechtsfeld zu bringen. Vielmehr habe die intelligente Vernetzung aller Systeme größere Bedeutung. Es gehe um Schlagkraft durch umfassende Konnektivität.
Weltraum als Baustein der Kriegstüchtigkeit
Nachdem er selbst an einigen Pitches teilgenommen hatte, ergriff der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer, das Wort auf der Bühne des Manfred-Wörner-Zentrums. Vor Beginn des informellen Teils am Nachmittag unterstrich er: „Wir profitieren alle von funktionierenden Navis, von belastbaren Wettervorhersagen, von funktionierenden EC-Automaten und anderen weltraumbasierten Diensten. Die freie und ungehinderte Nutzung des Weltraums ist für unsere Sicherheit unverzichtbar.“ Und: „Die Verteidigung in der Dimension Weltraum ist für mich ein Baustein der Kriegstüchtigkeit.“
*Name zum Schutz abgekürzt.