Coaching

Sie halten den Soldatinnen und Soldaten den Spiegel vor

Sie halten den Soldatinnen und Soldaten den Spiegel vor

Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
3 MIN

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Das ist einmalig für eine Ausbildungseinrichtung in der Bundeswehr: Die Mitarbeitenden der Abteilung „Persönlichkeitsentwicklung und Beratung“ der Führungsakademie der Bundeswehr coachen Lehrgangsteilnehmende und Angehörige der höchsten militärischen Ausbildungsstätte Deutschlands. Ihr Ziel: Sie regen dazu an, sich selbst zu reflektieren.

Melanie S. steht vor einem Whiteboard. Vor ihr liegt ein Spiegel – ein Symbol für Selbstreflexion

Regierungsdirektorin Melanie S. leitet seit fünf Jahren das Dezernat „Persönlichkeitsentwicklung und Beratung“ an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg

Bundeswehr/Christian Gelhausen

Das Themenspektrum ist vielfältig: Wie kann ich mich in meinem Führungsverhalten weiterentwickeln? Wie kann ich mein Kommunikationsverhalten verbessern? Wie kann ich mich insgesamt besser präsentieren? Häufig sind es aber auch Fragen aus dem Spannungsdreieck Beruf, Berufung und Familie oder die Bereiche Zeitmanagement und Organisation, mit denen die Coachees auf die Mitarbeitenden der Abteilung „Persönlichkeitsentwicklung und Beratung“, kurz PEB, zukommen. 

„Unser Bild des Coachees besteht darin, dass er die Lösung für seine Herausforderung schon in sich trägt. Wir begleiten ihn dabei, diese zu finden. Das ist unser Selbstverständnis“, sagt Regierungsdirektorin Melanie S. Sie leitet die Abteilung von Beginn an – mittlerweile seit fünf Jahren. 

Teilnehmerquoten

„Wir haben uns seither wirklich sehr gut entwickelt. In den letzten Durchgängen der Lehrgänge Generalstabs-/Admiralstabsdienst National (LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National) haben sich fast die Hälfte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ein Coaching angemeldet“, sagt sie. Bei den deutschen Teilnehmenden des internationalen Generalstabs-/Admiralstabsdienstlehrgangs liege die Quote bei ca. 45 Prozent, bei den Mitarbeitenden der Akademie bei fünf Prozent. „Lehrgangsteilnehmende haben beim Coaching Vorrang, im Rahmen freier Kapazitäten kann sich auch das Stammpersonal coachen lassen.“ 

Bei PEB sind insgesamt fünf Mitarbeitende tätig: Neben Melanie S. gibt es noch zwei weitere Coaches und zwei Reservistendienstleistende, die die Abteilung unterstützen. „Wir sind durchaus ausgelastet. Unser Angebot – das auf freiwilliger Basis beruht – wird super angenommen und das freut mich natürlich sehr“, sagt die PEB-Verantwortliche. 

Doch wie läuft ein Coaching überhaupt ab? Der Coachee sucht sich einen für sich passenden Coach über die an der Führungsakademie intern verwendeten Plattform Sharepoint aus und vereinbart ein Erstgespräch. Nachdem sich beide vorgestellt haben, berichtet der Coachee von seinem Anliegen. Dieses könne sich im Laufe der Zeit verändern, das Ziel verschieben. Zudem wird über den Coachingprozess gesprochen und sich darüber ausgetauscht, wie häufig die Treffen stattfinden. „Wir empfehlen, dass zwischen den Sitzungen zwei bis drei Wochen vergehen. Denn wenn es darum geht, etwas zu verändern oder sich zu reflektieren, dann ist es sinnvoll, sich dafür auch die Zeit zu nehmen und zu geben.“

Vier Soldaten und eine Beamtin haben sich zum Gruppenfoto aufgestellt, im Hintergrund wehen Flaggen

Fünf Mitarbeitende zählt die Abteilung Persönlichkeitsentwicklung und Beratung um Regierungsdirektorin Melanie S. Das Angebot beinhaltet neben Coaching auch unter anderem die Themen Teamentwicklung, Kompetenzdiagnostik und Konfliktmediation

Bundeswehr/Christian Gelhausen

Die Dauer eines Coachings ist sehr unterschiedlich: Diese reichen von ein, zwei Treffen, um es auszuprobieren oder um eine definitive Fragestellung zu klären bis hin zu 14, 15, 16-Coaching-Sitzungen. „Das ist auch das tolle, dass die Lehrgangsteilnehmenden das Angebot über ihren gesamten Lehrgang nutzen können. Es können auch mehrere Themen besprochen werden.“ Im Fokus steht dabei immer, den Coachee zu unterstützen, sich selbst zu helfen – Hilfe zur Selbsthilfe sozusagen. Wenn einem Coach etwas auffällt, dann hinterfragt er die Situation. Er fragt beispielsweise: Wie sehen Sie denn das? Ich nehme wahr, dass das so oder so ist. Wie stehen Sie denn dazu? Woher könnte das denn kommen?

Höchstes Gut Verschwiegenheit

„Der Coachee bekommt bei uns die Möglichkeit, in einem absolut wertfreien und geschützten Raum sich selbst zu hinterfragen und zu reflektieren und gegebenenfalls eine Perspektive von außen zu bekommen, die er so vielleicht nicht von selbst oder von seinem Umfeld bekommt. Wir sind neutral in dem, was wir tun. Wir sind keine Freunde und geben keine freundschaftlichen Ratschläge“, betont die Leiterin. Das höchste Gut ist die Verschwiegenheit. 

Über die Jahre hat sich auch das Mindset der Lehrgangsteilnehmenden verändert, sagt sie. Der Umgang sei viel offener, das Angebot werde wertgeschätzt.

Melanie S. steht vor einem Whiteboard. Vor ihr liegt ein Spiegel – ein Symbol für Selbstreflexion
Regierungsdirektorin, Melanie S. Bundeswehr/Christian Gelhausen
„Es ist ein absoluter Potenzialansatz, wenn jemand bereit ist, an sich zu arbeiten und sich selbst zu reflektieren. Was besseres kann uns doch in den Streitkräften nicht passieren.“
von Sophie Düsing  E-Mail schreiben

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