Seemann durch und durch

Seemann durch und durch

Datum:
Ort:
Hamburg
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Kurz vor der Pandemie schafften sie es noch nach Hamburg: Korvettenkapitän Sergio Horruitiner Costa aus Peru ist nicht nur Marinesoldat durch und durch, sondern auch ein Sprachtalent. Was es mit seinem Glücksbringer für die Seefahrt auf sich hat und warum es ihn an die Führungsakademie der Bundeswehr (FüAkBw) verschlug, erfahren Sie im Interview.

Der Marineoffizier aus Peru steht an Bord eines Schiffes. Daneben ist das Meer zu sehen, hinter ihm weht die peruanische Flagge

Korvettenkapitän Horruitiner Costa ist ein leidenschaftlicher Seemann. Die Besatzung ist für ihn wie eine zweite Familie

Privat

Korvettenkapitän Costa, wir führen das Interview auf Deutsch. Wie kommt es, dass Sie so gut Deutsch sprechen?

Ich habe bereits 2018 in Lima begonnen die Sprache zu lernen, weil ich glaube, dass Deutschland ein wichtiges Land ist. Zudem kam meine Ururgroßmutter aus Deutschland. Vor dem Lehrgangsbeginn habe ich zudem letztes Jahr Deutsch im Bundesprachenamt in Hürth gelernt. Das muss jeder Teilnehmende des Lehrgangs Generalstabs-/Admiralstabsdienst International (LGAI) machen. Ich muss zugeben, die Sprache ist gar nicht so leicht. Die Sprachgeschwindigkeit ist hoch und die deutschen Fachbegriffe, die wir im LGAI Hörsaal nutzen, musste ich mir auch erstmal einprägen.

Wieso sind Sie in Peru zum Militär gegangen und Marinesoldat geworden?

Mein Onkel war Offizier auf einem U-Boot. Er hatte mich auf eine Fregatte mitgenommen als ich 14 Jahre alt war. Danach fand ich die Idee toll, zur See zu fahren. Als Kind bin ich nie ins Ausland gereist, aber als Soldat kann ich andere Länder kennenlernen und gleichzeitig mein Land verteidigen. Zur Marine bin ich gegangen, weil ich sie am spannendsten fand. 2018 war ich leider das letzte Mal an Bord. Ich vermisse das Gefühl auf dem Meer zu sein. Momentan warte ich auf meinen neuen Dienstposten und hoffe, dass ich auf ein Schiff versetzt werde. In meinen 15 Jahren als Offizier habe ich neun Jahre auf See gedient, das prägt.

Der Marineoffizier aus Peru blickt freundlich in die Kamera

Korvettenkapitän Horruitiner Costa aus Peru ist einer der internationalen Lehrgangsteilnehmenden an der Führungsakademie der Bundeswehr

Führungsakademie der Bundeswehr/Christian Gelhausen

Wie kam es dazu, dass Sie am Lehrgang Generalstabs-/ Admiralstabsdienst International (LGAI) teilnehmen konnten?

Als Kapitänleutnant habe ich 2017 in meiner Heimat am „Basislehrgang Stabsoffizier“ teilgenommen und wurde bester Absolvent. Daraufhin habe ich ein Stipendium für einen internationalen Lehrgang bekommen. Die meisten anderen Nationen haben ähnliche Lehrgänge wie den LGAI oder den Lehrgang Generalstabs- und Admiralstabsdienst National (LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National). Diese Lehrgänge sind sehr wichtig, weil wir Soldaten da unterschiedliche Fähigkeiten lernen, um dann etwa als Kommandant ein Schiff zu führen oder als Stabsoffizier eines Admirals tätig zu sein.

Wie gefällt Ihnen der LGAI und haben Sie ein Lieblingsfach?

Wir sind elf internationale und drei deutsche Kameraden im Hörsaal Marine. Ich finde es wichtig, andere ausländische Soldaten und deren Kulturen kennenzulernen. Meine Kameraden sind sehr nett und mein Mentor ist sehr hilfsbereit und spricht sogar sehr gut Spanisch. Ein Lieblingsfach habe ich nicht, aber die Planung im militärischen Prozess ist sehr spannend.

Meine Frau behauptet, mein Hobby wäre es, viel zu reden. In der Fakultät Management haben wir hingegen gelernt unsere nonverbale Kommunikation zu verbessern. Ich denke gerade als zukünftige Führungskräfte sollten wir lernen, wie wir das verbessern könnten. Darüber hinaus studieren wir internationale Beziehungen, die nicht nur im militärischen, sondern auch im zivilen Bereich sehr wichtig sind. Wir bekommen an der FüAkBw sozusagen das ganze Paket mit. Daher finde ich den Lehrgang sehr spannend. Mein Ziel ist es, in etwa zehn Jahren als peruanischer Marineattaché nach Deutschland zurückzukehren.

Korvettenkapitän Costa sitzt in Uniform auf einer Bank im Grünen und blickt freundlich in die Kamera

Korvettenkapitän Sergio Horruitiner Costa und seine Familie fühlen sich wohl in Hamburg und als Marinemann gefällt ihm vor allem der Hamburger Hafen

Führungsakademie der Bundeswehr/Christian Gelhausen

Was sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Bundeswehr in der Ausbildung der Offiziere?

In Peru lernen wir ähnliche Dinge, aber der LGAI ist besonders. Hier unternehmen wir viele Reisen und Exkursionen und lernen streitkräftegemeinsam. Im Moment werden Heer, Luftwaffe und Marine getrennt in den Hörsälen unterrichtet. Aber später werden wir die Seminare gemischt belegen. Ich denke, dieser Joint-Ansatz ist ein Vorteil. In Peru lernt nämlich jede Teilstreifkraft getrennt in ihrer eigenen Schule. Erst ab dem Dienstgrad eines Fregattenkapitäns hat man einen sechsmonatigen Stabslehrgang gemeinsam mit anderen Teilstreitkräften.

Gibt es eine Institution wie die FüAkBw in Peru?

Peru hat keine Bundeswehruniversitäten aber eine Offizierhochschule. Diese hat dasselbe Niveau wie eine Hochschule und bietet auch einen Masterabschluss an. Dazu hat jede Streitkraft eine eigene Offizierschule und Unteroffizierschule.

Korvettenkapitän Costa steht vor einem Lageplan und präsentiert ein Einsatzszenario im Hörsaal

Korvettenkapitän Sergio Horruitiner Costa präsentierte vor der Bundesministerin der Verteidigung Annegret Kramp-Karrenbauer

Führungsakademie der Bundeswehr/Christian Gelhausen

Haben Sie noch mehr Auslandserfahrungen sammeln können?

Ja, ich habe an einigen Übungen im Ausland teilgenommen. 2018 war ich auf Hawaii bei der größten multinationalen Übung der Welt: Rim of the Pacific. Auf Hawaii trafen sich dafür alle Pazifikanrainer und Frankreich. Was peruanische Auslandseinsätze angeht: Peru ist UNUnited Nations-Mitglied und wir haben dementsprechend Soldaten, die auf UNUnited Nations-Missionen entsendet sind. Ich würde auch gerne an einer UNUnited Nations-Mission teilnehmen.

Als Marinesoldat sind Sie ja viel auf See, vermissen Sie da nicht Ihre Familie?

Ja, aber bei der Marine ist die Besatzung die zweite Familie – wir arbeiten immer als Team. Einen Glücksbringer habe ich auch immer dabei. Ich bin katholisch, wie die meisten Menschen in Peru und habe in meiner Jacke ein Bild der Santa Rosa de Lima. Das ist die Stadtheilige von Lima. Das Bild und die Fotos meiner Familie sind immer dabei.

Wie gefällt es Ihnen und Ihrer Familie denn bisher in Hamburg?

In Peru ist es nicht so kalt, aber Hamburg ist trotzdem schön. Als Marinemann gefällt mir am besten der Hafen. Dort gehen wir als Familie gerne spazieren. Die Führungsakademie hatte uns bei der Suche nach einer Unterkunft geholfen. Mein Sohn geht in die Kita auf dem Gelände der FüAkBw und meine Tochter ist noch zu klein und bleibt daher bei meiner Frau zu Hause.

Die internationalen Lehrgangsteilnehmenden werden während ihres Aufenthalts von Paten unterstützt. Sie auch?

Ja, mein Pate ist in der Wirtschaft tätig und Fregattenkapitän der Reserve. Aufgrund der Pandemie konnte ich ihn bislang nur einmal treffen, aber wir wollen uns bald wiedersehen. Darauf freuen wir uns schon sehr.

von Josefine Neuschäffer  E-Mail schreiben

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