Riesige Bereicherung für beide Seiten
Riesige Bereicherung für beide Seiten
- Datum:
- Ort:
- Hamburg
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die eine Familie lebt in Hamburg und die andere Familie stammt aus Mexiko – trotz verschiedener Nationen, Kulturen und Sprachen verstehen sie sich blendend, lernen viel voneinander und haben dazu noch jede Menge Spaß dabei. Das ist das Patenschaftsprogramm des Lehrganges Generalstabs-/Admiralstabsdienst International, kurz LGAI.
„Es ist wie im richtigen Leben. Man merkt innerhalb von zehn bis 30 Sekunden, ob es passt oder nicht“, und laut Thimo Hopp habe es sofort gepasst zwischen Familie Patiño aus Mexiko und Familie Hopp aus Hamburg. Sie haben sich im Januar beim offiziellen Patenschaftsabend an der Führungsakademie der Bundeswehr erstmals kennengelernt und es habe von Beginn an keinerlei Berührungsängste gegeben.
Patenschaft „geerbt“
Familie Hopp nimmt seit acht Jahren an dem Patenschaftsprogramm teil. Das bedeutet, dass sie jedes Jahr einen anderen internationalen Stabsoffizier samt Familie betreuen und ihm das Land, die Kultur und die Menschen Deutschlands näherbringen. Sie haben die Patenschaften von Carolines Eltern „geerbt“. Sie sei als Jugendliche damit aufgewachsen, dass regelmäßig Offiziere und Familien aus Nepal, Afrika und der ganzen Welt zu Besuch waren. „Sie haben alles bei uns mitgemacht. Das war damals schon eine tolle Erfahrung“, berichtet die Ur-Blankeneserin in vierter Generation. Als ihre Eltern die Patenschaften altersbedingt aufgaben, entschieden sich Caroline und ihr Ehemann Thimo das Programm zu übernehmen. Und heute wachsen ihre Söhne, Timm-Sören und Tomm-Ole, mit den Patenschaften auf.
Deutsch-Spanische Kommunikation
Familie Hopp hat inzwischen schon viele internationale Familien kennengelernt und sich direkt in die Mentalität ihrer Paten verliebt: „Mexiko ist so lebensbejahend“. Dazu kommt, dass Caroline viele Jahre beruflich mit Kolumbien, Peru und Ecuador zu tun hatte, seit über 35 Jahren Spanisch spricht und es durch den regelmäßigen Gebrauch mit ihren Paten nicht verlernt - auch für Familie Patiño aus Mexiko von Vorteil. „Meine Frau besucht einen Deutschkurs. Ihr Deutsch reicht zum Verstehen und Einkaufen. Meine Patin kann zum Glück Spanisch. Sie können miteinander sprechen und haben eine gute Beziehung“, findet Oberstleutnant Pedro Yahir Patiño Coyote.
Deutschland und andere Nationen im LGAI
Der mexikanische Teilnehmer des Generalstabs-/Admiralstabslehrgang International, kurz LGAI, hat ein Jahr vor Lehrgangsbeginn Deutsch gelernt. Weil der Lehrgang ausschließlich in deutscher Sprache stattfindet, bekommen alle Teilnehmenden beim Bundessprachenamt in Hürth Deutschunterricht. Auch dabei wurde Pedro Patiño von deutschen Paten betreut, die ihn in seiner ersten Zeit in Deutschland begleitet und beim Deutsch lernen unterstützt haben. In Mexiko gibt es ein Angebot für internationale Ausbildung und Patiño hat sich dabei für Deutschland und Europa entschieden, da er in der Schule und in der Militärakademie schon viel über Deutschland gelernt hatte. „Super gefällt mir der LGAI. Ich bin froh, neben Deutschland auch die anderen Nationen und die anderen Streitkräfte kennenzulernen“, berichtet Patiño.
Keine Arbeit, sondern eine Bereicherung
Der mexikanische Stabsoffizier wollte seiner Familie die Gelegenheit, im Ausland zu leben, nicht entgehen lassen: „In Mexiko wird der 15. Geburtstag mit einer riesigen Party gefeiert oder eine Reise nach Europa geschenkt. Das zeigt den Wert dieser Erfahrung sehr deutlich. Außerdem wird mein Sohn bald 15.” Familie Patiño sei glücklich in Deutschland. Ihnen gefalle das Gefühl der Sicherheit, die Ordnung, der öffentliche Nahverkehr und die Treffen mit ihrer Patenfamilie. Gemeinsam unternehmen die beiden Familien Bootsausflüge, kochen zusammen, tanzen, singen Karaoke oder erkunden Blankenese. „Für uns ist das keine Arbeit. Es ist eine riesige Bereicherung“, berichtet Caroline Hopp.
Dia de los muertos
Aufgrund ihrer mehrfachen Bekanntschaften mit ausländischen, insbesondere mexikanischen Familien, kennt Familie Hopp den „Dia de los muertos“, eine traditionelles, mexikanisches „Totenfest“ am 31. Oktober. Für Caroline Hopp sei es eine tolle Erfahrung, die Verstorbenen bunt und feierlich zu würdigen. Mittlerweile hätten sie diese Tradition übernommen. „Ich finde es gut mit anderen Kulturen zu tun haben, sie kennenzulernen und finde den Dia de los muertos sogar besser als Halloween“, so der 19-jährige Timm-Sören Hopp. Schon jetzt ist klar: im Herbst werden die beiden Familien das mexikanische Fest gemeinsam zelebrieren, bevor es Ende 2022 für Familie Patiño wieder in die Heimat geht.