Pensionär und Reservistendienstleistender in Einem
Pensionär und Reservistendienstleistender in Einem
- Datum:
- Ort:
- Hamburg
- Lesedauer:
- 4 MIN
Sie kann als Stützpfeiler der Bundeswehr angesehen werden – die Reserve. Denn sie hilft der aktiven Truppe, ihre Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehören die Landes- und Bündnisverteidigung, der Heimatschutz und das internationale Krisenmanagement. Auch bei der Führungsakademie der Bundeswehr sind Reservistinnen und Reservisten eingesetzt. In welchen Bereichen die Reservistendienstleistenden an der höchsten militärischen Ausbildungsstätte in Deutschland arbeiten, mit welchen Herausforderungen sie sich tagtäglich auseinandersetzen und wie ihr Leben außerhalb der Bundeswehr aussieht, darüber berichten sie in unserer Serie: So auch Stabsfeldwebel Volkmar Peschmann vom Dezernat S6, dem ITInformationstechnik-Bereich der Akademie.
„Egal was du tust, du musst eine abgeschlossene Berufsausbildung haben.“ Es ist genau dieser Satz seiner Mutter, an den sich Stabsfeldwebel Volkmar Peschmann bis heute erinnert und der sein Leben in eine Bahn gelenkt hat, die er womöglich von allein nicht eingeschlagen hätte. Denn nach der Fachschule für Elektrotechnik suchte Peschmann nach einer Lehre in genau diesem Bereich. Doch ohne Erfolg. Seine Mutter besaß zur damaligen Zeit eine Gaststätte und musste des Öfteren Unterlagen beim Gaststättenverband abgeben. So auch an diesem einen Tag, als sie ihm plötzlich eine Lehrstelle in einem Hotel in Bremen organisierte. „Ich wusste noch nicht mal, was das für eine Lehrstelle war“, sagt Peschmann und schmunzelt. Beim Vorstellungsgespräch wurde das Geheimnis zum ersten Mal gelüftet. Es ging um eine Ausbildung als Restaurantfachmann. Sein Blick verriet seinem Gegenüber, dass er sich darunter nicht viel vorstellen konnte. „Man erklärte mir dann, dass bedeute so viel wie Kellner.“ In diesem Moment schossen ihm viele Sachen durch den Kopf: „Ich und Kellner? Das kann nicht wahr sein.“ Schließlich habe das so gar nichts mit seinem eigentlichen Berufswunsch zu tun. Ein paar Jahre später denkt Volkmar Peschmann anders darüber: „Es war eine tolle Lehre. Jedoch habe ich dort gemerkt, dass ich nie arbeiten möchte, wenn alle freihaben.“ Durch die abgeschlossene Ausbildung stand es ihm offen, Unteroffizier zu werden. Er kam zur Bundeswehr und schlug die Feldwebellaufbahn ein. „Im Jahr 1986 lernte ich meine Frau kennen. Von da an war mir klar, dass ich mich entscheiden muss, was ich mit meinem Leben machen will. Ich habe dann beschlossen, einen Antrag auf Berufssoldat zu stellen“, sagt der heute 59-Jährige. Sein Antrag wurde genehmigt. „Für mich stand somit fest, dass ich mein Leben lang Soldat sein werde.“
Ein paar Minuten Richtschütze
Wenn er an seine Dienstzeit zurückdenkt, fallen ihm einige Kuriositäten ein. So sollte er ursprünglich seine Grundausbildung in Munster durchlaufen. „Ich sollte Richtschütze im Kampfpanzer Leopard 2 werden. Am nächsten Morgen hieß es dann: ‚Schütze Peschmann ins Geschäftszimmer, Sie werden nach Buxtehude zu den Fernmeldern versetzt‘.“ Etwas irritiert, machte er sich auf den Weg nach Buxtehude. „Es war ein kleiner Standort mit etwa 1.000 Soldaten. Man musste aus Buxtehude nicht raus, man hatte dort alles.“ Auch der damalige Personaler habe ihm gesagt, er könne dort alt werden und alle Dienstgrade durchlaufen. Die Vorstellung gefiel Stabsfeldwebel Peschmann. Schließlich kam seine Frau aus der Gegend. Doch dann wurde der Standort im Jahr 1993 aufgelöst. Es folgten Stationen in Neumünster als Spieß oder auch an der Außenalster als Fernmelder. „Da war ich zuständig für die Abrechnung der Telefonanlagen aller Kasernen im Umkreis.“
Bisher rund 1.200 Tage als Reservistendienstleistender absolviert
Im Jahr 2001 kam er an die Führungsakademie der Bundeswehr. Sein neues Aufgabengebiet befand sich in der S6-Abteilung, also in der „Computer-Abteilung“ der Akademie. Er vergab verschiedene ITInformationstechnik-Rechte an Soldaten und Arbeitnehmer. Zudem war er ein Ansprechpartner, wenn es an der einen oder anderen Stelle mal hakte. Im Alter von 54 Jahren verabschiedete sich Stabsfeldwebel Peschmann in den Ruhestand. Zwei Monate blieb er zu Hause, dann merkte er, dass er mit der Situation unzufrieden war. „Es gibt so viele Dinge, die ich unendlich gerne tue und die haben auch mit meiner Arbeit zu tun“, sagt Stabsfeldwebel Peschmann. Er beschloss, sich als Reservist an der Führungsakademie der Bundeswehr weiterhin einzubringen. Rund 1.200 Tage als Reservistendienstleistender hat er seither, auch in seiner Funktion als Informationsmanager, absolviert. Jeder, der irgendwelche technische Anliegen hat, schickt diese an das E-Mail-Postfach der Abteilung. Stabsfeldwebel Peschmann sichtet, verteilt und bearbeitet die vielfältigen Aufträge. Mal geht es um einen Zugriff auf ein bestimmtes Laufwerk, mal um die technische Unterstützung der Abteilung bei einer Veranstaltung oder um Probleme mit dem E-Mail-Postfach. „Mein großer Trumpf ist, dass ich weiß, wer in der S6-Abteilung wofür zuständig ist und helfen kann“, sagt er. Zudem kümmert er sich um die ITInformationstechnik-Basisausbildung, die jeder Soldat und Arbeitnehmer absolvieren muss, der an der Führungsakademie tätig sein möchte. So erklärt er den Teilnehmenden beispielsweise wie E-Mails klassifiziert werden müssen, wenn diese vertrauliche Informationen enthalten oder was beim Umgang mit Datenträgern wie USB-Sticks beachtet werden sollte. Auch der Einsatz von privaten Tablets oder Smartphones bei dienstlichen Belangen wird erläutert.
Die Arbeit an der höchsten militärischen Ausbildungsstätte in Deutschland macht Stabsfeldwebel Peschmann Spaß. „Es ist eine interessante Einrichtung mit tollen Menschen, ich bin gerne hier. Ich möchte noch gefordert werden. Es ist schön, wenn man das Gefühl hat, gebraucht zu werden“, sagt er und ergänzt: „Solange das so ist und die Bundeswehr sagt, sie kann mich noch gebrauchen, werde ich mich als Reservistendienstleistender einbringen.“