Mit „Power Tools“ für die Zeitenwende gerüstet
Mit „Power Tools“ für die Zeitenwende gerüstet
- Datum:
- Ort:
- Hamburg
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Ihren Werkzeugkoffer haben die Teilnehmenden des Lehrgangs Generalstabs-/Admiralstabsdienst National 2021 gut gefüllt. Jetzt können sie, wie der Generalinspekteur, General Carsten Breuer, sagt: „mitmischen, sich auswirken und sich einbringen.“ Denn nun liegt es an den Absolventen der Führungsakademie der Bundeswehr, „die Zeitenwende mitzugestalten.“
Es ist die „höchstwertige Ausbildung für künftige Spitzenkräfte der Bundeswehr“ und einer der „prägendsten Abschnitte Ihrer militärischen und zivilen Laufbahn“ – so der Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Flottillenadmiral Ralf Kuchler, als er die Teilnehmenden des Lehrgangs Generalstabs-/Admiralstabsdienst National (LGANLehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National) 2021 im Manfred-Wörner-Zentrum verabschiedet. Zahlreiche Übungen, Vorträge und Reisen liegen hinter den Soldatinnen und Soldaten. Nach dem Lehrgangsleiter Oberst i. G. Dirk S. wurde in dieser Zeit nicht nur ein „Vielflieger-, sondern auch ein Vielbusfahrerstatus“ erworben.
Es war ein „Lehrgang in bewegten Zeiten“ – unter anderem war die Corona-Pandemie in vollem Gange, die Ära Merkel endete und Russland führte und führt bis heute Krieg gegen die Ukraine. „Die Welt ist und bleibt unglaublich dynamisch mit Bedrohungen aus den unterschiedlichen Richtungen. Streitkräfte waren und sind dabei immer wieder ein Instrument, um diesem adäquat zu begegnen. Der Lehrgang Generalstabs-/Admiralstabsdienst National sollte einen Beitrag dazu leisten, Sie auf diese Unwägbarkeiten und Herausforderungen besser vorzubereiten“, so der Lehrgangsleiter.
Zwei Standbeine
Die Offiziere eigneten sich laut dem Kommandeur der Führungsakademie Fachwissen an und entwickelten ein „Systemverständnis der Bundeswehr als Ganzes und als ein Baustein in der gesamtstaatlichen Risikovorsorge.“ Zudem knüpften sie ein Netzwerk, das sie auch nach ihrer Zeit an der höchsten militärischen Ausbildungsstätte der Bundeswehr tragen wird. Die Kameradschaft ist das eine Standbein, das zweite die Familie und Freunde. Letzteres sei „der Kern unseres Berufsverständnisses“, so Flottillenadmiral Ralf Kuchler: „Denn es geht in unserem Treueeid letztlich um unserer aller Familien, die wir zu schützen angetreten sind, ohne die wir auf Dauer aber nicht treu dienen könnten.“
Jetzt heißt es Verantwortung übernehmen: „Krieg ist kein abstraktes Konstrukt mehr, das lediglich als Schablone für Planübungen und akademische Debatten dient. Krieg ist in Europa Realität. Brutale Realität. Unsere Realität“, so der Kommandeur weiter. Und so appelliert er an die Absolventinnen und Absolventen: „Stellen Sie sich vor ihre Männer und Frauen, formulieren Sie Ihren Anspruch und Ihre Ziele transparent und vor allem eindeutig, treffen Sie klare Entscheidungen. Gehen Sie mit Vorbild voran. Denken Sie die Ihnen gestellten Fragen und Aufträge stets vom scharfen Ende unseres Berufes her. Was diesem Maßstab nicht genügt, ist heute im Zweifel nachrangig.“
Eine gute Führungskraft zeichne sich jedoch auch dadurch aus, dass sie selbst nicht nur „macht“, sondern auch ihr Team „machen“ lässt. „Vertrauen Sie Ihrem Team.“ Gerade „Delegieren können“ und „Fehler zulassen“ sind zwei Faktoren, die entscheidend sind, um agil und motiviert zu sein und zu bleiben.
Wertvolles Netzwerk
„Konservative Denkstrukturen“ haben kein Platz, wenn es darum geht, „innovative Ansätze“ zu entwickeln. Sie müssen durchgesetzt werden, auch „mit vermeintlich unzureichenden Mitteln.“ Und deshalb: „Wer als Vorgesetzter gewinnen können will, der muss führen können und wollen, der muss entscheiden können und wollen“, sagt Flottillenadmiral Kuchler. Die „Power Tools“ liegen dafür bereits in der Werkzeugkiste – so der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Carsten Breuer. Konkret geht es darum, „Dinge im Gesamtzusammenhang zu sehen – einordnen zu können. Eine Sprache zu sprechen. Die gleichen Methoden anzuwenden.“
Er selbst erinnere sich gern an die Zeit, als er vor 24 Jahren an der Stelle der Absolventinnen und Absolventen stand. Immer wieder betonte er, wie wertvoll das gewonnene Netzwerk ist – nicht nur mit den nationalen, sondern auch den internationalen Teilnehmenden. „Sie werden sich brauchen“, so General Breuer.
Dann appellierte auch er an die Soldatinnen und Soldaten: „Haben Sie bitte immer, immer, immer das scharfe Ende unseres Berufes vor Augen. Immer.“ Es ginge nicht um Vorlagen, Konzepte oder Zuständigkeiten, sondern darum, „Krieg führen zu können – wir müssen kriegstüchtig sein.“ Er selbst habe die Menschen in der Ukraine gesehen. Hass, Verzweiflung, Unterdrückung. „Sie, wie Sie heute vor mir sitzen, stehen für den Erhalt von Sicherheit und Freiheit. Sie sichern Deutschland; Sie sichern die Art, wie wir leben wollen.“
Ein gemeinsamer Weg
Bereits 2024 möchte er „im Schulterschluss mit Litauen und weiteren Partnern sichtbare Umsetzungsschritte gehen.“ Doch dieser Weg kann nur gemeinsam gegangen werden: „Ein Weg, auf dem wir viel Neues sehen werden. Ein Weg, der nicht immer nur geradeaus gehen wird. Ein Weg, bei dem ich erwarte, dass Sie alle konsequent, überzeugt und beherzt mitgehen. Dass Sie vorangehen. Sie, wir, müssen Zeitenwende internalisieren, begreifen und wir müssen sie vorleben.“
Und so lädt er die Absolventinnen und Absolventen ein, mit ihm in die „Arena“ zu kommen. Ganz egal ob die Soldatinnen und Soldaten nun ins Ministerium, in multinationalen und nationalen Stäben, in den Kommandos der militärischen Organisationsbereiche, in einer Division, auf Schiffen oder Führungsverantwortung im Stab oder in einer Brigade übernehmen. „Sehen Sie nach vorn – Denken Sie nach vorn und Führen Sie von vorn! Ich freue mich und bin stolz darauf, dass ich mich auf Sie verlassen kann.“