Mein kleiner Vortrag kommt in die große Welt
Mein kleiner Vortrag kommt in die große Welt
- Datum:
- Ort:
- Hamburg
- Lesedauer:
- 3 MIN
Benjamin T. kommt aus Singapur und besucht den Lehrgang für Generalstabs-/Admiralstabsdienst International (LGAI) an der Führungsakademie der Bundeswehr. Er berichtet über verschiedene Erfahrungen, die er in Deutschland gemacht hat und darüber, was Deutschland und Singapur vereint.
Ich bin vor allem hier auf dem LGAI, damit ich eine Ausbildung für zukünftige Tätigkeiten auf den höheren Kommandoebenen des Militärs erleben kann: auf Brigade- und Divisionsebene. Lernen möchte ich vor allem durch die ganz unterschiedlichen Herangehensweisen und Blickrichtungen der zahlreichen Länder, denen ich hier begegne. Viele singapurische Offiziere werden an einer einzigen Akademie in meinem Heimatland ausgebildet. Hier in Deutschland ist alles anders: Ich darf andere Nationen, andere Denkweisen, andere Perspektiven kennenlernen.
Internationale Beziehungen stärken
Natürlich wollen wir auch die Beziehungen zwischen Singapur und anderen Ländern stärken; das heißt nicht nur mit Europa, sondern eben auch mit anderen Regionen der Welt. Erfahrungen möchte ich sammeln, Vertrauen schaffen und Beziehungen bilden. So, dass ich zurück nach Hause komme und diese wertvollen Erfahrungen dort einbringen kann.
So kann ich auf die Frage: „Was machst Du hier gerade?“ antworten: Ich hatte eben die Ehre, über das Thema „Resilienz – Ein Blick aus Singapur“ als „LGAI-Expert“ vorzutragen. Mir ist dabei besonders wichtig, dass es eben nur ein Blick von vielen auf dieses Thema ist.
Singapur, eine junge Nation
Ich bin natürlich stolz, was unser kleines Land in den 57 Jahren seiner Unabhängigkeit schon geleistet hat. Seit Anfang Februar habe ich mich auf meinen Vortrag vorbereitet und so intensiv mit dem Thema beschäftigt. Insbesondere die Zeit in der Corona-bedingten Quarantäne habe ich (hoffentlich!) gut genutzt. Der Vortrag sollte nicht nur zeigen, was Singapur geschafft hat – sondern vor allem anschließend zu Fragen ermuntern, also eine Diskussion ermöglichen.
So können wir die Sicht der anderen kennenlernen, was sehr wichtig ist; denn Resilienz ist ganz sicherlich ein weltweites Thema. Schon während meiner Recherche habe ich sehr viel gelernt von anderen Ländern: wie etwa Südkorea und dem Senegal.
Frage und Antwort stehen
Der Vortrag war insgesamt nicht so schwierig; aber der Teil „Questions and Answers“ war dann doch eine ziemliche Herausforderung, wenn ich eben nicht so viel Zeit habe, mir eine überzeugende Antwort zu überlegen. Da bin ich auch ein bisschen aufgeregt: eine gute Selbstvertrauensübung!
Und das geht ja allen während des Lehrganges so. Mein Vortrag findet mitten in der Planübung während der Taktikphase des Lehrganges statt, bei der ich als Chef des Stabes eingesetzt bin. Die verschiedenen Zellen des Stabes zu führen: dafür hat mir dieser Vortrag auch sehr geholfen.
Ich habe viele tolle Reaktionen danach erfahren. Ich bin glücklich, das zu erleben. Einige wollten sogar meine Präsentation haben, um sie in ihre Länder zu senden. So kommt mein kleiner Vortrag vielleicht in die große Welt und ich habe das Gefühl, dass ich etwas Konkretes zu den Lehrgangsinhalten beigetragen konnte.
Über Videokonferenz waren sogar die Akademieführung, Generalmajor Oliver Kohl und Flottillenadmiral Christian Bock, dabei. Das war schon etwas Besonders: also auch für die Generalsebene präsentieren zu dürfen.
Ein großer Dank
Ich möchte aber die Gelegenheit nutzen, da ich sehr religiös bin, zu danken. Insbesondere meiner Frau gilt ein Dank für die Unterstützung in dieser Zeit.
Keine leichte Aufgabe: in einem fremden Land alleine die Kinder zu behüten und zu versorgen – und mir gleichzeitig den Rücken zu stärken. Auch die deutschen Mentoren haben mir durch zahlreiche Gespräche über das Thema Resilienz geholfen, den Blickpunkt des Vortrages nochmal auszurichten und letztlich wirklich den Kern zu treffen. Danke dafür!
Ein historischer Raum
Abschließend möchte ich erwähnen, dass ich im Moltke-Saal vortragen durfte. Dies ist ein wirklich historischer Raum, der viele Geschichten erzählt. Das erscheint vordergründig erstmal wie ein Gegensatz: ein so junges Land wie Singapur und ein so alter geschichtsträchtiger Saal.
Aber gerade deshalb ist es kein Gegensatz. Ich kann mit Stolz sagen, dass es für mich ausgesprochen bereichernd war, in einer so weitreichenden Geschichte, wie sie der Moltke-Saal erzählt, einen kleinen Fingerabdruck zu hinterlassen…