Lebenslanges Lernen auf dem „Campus Führungsakademie“

Lebenslanges Lernen auf dem „Campus Führungsakademie“

Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
4 MIN

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Viel wurde beim zweiten Innovationslabor über das lebenslange Lernen gesprochen. Doch gibt es das wirklich? Oder ist es eher eine Wunschvorstellung? Darüber diskutierten die Teilnehmenden sowohl on- als auch offline. Schließlich ist es ein beherrschendes Thema, nicht nur an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg.

Auf dem Foto ist eine Power-Point-Folie abgebildet

Die Zukunft gehört den Neugierigen“ – Mit diesen Worten lockt die Projektgruppe Organisation die Teilnehmenden in ihren Workshop

Führungsakademie der Bundeswehr/Lene Bartel

Auch in der Wirtschaft spielt dieses Thema eine entscheidende Rolle, wie Jens Wagner, Senior Vice President Human Resources bei Robert Bosch, berichtet. Durch die Digitalisierung haben sich auch die Anforderungen an die Führungskräfte verändert. Diese sind nicht nur Lernende, sondern auch Lehrende zugleich. Das wiederum verlangt dem Personal weitere Kompetenzen ab. Zudem rücke das Arbeiten in Teams in den Vordergrund. Lernen sei nicht nur etwas, was zu einem bestimmten Zeitpunkt ganz bewusst getan werde, es wäre in den Arbeitsalltag integriert.

Für den Abteilungsleiter Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, Generalleutnant Kai Ronald Rohrschneider, ist lebenslanges Lernen „eine Binse“. „Jeder Mensch lernt sein Leben lang“, sagt er. Die Frage ist eher, wie damit umgegangen wird. Für ihn ist die Bundeswehr eine Organisation, die sich ganz wesentlich mit Ausbildung beschäftigt.

Die Herausforderung in den Streitkräften ist, dass sich das Format ändern sollte“, so Generalleutnant Rohrschneider weiter. Lernende haben unterschiedliche Bedürfnisse. Das sei vor allem aufgrund des Alters gegeben. „Lehrgänge, die in meinem späteren Leben erfolgt sind, waren eigentlich die, die mir mehr geholfen haben, weil ich selber zu den Lehrgängen beigetragen habe.“ Genau das sei für ihn auch der entscheidende Punkt beim lebenslangen Lernen. Er plädiert dafür, die verschiedenen Lehrgänge methodisch und didaktisch dem Alter anzupassen.

Auf einem Monitor sehen die anwesenden Teilnehmenden die Onlinezuschauer des zweiten Innovationslabors

Beim zweiten Innovationslabor wurde sowohl offline als auch online diskutiert

Führungsakademie der Bundeswehr/Lene Bartel

Räume für Reflexion

Doch wie können Menschen zum Lernen motiviert werden? Derzeit, sagt Generalleutnant Rohrschneider, wird primär hierarchisch gelernt. Die Vorgesetzten werden motiviert, ihre Erfahrungen weiterzugeben. Das sei jedoch ein „unbefriedigendes Modell“. Es müssen vielmehr Räume geschaffen werden, in denen Wissen reflektiert und weitergegeben werden kann.

„Je älter man wird, umso kürzer werden die Lehrgänge“, sagt Rohrschneider und ergänzt: „Ich bezweifle es, dass es die richtige Art und Weise ist.“ So könnten beispielsweise auch Oberste vor dem Übergang in die Generalslaufbahn, ein Jahr lang den Lehrgang für Generalstabsdienst besuchen. Schließlich könnten so positive Synergien mit den jungen Stabsoffizieren geschaffen werden.

Professor Dr. Jürgen Abendschein, Präsident der Steinbeis-Hochschule Berlin, spricht sich für verpflichtende Weiterbildungen aus. Diese könnten wiederum in die Bewertung einfließen. „Sie werden mit gängigen Arbeitsmethoden heute keinen Blumentopf gewinnen, wenn Sie sich nicht umstellen“, bringt sich Jens Wagner ein. Denn allein durch die neuen Kundenanforderungen bedinge es sich heutzutage, agil zu sein. Die Schlagworte in diesem Zusammenhang sind eigenverantwortliches und vertrauensbasiertes Arbeiten. Das vorherrschende Bild des Lernenden müsse neu gedacht werden.

„Wenn ich lerne, erweitere ich meinen Zeichensatz“, meldet sich der Projektgruppenleiter Kultur, Jörn Thießen, zu Wort. Doch wie berufsbezogen muss das Lernen sein? Schließlich könne ein Soldat eine Sprache erlernen, die er für sich, aber nicht zwingend für einen Einsatz benötige. „Weiterbildungen können für einen Soldatenberuf nicht breit genug sein“, bestätigt ihn Generalleutnant Rohrschneider.

Eine Power-Point-Folie mit dem Wort Führungsakademie ist zu sehen. Aus jedem Buchstaben wurde ein neues Wort generiert

Wofür steht das Wort Führungsakademie? Darüber machten sich Lehrgangsteilnehmende vor dem Innovationslabor Gedanken

Führungsakademie der Bundeswehr/Lene Bartel

Selbst ist die Führungsakademie!

Bevor sich das zweite Innovationslabor dem Ende zuneigte, galt es jedoch noch zwei weitere Fragen zu klären: Was nehmen die Projektgruppen von der Veranstaltung mit? Und welchen Weg schlägt die Führungsakademie ein? Bei der Abschlussdiskussion wurde eines deutlich: „Wir sind eine Lerngemeinschaft, auf einem Campus mit einem wichtigen gemeinsamen Raumkonzept von Begegnungen. Und dieses Raumkonzept von Begegnungen sowohl körperlicher, digitaler und intellektueller Art ist getragen von dem Willen gemeinsam unseren Auftrag zu erfüllen. Das zu spüren auf dem Campus Führungsakademie, dafür habe ich große Ermutigung erfahren“, sagt Jörn Thießen.

Auch die anderen Projektgruppenleiter zeigten sich durch die Veranstaltung bestätigt. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Kapitän zur See Christoph Beer. Nun sei es an der Zeit, die Ideen real werden zu lassen, stimmt auch Oberfeldarzt Sascha Glistau zu. „Wir stoßen hier Dinge an, die wir an der Akademie selber machen können, wo wir auch selbst verantwortlich sind. Aber mir ist klargeworden, dass viele Dinge außerhalb unserer Akademie liegen und eigentlich im System Bundeswehr verhaftet sind“, findet Oberst i.G. Hubertus Flämig.

Die Teilnehmenden vor Ort sitzen in einem großen Raum mit viel Abstand an ihren Tischen.

Die Teilnehmenden verfolgen die Podiumsdiskussion des zweiten Innovationslabors

Führungsakademie der Bundeswehr/Lene Bartel

Genug reflektiert – jetzt folgen Entscheidungen und Taten

Dem Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Generalmajor Oliver Kohl, hat die Veranstaltung eines verdeutlicht: Es wurde schon viel erreicht. „Wir bauen schon. Allerdings habe ich auch neue inspirierende Ideen bekommen, die wir weiterverfolgen können.“ Für ihn müsse Kultur gelebt werden. Jeder brauche Weiterbildungen. „Auch ein General“, sagt Generalmajor Kohl. Denn: „Wenn jeder in seinem Bereich etwas besser wird, dann hätten wir schon viel erreicht.“
Als sehr gewinnbringend empfand auch der Direktor Ausbildung an der Führungsakademie der Bundeswehr, Brigadegeneral Holger Neumann, das zweite Innovationslabor. „Wenn ich das Erlebte in den vergangenen Monaten und Wochen, auch hier in den zwei Tagen, zusammenfassen möchte, dann ist es für mich das Leitbild ,Campus Führungsakademie‘.“

Am Ende des zweiten Innovationslabors geht es nun in die Phasen des Auswählens und Umsetzens. „Reflektiert haben wir jetzt. Das ist zu Ende. Weitestgehend zumindest. Jetzt wird votiert. In den nächsten Wochen wird entschieden und implementiert. So einfach ist das“, sagt Generalmajor Oliver Kohl und plädiert dafür, „daraus kein Waffensystem zu machen.“ Es werde Ergebnisse geben, versichert er. Eines steht für ihn auf dem Weg zur digitalen Ausbildungsakademie fest:

„Jeden Tag können wir besser werden, indem wir lebenslanges Lernen leben.“

von Sophie Düsing  E-Mail schreiben

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