Kriegsgräberfürsorge – Geschichte bewahren und gedenken
Kriegsgräberfürsorge – Geschichte bewahren und gedenken
- Datum:
- Ort:
- Niederlande
- Lesedauer:
- 2 MIN
Raus aus dem Alltag und rein in die Geschichte hieß es für Leutnant Victoria Keller von der Führungsakademie der Bundeswehr. Beim Rasenmähen und Kreuze austauschen lernte die Helferin neue Aspekte der Grabpflege kennen. Der Arbeitseinsatz regte zum Nachdenken an und zeigte ihr warum es wichtig ist, solche Orte zu pflegen und zu erhalten.
„Kriegsgräberfürsorge in Ysselsteyn, bist du dabei?“ Über die Antwort auf die Frage meines Kompaniefeldwebels William musste ich nicht wirklich nachdenken: Na klar! Durch Haustürsammlungen hatte ich schon Berührungspunkte mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, aber nie so wirklich „aktiv“.
Für viele war es der erste Arbeitseinsatz in Ysselsteyn und so fand am ersten Tag eine kurze Führung statt. Beeindruckend und erschreckend zugleich. In Ysselsteyn gibt es knapp 32.000 Gräber, steht man in der Mitte des Friedhofs am großen Kreuz und dreht sich einmal wird einem das Ausmaß wirklich bewusst. Es ist trotzdem kaum vorstellbar wie viele Menschen das waren.
Ran an die Arbeit
Der zweite Tag begann mit Verteilung der zu erledigenden Aufgaben für die nächsten Tage und der Eindruck, dass es viel zu tun gibt, verstärkte sich. Wir wurden in kleine Gruppen eingeteilt und erhielten unsere Aufträge: Rasen mähen, mit Freischneidern das Gras an den Kreuzen kürzen, beschädigte Kreuze austauschen, Unkraut in den Beeten jäten und die Kreuze mit einer Lauge einsprühen.
Warum Lauge auf Kreuze sprühen?
Die Lauge bekämpft Moos und Flechten, die sich aufgrund der Feuchtigkeit auf den Steinen bildet. Den Effekt sieht man nicht sofort, aber nach einigen Tagen fällt der Unterschied an den Kreuzen sofort auf. Mit einem kleinen Traktor ging es die nächsten Tage für eine Kameradin und mich durch die Reihen: Kreuz für Kreuz wurde eingesprüht. Dabei ist es immer erschreckend zu lesen, wie jung der Großteil der Gefallenen war. Die meiste Zeit nahmen Aufgaben in Anspruch, die im gärtnerischen Bereich lagen. Doch genauso wichtig ist das Austauschen von beschädigten Kreuzen beziehungsweise das Setzen von neuen. Hier ist sorgfältige Arbeit gefordert, da die Kreuze genauestens ausgerichtet und fest eingegraben werden müssen.
Die zwei Wochen vergingen schneller als ursprünglich gedacht. Der Berg von Aufträgen sah am Anfang riesig aus, doch umso stolzer konnten wir sein, als es am Ende lobende Worte von dem Gärtner gab. Zusätzlich zu dem Lob konnten wir auch deutlich die gemachten Fortschritte der vergangenen zwei Wochen sehen.
Mein Rückblick
Unabhängig vom erhaltenen Lob war es für mich eine sehr wertvolle Erfahrung. Durch die Pflege solcher Stätten ermöglicht man den Angehörigen einen Platz zum Trauern, gleichzeitig bewahrt man die Geschichte in den Köpfen der Menschen. Auch nach 14 Tagen ist das bedrückende Gefühl vom Anfang nicht ganz verschwunden. Tiefsten Dank an den Kompaniefeldwebel der Führungsakademie der Bundeswehr, der sich ehrenamtlich hierfür so stark engagiert!