Kontakte sind wichtig – für das Leben und die Welt

Kontakte sind wichtig – für das Leben und die Welt

Datum:
Ort:
Hamburg
Lesedauer:
3 MIN

Zehn Monate lang war die Clausewitz Kaserne in Hamburg sein zu Hause, nun heißt es in wenigen Tagen Abschied nehmen: Oberstleutnant Yaovi Edgard Constant Aihou blickt auf seine Zeit an der Führungsakademie der Bundeswehr zurück. Der Soldat aus dem westafrikanischen Benin hat an dem Lehrgang Generalstabs- und Admiralstabsdienst International, kurz LGAI, teilgenommen. Nun wurden die Stabsoffiziere aus Nicht-NATO-Mitgliedsstaaten feierlich verabschiedet. Doch wie hat es Oberstleutnant Aihou an der höchsten militärischen Ausbildungsstätte in Deutschland gefallen?

Porträt internationaler Lehrgangsteinehmende OTL Aihou

Oberstleutnant Yaovi Edgard Constant Aihou blickt auf seine Zeit als Lehrgangsteilnehmer an der Führungsakademie der Bundeswehr zurück

Führungsakademie der Bundeswehr/Katharina Roggmann

In diesem Lehrgang profitieren wir davon, dass wir aus verschiedenen Ländern kommen. Jeder bringt seine Erfahrung ein und wir lernen voneinander, wie der andere arbeitet und wie er mit einem Thema in seinem Land umgeht. Das hat mir gut gefallen“, sagt Oberstleutnant Aihou und lächelt. Neben der europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik beschäftigen sich die Lehrgangsteilnehmenden in den Seminaren unter anderem mit den Strukturen und Arbeitsweisen der Europäischen Union und dem Konzept der Inneren Führung. Sie erweitern ihre Kenntnisse über Deutschland in den Bereichen Politik, Kultur, Geschichte und Wirtschaft. Zudem tauschen sie sich bei „Regionalen Informationstagen“ über die Besonderheiten in ihren Ländern aus. Wie sind die Streitkräfte aufgebaut? Welche geschichtlichen Ereignisse waren prägend? Und wie sind sie wirtschaftlich aufgestellt? Das sind nur einige Themen, mit denen sich die Teilnehmenden auseinandersetzen.

Zum zweiten Mal in Deutschland

„Jede Veranstaltung war besonders. Es war immer ein sehr interessanter und kultureller Austausch“, sagt der Stabsoffizier aus Benin. Auch wenn es manchmal nicht so einfach war, die richtigen Worte zu finden. Schließlich wird im Lehrgang Deutsch gesprochen. Doch das stellt für Oberstleutnant Aihou kein großes Problem dar. Denn im Jahr 1999 kam er schon einmal nach Deutschland – damals als Offizieranwärter. Er ließ sich zum Artillerieoffizier ausbilden, bevor er 2001 wieder in seine Heimat ging. In der Zwischenzeit diente Oberstleutnant Aihou in Benin als Ausbilder und Zugführer in der nationalen streitkräftegemeinsamen Unteroffizierschule, als Batteriechef und Kommandeur im Artilleriebataillon, als stellvertretender Kommandeur sowie als Kommandeur der Offizierschule der Streitkräfte Benins. Er besuchte Lehrgänge in Frankreich, Belgien und Kamerun und war mehrmals in der Elfenbeinküste und im Kongo im Einsatz. Der Stabsoffizier aus Westafrika spricht drei Sprachen: neben Französisch und Englisch auch Deutsch. „Ich habe keine Schwierigkeiten mit der Sprache, da ich immer den Kontakt zu Kameraden aus Deutschland gehalten habe“, sagt er. Auch in Benin spricht er Deutsch, wenn er dazu die Gelegenheit bekommt, so der Stabsoffizier. Um seine Kenntnisse aufzufrischen, absolvierte er - wie die anderen Teilnehmenden auch - eine Sprachausbildung im Bundessprachenamt in Hürth nahe Köln. Im August vergangenen Jahres begann dann der Lehrgang in Hamburg.

Corona-Situation hat auch positive Seiten

„Ich habe hier im Unterricht immer die Möglichkeit gehabt, meine Meinung zu sagen. Das fand ich gut“, sagt der 45-Jährige. Besonders habe er sich auf die Lehrgangsreisen nach Wien oder Brüssel gefreut, doch die fielen aufgrund von Corona aus. „Auch unsere Luftwaffenreise wurde abgebrochen. Wir wollten eigentlich mit dem Airbus A400M fliegen“, erzählt er. Dennoch kann er der Situation etwas Positives abgewinnen: „Wir haben wegen Corona einige wichtige Abschnitte im Lehrgang verpasst, aber dadurch auch neue Methoden kennengelernt.“ Statt sich mit einer bestimmten Aufgabe im Stab auseinanderzusetzen, mussten sich die Teilnehmenden allen Rollen widmen. „Während Corona haben alle alles gemacht. So haben viele von uns den Führungsprozess besser verstanden.“ Jeder Teilnehmende musste für sich das Thema bearbeiten und anschließend wurde es in kleinen Gruppen besprochen.

Eine Sache ist ihm besonders wichtig

Genau diesen Austausch mit den anderen Lehrgangsteilnehmenden wird Oberstleutnant Aihou vermissen, sagt er. Denn in der vergangenen Woche verabschiedete der Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Generalmajor Oliver Kohl, den internationalen Lehrgang. Bald geht auch der Flieger für den Stabsoffizier aus Benin. Er freut sich auf seine Frau und seine fünf Kinder, sagt er. Den Kontakt nach Deutschland und zu den anderen Lehrgangsteilnehmenden möchte er jedoch unbedingt halten. „Kontakte sind wichtig für das Leben und die Welt. Es ist gut, wenn man sich kennt, besonders als Soldat. Denn es gab Konflikte, die einfach gelöst werden konnten, weil sich die Protagonisten gekannt haben, beispielsweise weil sie den gleichen Lehrgang besucht haben.“

  • Die internationalen Teilnehmenden stehen vor dem Manfred-Wörner-Zentrum. Hier wurden sie feierlich verabschiedet

    Bei bestem Wetter und unter Einhaltung der Corona-Regeln wurden an der Führungsakademie 78 Stabsoffiziere aus 36 Nationen feierlich verabschiedet. Zehn Monate lang war die höchste militärische Ausbildungsstätte Deutschlands ihr Zuhause

    Führungsakademie der Bundeswehr/Katharina Roggmann
  • Drei Lehrgangsteilnehmende hören den Reden bei der Verabschiedung zu

    Die Teilnehmenden hören gespannt den Festreden zu. „Sie haben Ihren Ländern alle Ehre gemacht", sagt der Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Generalmajor Oliver Kohl in seiner Ansprache

    Führungsakademie der Bundeswehr/Katharina Roggmann
  • Brigadegeneral Michael Matz spricht zu den Lehrgangsteilnehmenden

    Brigadegeneral Michael Matz nahm im Jahr 1996 selbst am Lehrgang Generalstabs- und Admiralstabsdienst International (LGAI) teil. "Das Netzwerk, das wir vor 23 Jahren geknüpft haben, begleitet mich bis heute."

    Führungsakademie der Bundeswehr/Katharina Roggmann
  • Bei der Preisverleihung: Generalmajor OliverKohl ehrt den besten internationalen Lehrgangsteilnehmenden

    Der Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Generalmajor Oliver Kohl, ehrte den besten internationalen Lehrgangsteilnehmenden, Fregattenkapitän Antonio Gamaliel Manzanares Suárez aus Mexiko, mit dem Scharnhorst-Preis

    Führungsakademie der Bundeswehr/Katharina Roggmann
von Sophie Düsing  E-Mail schreiben

Diesjährige Preisträger des internationalen Lehrganges

Der Scharnhorst-Preis würdigt den besten internationalen Teilnehmenden im Lehrgang Generalstabs- und Admiralstabsdienst (LGAI). Im Jahrgang 2019 wurde Fregattenkapitän Antonio Gamaliel Manzanares Suarez aus Mexiko ausgezeichnet. Er beeindruckte durch vorbildliche Haltung, zielorientiertes Handeln und persönliche Offenheit.

Der beste Mentor des LGAI 2019 wird mit dem Generalleutnant-Graf-von-Baudissin-Preis geehrt. In diesem Jahr wurde Oberstleutnant Sebastian „Willi“ Kirleis ausgezeichnet. Er begleitete die internationalen Lehrgangsteilnehmenden nunmehr seit fast zwei Jahren. In seiner Aufgabe als Betreuungsoffizier der Luftwaffe am Bundessprachenamt in Hürth hat er bereits allen ausländischen Lehrgangsteilnehmenden mit Rat und Tat zur Seite gestanden.

Der Admiral-Wellershoff-Preis wird von der Marine-Offizier-Vereinigung (MOV) an den besten internationalen Lehrgangsteilnehmenden des Hörsaals Marine verliehen. Fregattenkapitän Rodrigo Marques Camps aus Uruquay beeindruckte unter anderem mit seinen herausragenden Leistungen und seinem unermüdlichen Einsatz für den Zusammenhalt des Hörsaals.

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