Er ist Soldat, Pilot und Feuerwehrmann
Er ist Soldat, Pilot und Feuerwehrmann
- Datum:
- Ort:
- Hamburg
- Lesedauer:
- 4 MIN
Sie kann als Stützpfeiler der Bundeswehr angesehen werden – die Reserve. Denn sie hilft der aktiven Truppe, ihre Aufgaben zu erfüllen. Dazu gehören die Landes- und Bündnisverteidigung, der Heimatschutz und das internationale Krisenmanagement. Auch bei der Führungsakademie der Bundeswehr sind Reservistinnen und Reservisten eingesetzt. In welchen Bereichen die Reservistendienst Leistenden an der höchsten militärischen Ausbildungsstätte in Deutschland arbeiten, mit welchen Herausforderungen sie sich tagtäglich auseinandersetzen und wie ihr Leben außerhalb der Bundeswehr aussieht, darüber berichten sie in unserer Serie: So auch Stabsgefreiter Jan-Philipp Dombrowski aus dem Dezernat Informationsarbeit.
Gleich drei Leidenschaften begleiten Stabsgefreiter Jan-Philipp Dombrowski fast sein ganzes Leben lang: Nach der Schulzeit meldete er sich aus Überzeugung als Freiwillig Wehrdienstleistender (FWDLer), in seiner Freizeit engagiert er sich ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr und dann gibt es da noch die Fliegerei. Doch alles der Reihe nach.
Von Elektronischer Kampfführung zur Logistik
„Ich wollte in den Einsatz, die militärische Welt kennenlernen und herausfinden, ob ich etwas bewirken kann“, sagt Stabsgefreiter Jan-Philipp Dombrowski. Vier Tage nach seiner Abiturentlassung im Juli 2010 begann seine Grundausbildung beim Bataillon Elektronische Kampfführung 912 im niedersächsischen Nienburg an der Weser. Als er diese beendet hatte, war er für die organisatorischen Belange der Kompanie zuständig. Auch Übungen gehörten dazu. „Aufklären und Stören“, sagt Dombrowski. Mittels hochempfindlicher Empfangsgeräte werden Funkstrahlen aufgezeichnet und ausgewertet. Um die Handlungsfähigkeit des Kontrahenten einzuschränken, werden diese Signale gestört. Kurze Zeit später zog es den gebürtigen Hamburger jedoch aus privaten Gründen zurück nach Hause. „Ich habe mich heimatnah versetzen lassen und bin dann nach Boostedt nahe Neumünster in das Instandsetzung-Bataillon 166 gekommen.“ Statt Signale abzufangen, ging es für Dombrowski in die Panzerwerkstatt. Als Materialbewirtschaftungssoldat kümmerte er sich beispielsweise darum, Ersatzteile für den Einsatz bereitzustellen. Er beschaffte alles Notwendige von der persönlichen Ausrüstung über Rohre für Wasserleitungen bis hin zur Antriebswelle eines Panzers.
Mit der Feuerwehr in Afrika
Nach zehn Monaten verließ er die Bundeswehr ohne Einsatzerfahrung. Diese sammelte er bei der Freiwilligen Feuerwehr. Mit 18 Jahren war er für knapp zwei Monate in Tansania (Afrika) im Einsatz. „Es war eine spannende Zeit. Wir haben dort geholfen, die erste Freiwillige Feuerwehr auszubauen“, so Dombrowski, der mit 15 Jahren zur Jugendfeuerwehr gekommen ist. Zwei Jahre später trat er in den Einsatzdienst der Feuerwehr Hamburg ein. Er absolvierte seine Grundausbildung und wechselte anschließend in die Einsatzabteilung. „Feuerwehr war immer mein Steckenpferd, meine Leidenschaft, meine Berufung. Das hat mir unheimlich gelegen.“ Und so besuchte er regelmäßig Lehrgänge unter anderem zu Lösch- und Rettungstechniken sowie zum Führen von Einheiten an der Feuerwehrakademie. „Ich bin relativ schnell Trupp- und Gruppenführer geworden und war einer der jüngsten Gruppenführer in Hamburg. Vor zwei Jahren wurde ich zum Hauptbrandmeister befördert.“ So leitet der heute 30-Jährige beispielsweise Einsätze, geht aber auch als Angriffstrupp ins Feuer oder bildet junge Anwärter aus. Zu seinen Aufgaben gehört auch die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Er schreibt Pressemitteilungen, spricht mit Journalisten und kümmert sich um die Plakatwerbung für die Nachwuchsgewinnung.
Er schreibt Artikel für das Intranet und Internet
Seine Fähigkeiten auf diesem Gebiet bringt er derzeit auch als Reservistendienst Leistender im Dezernat Informationsarbeit an der Führungsakademie der Bundeswehr ein. Stabsgefreiter Dombrowski schreibt Artikel für das Internet und Intranet und arbeitet mit einem Content-Management-System. Er sichtet Tageszeitungen und das Internet und wertet aktuelle Artikel für den Kommandeur der Führungsakademie der Bundeswehr, Generalmajor Oliver Kohl, aus. „Mir macht die Arbeit unheimlich viel Spaß. Das Team ist dynamisch und ich lerne sehr viel.“ Für Dombrowski ist der Reservistendienst eine Möglichkeit, wieder in die Arbeit der Bundeswehr hineinzuschnuppern. „Für mich war es damals eine Überzeugungstat zum Militär zu gehen. Die Bundeswehr hat mich besonders aufgrund meiner weiteren Leidenschaft der Fliegerei angesprochen“, erzählt Dombrowski. Seine ursprüngliche Idee war es, Pilot bei der Bundeswehr zu werden. Jedoch sprach sich sein familiäres Umfeld gegen diese Überlegungen aus, doch ganz auf die Armee verzichten, wollte er nicht.
Notfallrettung und Fliegerei
Er entschied sich nach seiner Zeit bei der Bundeswehr, eine private Pilotenausbildung zu absolvieren. Auf dem Flughafen in Uetersen (Schleswig-Holstein) begann er mit seiner Ausbildung. Es gehörten sowohl praktische als auch theoretische Inhalte dazu. „Ich wollte schon immer etwas machen, wo ich die beiden Komponenten, die Notfallrettung und die Fliegerei, zusammenbringen kann“, so Stabsgefreiter Dombrowski. Und so unterbrach der heute 30-Jährige für kurze Zeit seine Pilotenausbildung, um sich ein zweites Standbein aufzubauen. Er ließ sich an der Feuerwehrakademie Hamburg zum Rettungsassistenten ausbilden. Damit ihm dieser Beruf anerkannt wird, arbeitete er ein Jahr in diesem Bereich, bevor er seine fliegerische Ausbildung fortsetzte. Schließlich musste er für seinen Ausbildungsweg noch Erfahrungen nachweisen. Über 100 Flugstunden sammelte er in den USA. Er flog über viele Küsten, Hochgebirge und landete auf Hochhausdächern. Nach der Theorieausbildung war es dann im Februar 2019 soweit: Dombrowski hatte die Ausbildung zum Berufs-Hubschrauberpiloten bestanden. Um jedoch eine Anstellung als Hubschrauberpilot zu erhalten, musste er weiterhin Flugstunden sammeln. Vorausgesetzt werden meist 500 Flugstunden – Dombrowski zählt heute 210.
Kameradschaft bedeutet: Helfen, ohne eine Gegenleistung zu erwarten
Bevor es ihn wieder in das Cockpit verschlägt, möchte er beim Militär als Reservist dienen und weitere Erfahrungen sammeln.
Mir gefallen bei der Bundeswehr die Kameradschaft und die vielfältigen Aufgaben.
Jan-Philipp Dombrowski wird es deshalb vermutlich immer wieder zur Bundeswehr ziehen. „Man lernt beim Militär seine körperlichen und geistigen Belastungsgrenzen kennen und zusammen mit anderen, für ein Ziel zu kämpfen und durchzuhalten. Man lernt, anderen zu helfen, ohne etwas dafür zu fordern“, sagt der Reservist, der das Glück hat, seinen drei Leidenschaften nachgehen zu dürfen.